(TIME Magazine vom 19. Januar 1959. Das Titelbild stammt von Boris Artzybasheff. Den Wettbwerb um die ersten Bilder von der bis dahin nie gesehenen Rückseite des Mondes gewann die Sowjetunion, deren Sonde Luna-3 am 7. Oktober insgesamt 17 Photos der Mondrückseite.)
Coda. Das Ende der Geschichte zuerst.
Wie es am Sonntag sämtliche Nachrichtenkanäle rund um die Welt gemeldet haben und wie es die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos vorgestern morgen um 10 Uhr 47 Mitteleuropäischer Sommerzeit offiziell bestätigt hat, ist das bizarre (und ungeplante) „Wettrennen zum Mond“ zwischen der indischen Mondsonde Chandrayaan-3 und ihrem russischen Pendant Luna-25 am Samstagmittag vorzeitig zu Ende gegangen. In meinem letzten Beitrag zum Thema an dieser Stelle habe ich damit geendet, „[ein] Auge darauf werfen, ob nicht auch diese Ausflüge nur mit zwei weiteren Trümmerfeldern am Südpol des Mondes enden“ (Zettels Raum vom 10. August). Diese flapsige Bemerkung hat sich leider als Prophetie erwiesen. Eingeleitet wurde dieses Ende durch das Kommando zur Zündung des Hauptriebwerks, durch das der Lander von seiner kreisförmigen Umlaufbahn in 100 km Höhe über der Mondoberfläche auf einen Orbit abgebremst werden sollte, der ihn bis auf 18 Kilometer während der größten Nähe absenken sollte. Von dort sollte heute, am 21. August, die Landung nicht weit vom Mondsüdpol entfernt erfolgen. Nachdem der Funkbefehl um 14:10 Moskauer Zeit (13:10 MESZ) von der Bodenkontrolle Центр управления полётами (oder kurz „TsUP“) an der Pionerskaja Ulitza in Koroljow, gute 20 Kilometer südlich der Moskauer Stadtgrenze an den Lander gefunkt wurde, soll es nach Angaben von Insidern, die gestern in russischen sozialen Medien zitiert wurden, zu einer Schubleistung des Treibwerks gekommen sein, die um 50 Prozent über dem vorgesehenen Wert lag. Durch diese viel zu hohe Abbremsung wurde die Sonde auf eine Bahn gebracht, deren Periselenum (oder größte Annäherung an den Mittelpunkt des Mondes) unterhalb der Oberfläche lag. Eine Dreiviertelstunde und einen halben Mondumlauf später zerschellte der 1,7 Tonnen schwere Lander um 14:57 MESZ, 7 Tage, 12 Stunden und 47 Minuten nachdem die Trägerrakete des Typs Sojus 2.1b von der Startrampe 1S im Raumhafen Wostochni im Fernen Osten Sibiriens abgehoben hatte. In einem jener gespenstischen Zahlen-Zufälle, in denen ich hier gerne (scherzhalber) die Signatur der Programmierer der Matrix vermute (die wir für „die Wirklichkeit“ halten) erfolgte diese Havarie auf den Tag genau 47 Jahre nach dem Datum, als unmittelbare Vorgängermission, Luna-24, mit 170 Gramm Mondgestein an Bord am 19. August 1976 um 8:25 Moskauer Zeit vom Mare Crisium aus zurück zur Erde startete. (Noch gespenstischer wird dieses kalendarische „Sich-Reimen,“ wenn man sich daran erinnert, daß es auch an einem weiteren 19. August, dem des Jahres 1960, war, als es der amerikanischen Air Force zum ersten Mal gelang, die Filmkapsel eines Satelliten aus dem Programm des CORONA-Aufklärungsprogramms, dem Kunstmond Discoverer XIV, mit Hilfe eines Flugzeugs – einer Fairchild C119J-FA, „Flying Boxcar“ genannt – in der Luft gute 600 Kilometer südwestlich von Hawaii zu bergen. Sieben der 17 Erdumläufe von Discoverer XIV hatten über „verbotenes Gebiet“ im Ostblock geführt – und zu den Aufgaben des Programms gehörte die Erkundung der sowjetischen Kosmodrome – damals drei an der Zahl: Baikonur, Plesetsk und Kapustin Jar. Auf das CORONA-Programm werde ich noch weiter unten zurückkommen.)
(Mitteilung von Roskosmos auf Instagram am 20. August über den Verlust von Luna-25)