Die hysterische Kultur des Nanny-Staats USA lautet der Titel eines exzellenten und unbedingt zur Lektüre empfohlenen Essays von Clemens Wergin auf Welt online. Er beschreibt hier anhand persönlicher Erfahrungen (Wergin ist im letzten Jahr mit seiner Familie als Ressortleiter nach Washington übergesiedelt) Art und Ausmaß, in dem Kinder in den USA inzwischen von überängstlichen Helikoptereltern (und die Eltern wiederum zunehmend durch Helikopterbehörden), drangsaliert werden. Im Interesse eines völlig überzogenen "safety first" scheint es inzwischen jenseits des Atlantiks sogar unüblich zu sein, Kinder allein im eigenen Garten spielen zu lassen; Eltern die dies dennoch erlauben, riskieren nicht nur Verständnislosigkeit und Argwohn seitens der Nachbarschaft, sondern auch Besuch von Polizei oder Jugendamt. Zu Fuß zur Schule gehen: undenkbar. Zehnjährige, die allein in der New Yorker U-Bahn angetroffen werden, werden, wie Wergin anhand eines Beispiels aufzeigt, inzwischen in behördliche Obhut genommen. Seine (Wergins) Töchter seien aufgrund der liberalen Erziehungsmethoden in der Vorortsiedlung inzwischen als die exotischen "German Girls" bekannt.
Vernünftige Gedanken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen, auch allen Dingen überhaupt
28. Januar 2015
(357439) 2004 BL86
Computerlogbuch, Sonnensystem, Orbis Tertius. Sternzeit 2457072,6:
Wenn Sie, lieber Leser, am gestrigen späten Nachmittag es verabsäumt haben sollten, einen Blick gen Himmel zu werfen, um wenigstens einen flüchtigen Blick auf den himmlischen Besucher zu erhaschen, der der Erde im Fall einer Kollision gefährlich hätte werden können, wie die Medien (wie in solchen Fällen üblich) warnten - was die Webseite der Welt zu der hübschen Fehlleistung
"Heute verfehlte der Asteroid "2004 BL86" unsere Erde. Das ist
gut so, er wäre sonst gefährlich gewesen"
veranlaßte - oder wenn Sie all dies nicht einmal zur Kenntnis genommen haben sollten, dann sind Sie aus drei Gründen entschuldigt.
Zum einen war es der Beschluß der Olympischen, daß der Bereich der ehemaligen *Germania transalpina* ganztägig unter die Schirmherrschaft des *Jupiter pluvius* gestellt sei, so daß ein Blick nach oben dazu angetan war, den Titel des späten Fernsehmonologs von Samuel Beckett zu evozieren: "Nur noch Gewölk..."
25. Januar 2015
Wie einem der Schnabel gewachsen ist
Die Basler Zeitung brachte schon vor einem Jahr auf ihrer Website einen Artikel mit dem interessanten Titel "Der Besuch der Sextante D.". Dieser Bericht wurde jedoch nicht von einem Journalisten verfasst, sondern von der Schülerinnen der Klasse 3s, Sekundarschule Binningen, Basel Landschaft, Schweiz. Es handelt sich um ungefähr 12- bis 13-jährige Schülerinnen, nicht um Grundschüler. Die männlichen Schüler wurden im Verlauf der Veranstaltung an dem sogenannten "Pubertätstag", von dem berichtet wird, von den weiblichen Schülern getrennt.
In dem Bericht fand ich zwei Absätze wegen der schönen Wiedersprüchlichkeit der titelgebenden Sextante interessant. Eine Widersprüchlichkeit, welche der Sextante in ihrem Wunsch oder besser Eifer Hemmungen abzubauen, selber vermutlich nicht auffällt.
Im ersten Zitat wird noch von einer Aussage der Sextante berichtet, die für sich genommen durchaus auch als zwanglose Akzeptanz der Individualität der einzelnen Schülerinnen und Schüler gedeutet werden könnte.
In dem Bericht fand ich zwei Absätze wegen der schönen Wiedersprüchlichkeit der titelgebenden Sextante interessant. Eine Widersprüchlichkeit, welche der Sextante in ihrem Wunsch oder besser Eifer Hemmungen abzubauen, selber vermutlich nicht auffällt.
Im ersten Zitat wird noch von einer Aussage der Sextante berichtet, die für sich genommen durchaus auch als zwanglose Akzeptanz der Individualität der einzelnen Schülerinnen und Schüler gedeutet werden könnte.
Am Nachmittag begrüsste uns die Sextante zuerst und stellte sich mit Vornamen D. und ihren Arbeitspartner vor. Dann sagte sie – weil offensichtlich einige gehemmt waren – wir müssten bei manchen vulgären Begriffen einfach so reden, «wie uns der Schnabel gewachsen sei».
Das klingt doch erst einmal sehr vielversprechend und Sicherheit spendend. Jeder soll so reden, wie ihm "der Schnabel gewachsen sei". Niemand muss sich verstellen.
Doch das wird schnell richtig gestellt, denn so war das offenbar nicht gemeint. Direkt als erstes mussten die Schülerinnen und Schüler ein kleine Spiel spielen:
Doch das wird schnell richtig gestellt, denn so war das offenbar nicht gemeint. Direkt als erstes mussten die Schülerinnen und Schüler ein kleine Spiel spielen:
Erst mussten wir «Sex-Tabu» spielen, welches wie ein herkömmliches im Handel erhältliches «Tabu» funktioniert, aber nun nur mit Sexbegriffen wie Oralverkehr, Schwangerschaft, Quickie, Analverkehr und so weiter. Manche von uns hatten Probleme mit einigen Begriffen oder wollten sie aus Scham nicht erklären. Sie mussten es dann aber trotzdem tun. Die Begriffe waren zum Teil oft nicht einfach zu erklären, wenn man sich nicht traut, manche Wörter vor seinen Klassenkameraden und -kameradinnen zu sagen.
Bis zu diesem Spiel waren die Geschlechter noch nicht getrennt, dies geschah erst im Anschluss an das Spiel.
Offenbar hat die Sextante eine ganz bestimmte Vorstellung davon, wie der Schnabel gewachsen zu sein habe.
Auch der Rest des Berichts ist zu empfehlen, denn offenbar hat die Dame eine etwas seltsame Vorstellung vom Liebesleben der 12- bis 13-jährigen, die sie meint komplett zu verstehen. Da mir eine Wiedergabe des Berichts der Schülerinnen in eigenen Worten keinen Mehrwert zu bringen scheint, insbesondere auch, das es viel interesannter ist, es in ihren eigenen Worten zu lesen, verweiße ich an dieser Stelle einfach noch einmal auf der Artikel in der Basler Zeitung selber:
Offenbar hat die Sextante eine ganz bestimmte Vorstellung davon, wie der Schnabel gewachsen zu sein habe.
Auch der Rest des Berichts ist zu empfehlen, denn offenbar hat die Dame eine etwas seltsame Vorstellung vom Liebesleben der 12- bis 13-jährigen, die sie meint komplett zu verstehen. Da mir eine Wiedergabe des Berichts der Schülerinnen in eigenen Worten keinen Mehrwert zu bringen scheint, insbesondere auch, das es viel interesannter ist, es in ihren eigenen Worten zu lesen, verweiße ich an dieser Stelle einfach noch einmal auf der Artikel in der Basler Zeitung selber:
Techniknörgler
© Techniknörgler. Für Kommentare bitte hier klicken. Dies ist der erste von zwei Nachfolgeartikeln zum Artikel "Sexualaufklärung abnorm" von Calimero.
20. Januar 2015
Zitat des Tages: Lechts und Rinks
„Das Traurige ist für mich, dass es weder eine linke
Gesellschaftsströmung von irgendeiner Relevanz gibt, die mit einem
aufklärerischen Impuls Massen begeistert, noch eine konservative
Strömung, die die westlichen Werte populär verteidigen kann. Links hat
sich als esoterisch-evangelisches Beamtentum etabliert, rechts als
besserverdienendes Ignorantentum.“
Ein Leser an Michael Miersch, zitiert nach "Na dann ohne mich", erschienen auf der Achse des Guten am 20.01.2015, Michael Mirschs Abschiedsartikel von der Achse des Guten
Kommentar: Besser kann man es eigentlich kaum Treffen. Es ist traurig, aber wahr. Es ist eingetreten, was ich immer befürchtet habe: Das Pendel wird von Links nach Rechts ausschlagen oder zwei große, verfeindete Lager, die sich gegenseitig mit illiberalen (aber zum Glück nicht gleich totalitären) Mitteln bekämpfen wollen, stehen einander gegenüber.
Doch was mich an dem Zitat wirklich fasziniert, ist die prägnante Formulierung, mit der das heutige linke Establishment und Salon-Linke auf der einen Seite und die konservative Gegenströmung auf der anderen Seite charakterisiert werden.
Zur treffenden Bezeichnung des grünen Milieus als esoterisch-evangelisches Beamtentum ließe sich noch viel sagen. Es sagt viel über den kulturellen Ursprung der Entwicklung des grünen Zeitgeistes aus und warum er dem Liberalismus das Potential geraubt hat. Der Liberalismus hat ja auch seinen Ursprung und seine ersten Erfolge nicht zufällig in protestantischen Gebieten gefeiert, er speist sich quasi aus dem gleichen kulturellen Kern, was nicht heißt, dass Grün und Liberal nicht zwei vollkommen unterschiedliche Strömungen wären oder die einen leicht zum anderen wechseln würden (natürlich gibt es auch hier Schnittmengen).
Die Charakterisierung macht aber auch eines deutlich: Wir haben es auch bei Pegida nicht mit Dummköpfen zu tun. Die AfD ist mindestens so intellektuell wie das grüne, post-moderne Milieu. Die wird durch das adjektiv "besserverdienend" deutlich, was sich hier vermutlich auch noch eher auf den Teil der Besserverdiener bezieht, welche ihr Einkommen in der Privatwirtschaft oder als Freiberufler verdienen. Es sind auch nicht Aufsichtsräte in großen Aktienunternehmen gemeint, die ihre hoch dotierten Aufsichtsratsposten durch Beziehungen, eventuell in der Politik geknüpfte Beziehungen erhalten haben. Und auch war nicht vom Adjektiv "reich" die rede, es geht also auch nicht um ererbten Wohlstand. Eigentlich wäre es gemäß grünem Klischee das typische FDP-Klientel. Ist es aber größtenteils nicht, die Schnittmenge zwischen klassischen FDP-Wählern und AfD-Wählern ist gering und diejenigen, die sich in dieser Schnittmenge befinden, werden in der AfD immer weiter an der Rand gedrängt - und zwar von denjenigen rechten Konservativen, um die es hier eigentlich geht. Natürlich stammen auch viele (frühere) FDP-Wähler aus einem Milieu, welches mit Besserverdiener aus der Privatwirtschaft und den freien Berufen umschrieben werden kann. Aber es ist ein politisch ganz anders eingestellter, von anderen Idealen geprägte und mit anderem Weltbild ausgestatteter Menschenschlag. Aber bei beiden liegt die Mutmaßung nahe, dass es sich um überdurchschnittlich gebildete Menschen handelt, einfach weil dies mit höherem Einkommen statistisch korreliert (und auch in eine Richtung kausal zusammen hängt, die gerade von Grünen gerne bestritten oder verleugnet wird) und, da nicht durch politisch motiviert geschaffene Arbeitsplätze erworben, vermutlich auch mit einer handfesten, produktiven und Mehrwert schaffenden Bildung.
Das unterscheidet die AfD sowohl von den Piraten als auch von Rechtsradikalen, NPD, und ihren Vereinigungen. Diese haben keine Chance (oder wie die Piraten verspielt, in dem man gescheiterte Grüne und Feministinnen und allerlei andere komische Gestalten die Partei hat übernehmen lassen), weil ihnen der Intellekt fehlt.
Und deshalb wird die AfD aller Voraussicht nach eine bleibende Kraft in der Bundesrepublik werden und sich etablieren. Zuerst mag das ein erfrischendes Aufbrechen des grünen Mehltaus sein, aber irgendwann wird es zu einer ermüdenden Dauermehlschlacht werden, mit zwei wahrgenommenen Fraktionen in Dauerkonfrontation. Auf der einen Seite grüner, auf der anderen Seite nationalkonservativer Mehltau.
Techniknörgler
© Techniknörgler. Für Kommentare bitte hier klicken.
19. Januar 2015
Demonstrationsverbot gegen die Pegida?
Gestern wurde gemeldet, die Polizeidirektion Dresden hat die für heute angekündigte Pegida-Demonstration verboten.
Das ist rein rechtlich betrachtet, korrekt.
Aber was erfüllt das Verbot einer Demo für einen Zweck, wenn sie zuvor von den Veranstaltern abgesagt wurde?
Gar keinen.
Es gab jedoch für den heutigen Montag noch eine weitere angekündigte Demonstration. Sie ist diejenige, die realiter verboten wurde, weil die Veranstalter weit davon entfernt sind, sie abzusagen.
Die Terrorgefahr interessiert sie nicht. Auch nicht das Risiko für die Demonstrationsteilnehmer, auf das die Polizei noch nicht eingestellt ist.
Es aber hoffentlich schnellstens sein wird.
18. Januar 2015
Verkehr 2025 (4)
Ob 2025 wirklich die "richtige" Jahreszahl für diese kleine Serie ist, das ist natürlich völlig offen. Aber wenn überhaupt, dann würde das maximal die Markteinführung selbstfahrender Autos betreffen. Bis sie unseren Verkehr dominieren würde es ein gutes Stück länger dauern. Schon etwas Zeit für die Gesellschaft, diese heftige Umstellung zu verdauen.
Ganz wesentlich betroffen ist natürlich Deutschlands größte Branche: Die Autoindustrie.
Auf den ersten Blick würde sie profitieren. Es werden Millionen neue Autos gebraucht, und die wären technisch aufwendiger und damit teurer als die bisher üblichen. Und es würden sich zusätzlich Leute Autos kaufen, die bisher mangels Fahrerlaubnis keine hatten.
Aber auf den zweiten Blick kommt schon die Frage, ob gerade die deutschen Autobauer Gewinner der Umstellung sein werden. Denn gerade ihre Lieblingsverkaufsargumente beruhen auf überlegener Fahrtechnik und wären dann eher wertlos. Es hat schon seinen Grund, daß die Autobauer zwar bei der Forschung an der neuen Technik dabei sind - die Einführung aber nicht forcieren. Sie können es sich nicht leisten, auf die Automatisierung nicht vorbereitet zu sein. Aber sie fürchten sie auch. Wie oft bei Technikumbrüchen kommt der entscheidende Druck von Außenstehenden, hier von Google.
Entscheidender für die ganze Branche wird aber sein, daß die Automatisierung wahrscheinlich dazu führt, daß sehr viele Autofahrer gar kein privates Fahrzeug mehr anschaffen, sondern nach Bedarf auf Mietwagen setzen. Damit würde der Gesamtfahrzeugbestand drastisch reduziert.
Auch wenn es einige gegenläufige Effekte gäbe: Die Mietwagenflotten wären differenzierter als heute, nicht mehr von Standard-Fahrzeugen dominiert, die für vier Leute plus Gepäck ausgelegt sind. Insbesondere gäbe es wohl einen großen Bedarf nach Fahrzeugen, die auf das bequeme Reisen einer einzigen Person optimiert sind.
Ganz wesentlich betroffen ist natürlich Deutschlands größte Branche: Die Autoindustrie.
Auf den ersten Blick würde sie profitieren. Es werden Millionen neue Autos gebraucht, und die wären technisch aufwendiger und damit teurer als die bisher üblichen. Und es würden sich zusätzlich Leute Autos kaufen, die bisher mangels Fahrerlaubnis keine hatten.
Aber auf den zweiten Blick kommt schon die Frage, ob gerade die deutschen Autobauer Gewinner der Umstellung sein werden. Denn gerade ihre Lieblingsverkaufsargumente beruhen auf überlegener Fahrtechnik und wären dann eher wertlos. Es hat schon seinen Grund, daß die Autobauer zwar bei der Forschung an der neuen Technik dabei sind - die Einführung aber nicht forcieren. Sie können es sich nicht leisten, auf die Automatisierung nicht vorbereitet zu sein. Aber sie fürchten sie auch. Wie oft bei Technikumbrüchen kommt der entscheidende Druck von Außenstehenden, hier von Google.
Entscheidender für die ganze Branche wird aber sein, daß die Automatisierung wahrscheinlich dazu führt, daß sehr viele Autofahrer gar kein privates Fahrzeug mehr anschaffen, sondern nach Bedarf auf Mietwagen setzen. Damit würde der Gesamtfahrzeugbestand drastisch reduziert.
Auch wenn es einige gegenläufige Effekte gäbe: Die Mietwagenflotten wären differenzierter als heute, nicht mehr von Standard-Fahrzeugen dominiert, die für vier Leute plus Gepäck ausgelegt sind. Insbesondere gäbe es wohl einen großen Bedarf nach Fahrzeugen, die auf das bequeme Reisen einer einzigen Person optimiert sind.
17. Januar 2015
Die Atomverschwörung (1): Die Fakten
"Schmutziger Deal: wie die Politik den Atomkonzernen zu Millionen-Klagen verhilft" (Titel eines MONITOR-Berichtes vom 15.01.2015)
Was für ein Scoop! Die sowieso unter dem Generalverdacht der Atomfreundlichkeit stehende CDU schustert den bösen Atomkonzernen auf deren eigenen Wunsch eine Möglichkeit zu, den Steuerzahler um dreistellige Millionenbeträge zu prellen.
Das investigative Flaggschiff des WDR hat zwei "geheime Dokumente" entdeckt. Nein, eigentlich nur eines, denn das andere war bereits zum Zeitpunkt seines Versandes vor dreieinhalb Jahren bekannt. Obwohl: eigentlich gar keines, denn auch das erste lag dem Biblis-Untersuchungsausschuss des Hessischen Landtages von Beginn an vor.
Es geht dabei um eine Korrespondenz zwischen dem hessischen Ministerpräsidenten Bouffier (CDU) und dem damaligen RWE-Chef Großmann über die Frage der Wiederinbetriebnahme des Kernkraftwerks Biblis nach dem Moratorium vom 15. März bis 15. Juni. Im (zeitlich) zweiten Brief, der aber schon länger bekannt war, warnt Bouffier RWE davor, Biblis wieder hochzufahren, denn ansonsten werde die hessische Atomaufsicht dagegen vorgehen. Im zeitlich vorangegangenen Schreiben, das aber erst jetzt durch Monitor an die Öffentlichkeit kam, beruft sich Großmann auf eine Ankündigung von Kanzleramtsminister Pofalla, dass Bouffier vorhabe, die Wiederinbetriebnahme des Kraftwerks zu verhindern und bittet darum, ihm dieses schriftlich zu bestätigen.
Der Schluss von Monitor lautet nun: RWE hat bei der hessischen Regierung eine Möglichkeit bestellt, Schadenersatz einzuklagen, und aus alter Verbundenheit heraus auch bekommen. Gewohnt reißerisch kommen die Vorwürfe daher; bitte nehmen Sie sich die Zeit und sehen sich das oben verlinkte Video an.
Starker Tobak, nicht wahr?
Ich nehme mal ganz frech das Ergebnis meiner Recherche vorweg: Es ist nicht mal eine Marlboro Light.
Was für ein Scoop! Die sowieso unter dem Generalverdacht der Atomfreundlichkeit stehende CDU schustert den bösen Atomkonzernen auf deren eigenen Wunsch eine Möglichkeit zu, den Steuerzahler um dreistellige Millionenbeträge zu prellen.
Das investigative Flaggschiff des WDR hat zwei "geheime Dokumente" entdeckt. Nein, eigentlich nur eines, denn das andere war bereits zum Zeitpunkt seines Versandes vor dreieinhalb Jahren bekannt. Obwohl: eigentlich gar keines, denn auch das erste lag dem Biblis-Untersuchungsausschuss des Hessischen Landtages von Beginn an vor.
Es geht dabei um eine Korrespondenz zwischen dem hessischen Ministerpräsidenten Bouffier (CDU) und dem damaligen RWE-Chef Großmann über die Frage der Wiederinbetriebnahme des Kernkraftwerks Biblis nach dem Moratorium vom 15. März bis 15. Juni. Im (zeitlich) zweiten Brief, der aber schon länger bekannt war, warnt Bouffier RWE davor, Biblis wieder hochzufahren, denn ansonsten werde die hessische Atomaufsicht dagegen vorgehen. Im zeitlich vorangegangenen Schreiben, das aber erst jetzt durch Monitor an die Öffentlichkeit kam, beruft sich Großmann auf eine Ankündigung von Kanzleramtsminister Pofalla, dass Bouffier vorhabe, die Wiederinbetriebnahme des Kraftwerks zu verhindern und bittet darum, ihm dieses schriftlich zu bestätigen.
Der Schluss von Monitor lautet nun: RWE hat bei der hessischen Regierung eine Möglichkeit bestellt, Schadenersatz einzuklagen, und aus alter Verbundenheit heraus auch bekommen. Gewohnt reißerisch kommen die Vorwürfe daher; bitte nehmen Sie sich die Zeit und sehen sich das oben verlinkte Video an.
Starker Tobak, nicht wahr?
Ich nehme mal ganz frech das Ergebnis meiner Recherche vorweg: Es ist nicht mal eine Marlboro Light.
16. Januar 2015
Interview mit einem Intellektuellen
Er war gerade in einem Museum. Klar, denke ich, wo sonst hält sich ein Intellektueller tagsüber auf. Vielleicht noch in einem Cafe, nach dem Museumsbesuch. Schließlich muss man auch mal raus, wegen der Eindrücke, der Inspiration und den Menschen da draußen.
Der Intellektuelle darf nicht den Faden abreißen lassen an dem sein Schwebezustand behäbig zieht.
15. Januar 2015
5 Millionen Mal Satiremagazin
Ein weinender Mohammed zeigt sein Schild „Je suis Charlie“. Und die Überschrift dieser Titelseite lautet: „Alles ist vergeben“. Der Idee-Geber und die Redaktion haben sich auf ein Niveau erhoben, das angesichts der früheren vulgären Karikaturen niemand erwartet hätte. Ein Sieg der besten abendländischen Tradition. Man schaut noch einmal hin: Und das hat nicht ein Papst gemalt und gesagt.
13. Januar 2015
Die Sache mit der Lügenpresse. Ein Gedankensplitter zu Freiheit, Presse und Lüge.
Wenn man jahrelang den Niedergang der deutschen
Presselandschaft erleben musste, vom Abstieg der SZ unter Prantl seit den
neunziger Jahren, dem Verlust jedweder Integrität beim Spiegel nach Augsteins
Tod, dem Niedergang der Zeit, und in jüngerer Entwicklung die sich immer weiter
verschlechternde Lage bei Welt und FAZ, dann kann man schon mal geneigt sein,
den Pegida-Vorwurf der Lügenpresse erst einmal hinzunehmen. Die deutsche
Presselandschaft war und ist schon seit mehreren Jahrzehnten stark einseitig ausgerichtet,
aber an die Stelle wo früher die Ausrichtung in Kommentaren und Meinungen zu
finden war, ist heute eine Einseitigkeit in der Darstellung von Fakten
getreten. Bestimmte Nachrichten werden nahezu vollständig ignoriert, während
andere Ereignisse bis ins teilweise absurde überbetont werden. Fakten werden
ausgelassen, Behauptungen als Fakten ausgewiesen, Berichte derart tendenziös
geschrieben, dass schon das Wort Propaganda ganz gut passen würde, alles im
Dienste einer Erziehung, statt im Dienste Informationen zu übermitteln. Das
gipfelt sogar in einem eigenen Kodex, der das Weglassen von Informationen
vorschreibt, wenn dadurch die (etwas nebulöse) Gefahr bestünde, dass Vorurteile
entstehen könnten.
12. Januar 2015
Verkehr 2025 (3)
Die ersten beiden Phasen der Einführung selbstfahrender Autos sind wohl ziemlich sicher so wie beschrieben zu erwarten. Der Zeitablauf ist natürlich offen, aber wenn man von der grundsätzlichen technischen Machbarkeit ausgeht, ist die volle Zulassung kein echtes Thema.
Natürlich werden die Ewig-Gestrigen von Campact oder Greenpeace auch diese technische Neuerung bekämpfen. Aber wie der geschätzte Kollege Llarian so schön sagte:
Was unstrittig auch kommen wird, ist begleitend auch die Vernetzung der Fahrzeuge per Funk. Das ist ja heute schon erlaubt und wird von manchen Herstellern verwendet, um Verkehrsinfos oder Nachrichten aus dem Internet zu holen oder bei Unfällen automatisch die Notzentrale zu verständigen.
Die Fahrzeuge können Passagier oder Gepäck also nicht nur von A nach B bringen. Sondern man kann sie von irgendwoher herbeirufen, um in A abgeholt zu werden. Und nach Ankunft in B schickt man sie wieder weg, sich irgendwo anders einzuparken.
Und genau diese Eigenschaft ist entscheidend dafür, daß für sehr viele Menschen das bedarfsgerechte Anmieten eines Fahrzeugs viel attraktiver sein wird als der Besitz eines eigenen Autos. Alle Nachteile von heutigen Car-sharing-Modellen oder Mietwagen fallen weg, aber die Vorteile bleiben.
Natürlich werden die Ewig-Gestrigen von Campact oder Greenpeace auch diese technische Neuerung bekämpfen. Aber wie der geschätzte Kollege Llarian so schön sagte:
Wenn es nach den Grünen ginge hätten wir heute ja auch keine PCs am Schreibtisch. So richtig viel Erfolg haben sie damit auch nicht gehabt.
Was unstrittig auch kommen wird, ist begleitend auch die Vernetzung der Fahrzeuge per Funk. Das ist ja heute schon erlaubt und wird von manchen Herstellern verwendet, um Verkehrsinfos oder Nachrichten aus dem Internet zu holen oder bei Unfällen automatisch die Notzentrale zu verständigen.
Die Fahrzeuge können Passagier oder Gepäck also nicht nur von A nach B bringen. Sondern man kann sie von irgendwoher herbeirufen, um in A abgeholt zu werden. Und nach Ankunft in B schickt man sie wieder weg, sich irgendwo anders einzuparken.
Und genau diese Eigenschaft ist entscheidend dafür, daß für sehr viele Menschen das bedarfsgerechte Anmieten eines Fahrzeugs viel attraktiver sein wird als der Besitz eines eigenen Autos. Alle Nachteile von heutigen Car-sharing-Modellen oder Mietwagen fallen weg, aber die Vorteile bleiben.
9. Januar 2015
Sollbruchstellen der Freiheit
Worum geht es islamistischen Terroristen wie den Pariser Attentätern vom 7. Januar 2015? Geht es um Religion, um den Islam? Etwas, vielleicht. Geht es um politisch-weltliche Macht? Sicher, auch. Zuallererst aber geht es um Freiheit. Es geht also um alles.
Konrad Adenauer hat dies 1952 in der ihm eigenen rhetorischen Schlichtheit auf den Punkt gebracht: „Wir stehen vor der Wahl zwischen Sklaverei und Freiheit. Wir wählen die Freiheit!“ Damals war das Gespenst der Unfreiheit der Kommunismus. Wenige Jahre zuvor war es der nationalsozialistische Terror gewesen, der die halbe Welt in den Abgrund der Unfreiheit gestürzt hatte. Heute ist es ein global ambitionierter, terroristisch operierender Islamismus, der die Freiheit aller Menschen (und nicht nur „unsere“ Freiheit) bedroht. Die Ideologie ist dabei lediglich das Vehikel; ob Nazis, Kommunisten oder Islamisten; stets haben sie es auf individuelle Freiheiten, ja auf die Individualität an sich, abgesehen. Es scheint dem Menschen eine Tendenz innezuwohnen, andere zu unterdrücken und zu knechten; zumindest wenn er in Kollektiven auftritt; evolutionsbiologische Mutmaßungen über die Ursachen oder den „Zweck“ dieser Tendenz gehören nicht an diesen Ort.
7. Januar 2015
Zitat des Tages: Sie haben unrecht
"Je veux m'adresser directement aux Parisiens et à tous les Français pour leur dire que tous les Américains se tiennent à leurs côtés. Aucun pays ne sait mieux que la France que la liberté a un prix, car c'est en France que de nombreux idéaux démocratiques ont vu le jour.
La liberté d'expression et de la presse sont des valeurs fondamentales, universelles. Il arrive que ces principes soient attaqués, mais ils ne seront jamais éradiqués, car partout dans le monde, des hommes et des femmes se dresseront toujours avec courage contre l'intimidation et la terreur que voudraient répandre ceux qui cherchent à les détruire.
Les assassins ont proclamé aujourd'hui que Charlie Hebdo était mort. Soyez sûrs d'une chose : ils ont tort. Aujourd'hui, demain, en France et à travers le monde, le pouvoir de la liberté d'expression vaincra dans la lutte contre l'obscurantisme."
"Ich möchte mich direkt an die Pariser und an alle Franzosen wenden, um ihnen zu sagen, dass alle Amerikaner an ihrer Seite stehen. Kein Land weiß besser als Frankreich, dass die Freiheit einen Preis hat, weil es Frankreich ist, wo zahlreiche demokratische Ideen das Licht der Welt erblickt haben.
Die Freiheit der Meinungsäußerung und der Presse sind universelle Grundwerte. Es kommt vor, dass sie angegriffen werden, aber sie werden niemals ausgelöscht werden, weil überall auf der Welt Männer und Frauen mutig gegen die Einschüchterung und den Terror derer auftreten, die sie zerstören möchten.
Die Attentäter haben heute verkündet, dass Charlie Hebdo tot sei. Seien Sie sich über eines versichert: Sie haben unrecht. Heute, morgen, in Frankreich und rund um die Welt wird die Kraft der freien Meinungsäußerung im Kampf gegen die Feinde der Aufklärung obsiegen."
John Kerry. Quelle: francetvinfo.fr
Kommentar:
Damit ist alles gesagt. Jedes weitere Wort wäre zuviel. Dass gerade in Deutschland so viele weitere Worte gesagt werden, ist beschämend.
Meister Petz
© Meister Petz. Die Titelvignette ist ein Zeichen der Solidarität und Verbundenheit mit den Toten des Anschlags und ihren Angehörigen. Für Kommentare bitte hier klicken.
Verkehr 2025 (2)
Es ist natürlich offen, ob und wann das vollautomatische Auto wirklich marktreif ist. Im weiteren gehe ich aber davon aus, daß das schneller passiert als viele bisher geglaubt haben - wahrscheinlich noch in den nächsten paar Jahren.
Aber die Existenz einer technischen Lösung bedeutet natürlich noch lange nicht, daß der Einsatz erlaubt wird. Schon gar nicht in Deutschland - schließlich geben sich Bahn und Gesetzgeber lieber ein paar Lokführerstreiks, obwohl automatisiertes Fahren bei der Bahn schon heute problemlos möglich wäre und in anderen Ländern praktiziert wird.
Ich glaube aber nicht, daß eine solche Verweigerung bei Autos möglich sein wird. Aber der Einsatz wird nur in Etappen genehmigt werden.
Aber die Existenz einer technischen Lösung bedeutet natürlich noch lange nicht, daß der Einsatz erlaubt wird. Schon gar nicht in Deutschland - schließlich geben sich Bahn und Gesetzgeber lieber ein paar Lokführerstreiks, obwohl automatisiertes Fahren bei der Bahn schon heute problemlos möglich wäre und in anderen Ländern praktiziert wird.
Ich glaube aber nicht, daß eine solche Verweigerung bei Autos möglich sein wird. Aber der Einsatz wird nur in Etappen genehmigt werden.
Vergleiche, Gleichsetzungen und Unterschiede
Oder eben in Berlin die Methoden der Stasi erläutert werden (die einige Zeit als gruselig wirkten, inzwischen aber im Vergleich zu dem, was über Abhören durch die USA und die Briten herauskam, wie romantischer Kinderkram mit Agentenausstattung aus dem Yps-Heft aussehen)
Auch wenn es vom Autor vielleicht nur als reiner Vergleich des technischen Vorgehens gemeint war, so halte ich das für einen irreführenden, am wesentlichen vorbeigehenden Vergleich und zwar aus drei Gründen:
Die Krankheit Zerstörungswut, 9.11.2014 von Hadmut Danisch
Auch wenn es vom Autor vielleicht nur als reiner Vergleich des technischen Vorgehens gemeint war, so halte ich das für einen irreführenden, am wesentlichen vorbeigehenden Vergleich und zwar aus drei Gründen:
5. Januar 2015
Verkehr 2025 (1)
Der Jahreswechsel ist die Zeit für Vorausschau und Prognosen. Was wird im neuen Jahr sein, was kann danach kommen, wie steht es in einem Jahrzehnt?
Aber dieser Artikel hat eigentlich einen Anlaß aus dem alten Jahr: Google stellte kurz vor Weihnachten seinen Prototyp für ein fahrerloses Auto vor. Eine kleine Nachricht - aber sie wird wohl viel größere Konsequenzen haben als alles, was derzeit in den Schlagzeilen steht.
Aber dieser Artikel hat eigentlich einen Anlaß aus dem alten Jahr: Google stellte kurz vor Weihnachten seinen Prototyp für ein fahrerloses Auto vor. Eine kleine Nachricht - aber sie wird wohl viel größere Konsequenzen haben als alles, was derzeit in den Schlagzeilen steht.
2. Januar 2015
Zitat des Tages: Die da oben und das Volk
"Doch eine Neujahrsansprache, in der es die Regierungschefin aller Deutschen darauf anlegt, das Volk zu spalten, indem sie die Bürger warnt, von ihrem grundgesetzlich verbrieften Demonstrationsrecht Gebrauch zu machen, das gab es noch nicht, nicht in der Bundesrepublik Deutschland. Erstmals haben wir jetzt - zu erahnen war es schon länger - eine Kanzlerin, die das Volk in dem Bewusstsein führt, die Lufthoheit über die Herzen ihrer Untertan zu besitzen."
Thomas Rietzschel, Die Achse des Guten (Quelle)
Kommentar:
Die Frage nach dem Thema kann sich auch ein konsequenter Neujahrs-, Weihnachts- und sonstiger Gedunkansprachenverweigerer wie ich sparen, denn es gibt nur eines: Pegida. Ein medialer Hype, dem sich offensichtlich nicht einmal die Kanzlerin entziehen kann, die ja erfahrungsgemäß der Seismopolitik à la Horst Seehofer auch nicht abgeneigt ist.
Thomas Rietzschel, Die Achse des Guten (Quelle)
Kommentar:
Die Frage nach dem Thema kann sich auch ein konsequenter Neujahrs-, Weihnachts- und sonstiger Gedunkansprachenverweigerer wie ich sparen, denn es gibt nur eines: Pegida. Ein medialer Hype, dem sich offensichtlich nicht einmal die Kanzlerin entziehen kann, die ja erfahrungsgemäß der Seismopolitik à la Horst Seehofer auch nicht abgeneigt ist.
1. Januar 2015
Zum neuen Jahr
"Und nun wollen wir glauben an ein langes Jahr, das uns gegeben ist, neu, unberührt, voll nie gewesener Dinge, voll nie getaner Arbeit, voll Aufgabe, Anspruch und Zumutung; und wollen sehen, daß wirs nehmen lernen, ohne allzuviel fallen zu lassen von dem, was es zu vergeben hat, an die, die Notwendiges, Ernstes und Großes von ihm verlangen."
Rainer Maria Rilke, aus einem Brief an Clara Rilke vom 1. Januar 1907 (Quelle).
Allen Lesern von Zettels Raum und Zettels kleinem Zimmer ein gesundes und freudvolles Jahr 2015.
"Und nun wollen wir glauben an ein langes Jahr, das uns gegeben ist, neu, unberührt, voll nie gewesener Dinge, voll nie getaner Arbeit, voll Aufgabe, Anspruch und Zumutung; und wollen sehen, daß wirs nehmen lernen, ohne allzuviel fallen zu lassen von dem, was es zu vergeben hat, an die, die Notwendiges, Ernstes und Großes von ihm verlangen."
Rainer Maria Rilke, aus einem Brief an Clara Rilke vom 1. Januar 1907 (Quelle).
Allen Lesern von Zettels Raum und Zettels kleinem Zimmer ein gesundes und freudvolles Jahr 2015.
Meister Petz
© Meister Petz. Titelvignette: Neujahrskarte, abgestempelt in Berlin am 31.12.1904. Für Kommentare bitte hier klicken.
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