Ein Wirtschaftskorrespondent der Welt, Phillipp Vetter, hat vor ein paar Tagen einen schönen Meinungskommentar zur jüngsten "Entscheidung" von Volkswagen veröffentlicht, der mit dem schönen Titel "Die einzig richtige Entscheidung" überschrieben ist. Wie es sich für einen guten Kommentar gehört, lohnt sich seine Diskussion, denn wie schon die Überschrift nahelegt, ist dieser Autor eher sehr gegenteiliger Meinung.
Vernünftige Gedanken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen, auch allen Dingen überhaupt
25. November 2019
21. November 2019
Die unglaubliche Dummheit. Eine Wählerschelte.
Es ist zugegebenermaßen ziemlich billig sich an der tatsächlichen oder vermeintlichen Bödheit von Politikern abzuarbeiten. Eine breite Mehrheit der politisch interessierten Menschen in Deutschland tendiert ohnehin dazu diejenigen, die anderer Meinung sind als sie selbst, als unreflektiert oder zumindest wenig reflektiert, um nicht zu sagen im Extremfall als blöd, einzuschätzen. Das ist "Tagesgeschäft" und kaum einer Zeile wert. Doch manchmal, gefühlt viel zu häufig, aber dann doch zumindest erwähnenswert selten, gibt es Aussagen von Politikern, die so himmeljauchzend dumm sind, dass man sie doch mit ein paar Zeilen kommentieren möchte (und damit meine ich nicht Lapsen wie Kobold statt Kobalt). Weniger allein ihres Inhaltes wegen, sondern primär wegen der sich dadurch so offenkundig zeigenden Ignoranz, Dummheit oder Inkompetenz. Im besten Falle aller drei genannten Eigenschaften.
17. November 2019
Maurice Baring, "Venus"
Da im vorigen Eintrag der Name Charles Cros fiel, und das Thema die Kontaktaufnahme mit dem Mars war, sei als Ausgleich die Traumvariante aus dem Umzirk der Jahrhundertwende vom inneren Schwesterplaneten Venus hierhergesetzt.
Die Unmöglichkeit, mit irdischen Teleskopen einen Blick durch die undurchdringliche Wolkendecke zu werfen und Genaueres über die Verhätlnisse auf ihrer Oberfläche zu erfahren, haben ihr in der phantastischen Literatur immer einen zweiten Platz hinter dem roten Planeten zugewiesen. Svante Arrhenius' Mutmaßung von 1915, daß es sich um eine ins Extrem gesteigerte Variante der "grünen Hölle" der tropischen Regenwälder handeln können (aufgrund der größeren Sonnennähe) - "everything on Venus is dripping wet," schrieb er.
We must therefore conclude that everything on Venus is dripping wet…A very great part of the surface of Venus is no doubt covered with swamps, corresponding to those on the Earth in which the coal deposits were formed…The constantly uniform climactic [sic] conditions which exist everywhere result in an entire absence of adaptation to changing exterior conditions. Only low forms of life are therefore represented, mostly no doubt belonging to the vegetable kingdom; and the organisms are nearly of the same kind all over the planet. The vegetative processes are greatly accelerated by the high temperatures.
(The Destiny of the Stars, 1918, New York: G. P. Putnam's Sons; im Original Stjärnornas Öden, 1915)
Diese Vision war den Autoren der Pulp-Magazine, allen voran Edgar Rice Burroughs, ein Geschenk, aufgeladene Dschungelabenteuer unter einer "primitiven" Tier- und Eingeborenenwelt spielen zu lassen. Für eher symbolistisch gestimmte Autoren der vorhergehenden Generation blieb der symbolische Gehalt einer "Welt der Liebe" anziehender.
Diese Vision war den Autoren der Pulp-Magazine, allen voran Edgar Rice Burroughs, ein Geschenk, aufgeladene Dschungelabenteuer unter einer "primitiven" Tier- und Eingeborenenwelt spielen zu lassen. Für eher symbolistisch gestimmte Autoren der vorhergehenden Generation blieb der symbolische Gehalt einer "Welt der Liebe" anziehender.
* * *
Charles Cros - "Sonnet astronomique" (1873)
Alors que finissait la journée estivale,
Nous marchions, toi pendue à mon bras, moi rêvant
À ces mondes lointains dont je parle souvent.
Aussi regardais-tu chaque étoile en rivale.
Au retour, à l'endroit où la côte dévale,
Tes genoux ont fléchi sous le charme énervant
De la soirée et des senteurs qu'avait le vent.
Vénus, dans l'ouest doré, se baignait triomphale.
Puis, las d'amour, levant les yeux languissamment,
Nous avons eu tous deux un long tressaillement
Sous la sérénité du rayon planétaire.
Sans doute, à cet instant deux amants, dans Vénus,
Arrêtés en des bois aux parfums inconnus,
Ont, entre deux baisers, regardé notre terre.
Alors que finissait la journée estivale,
Nous marchions, toi pendue à mon bras, moi rêvant
À ces mondes lointains dont je parle souvent.
Aussi regardais-tu chaque étoile en rivale.
Au retour, à l'endroit où la côte dévale,
Tes genoux ont fléchi sous le charme énervant
De la soirée et des senteurs qu'avait le vent.
Vénus, dans l'ouest doré, se baignait triomphale.
Puis, las d'amour, levant les yeux languissamment,
Nous avons eu tous deux un long tressaillement
Sous la sérénité du rayon planétaire.
Sans doute, à cet instant deux amants, dans Vénus,
Arrêtés en des bois aux parfums inconnus,
Ont, entre deux baisers, regardé notre terre.
Zeitmarke: Vor [200] - 150 - 100 Jahren: "Hallo Mars - Hier Erde!"
(Popular Science Monthly, September 1919)
Vorausgeschickt sei, daß es sich bei der ersten temporalen Wegmarke um kein "richtiges" Jubiläum handelt, sondern um ein Gerücht, eine "moderne Legende" (wie sie eben im Bereich der Wissenschafts- und Technikgeschichte ebenso auftreten wie in anderen Bezirken), und beim zweiten Datum um kein spezielles Vorkommnis, sondern nur eine gängige Meldung über eine seinerzeit kurrente Idee - die aber hierbei Gelegenheit bietet, das Thema nett zu illustrieren.
15. November 2019
1971: Boeing 2707, Concorde - ein Déjà Vu aus der Urzeit des Klimaalarmismus
(x magazin, Oktober 1971)
Dem englischen Autor und von Profession einer der reichsten Söhne seiner Ära, Horace Walpole (1717-1797), der heute nur noch als Verfasser des ersten und niemals gelesenen "gotischen Schauerromans" The Castle of Otranto (1765) ein fernes Gerücht ist, nicht aber als ältester Sohn des ersten britischen Premierministers Robert Walpole oder einer der bedeutendsten Briefschreiber seiner Zeit (die Ausgabe seiner Korrespodenz umfaßt 80 Bände, fast ausnahmslos auf Französisch abgefaßt), verdankt die englische Sprache den Ausdruck "serendipity", ins Deutsche auch als Lehnwort "Serendipität" geschmuggelt - der höchst nützliche, völlig unerwartete Zufallsfund, der einem bei einer Suche nach etwas völlig anderem unterkommt und der das obskure Objekt der Begierde weit übertrifft. Abgeleitet hat Walpole das Wort 1754 in einem Brief an seinen Freund Horace Mann von einer (womöglich sogar existierenden) Legende um die "drei Prinzen von Serendip, die stes andere Schätze fanden, als sie gesucht hatten" (Serendip ist hier die alte, ungebräuchliche Bezeichnung für die Insel Taprobane, deren Name eine obsolete Benennung für Ceylon darstellt; denen, die dies noch als den alten Namen für Sri Lanka kennen, wird an dieser Stelle sicher die Zeile "Her name was Magill / but she called herself Lil. / But everyone knew her as Nancy" aus "Rocky Raccoon" einfallen.)
10. November 2019
眉村 卓 - Taku Mayumura (1934-2019)
Es fragt sich, ob es ratsam ist, im Deutschen einen kleinen Nachruf, eine bescheidenes Gedächtnisblatt für einen Autor zu bringen, von dem nur eines mit Sicherheit zu sagen ist: nämlich daß jeder einzelne leser, der sich hierhin verirrt, mit diesem Namen absolut nichts verbindet. Anders als bei Musikstars, die an dieser Stelle gewürdigt wurden (in der letzten Zeit etwa Anne Vanderlove oder Yao Li) läßt sich eine solche terra incognita, ein solcher unausgefüllter Fleck auf der eigenen inneren Landkarte, auch nicht durch ein paar Einspielungen von Liedern wettmachen. Der bloße Hinweis auf das Werk reicht nicht, da es hiesigen Lesern unzugänglich bleiben wird und die Resonanzen, die es bei der Leserschaft eines solchen Autors hervorrufen würde, schlicht nicht gegeben sind.
7. November 2019
"...and it is always eighteen ninety-five": Vincent Starrett, "221b"
- Vincent Starrett - 221b
Here dwell together still two men of note
Who never lived and so can never die:
How very near they seem, yet how remote
That age before the world went all awry.
But still the game’s afoot for those with ears
Attuned to catch the distant view-halloo:
England is England yet, for all our fears –
Only those things the heart believes are true.
A yellow fog swirls past the window-pane
As night descends upon this fabled street:
A lonely hansom splashes through the rain,
The ghostly gas lamps fail at twenty feet.
Here, though the world explode, these two survive,
And it is always eighteen ninety-five.
(March 1942)
"221B"
Hier wohnen immer noch die zwei bekannten Herrn
Die es nie gab und deshalb niemals sterben.
Wie nahe scheinen sie uns - und wie fern
Liegt ihre Zeit. Der Weltlauf fiel in Scherben.
Und doch beginnt die Jagd - für alle, deren Ohren
Den alten Klang vernehmen. Trotz aller Gefahr -
Trotz unsrer Furcht ist England nicht verloren.
Denn nur an was das Herz glaubt, ist auch wahr.
Ein gelber Nebel wabert vor den Fenstern
Wenn sich die Nacht auf die berühmte Straße senkt.
Die fahlen Gaslaternen werden zu Gespenstern
Wenn eine Hansom-Droschke durch den Regen lenkt.
Auch wenn die Welt zerbirst - die beiden werden bleiben.
Hier wird man immer 1895 schreiben.
(U.E.)
4. November 2019
"Ballade en novembre": Feuille commémorative Anne Vanderlove
Es bleibt mir die Erinnerung
An die Lieben, die vergehn
Es ist jetzt Zeit, die Tür zu schließen
Es ist jetzt Zeit, schlafen zu gehn.
Ich war nicht immer nett und gut
Mit Haar, das in die Augen stieb
Doch hat er mich so akzeptiert
Und vielleicht sogar etwas lieb.
Auf Strand und Garten fällt der Regen dicht...
Und sind jetzt meine Augen feucht
liegt es am Regen im Gesicht.
Der Nordwind fängt wild an zu wehn
Der mir im Spiel das Haar zerwühlt
Ich war nicht immer wirklich schön
Er wohl was für mich gefühlt.
Mein Kleid ist stets noch mitgenommen
Und mein Haar ist wie wild zerstiebt.
Er hat mich, wie ich war, genommen.
Ich hab ihn wirklich sehr geliebt.
Qu'on me laisse à mes souvenirs
Qu'on me laisse à mes amours mortes
Il est temps de fermer la porte
Il se fait temps d'aller dormir
Je n'étais pas toujours bien mise
J'avais les cheveux dans les yeux
Mais c'est ainsi qu'il m'avait prise
Je crois bien qu'il m'aimait un peu
Il pleut sur le jardin, sur le rivage
Et si j'ai de l'eau dans les yeux
C'est qu'il me pleut sur le visage
Le vent du Nord qui s'amoncelle
S'amuse seul dans mes cheveux
Je n'étais pas toujours bien belle
Mais je crois qu'il m'aimait un peu
Ma robe a toujours ses reprises
Et j'ai toujours les cheveux fous
Mais c'est ainsi qu'il m'avait prise
Je crois que je l'aimais beaucoup
Il pleut sur le jardin, sur le rivage
Et si j'ai de l'eau dans les yeux
C'est qu'il me pleut sur le visage
Si j'ai fondu tant de chandelles
Depuis le temps qu'on ne s'est vus
Et si je lui reste fidèle
À quoi me sert tant de vertu ?
Qu'on me laisse à mes amours mortes !
Qu'on me laisse à mes souvenirs
Mais avant de fermer la porte
Qu'on me laisse le temps d'en rire
Le temps d'essayer d'en sourire
3. November 2019
Treppenwitz: Greta allein zu Haus
Daß den Olympischen, denen wenn nicht die Lenkung des Weltgeschicks, so doch dessen fallweise Pointierung und Zuspitzung obliegt, ein mitunter durchaus, nun: olympischer Humor eignet, wurde ja erst vor wenigen Tagen an dieser Stelle angelegentlich des Auftauchens des Kometen Borisov angemerkt. Neu ist diese Erkenntnis natürlich nicht: der Mythenschatz des alten Griechenlands ist von solch ironischen Volten undenkbar; neben der Ausgeliefertheit des Einzelnen an die Ἀνάγκη, das Fatum (dazu, wie sehr dies zum Fatalismus der damaligen Lebensgefühls beigetragen hat, hat Jacob Burckhardt in in den Bänden seiner Griechischen Kulturgeschichte zwischen 1898 und 1902 einiges angemerkt), bildet die Bestrafung der Vermessenheit der Sterblichen darin den Basso ostinato.
2. November 2019
Noch einmal Thüringen: Zu den Koalitionsmöglichkeiten jenseits von Blau-Schwarz-Gelb
Die Kollegen Llarian und
Meister Petz haben in diesem Blog zur Diskussion über die Bildung einer
blau-schwarz-gelben Koalition in Thüringen Stellung genommen. Das Erfurter Patt
hat aber nicht nur dieses Bündnis – mag man es nun bürgerlich nennen oder nicht
– auf den Debattentisch geworfen. Nein, auch andere, unterschiedliche
Absurditätsgrade aufweisende Kooperationsmöglichkeiten wurden mit mehr oder
weniger Ernsthaftigkeit dem (ab)geneigten Publikum unterbreitet. Im Folgenden
sollen diese Regierungsoptionen einer Erörterung unterzogen wurden:
1. November 2019
CONTRA: Warum eine blau-schwarz-gelbe Koalition keine "bürgerliche" Koalition ist
Am Tag nach der Wahl - die endgültige Zusammensetzung des Parlaments in Erfurt steht aufgrund des knappen FDP-Ergebnisses noch nicht einmal ganz fest - erschallen, nicht zuletzt hier im kleinen Zimmer - die Rufe nach einer AfD-CDU-FDP-Koalition.Also wollen über 50% der Wähler dichte Grenzen. Man ist sich nur noch nicht einig, ob niemand rein oder raus dürfen soll.— 🇺🇳 Darth Monchichi 🇺🇳 (@Helheimer) 27. Oktober 2019
Dass ich so einer Koalition ablehnend gegenüber stehe, genauso wie einer CDU/FDP-Beteiligung an einer Koalition mit der Linken, wird nicht überraschen. Mir geht zwar Thüringen an sich offen gestanden relativ gepflegt am Allerwertesten vorbei, und ich verlange ja auch nicht, dass die Repräsentanten eine größere Weltweisheit an den Tag legen als die, die sie repräsentieren (siehe Eingangszitat).
Nicht am Sitzfleisch kann mir vorbeigehen, dass das Ganze als "bürgerlich-konservativ-liberale Mehrheit" nicht nur von Höcke und Gauland verkauft, sondern auch von einigen originär bürgerlichen, konservativen und liberalen als solche gekauft wird.
PRO: Warum eine schwarz/blau/gelbe Koalition Sinn machen würde
Ab und zu gibt es in Zettels Raum die Kategorie Pro & Contra, in der zwei Autoren in einer bestimmten Frage gegensätzliche Ideen diskutieren. Aufgrund der aktuellen Situation in Thüringen haben ich und Meister Petz uns entschieden einen solchen Beitrag zu verfassen. Im folgenden Beitrag lesen Sie die von mir verfasste Pro Seite, kurzfristig wird die Contra Seite zugefügt.
Zugegeben: Ich glaube nicht wirklich daran, dass eine solche Koalition wirklich zustande kommen könnte, es gibt sehr gute Gründe anzunehmen, dass eine solche für CDU und auch die FDP verheerend ausgehen würde. Die FDP würde in den Medien systematisch bespuckt, gevierteilt, gehängt und erschlagen werden (und anschließend würde es unangenehm werden) und die Karriere von Mohring wäre mit dem Merkelschen Bannstrahl auch beendet, bevor sie eigentlich so richtig begonnen hätte.
***
Dennoch wäre eine solche Koalition nicht die dümmste aller Ideen für das Land selber. Und es spricht weit mehr dafür als nur das dumme Gesicht eines Lars Klingbeil (der es auch vorgestern wieder nicht lassen konnte, angesichts eines weiteren, desaströsen SPD-Absturzes gegen die FDP zu hetzen), wobei das sicher schon ein sehr guter Grund wäre.
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