21. Juni 2015

Marginalie: Die junge Union macht sich Gedanken ums Kinderkriegen


Eigentlich müsste diese Marginalie unter die Kategorie "Dummes, kurz kommentiert" fallen, aber da der Vorsitzende der jungen Union nur die Idee seiner ganzen Organisation weitergibt, passt das nur am Rande. Die Kategorie dumm würde es allerdings durchaus treffen.
Was also fordert die junge Union ? Sie fordert eine Kopfprämie von 1000 Euro für jedes neu geborene Kind. Und zahlen sollen das diejenigen, die halt keine Kinder haben. Tolle Idee. Vor allem da der Mechanismus in Deutschland ja bekanntlich seit Jahren so gut funktioniert, dass knapp 2000 Euro Kindergeld per annum ja dazu geführt haben, dass das Land -wow- schon knapp 1,4 Kinder pro Frau an Nachwuchs generiert.

19. Juni 2015

Bevor Europa zerbricht


Zum typischen Sprachgebrauch eines Europapolitikers dieser Tage gehört es unbedingt zu betonen, dass Griechenland in der Euro Zone bleiben muss, damit Europa nicht zerbricht. Es ist die gängige wie unterschwellige These, dass ein Ausscheiden von Griechenland aus der Eurozone gleichzeitig die Gefahr birgt, dass die europäische Einigung, ja die europäische Freundschraft generell, mit dem Ausscheiden Griechenlands aus der Währungsunion bedroht ist, oder anders gesagt, dass die Freundschaft inzwischen vor allem durch eine gemeinsame Währung geprägt sein soll. 

17. Juni 2015

Deutscher Übersetzer tot: Jameson!

Der letzte noch lebende Mensch, der Harry Rowohlt nicht leiden konnte, hat sich in Person von Fritz J. Raddatz vor ein paar Monaten umgebracht. Damit ist sichergestellt, dass genügend nichtssagende Lobeshymnen (bevorzugt mit missglückten "Bären"-Wortspielen) über ihn im Umlauf sind.

So bleibt mir nur, ihm die Überschrift zu verehren, die er sich selbst (im großartigen Dialog mit Ralf Sotschek namens In-Schlucken-zwei-Spechte) für den Fall seines eventuellen Ablebens zugeschrieben hat.

Sláinte, Haeraidh!
 

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Meister Petz

© Meister Petz. Titelvignette: Harry Rowohlt auf der Frankfurter Buchmesse 2003. Foto von Hans Weingartz, vom User Frau Olga unter CC-BY-SA-2.0-DE lizenziert. Für Kommentare bitte hier klicken.

13. Juni 2015

Martin Buber starb am 13. Juni vor 50 Jahren

Er blieb, so scheint es mir, immer ein Sucher und hatte den chassidischen Glauben seines Großvaters im galizischen Lemberg durch das Studium der Aufklärung verloren. Ältere erinnern sich vielleicht noch an Radiovorträge, in denen das Wort vom heutigen Schweigen Gottes vorkam. Damals liefen auch alle in Ingmar Bergmans Film „Das Schweigen“. Und fand der jüdische Sucher etwas?

Buber (1878-1965) berichtet über seine Suche nach der Wahrheit: „In jüngeren Jahren war mir das ‚Religiöse‘ die Ausnahme. (…) Das ‚Religiöse‘ hob einen heraus. Drüben war nun die gewohnte Existenz mit ihren Geschäften, hier aber waltete Entrückung, Erleuchtung, Verzückung, zeitlos, folgelos.“ Das Ereignis eines schicksalshaften Besuchs eines jungen verzweifelten Menschen habe ihn bekehrt. Er habe dessen Fragen zwar beantwortet, aber es unterlassen, „die Fragen zu erraten, die er nicht stellte“ und von denen er später durch einen Freund erfuhr. „Seither habe ich jenes ‚Religiöse‘, das nichts als Ausnahme ist, Herausnahme, Ekstasis, aufgegeben oder es hat mich aufgegeben. Ich besitze nichts mehr als den Alltag. (…) Ich kenne keine Fülle mehr als die Fülle jeder sterblichen Stunde an Anspruch und Verantwortung. (…) Wenn das Religion ist, so ist sie einfach alles, das schlichte gelebte Alles in seiner Möglichkeit der Zwiesprache.“ ( Zwiesprache, Traktat vom dialogischen Leben, Heidelberg 1978, 31-33)