31. Dezember 2014

Der Datenkrake (2): Politische Säuberung

Nachdem Kollege R.A. einen interessanten Hinweis auf die Problematik der Selbst(ent)äußerung auf Facebook geschrieben hat, möchte ich noch eine andere Seite des Themas beleuchten.

Seit ein paar Wochen geistert im Netz ein "Tülchen" rum, das - durch Eingabe einer URL mit der entsprechenden Facebook-Seiten-ID - die eigene Freundesliste danach durchsucht, wer der gesuchten Seite einen "Gefällt mir"-Klick gegeben hat.

Vor dem Hintergrund der Pegida-Demonstrationen nutzten fast alle größeren Medien in ihren Online-Auftritten diese Funktion als Aufhänger, um ihren Lesern vorzuschlagen, doch mal ihre Freundesliste nach Pegida-, AFD- und NPD-Anhängern durchzuforsten und diese Freunde danach zu entfernen.

30. Dezember 2014

Der Datenkrake

Jeder deutsche Zeitungsleser weiß, daß Facebook einer der den pösen US-amerikanischen Großkonzerne ist, die Kultur und Sozialstaat in Deutschland kaputt machen.

Obwohl das deutsche Feuilleton energisch von der Benutzung dieses neumodischen Zeugs gewarnt hat, hat Facebook in Deutschland unverzeihlicherweise Millionen von Nutzern gefunden. Außerdem ist es wirtschaftlich sehr erfolgreich, ebenfalls eine Todsünde. Es bietet seine Dienste kostenlos an und ruiniert damit das Geschäftsmodell der etablierten deutschen Dorfklatsch-Verbreiter.

Und das größte seiner Verbrechen: Facebook veröffentlicht genau das, was seine Nutzer veröffentlichen wollen!

Und das kann zu Peinlichkeiten führen.

Russland heute

Auf dem (bisherigen) Höhepunkt der Krimkrise und dem folgenden Streit um die Ostukraine zeigte sich ein erstaunlich einseitiger, verdrehter Blick auf das Geschehen und seine Einordnung in das größere Bild des Weltgeschehens. Es war einer sehr wirkmächtige, einflussreiche Darstellung, die das Bild vieler Menschen in Deutschland geprägt hat. Doch Ausnahmsweise wurde es nicht von den traditionellen Medien, in denen Anhänger der Grünen eine zumindest relative Mehrheit haben, propagiert, sondern von Blogs, Nischenmedien, in Foren und Kommentarspalten und hier nicht nur von den üblichen Extremisten, sondern auch frei denkenden Demokraten, die ansonsten mit eine Prise gesunden Menschenverstandes dem betreuten Denken entgegentreten. Es war nicht auf eine bestimmte politische Strömung beschränkt, sondern erfasste Linke, Linksextreme, Liberalkonservative, Libertäre, Rechtskonservative, Rechtspopulisten, Rechtsextreme und religiöse Rechte.

26. Dezember 2014

Dummes, kurz kommentiert: Deutschland muss besser werden.



Das Zitat der Generalsekretärin der SPD, Yasmin Fahimi, ist etwas gekürzt, genaugenommen hat Sie gesagt: „Deutschland muss besser werden, nicht billiger.“ Sie sagte dies im Zusammenhang dessen, dass sie es „leid sei“, dass die deutsche Industrie die Politik der aktuellen Regierung als extrem schlecht bezeichnet und von einem verlorenen Jahr spricht. 

24. Dezember 2014

Franz, Franziskus und die Krippe


Laut der Überlieferung von Thomas von Celano geht die Darstellung der Geburt Jesu im Stall von Bethlehem auf den heiligen Franz von Assisi zurück:

In jener Gegend lebte ein Mann mit Namen Johannes, von gutem Ruf, aber noch besserem Lebenswandel. Ihm war der selige Franziskus in besonderer Liebe zugetan, weil er trotz des großen Ruhmes und des Ansehens, das er daheim genoß, den Adel des Fleisches verachtete und nach dem Adel der Seele trachtete. Diesen ließ nun der selige Franziskus, wie er oft zu tun pflegte, zu sich rufen, etwa vierzehn Tage vor der Geburt des Herrn, und sprach zu ihm: „Wenn du wünschest, daß wir bei Greccio das bevorstehende Fest des Herrn feiern, so gehe eilends hin und richte sorgfältig her, was ich dir sage. Ich möchte nämlich das Gedächtnis an jenes Kind begehen, das in Bethlehem geboren wurde, und ich möchte die bittere Not, die es schon als kleines Kind zu leiden hatte, wie es in eine Krippe gelegt, an der Ochs und Esel standen, und wie es auf Heu gebettet wurde, so greifbar als möglich mit leiblichen Augen schauen." Als der gute und treuergebene Mann das hörte, lief er eilends hin und rüstete an dem genannten Ort alles zu, was der Heilige angeordnet hatte.

23. Dezember 2014

Der Anfang vom Ende ukrainischer Blockfreiheit


Der Gesetzgeber in der Ukraine hat den Weg für die Beendigung der Blockfreiheit des Landes freigemacht und der seit 1997 bestehenden Partnerschaft mit der NATO die Möglichkeit eröffnet, in eine Mitgliedschaft zu münden.
Die Blockfreiheit wurde durch Russland 2010 erzwungen und da Russland seinen verbalen Zwangsmaßnahmen auch militärische hat folgen lassen, war es nur konsequent, sich diesem Diktat zu entziehen. Sie sollte die Ukraine vor dem Schicksal Georgiens bewahren.
Nun, da Russland die europäischen Grenzen abermals nur noch nach eigenem Ermessen respektiert, hat das Parlament die Blockfreiheit wohl als unzureichenden Garanten angesehen, um sich vor dem seit 2008 auferstandenen russischen Imperialismus zu schützen.

21. Dezember 2014

Sie ist's

Nein, falsch ist es nicht, wenn die Freie Demokratische Partei etwas verbindlicher auftreten will. Stark in der Sache, milde in der Art! Den Parteinamen möchte sie zwar nun doch nicht ändern, sondern alles drumherum. Neue wärmere Farben, vielleicht sogar ein anderes Logo! Adé Blaugelb. Frische, Wärme, Menschlichkeit und Einfühlsamkeit sind die Leitmotive, wie die für das "Kommunikationskonzept" zuständige Werbeagentur "Heimat" der "Welt am Sonntag" mitteilte.

Samuel Beckett – Zum 25. Todestag. Gastbeitrag von Ludwig Weimer

Beckett starb am 22. Dezember 1989. Sein großes Thema sei gewesen, was zu Ende geht und wie es zu Ende geht, heißt es. Offensichtlich sind die Figuren auf seiner Bühne Strolche, Hanswurste und Clowns, burlesk und peinlich, weil er mitten in der bürgerlichen Erfolgsgeschichte der Nachkriegszeit eine tiefere Wahrheit zeigen will, die innere Krise der Moderne.

19. Dezember 2014

Das Wirtschaftsministerium sucht einen Strommarkt


Es ist schon viel über die Energiewende geschrieben worden, dass sie eine beispiellose Erfolgsgeschichte ist z.B.
Mein Thema ist eine bemerkenswerte Ausschreibung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. 
Seit nunmehr vier Jahren reiten wir in Deutschland voran. Der Anteil der "erneuerbaren" Energien stieg lt. Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft im Mai dieses Jahres auf 27%.

In seiner Ausgabe 04/2014 stellt der BDEW fest:
"Der Energiemarkt funktioniert in seiner jetzigen Form nicht mehr."
Wie auch? Dieser Markt ist planwirtschaftlich transformiert worden, ineffizient und mit drastischen Konsequenzen für die Energieunternehmen und für die Arbeitsplätze in dieser Branche. 

Das ist anscheinend dem BMWi  bewusst geworden. Und es will handeln. 
Nein, es will nicht die Marktwirtschaft wieder einführen. Ihr Ziel ist viel bizarrer:
Es schreibt einen Strommarkt für die Energiewende aus.

17. Dezember 2014

Doppelzitat des Tages: Differenzierung und Pauschalisierung


Tagesspiegel: Warum lehnen Sie den Begriff Unrechtsstaat ab? 
Gesine Schwan: Weil Unrechtsstaat ein diffuser Begriff ist. Er impliziert, dass alles unrecht war, was in diesem Staat geschehen ist. So weit würde ich im Hinblick auf die DDR nicht gehen.
(Gesine Schwan, Tagesspiegel, 17.05.2009)

Die USA sind ein Folterstaat. Wir wussten das. Jetzt können wir es nachlesen. Schwarz auf weiß.

(Jakob Augstein, Spiegel Online, 11.12.2014)

Kommentar:

Mancher Leser mag es mir als Einfallslosigkeit ankreiden, dass ich mich schon wieder an Augstein abarbeite. Aber es geht nicht um Augstein - auch nicht um Gesine Schwan, obwohl es auffällig ist, dass die SPD von einer potenziellen Bundespräsidentin weniger historisches Bewusstsein verlangt hat als vom Ministerpräsidenten von Thüringen.

Es geht um Differenzierungen und Pauschalisierungen, um Verharmlosungen und Diffamierungen.

11. Dezember 2014

Warum Gabriel in Bezug auf die Ex-SED recht hat und auch wieder nicht.


Es ist schon seltsam:
Ich betrachte einen politischen Vorgang, analysiere ihn und komme zu einem Schluss der identisch ist mit dem einer anderen Person, die sich der gleichen Problemstellung widmet.
Und plötzlich zweifle ich an meiner eigenen Analyse.
Weil ich die des Anderen für fehlerhaft halte. 

Aber möglicherweise liegt es auch am kleinen Unterschied zwischen "können" und "wollen"

10. Dezember 2014

Zitat des Tages: Meinungsfreiheit ist dermaßen von vorgestern

Free speech is so last century. 

(Brendan O'Neill, The Spectator vom 22.11.2014)

Kommentar:

In seinem lesenswerten Artikel nimmt Brendon O'Neill die no platform policy an britischen Universitäten unter die Lupe und zeichnet ein düsteres Bild. Als Beispiel führt er an, dass er aufgrund radikalfeministischer Proteste als Teilnehmer einer geplanten Diskussion zum Thema Abtreibung ausgeladen wurde. Aufgrund einer fehlenden Gebärmutter wurde er als nicht berechtigt angesehen, sich zu diesem Thema zu äußern.

Gerade die Leuchttürme Oxford und Cambridge, die ich mir als Kontinentaleuropäer stets als Hort der freien Debatte vorgestellt habe, sind mittlerweile fest im Griff postmoderner Ideologien.

6. Dezember 2014

Zitat des Tages: Sakrale Bedeutung

Of course, we will talk about this year’s landmark events. You know that a referendum was held in Crimea in March, at which its residents clearly expressed their desire to join Russia. After that, the Crimean parliament – it should be stressed that it was a legitimate parliament that was elected back in 2010 – adopted a resolution on sovereignty. And then we saw the historical reunification of Crimea and Sevastopol with Russia. It was an event of special significance for the country and the people, because Crimea is where our people live, and the peninsula is of strategic importance for Russia as the spiritual source of the development of a multifaceted but solid Russian nation and a centralised Russian state. 

It was in Crimea, in the ancient city of Chersonesus or Korsun, as ancient Russian chroniclers called it, that Grand Prince Vladimir was baptised before bringing Christianity to Rus. 

In addition to ethnic similarity, a common language, common elements of their material culture, a common territory, even though its borders were not marked then, and a nascent common economy and government, Christianity was a powerful spiritual unifying force that helped involve various tribes and tribal unions of the vast Eastern Slavic world in the creation of a Russian nation and Russian state. It was thanks to this spiritual unity that our forefathers for the first time and forevermore saw themselves as a united nation. All of this allows us to say that Crimea, the ancient Korsun or Chersonesus, and Sevastopol have invaluable civilisational and even sacral importance for Russia, like the Temple Mount in Jerusalem for the followers of Islam and Judaism.

Natürlich werden wir über die prägenden Ereignisse dieses Jahres reden. Sie wissen, dass im März ein Referendum auf der Krim abgehalten wurde, bei dem die Bewohner ihrem Wunsch, sich Russland anzuschließen, Ausdruck verliehen haben. Danach verabschiedete das Parlament der Krim - hervorzuheben ist, dass es sich um ein legitimiertes, 2010 gewähltes Parlament handelt - eine Resolution über die staatliche Souveränität. Und dann erlebten wir die historische Wiedervereinigung der Krim und Sevastopols mit Russland. Dieses Ereignis war von besonderer Bedeutung für das Land und das Volk, denn auf der Krim lebt unser Volk, und die Halbinsel ist für Russland wichtig als der geistige Ursprung für die Entwicklung einer facettenreichen, aber stabilen russischen Nation und eines russischen Zentralstaates.

Es war auf der Krim, in der ehemaligen Stadt Chersones, oder Kurson, wie frühe russische Chronisten sie nannten, wo Großfürst Vladimir getauft wurde, bevor er das Christentum in die Rus brachte.

Über die ethnische Verwandtschaft, eine gemeinsame Sprache, gemeinsame Elemente in der materiellen Kultur, und die Entstehung einer gemeinsamen Wirtschaft und Staatsgewalt hinaus war das Christentum ein starker Motor der geistigen Einheit, der zahlreiche Stämme und Stammesverbände der gesamten ostslawischen Welt zur Errichtung einer russischen Nation und eines russischen Staates bewegte. Diese geistige Einheit ermöglichte es, das unsere Ahnen sich zum ersten Mal und fürderhin als gemeinsame Nation betrachteten. All dies lässt uns zu der Aussage kommen, dass die Krim, das frühere Kurson oder Chersones und Sevastopol von unschätzbarer zivilisatorischer, ja sogar sakraler Bedeutung für Russland sind, wie der Tempelberg in Jerusalem für die Anhänger von Islam und Judentum.
(Wladimir Putin in seiner Rede an die Föderationsversammlung, 4.12.2014)

2. Dezember 2014

Aufsichtsrätinnen und anderer Mumpitz. Ein Gedankensplitter zur Diskriminierung und warum man damit leben muss.



Eigentlich wollte dieser Autor nix mehr dazu schreiben, weil das Thema eigentlich zu unwichtig ist, als das es viel Aufmerksamkeit verdiente. Mutti™ und ihre Mannschaft (ersatzweise Frauschaft) haben ein wahrlich wichtiges Thema endlich durchgesetzt: Die Frauenquote in Aufsichtsräten. In Zukunft sind also 30% der Aufsichtsratsposten in größeren Aktiengesellschaften von den primären Geschlechtsmerkmalen des Bewerbers abhängig. Insgesamt geht es dabei um vielleicht 170 Pöstchen, bei denen dann in Zukunft ein eventuell besserer Bewerber mit dem falschen Geschlecht vor der Tür zu bleiben hat. Angesichts dessen mit welchem Klüngel in Deutschland Aufsichtsräte besetzt werden und ebenso angesichts der Tatsache, dass schon etliche hundert dieser Posten an Personen vergeben werden müssen, die dort als „höhere Betriebsräte“ sitzen, kann dieser Autor nix wirklich dramatisches darin sehen. Sitzen halt in Zukunft neben den Gewerkschaftsonkeln und abgehalfterten Politikern noch ein paar Quothilden.
Der Grund für diesen Gedankensplitter ist eher in der begleitenden Schrift mancher Spätfeministinnen zu suchen, die parallel dazu das Feld beackern und uns immer schön einreden wollen, dass Diskriminierung etwas ist, dass grundsätzlich von Männern ausgeht und grundsätzlich immer nur Frauen zu Opfern macht. Ein Beispiel dafür ist dieser Artikel aus der FAZ, dem dieser Autor ein paar Gedanken widmen will.