(Das Portrait Mays, das ab 1892 als Frontispiz für die 33 Bände des Werkausgabe der Reiseromane des Fehsenfeld-Verlags verwendet wurde.)
(Die vor ein paar Wochen ausgebrochene „Sommerlochdiskussion“ um das Werk und die Person von Karl May anläßlich des Kinostarts des Jugendfilm „Der junge Häuptling Winnetou“ hat mit der Tatsache, daß der Verlag Ravensburger vier Kinderbücher, die er als Begleitprogramm dazu verlegt hat, aus dem Vertrieb genommen hat, nachdem eine kleine Anzahl Berufsempörter dem Film den Transport von rassistischen Klischees vorgeworfen hatte. Gestern hat die ARD erklärt, keinen der 11 Spielfilme, die zwischen 1962 und 1968 mit Pierre Brice und Lex Barker in den Hauptrollen entstanden sind, mehr ins Programm zu nehmen. Vor einer Woche hat der Hamburger „Afrikahistoriker“ Jürgen Zimmermann auf Twitter Mays Westerngeschichten für im Kern #rassistisch und #antisemitisch erklärt. Zimmerer gehört zu jenem kleinen Kreis von Historikern, die die sogenannte „Kontinuitätstheorie“ vertreten und für die sich die Verbrechen des Holocausts unter dem Nationalsozialismus geradewegs aus dem Verhalten der deutschen Kolonialbehörden in Afrika 4 Jahrzehnte zuvor herleiten. (Warum die Engländer, die doch im Burenkrieg kein Jahrzehnt zuvor die ersten als solche bezeichneten „Konzentrationslager“ einrichteten, sich hier nicht anschlossen, sowenig wie die Belgier, deren brutale Ausbeutung der indigenen Bevölkerung im Kongo durch den Report von 1904 durch Roger Casement weltweite Empörung auslösten, wird immer ein Geheimnis solcher „Forscher“ bleiben.) Zwei Tage später hat Zimmerer in der „Berliner Zeitung nachgelegt: „Es ist kein Zufall, dass Adolf Hitler und SS-Chef Himmler große Karl-May-Fans waren“ – und daß „der Rassismus und der Kolonialismus quasi die DNA der Geschichten von Winnetou, Old Shatterhand und Kara ben Nemsi“ ausmachen.“ Die Vorstellung von „einem Land, das man besiedelt, während die Bewohner einfach verschwänden,“ sei das literarische Programm gewesen, daß dann ein halbes Jahrhundert von den Nationalsozialisten im Osten Europas in die Praxis umgesetzt worden sei. In welchen der Orient-Romane um Kara Ben Nemsi die „bisherigen Einwohner einfach verschwinden,“ dürfte freilich ein Geheimnis unseres Beschwerdeführers bleiben. Und daß literarische Werke - ungeachtet ihrer Qualität – gemeinhin nicht zu Anstiftungen für solche Aktionen werden, dürfte sich außerhalb der Wokeness-Blase solcher Leute auch herumgesprochen haben. Aber wen kehren schon solche Petitessen, wenn man sich medienwirksam im Sommerloch ausmähren darf?
Zettels Raum hat aus Anlaß dieser Mißhelligkeit den Verfasser jener Berichte, in denen er uns von seinen Erlebnissen während seiner Reisen in die Neue Welt und seinen Erfahrungen mit den dortigen Ureinwohnern berichtet, Herrn Carl May, wohnhaft in Radebeul, um eine klärende Stellungnahme in eigener Sache gebeten. Dr. May war so freundlich, uns den folgenden Text zur Verfügung zu stellen, den wir gerne mit unserer Leserschaft teilen. Der Titel stammt von der Redaktion.)