Vernünftige Gedanken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen, auch allen Dingen überhaupt
31. Dezember 2018
Der Jahresrückblick mit Mesut und Claas
27. Dezember 2018
Streiflicht: Frank Underwood wehrt sich!
24. Dezember 2018
Frohe Weihnachten!
nein, es ist kein Jahresendfest, es ist kein Lichterfest, es sind auch keine "frohen Feiertage" oder "frohe Festtage". Im Namen meiner Kollegen und mir selber, wünsche ich Ihnen:
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23. Dezember 2018
Der Fall Relotius - eine journalistische Köpenickiade
Gerade auch in den klassischen Medien ist von einem Einzelfall die Rede, was im Hinblick auf Ausmaß und Dreistigkeit der Manipulationen des 33-Jährigen zweifellos richtig ist. Man fühlt sich gleichwohl an den Hauptmann von Köpenick erinnert, der mit seiner Rathausbesetzung zwar ebenfalls etwas Singuläres getan, dabei aber auch die Schwächen eines Systems, das der von einer Uniform ausgestrahlten Autorität bedenkenlos auf den Leim ging, ausgenutzt und offengelegt hat. In Deutschland wurde der Handstreich des Wilhelm Voigt überwiegend belustigt zur Kenntnis genommen. Die nachdenklichen Stimmen, die von einem - modern gewendet - bug und eben nicht von einem feature sprachen, waren in der Minderzahl.
16. Dezember 2018
Der Arbeitgeberpräsident schafft das
11. Dezember 2018
Muss Israel noch einen Krieg führen?
Allein der eine Satz „In Auschwitz ist nicht das Judentum gestorben, sondern das Christentum" (1946 im Bericht „Die Nacht") könnte Elie Wiesel unsterblich machen. Man möchte mehr von ihm wissen und lesen. 1986 bekam er den Friedensnobelpreis und 2016 ist sein Todesjahr.
Siebter von links in der zweiten Reihe von unten (links vom Pfosten): Wiesel im KZ Buchenwald, 16. April 1945, 5 Tage nach der Befreiung.
1982 veröffentlichte Wiesel fünf Porträts jüdischer Propheten: Josua, Elias, Saul, Jeremias und Jona. Ich wähle das erste und kriegerischste vom Eroberer: „Josua oder die Tragik des Siegers". Warum? Weil ich zeigen will, wie er mit dem biblischen Bericht, den er so nimmt, wie er da steht, ringen muss, um zu seinem Ziel zu kommen: Manchmal könne ein Krieg unvermeidlich sein und gerechtfertigt als Verteidigungskrieg. Aber hier war es anders: „Josua irritiert uns."
10. Dezember 2018
Wahrheit. Häresie. Glashaus. Geisterfahrt. Eine kurze Meta-Reflexion
9. Dezember 2018
Ist es eine Verschwörung, wenn es offen passiert? Ein Gedankensplitter.
8. Dezember 2018
Die vertane Chance. Die gewahrte Chance. Gedanken zur Wahl des CDU-Parteivorsitzenden
Und ernüchtert seh ich den grauen Tag.So lautet die letzte Strophe von Kurt Tucholskys wunderbarem Gedicht "Dantons Tod". Und so ließe sich wohl auch (in poetischer Sprache) das Gefühl beschreiben, das viele Konservative gestern Abend ergriff, als sie die Nachricht von Annegret Kramp-Karrenbauers Sieg bei der Wahl zum CDU-Vorsitzenden vernahmen. Kollege Llarian hat diese Enttäuschung in unserem Blog in umschweifslos klare Worte gefasst. Unter dem Eindruck der Ereignisse hätte ich (fast) jeden Satz in Llarians Text unterschrieben. Heute bin ich anderer Auffassung. Vielleicht war es, auch und gerade aus konservativer Sicht, ein großer Segen, dass Friedrich Merz gestern nicht zum Präsidenten seiner Partei erkoren wurde.
Wo ist der November geblieben?
Wo ist das Volk, das einst unten lag,
Von Sehnsucht nach oben getrieben?
Stille. Vorbei. Es war nicht viel.
Ein Spiel. Ein Spiel.
7. Dezember 2018
Auf wiedersehen CDU. Gute Nacht, Deutschland.
Friedrich Merz war eine solche Hoffnung. Sicher kein Traumkandidat, aber doch wenigstens ein Aussenseiter auf die Möglichkeit die verheerende Politik der letzten Jahre wenigstens in den Folgen zu begrenzen. Es wäre eine Augias-Aufgabe gewesen, doch selbst wenn der Stall am Ende nicht an allen Ecken geglänzt hätte, so wäre es wenigstens ein Schritt in die richtige Richtung gewesen.
1. Dezember 2018
Liebe SPD, ich wünsche Dir viel Spaß beim Untergehen
Holger Steltzner fand jüngst in der FAZ die richtigen Gedanken und eigentlich noch zu wenig drastische Worte: Dieselfahrverbote sind Klassenkampf von oben, und zwar des grünen Bobo-Milieus, das sich Altbauwohnungen in den Innenstädten gönnen kann, gegen schlechter remunerierte Arbeitnehmer, die der günstigeren Mieten und Grundstückspreise wegen in der Peripherie wohnen, und denen ein schnippisches "Dann sollen sie halt mit der Bahn fahren" wie das berühmte, Marie Antoinette zugeschriebene Zitat mit dem Kuchen vorkommen muss.
28. November 2018
Seefahrende Trolle
Der Anlaß ist relativ klar: Die russische Marine hat ukrainische Schiffe angegriffen, beschossen, gerammt und gekapert. Diese Sachlage ist so eindeutig und unbestritten, daß selbst Nahost-geschulte deutsche Medien den Angegriffenen keine Mitschuld zuschieben können. Maximal kann auf Pseudo-Neutralität zurückgegriffen werden wie in der ZDF-Schlagzeile: "Ukraine und Rußland - Zwischenfall verschärft Konflikt".
25. November 2018
Rupert Brooke - "The Soldier / Der Soldat"
23. November 2018
Liebe RWE, stellt doch bitte mal den Strom ab!
- Sie können das Kind ignorieren (oder gar noch bestärken).
- Sie können versuchen die Steckdose mit allerlei technischen Mitteln zu sichern.
- Sie können dem Kind gut zureden und versuchen an seinen Verstand zu appellieren.
- Sie können dem Kind eins auf die Finger geben.
Während eins sicher keine Lösung darstellt (und man solchen Eltern wohl besser die Kinder wegnehmen sollte), so ist Lösung zwei nur eine Scheinlösung. Natürlich kann man eine Steckdose blind machen, einen FI einbauen oder versuchen die Steckdosen mit Möbeln zu blockieren, in der Realität ist aber keine dieser Lösungen wirklich sicher. Kinder haben Zeit und sind erfinderisch, eine Kindersicherung hält einer Gabel nicht stand, ein FI schützt nur beim Kurzschluss mit der Schutzerde und Möbel lassen sich wegschieben. Am Ende läuft es immer auf eine Entscheidung zwischen drei und vier hinaus (wenn man das Problem überhaupt hat, viele Kinder haben kein Interesse an Steckdosen). Drei klingt natürlich nach einem Königsweg, und mag auch bei den meisten Kindern funktionieren, es bleibt aber eine nicht kleine Gruppe von Kindern übrig, bei denen das nicht klappt. Und dann hat man, als verantwortungsvoller Elternteil, eigentlich nur noch die Wahl zwischen vier oder nicht vier.
19. November 2018
Die Relativismus-Religion
Es wird geklagt, die political correctness führe zu einem Universalismus, der nicht mehr der Natur des Menschen entspreche: die Vielfalt würde vernichtet, wenn die Unterschiede zwischen Mann und Frau und zwischen den Kulturen geleugnet würden, die krampfhafte Gleichstellung sei ein Aufstand gegen den gesunden Menschenverstand. Auch die Kirchen in Deutschland seien inzwischen aus Angst vor einem Bedeutungsverlust abgefallen zu politisierten geistig-moralischen Wohlfühlleistern, um ihr Mitspracherecht zu behalten. Ist das die Realität und welches Anliegen äußert sich in diesen Klagen?
18. November 2018
Thwip. Zum Tode von Stan Lee.
Der Ruhm kam vergleichsweise spät. 1961, also vor mehr als 50 Jahren schuf Stan Lee, zusammen mit Jack Kirby, den ersten großen Marvel Comic, die fantastischen Vier. Es folgten die bekannten Figuren vom Hulk bis zu seiner wohl erfolgreichsten Figur: Spider Man. Es mögen manche die Aussage in Zweifel ziehen, aber man könnte auch sagen, Stan Lee ist der eigentliche Schöpfer des Marvel Comic Universums, wie wir es heute kennen.
30. Oktober 2018
Die große Lösung und die lästigen Formalien
Auf SPD-Seite wird schon seit Regierungsbildung darüber geredet. Spätestens seit dem Debakel in Bayern wird in weiten Parteikreisen und dem Parteiumfeld gefordert: Sofort raus aus der GroKo, die schadet uns nur.
Auf Unions-Seite blieb der Frust länger unter der Decke und richtete sich mehr gegen die Parteiführungen als den Koalitionspartner. Aber auch hier liegen seit den Wahldesastern in Bayern und vor allem Hessen die Nerven blank. Die bisher absolut Merkel-treue Hessen-CDU hat schon am Wahlabend unisono die Schuld an der Niederlage an die Berliner GroKo abgeschoben.
Und seit nun Merkel gestern ihren Abschied angekündigt hat, gibt es auch auf Unionsseite die Hoffnung auf die große Lösung. Ein Hoffnungsträger (irgendein Friedrich Kramp-Spahn) wird neuer Parteivorsitzender, übernimmt das Kanzleramt, und dann wird die Republik wieder so wie vor Merkel.
Es ist erstaunlich, daß bei diesen Wunschvorstellungen auch erfahrene politische Aktivisten oft vergessen, daß nach dem ersten Schritt noch einige weitere kommen werden. Und die sind dann nicht so einfach und erfolgbringend. Sondern das Risiko ist groß, daß nach der großen Lösung nicht die Befreiung kommt, sondern ein noch viel größeres Desaster.
29. Oktober 2018
Merz? Ja, ist denn heut scho Weihnachten?
21. Oktober 2018
Ein Brief an Angela Merkel
19. Oktober 2018
Moments bloguicaux: Paradoxes zum Herdenverhalten
Immer wieder wird berichtet, dass die Gewandungsgepflogenheiten aristokratischer Stilikonen, wie insbesondere der beiden Herzoginnen Kate und Meghan aus dem Vereinigten Königreich, dazu führen, dass ein Kleid in kurzer Zeit ausverkauft ist oder ein Internet-Shop zusammenbricht.
Dem Endunterfertigten stellen sich diesbezüglich zwei Fragen: Wie erkennen die Imitationswilligen so schnell, um welches Modestück es sich bei dem von den Blaublüterinnen (besser gesagt: durch Heirat blaublütig Gewordenen) handelt? Warum wollen nicht ganz wenige Frauen das gleiche Garderobenelement ihr Eigen nennen, da es doch als mittlere gesellschaftliche Katastrophe gilt, wenn zwei Damen zu einer Veranstaltung in übereinstimmendem Fummel erscheinen?
Und, als an- und abschließende Aporie des Autors hinsichtlich dieses Themas: Warum herrscht bei Männern Uniformzwang, der sich hinsichtlich der Notwendigkeit eines Strangulationsaccessoires in jüngerer Vergangenheit gottlob mehr und mehr auflockert, während den Frauen eine beneidenswerte Diversität an Körperbedeckungsvarianten offensteht?
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17. Oktober 2018
Was dem einen sein Denunziant ist
Doch fangen wir am Anfang an: Wie öfter in den letzten Jahren legt die AfD mal wieder vor. Nachdem sie für das Bundesland Hamburg bereits ein solches geschaffen hat, möchte sie nun auch in Sachsen ein Portal auflegen, in dem Schüler Anzeige gegen ihre Lehrer erstatten können, wenn diese die gebotene politische Neutralität missachten. Simpel übersetzt: Schüler sollen, auf Wunsch anonym, ihre Lehrer "verpetzen" können, wenn diese in ihrem Unterricht auf die AfD einprügeln.
15. Oktober 2018
It’s Upper Bavaria, stupid – Zu regionalen Besonderheiten im bayerischen Wahlverhalten
13. Oktober 2018
Ein bisschen Zahlenmagie zur Bayernwahl
11. Oktober 2018
Weiß-blaues Wahlorama
8. Oktober 2018
Und ewig grüßt die Apokalypse
Fragen zu allen Dingen überhaupt: Ist es Kunst, kann es weg, und wenn es weg ist, ist es dann noch Kunst?
7. Oktober 2018
Warum Kavanaughs Ernennung eine gute Nachricht ist
Über Kavanaughs Qualität als Jurist kann der Endunterfertigte nicht urteilen, fehlen ihm dazu doch sowohl Einblicke in die bisherige Arbeit des Mannes aus Washington als auch Kenntnisse des amerikanischen Rechtssystems, die für eine halbwegs seriöse Bewertung ausreichen würden. Um Kavanaughs Fähigkeiten als Rechtsprechungsorgan ging es in der Debatte über seine Eignung als Höchstrichter auch gar nicht. Vielmehr wurde ihm zur Last gelegt, in jungen Jahren einen moralisch verwerflichen Lebenswandel geführt zu haben, der in der versuchten Vergewaltigung eines damals 15-jährigen Mädchens gegipfelt haben soll.
3. Oktober 2018
Marginalie: Verständnis für Alan Posener? Einfach nur peinlich
29. September 2018
Was wird da aufgedeckt in der Kirche?
Die Kräfte der Stille und der Mitte drohen Europa zu verlassen.
Gehen sie wirklich fort, dann muss das Abendland verdorren. (1933)
Wie seltsam die alten Worte Stille und Mitte. Wir hören heute andere: Verstrickung, Vertuschung, Missbrauchstudie, Machtstrukturen, Risikofaktor, Frühwarnsysteme. Die Psychologen sind nicht erstaunt, dass die Anzahl der „Betroffenen“ in Deutschland genauso groß ist wie die in Irland, USA und Australien. Der Mensch ist überall derselbe. Aber von Christen und Amtsträgern erwartet man Vorbildlicheres.
25. September 2018
Ein Brief an Horst Seehofer
24. September 2018
Mooßn, du bleibst nee hiea!
23. September 2018
Merkels schwerste Sünde
Wohnen wird Chefsache. Rette sich wer kann.
21. September 2018
Aus nicht mehr ganz aktuellen Anlaß
Vollkommen unabhängig davon möchte ich auf das Spendenkontro der Friedrich Naumann Stiftung hinweisen:
Emfpänger:
Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit
Spendenkonto:
Commerzbank Berlin
BLZ: 100 400 00
Konto Nr.: 266 9661 04
IBAN: DE12 1004 0000 0266 9661 04
BIC: COBADEFFXXX
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12. September 2018
Chemnitz und die Macht der Phantasie
Es liegen keine Belege dafür vor, dass das im Internet kursierende Video zu diesem angeblichen Vorfall authentisch ist.Und:
Nach meiner vorsichtigen Bewertung sprechen gute Gründe dafür, dass es sich um eine gezielte Falschinformation handelt, um möglicherweise die Öffentlichkeit von dem Mord in Chemnitz abzulenken.
11. September 2018
Politische Symmetrie
Nur ein Herzinfarkt. Dann ist ja alles gut. Kleine Anmerkung.
9. September 2018
Politische Lyme-Borreliose nach Zeckenbiss: Noch etwas zu Chemnitz
Die Bilanz des bisherigen einschlägigen Auftretens von Bundeskanzlerin Merkel kann eigentlich nur "peinliche Panne" lauten. Zum einen hat die Regierungschefin bei der Auswahl ihrer Quellen, aus denen sie die Grundlagen für ihre Einschätzung der Lage bezog, einen eklatanten Mangel an Sorgfalt walten lassen: Ein Film, der von einem bestens erkennbar der linksextremen Szene angehörigen User(kollektiv) ins Internet gestellt wurde, war wohl letztlich das einzige objektive Beweismittel, auf das die mächtigste Frau im Staat ihre Einlassungen stützte. Bei den Strafverfolgungs- und den Sicherheitsbehörden hatte sie offenkundig nicht nachgefragt, denn sowohl die Generalstaatsanwaltschaft Dresden als auch das Bundesamt für Verfassungsschutz können dem ihnen vorliegenden Material zu Chemnitz jedenfalls derzeit keinen Hinweis auf eine xenophobe Hetzjagd entnehmen.
8. September 2018
Noch einmal Chemnitz. Was man weiß, was man nicht weiß
FakeNews aus dem Kanzleramt oder "Ein Fall für Pofalla"
4. September 2018
Ein verheerendes Urteil. Eine kurze Anmerkung zu Kandel.
Effektiv gute fünf, von denen auch acht Monate bereits durch die Untersuchungshaft abgesessen sind. Am Ende wird der Täter noch gute vier Jahre in einem deutschen Gefängnis sitzen und wird, zumindest wenn es nach unserer Regierung geht, auch dann kaum abgeschoben werden. Oder kurz: Es spricht einiges dafür, dass er Ende 2022 wieder auf deutschen Strassen unterwegs sein dürfte.
2. September 2018
Chemnitz und die Plattentektonik der deutschen Politik
Es ist wohl nicht unangemessen hyperbolisch, wenn man die kommenden Landtagswahlen in Bayern (14. Oktober 2018) und in Sachsen (voraussichtlich 1. September 2019) als Schicksalswahlen bezeichnet. Zwischen Alpen und Main steht immerhin die zur Gewohnheit gewordene Alleinherrschaft der CSU auf dem Spiel. Im anderen Freistaat könnte sich die AfD zur stärksten Kraft mausern. Beide genannten Eventualitäten wären dazu geeignet, messbare bis erdbebenartige Erschütterungen in der Bundespolitik hervorzurufen.
24. August 2018
Llarians Welt: Die Kleinigkeit im Aldi
21. August 2018
Der Rechtstaat und der Mob
„Die Unabhängigkeit von Gerichten ist ein hohes Gut. Aber Richter sollten immer auch im Blick haben, dass ihre Entscheidungen dem Rechtsempfinden der Bevölkerung entsprechen“Diese beiden Sätze, die der amtierende Innenminister von NRW, Herbert Reul, von sich gab, sind derzeit eine prima Vorlage um seine politische Karriere zu beenden. Seit er sie von sich gab findet ein vergleichsweise nettes Kesseltreiben gegen ihn statt und Verteidiger hat er dabei nicht auf seiner Seite. Naheliegend also, dass er inzwischen zu Kreuze kriechen musste und sich von seiner eigenen Aussage zu distanzieren sucht, mithin erklärt er nicht damit gerechnet zu haben "missverstanden" zu werden.
16. August 2018
Say a little prayer - Zum Tod von Aretha Franklin
Titel wie "Respect", "Chain of fools", "You make me feel like a natural woman" oder das in der Überschrift erwähnte "Say a little prayer" gehören zu den Evergreens der Musik des 20. Jahrhunderts. Mit ihrem Lied "Think!" trat Franklin in dem Film Blues Brothers als Inhaberin eines (ins Deutsche schlechterdings nicht kongenial übersetzbaren) soul food restaurant auf. Bei der Grammy-Verleihung des Jahres 1998 sprang die in Memphis, Tennessee, geborene Queen of Soul für den kurzfristig verhinderten Luciano Pavarotti ein und gab dessen Vorzeige-Arie Nessun dorma (aus Puccinis Turandot) zum Besten, freilich in ihrem eigenen Stil und in den von ihr auf Italienisch vorgetragenen Passagen mit charmantem Anglo-Akzent (was beides nicht jedermanns Sache sein mag).
So wie Little Richard die shouter-Tradition im Rock'n'Roll - wieder lato sensu - nachhaltig geprägt hat und ihm insbesondere jeder Soul-Interpret (männlich/weiblich) dafür tributpflichtig ist, hat Franklin gut hörbar einen enormen Einfluss auf das, was nach ihr kam, ausgeübt. Dass viele ihrer Epigonen freilich nicht dieselbe Klasse und keine vergleichbare Geschmackssicherheit aufwiesen, steht auf einem anderen Blatt.
Aretha Franklin hat ein nicht ganz unbedeutendes Kapitel der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts geschrieben. Sie wird deshalb unvergesslich bleiben.
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12. August 2018
Die linke Sammlungsbewegung "Aufstehen": Sommertheater oder sozialistischer Neuanfang?
8. August 2018
Kleine Sottise zum Supersommer
Der Verfasser dieses Beitrages kann auf Temperaturen über 20 Grad ohne weiteres verzichten. Der allgegenwärtigen Jeremiade, dass es hierzulande neun Monate lang zu kalt und im restlichen Quartal nicht warm genug sei, mochte er sich noch nie anschließen.
Für alle jene, die hohe Quecksilbersäulen bevorzugen, scheint die Begeisterung über das Badewetter indessen keine ungetrübte Freude zu sein. Denn wo die Sonne erbarmungslos vom Himmel herabbrennt, da scheint der menschengemachte Klimawandel nicht weit zu sein. Heute denkt dies der Mainstream in einem Atemzug. Beim Supersommer 2003 kam dagegen zuerst der Fasching, dann der Aschermittwoch, oder um es in Zettels Worten zu formulieren: erst die kollektive Besoffenheit, dann der Kater.
Da behaupte noch einer, dass Merkel diese Republik in Schlaf und Stillstand versetzt hat. Unsere Hysterien entwickeln wir jedenfalls weiter.
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22. Juli 2018
Die ZEIT und das Erbe der Sarrazin-Debatte
Vieles, was die damalige Kontroverse mit sich brachte, war zwar nicht neu, trat bei jener Gelegenheit allerdings in einer derart gehäuften und plakativen Form auf, dass es zu einer Mobilisierung von Menschen führte, die den betreffenden Tendenzen zuvor keine nähere Beachtung geschenkt hatten: So erinnerte das Einschreiten der Kanzlerin und anderer Exponenten der Staatsgewalt in einer rein gesellschaftlichen, mangels Rückendeckung durch eine im Parlament vertretene Partei eben noch nicht politischen Debatte an die Moralaposteleien der Leinwand-Saubererhalter früherer Dekaden. Neu war dagegen der Schulterschluss zwischen dem Gros der Medien und der Mehrzahl der hohen Staatsfunktionäre. Angela Merkel mag durch diese Solidarisierung für ihre von der Presse frenetisch beklatschten, da dem in den einschlägigen Kreisen dominierenden Weltbild entsprechenden Kursänderungen der Jahre ab 2011 ermutigt worden sein.
20. Juli 2018
Hilfe, wir werden normal!
19. Juli 2018
Der AfD in die Hände gespielt? Nein, den Grünen in die Hände gespielt!
Die Wählerstimmen für die AfD sind aber nicht signifikant gestiegen.
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16. Juli 2018
Warum Angelique Kerber das Wimbledon-Finale gewann
11. Juli 2018
Ein schales Gefühl
9. Juli 2018
Das Ende der Spezialdemokratie. Ein Gedankensplitter.
5. Juli 2018
Beschlagene Kristallkugel
Der Protokollant kann sich nicht erinnern, zu irgendeinem Zeitpunkt der letzten nun dreieinhalb Jahrzehnte, die er sich als eigenständig urteilendes, sich die Weltläufe einen eigenen Reim machendes Zoon politikon einschätzt - für ihn stellten der Falklandkrieg und sein Eintreten dafür inmitten einer geschlossenen Front von kategorischen Ablehnern so etwas die die Äquatortaufe in politicis dar - jemals so ratlos auf die Folgen konkreter politischer Ereignisse geblickt zu haben wie nach dem Abschluß der hektisch inszenierten "Koalitionskrise" der letzten 19 Tage, den Folgen von Frau Merkels und Herrn Seehofer angeblich zerrüttetem Vertrauenverhältnis, dem kurz bevorstehenden Zerbrechen der jahrzehntealten Parteibruderschaft von christdemokratischer und christsozialer Union, von Frau Merkels atemlos aufgesetztem und präsentiertem "Asyldeal" - der sich umgehend als ein Klingklang aus leeren Worten und dem vagen Versprechen entpuppte, vielleicht demnächst mit dem Ziel vagester Vorstellungen einmal tatsächlich zu verhandeln. Ein "Deal," der umgehend von fünf der angeblich 14 beteiligten Staaten dementiert wurde. "Auf lange und mittlere" Sicht war es in den vergangenen Jahrzehnten stets unsicher, welche Folgen sich aus politischen Ereignissen ergeben würden: das Schicksal der DDR und des Kasernensozialismus des Ostblocks konnte über den größten Zeitraum der 1980er Jahre niemand erahnen - aber die unmittelbaren Folgen, für die nächsten Jahre, nachdem sich im Sommer 1989 die Risse in der Ost-West-Mauer zeigten und beständig verbreiterten: das ist eine andere Sache. Irgendwann wurde es, schon im Oktober '89, deutlich, daß der Fall der Mauer nur eine Frage der Zeit war, und daß diesem Ereignis die Wiedervereinigung beides Teile Deutschlands so unausweichlich folgen würde, wie es die Ahnung historischer Dynamiken zuläßt. Auch, daß der einzig relevante Antagonismus, die Schicksalsfrage des gesamten einunzwanzigsten Jahrhunderts, der Konflikt zwischen der freien Welt des Westens und dem unreformierbaren, expansionistischem Islam sein würde, war spätestens am 11. September 2001 jedem halbwegs aufmerksamen Beobachter eisern klar.
1. Juli 2018
Auf, auf, liebe Bettvorleger
29. Juni 2018
Aus der Schwalbenperspektive (17): Ein Sommer ohne Märchen - Noch etwas zum Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft
Aus Sicht des Verfassers hat das Scheitern der Löw-Truppe in (beziehungsweise: an) der Gruppenphase mehrere Ursachen, und wenn der endunterfertigte Autor einige davon in der Folge näher erörtert, möchte er vorab dem Eindruck entgegenwirken, dass er es ja schon immer besser gewusst habe als der Bundestrainer. Vielmehr beruht die nachstehende Analyse auf einer Beobachtung dessen, was in den letzten Monaten und Wochen geschehen ist, und nicht auf prophetischer Begabung.
28. Juni 2018
Aus der Schwalbenperspektive: In hoc signo...
Nach dem doch recht abrupten Ende der deutschen Teilnahme an der Fußballweltmeisterschaft in Rußland, nach dem Wegfall eines Sommermärchens vermittelst der 'Schaft für Schland, nach einem, man kann es nicht völlig abstreiten, nicht ganz glücklichen Tourneeverlauf, bietet es sich an, zum Abschluß auf diesem Netztagebuch doch eine kleine Miszelle dieser Facette des Daseins "in unserem Juniversum" (©Arno Schmidt) zu widmen. Vor allem gilt es, die Verantwortlichen für dieses kleine Mißgeschick zu benennen, das "Die Welt" als "Die historische Schmach der deutschen Nationalmannschaft" nannte und das Geschehen damit rhetorisch neben das an der Westfront vor einhundert Jahren, im Frühsommer 1918 einreihte. Eigentlich gehörte zur Komplettierung noch "...im Felde unbesiegt" dazu - aber das wäre selbst dort wohl zu sehr mit der optischen Evidenz in Widerspruch geraten. Fragen wir also, wer hier den Dolch im Gewande führte. Spaßig ists, daß, nachdem zuerst das "deutsch" wie vor 3 Jahren auf Betreiben von Frau Merkel persönlich das "national" entsorgt wurde und nur Die Mannschaft übrigblieb, im Augenblick der Niederlage diese entsorgten Gespenster wieder ihren Modergruften entsteigen.
27. Juni 2018
Fragen an den Papst
Wer bringt es übers Herz, den Film von Wim Wenders anzusehen? Wer könnte „einen Mann, der Paläste und Limousinen ablehnt“, kritisieren?
25. Juni 2018
Erdung
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24. Juni 2018
John Ames Mitchell, "Drowsy" (1917)
Zu den Verlusten im Bereich der populären Bildkunst, weitab von den ätherischen Gefilden der Hohen Kunst, sondern im Bereich des praktisch-faktisch Anschaulichen, zu Genießenden, der illustrierenden Gebrauchskunst, zählt, mit einer gewissen Paradoxität, die "astronomische Kunst" - jene Bilder, die ferne Welten, andere Planeten, Monde, interstellare Weiten in anschauliche Bildfindungen umsetzten und die die Entdeckungen der Astronomie der letzten zwei Jahrhunderte in eine direkt sinnliche Erfahrung transponierten. Zwar wird auch dieses Metier immer noch gepflegt, aber die außerirdischen Landschaften, die Ansichten von den Oberflächen der Planeten und Monde unseres Sonnensystems und fremder Sterne hat in den letzten zwei Jahrzehnten keine namhaften Künstlerpersönlichkeiten mehr hervorgebracht, mit deren Namen bestimmte Tönungen, Bildgebungen, eben ein unverwechslicher Stil (wie immer man ihn definieren will) verbunden ist.
22. Juni 2018
Der Preis der Arroganz
19. Juni 2018
Aus der Schwalbenperspektive: Böse Menschen haben keine Lieder
Nun ist also das erste Spiel der deutschen Nationalmannschaft absolviert, und Jogis Buben haben sich überzeugend sowohl in die Reihe der versagenden Titelverteidiger (Frankreich 2002, Italien 2010 und Spanien 2014 in der Vorrunde ausgeschieden) als auch in das allgemein in der ersten Runde nicht überzeugende Auftreten der Top-Teams eingefügt. Frankreich hat mit viel Dusel gegen Australien gewonnen, Argentinien Unentschieden gegen Island, Brasilien das Gleiche gegen die Schweiz, und England ließ gegen Tunesien in der ersten Halbzeit Chancen liegen, die schon mindestens bis zum Halbfinaleinzug gereicht hätten, um anschließend durch ein Brechstangentor von Kane in der Nachspielzeit noch ein mühsames 2:1 zu erreichen.
Ideenlos, unkonzentriert, mit schlechter Abstimmung und auch irgendwie satt wirkend (bezeichnend das gemütliche Zurücktraben vom Dreimal-in-Folge-Champions-League-Gewinner Toni Kroos beim Gegentor) schleppte sich der Titelverteidiger durch das Spiel, hatte Pech bei den wenigen Abschlüssen und Glück, dass die Mexikaner auch recht leichtfertig mit ihren Chancen umgingen und dass der Schiedsrichter bei Hummels' Foul in der zweiten Halbzeit nicht auf den Punkt zeigen wollte. So gab es eine insgesamt nicht unverdiente 0:1-Niederlage gegen einen zwar auf dem Papier deutlich schwächeren, aber beherzt auftretenden Gegner, der von seinen Fans so nach vorne gepusht wurde, dass es angeblich in Mexiko zu einem Erdbeben kam (ob das in Moskau auch noch spürbar war?).
Nun, beherztes Auftreten kann man zumindest der Anfangsformation nicht unterstellen, und selbst wenn Kimmich sehr offensiv unterwegs war, fehlte er hinten, so dass Hernandez für das schnelle Umschaltspiel der Mexikaner immer eine freie Anspielstation bot und die deutsche Innenverteidigung mit Mats und Jerome "Wir waren hinten immer allein" Hummels und Boateng in Bedrängnis bringen konnte.
Und wie sah es mit der Unterstützung der Fans aus? Nun sind ja trotz aller Sommermärchen-Legenden die 80 Millionen deutschen Bundestrainer in der Regel so kritisch, dass die Anhänger der Bayern geradezu als You'll-never-walk-alone-Gemeinschaft durchgehen könnten. Und diesmal hatte das ganze noch eine politische Komponente - durch die Özil-Gündogan-Erdogan-Affäre. Diese hatte nämlich zur Folge, dass die normalerweise verlässlichste Gruppierung der deutschen Fans - die von Claudia Roth und Schuldkult gebeutelten "Nur-alle-vier-Jahre-dürfen-wie-mal-stolz-sein"-Patrioten der (laut Bildzeitung natürlich nur von Merkel persönlich) entnationalisierten "Mannschaft" die kalte Schulter zeigten und die Passdeutschen mit Pfiffen auf das Spielfeld begleiteten. Dazu findet ja das wahre "Endspiel" (gerade in Verlängerung) in Berlin statt, und die Angst, ein Erfolg der Deutschen bei der WM könnte die Unsägliche im Amt halten, ist mit Händen zu greifen.
18. Juni 2018
Schneeflöckchens Brautschau
Wenn die ZEIT bei ihrer Nachwuchsauswahl auf ein bißchen mehr Allgemeinwissen und Praxisnähe achten würde, dann wüßte der Autor, daß "gleich und gleich gesellt sich gern" schon immer ein Grundprinzip bei der menschlichen Partnerwahl ist. Daß auch Heiratsvermittler oder Partneragenturen persönliche Umstände, Hobbies und Hintergrund abfragen, um möglichst viele Übereinstimmungen zu finden - das gibt nämlich die beste Chance, daß es paßt.
17. Juni 2018
Georges Simenon, auteur du "Lolita"
"Lolita, light of my life, fire of my loins. My sin, my soul. Lo-lee-ta: the tip of the tongue taking a trip of three steps down the palate to tap, at three, on the teeth. Lo. Lee. Ta. She was Lo, plain Lo, in the morning, standing four feet ten in one sock. She was Lola in slacks. She was Dolly at school. She was Dolores on the dotted line. But in my arms she was always Lolita. Did she have a precursor? She did, indeed she did."
14. Juni 2018
Blut im Wasser?
12. Juni 2018
"Only Trump could go to North Korea"
11. Juni 2018
The boy who cried Nazi
Nahezu jeder kennt die Geschichte vom Hirtenjungen und dem Wolf, eine uralte Fabel, die noch auf Äsop vor mehr als 2500 Jahren zurückgeführt werden kann. Die Geschichte wird seit eben jener Zeit in tausenden von Abwandlungen erzählt, doch im Wesentlichen ist die Moral immer die selbe: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er die Wahrheit spricht. Es ist eine gute Geschichte für Kinder, wenn man ihnen erklärt, warum Lügen allenfalls einen kurzfristigen Nutzen bringen kann, auf die lange Bank aber recht unerwünschte Folgen nach sich zieht.
7. Juni 2018
Halt die Taube fest!
Dieser zugegeben mit einem meterlangen Bart ausgestattete Witz erklärt aus meiner Sicht wunderschön den eigentlichen Hintergrund rund um Gaulands Vogelschiss-Äußerung.
5. Juni 2018
Dr. Llarian: Und die AfD wird von Vollidioten geführt
1. Juni 2018
Eine Kultur der Angst
28. Mai 2018
Der Herausgeber. Zum Tod von Gardner Dozois
(Bildquelle Wikimedia)
"I know that journalism largely consists in saying 'Lord Jones Dead' to people who never knew that Lord Jones was alive," schrieb G. K. Chesteron vor mehr als 100 Jahren im zweiten Band seiner Pater-Brown-Erzählungen, The Wisdom of Father Brown (1914), und der Protokollant sieht sich im Fall von Gardner Dozois in genau dieser Situation.
25. Mai 2018
Die große Datenkraken-Show
Wahrscheinlich haben sie beide recht. Einerseits ist es blamabel, wenn in einer solchen Sitzung nur Wahlkampf getrieben wird auf Kosten von Information und Diskussion. Andererseits ist generell zu befürchten, daß im Bereich Internet unkundige Politer schlechte Gesetze machen.
Das Ganze ist übrigens - bevor das übliche EU-Bashing anfängt - kein spezielles Problem der EU und ihrer Gremien. Auch in jedem anderen Parlament bleibt die Sacharbeit in Wahlkampfzeiten auf der Strecke. Auch in den nationalen Parlamenten wäre nicht mehr aus einer solchen Veranstaltung herausgekommen, siehe das Beispiel USA.
Und speziell der deutsche Bundestag mit seinem bekannten Internet-Analphabetismus und seiner Neigung zur moralisierenden Fachunkenntnis hätte so einen Termin bestimmt noch viel deutlicher versemmelt.
Das eigentliche Problem ist das Veranstaltungsformat selber.
21. Mai 2018
"Kapow! Zong!! In Your Face!!!" - Zum Tod von Tom Wolfe
Ob Wolfes vier Romane die Zeitläufe überstehen werden, jene Produkte der zweiten Hälfte seiner Autorenlaufbahn, wird die Zeit zeigen. The Bonfire of the Vanities von 1985, hat immerhin noch die Vorteile der konzisen Konzentration und der Zeitgeistsatire, mit denen die Welthaltung und der Lebensstil der "Masters of the Universe", der New Yorker Börsenmakler gnadenlos aufgespießt werden. Das Buch verdankt sich einer Wette Wolfes mit dem Herausgeber des Rolling Stone, in dem der Text zwischen Juni 1984 und August in 27 Fortsetzungen erschien. Wolfe hatte daran erinnert, daß viele Autoren des 19. Jahrhunderts - von Charles Dickens, George Eliot, Balzac (und nicht zuletzt Alexandre Dumas pêre) ihre Werke unter Termindruck verfaßt haben, sich von Fortsetzung zu Fortsetzung hangelnd, dem Leser nur ein oder zwei Monate oder gar Wochen voraus, und das dies eine gute Kur gegen die Ausuferung und Fahrigkeit der zeitgenössischen Literatur sei. Auch würde die Konzentration auf kurze Spannungsbögen der uferlosen Salbarei und Selbstspiegelung heilsam einen Riegel vorschieben. Der Roman selbst verdankt sich der Tatsache, daß Wolfe erklärte: unter solchen Umständen könne jeder, auch er, einen brauchbaren Roman verfassen; der Wetteinsatz des Rolling Stone von 200.000 Dollar tat ein übriges. Daß an dieser Einstellung etwa sein mag, zeigt der Umstand, daß Wolfe für die gut 850 Seiten seines zweiten Romans, A Man in Full, danach mehr als zwölf Jahre Arbeitszeit und unzählige Anläufe benötigte.
Als Mißgriff dürfte hingegen sein letzter Titel, The Kingdom of Speech, erschienen im August 2016, zu werten sein. In diesem Zangenangriff auf Charles Darwin und Noam Chomsky zieht Wolfes Polemik, man muß es so sagen, auf beiden Fronten den Kürzeren. Mit Charles Darwin und der Evolutionstheorie sich anzulegen hat sich schon hunderte von Malen als intellektueller Offenbarungseid erwiesen; dieses Gerüst der Naturerklärung steht felsenfest; und Wolfes Vorwurf, Darwin und seiner Nachfolger hätten das Werk Alfred Russel Wallaces geplündert und ihm den ihm gebührenden Ruhm vorenthalten, hat nicht einmal den Vorteil der Originalität vor sich: Parteigänger Wallaces verfechten dies seit seinem Tod 1913 - und für die Triftigkeit einer Theorie ist dergleichen absolut bedeutungslos. Chomsky ist, nicht nur für viele konservative wie liberale Denker (im alten, "europäischen" Sinn dieser Vokabel: "liberal" bedeutet im heutigen englischsprachigen Diskurs hingegen das gleiche, was im Deutschen als "linksgrün" bezeichnet wird) eine höchst negative gesehene Figur, eine Bête noir, ein Feind der Offenen Gesellschaft und Prediger des politischen linken Extremismus. Aber seine Sprachtheorie, vor sechzig Jahren entwickelt, steht auf einem anderen Blatt. Zwar haben sich seine Spezifika, die Ableitungsbäumchen, der Unterschied zwischen "Oberflächen-" und "Tiefenstruktur" einer allen allen Sprachen zugrundeliegenden, und damit angeborenen Sprachstruktur, nicht gehalten (nicht zuletzt wegen der Unentscheidbarkeit, ob dergleichen "in den Genen verankert" liegt oder ob die schlichte Notwendigkeit zu bestimmten sprachlichen Ausdrucksleistungen durch die Wirklichkeit vorgegeben ist). Aber seiner Erkenntnis - oder besser: seine Formulierung des schlichten universellen Beobachtung - daß der Mensch einen "angeborenen Sprachinstinkt" habe, eine Anlage zum Erwerb einer Sprache (und sei sie, bei Taubheit, in Gesten kodifiziert), und daß ein Mensch, bei dem es nicht bis zum dritten Lebensjahr zum Spracherwerb kommt, nicht mehr dazu in der Lage sein und ein mentaler Krüppel bleiben wird: daran kann auch Wolfes Indignation nicht rütteln.
Bleiben werden hingegen, aus der Sicht des Protokollanten, zumindest die beiden schmalen Bändchen, mit denen er sich, in Gestalt einer polemischen Kampfschrift, den beiden Ausprägungen der Moderne annimmt, die zu den, nicht angeborenen, aber unvermeidlichen Ausprägungen des Alltag gehören: der Architektur und der abstrakten Kunst, From Bauhaus to Our House (1981) und The Painted Word (1978), Rundumschläge, die beide Abteilungen kreativer Anmaßung und des Anspruchs auf alleinige Gültigkeit restlos niederbügeln.
Am vorigen Montag, dem 14. Mai 2018, ist Tom Wolfe im Alter von 88 Jahren gestorben.
© Ulrich Elkmann. Für Kommentare bitte hier klicken.