31. Oktober 2011

Zitat des Tages: "Mindestlöhne erreichen nicht das angestrebte Ziel"

Based on their comprehensive reading of the evidence, Neumark and Wascher argue that minimum wages do not achieve the main goals set forth by their supporters. They reduce employment opportunities for less-skilled workers and tend to reduce their earnings; they are not an effective means of reducing poverty; and they appear to have adverse longer-term effects on wages and earnings, in part by reducing the acquisition of human capital.

The authors argue that policymakers should instead look for other tools to raise the wages of low-skill workers and to provide poor families with an acceptable standard of living.


(Auf der Grundlage einer umfassenden Auswertung der Daten argumentieren Neumark und Wascher, daß Mindestlöhne im wesentlichen nicht die Ziele erreichen, die von ihren Befürwortern angestrebt werden. Sie vermindern die Beschäftigungschancen für weniger qualifizierte Arbeiter und tendieren dazu, deren Einkommen zu senken; sie sind kein effektives Mittel, Armut zu verringern; und es sieht danach aus, daß sie langfristig nachteilige Auswirkungen auf Löhne und Einkommen haben, zum Teil deshalb, weil sie die Einstellung von Mitarbeitern behindern.

Die Autoren argumentieren, daß die Politik stattdessen nach anderen Mitteln suchen sollte, die Löhne von schlecht qualifizierten Arbeitern zu erhöhen und armen Familien einen aktzeptablen Lebensstandard zu ermöglichen).
Die MIT Press in ihrer Ankündigung des Buchs "Minimum Wages" von David Neumark und William L. Wascher; erschienen im Dezember 2008.

Kommentar: Diese Folgerung aus einer Untersuchung, die als eine der besten zu diesem Thema gilt, deckt sich mit den Ergebnissen anderer Analysen. Die Wikipedia:

Zum Reformationstag: Martin Luther – "ein Dichter und Sprachmeister von sonderlicher Gewalt"

In einigen – nämlich den östlichen – Bundesländern ist der heutige 31. Oktober gesetzlicher Feiertag: Gedenktag der Reformation, weil an diesem Tage im Jahr 1517 Martin Luther seine 95 Disputationsthesen über den Ablass veröffentlicht und wahrscheinlich ortsüblich an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg angeschlagen hat. Obwohl es sich dabei eigentlich um eine bloß universitäre Angelegenheit handelte, wurde dieser Thesenanschlag zum Ausgangspunkt der lutherischen Reformation.

Zettel hat in den vergangenen Jahren jeweils am 31. Oktober der Person des Reformators Martin Luther Beiträge in Zettels Raum gewidmet (2006: Zum Reformationstag: Mein Luther; 2007: Randbemerkung: Was wird am 31. Oktober gefeiert?; 2009: Zum Reformationstag: D. Martin Luther, der deutscheste aller deutschen Denker. Nebst Anmerkungen zum deutschen Michel; 2010: Zum Reformationstag: Von der Freiheit eines Christenmenschen). Diese Tradition möchte ich in diesem Jahr fortsetzen.

Martin Luther ist als Reformator, Theologe, Christ und profilierte Persönlichkeit auf der Grenze von Mittelalter und Neuzeit nicht unumstritten. Weniger umstritten ist, was er für die Entwicklung der deutschen Sprache geleistet hat. Das möchte ich heute würdigen.

30. Oktober 2011

Kurioses, kurz kommentiert: Sarrazin, Naika Foroutan und die Bildung und Ausbildung eingewanderter Türken

Fast ein Drittel aller Frauen und Männer zwischen 25 und 35 mit Wurzeln im Ausland hat keinen Berufsabschluss. Bei den türkischen Zuwanderern, immerhin die mit rund drei Millionen größte Minderheit, sind die Daten besonders alarmierend. Der Anteil der jungen Türken, die keinen Abschluss haben, ist zwischen 2001 und 2006 von 44 Prozent auf 57 Prozent gestiegen.
Aus dem Artikel "Fremde Heimat" im "Spiegel" der kommenden Woche (44/2011 vom 31. 10. 2011, S. 38).

Kommentar: Nein, kurios ist nicht der Sachverhalt, den die drei "Spiegel"-Autoren Özlem Gezer, Maximilian Popp und Christoph Scheuermann beschreiben.

Kurios ist, daß vor einem Jahr Thilo Sarrazin dafür als Ausländerfeind und Rassist beschimpft wurde, daß er genau diesen Sachverhalt in seinem Buch beschrieben hatte:

Zitat des Tages: "Wollen Sie ein weiteres Afghanistan erleben?". Die Wahl zwischen Pest und Cholera in Syrien

Syria is the hub now in this region. It is the fault line, and if you play with the ground you will cause an earthquake ... Do you want to see another Afghanistan, or tens of Afghanistans? ... Any problem in Syria will burn the whole region. If the plan is to divide Syria, that is to divide the whole region.

(Syrien ist in dieser Region jetzt der Dreh- und Angelpunkt. Es ist die Verwerfungslinie, und wenn Sie mit dem Boden herumspielen, dann werden Sie ein Erdbeben auslösen ... Wollen Sie ein weiteres Afghanistan erleben, oder zehn Afghanistans? ... Jedes Problem in Syrien wird die ganze Region brennen lassen. Wenn es der Plan ist, Syrien zu spalten, dann bedeutet dies, die ganze Region zu spalten).
Der syrische Staatspräsident Bashar al-Assad in einem Interview mit Andrew Gilligan, über das dieser heute im britischen Telegraph berichtet.

Kommentar: So unschön das ist - Assad hat recht. Ein Ende seines Regimes hätte unabsehbare Folgen für die ganze Region, und zwar vor allem aus zwei Gründen:

29. Oktober 2011

Stratfors Analysen: Auftrag im Irak beendet? Auftrag in Libyen beendet? In keiner Weise. George Friedman über die künftigen Probleme

Zusammenfassung: Sowohl die Entscheidung der USA, bis Ende des Jahres den Irak zu verlassen, als auch der Tod Gaddafis erzeugen eine Wahrnehmung von mission accomplished - Auftrag erfüllt. Aber in beiden Fällen kann von einem Abschluß keine Rede sein.

Was Libyen angeht, ist als erstes bemerkenswert, daß es volle sieben Monate gedauert hat, bis die Nato den Krieg gegen Gaddafi beenden konnte. Und dies, obwohl es ja nicht nur einen Luftkrieg gab; sondern die Nato-Truppen haben die Aufständischen trainiert, ihnen Kommunikationsmöglichkeiten geboten, ihre Aktionen geplant und diese gelegentlich auch geleitet. Man mag den Krieg zurückhaltend geführt haben, um die Verluste zu minimieren; eher deutet diese Länge aber auf die Schwäche der Aufständischen hin.

Wer soll Libyen jetzt regieren?

Dem Journalisten Zucker geben

Das Flagschiff der deutschen "Qualitätspresse" hat wieder zugeschlagen. Es geht um gesunde Ernährung, es geht um Kinder, also ein wichtiges Thema für die Volkserziehung.

Konkret geht es um die vor allem bei Kindern beliebten Frühstücksflocken, im Spiegel-Jargon "Bomben" genannt. Diese gibt es in einer Vielzahl von Varianten, die meisten davon enthalten eine ordentliche Portion Zucker. Wieviel Zucker, ist auf der Packung genau angegeben. Wer sich die genaue Zusammensetzung seiner Nahrung interessiert, oder gar seine komplette Ernährung über den Tag hinweg planen will, der bekommt alle ausreichenden Informationen. Es ist sogar eine Umrechnungshilfe angegeben, ausgehend von einem normierten Tagesverbrauch.

Für den Spiegel-Autor sind es aber nicht genug Informationen. Denn der Tagesverbrauch ist "nur" für Erwachsene angegeben. Genauer gesagt, für eine durchschnittliche erwachsene Frau. Keine Angaben gibt es nun konkret für den 4-jährigen Sohn des Autors. Also fragt er die Hersteller.

Und es ist vom Start an klar, daß die Hersteller bei der Antwort nur verlieren können.

Marginalie: Ideologie kaputt

Die Energiesparlampe über unserer Haustür war kaputt. Kaufpreis etwa 9 Euro, Lebensdauer um die 9 Monate. Die Beleuchtung vor dem Haus ist mit einem Bewegungsmelder verknüpft. Deswegen wird sie andauernd ein- und ausgeschaltet - das tut der Lebensdauer nicht gut.

Ich habe sie nun durch eine klassische 100W-Glühbirne (Schweiz-Import) ersetzt. Die hat etwa einen Euro gekostet und es ist jetzt sofort hell, wenn man das Schlüsselloch sucht.

Leider macht auch die Schweiz ab 2012 beim Verbotswahn mit. Also rechtzeitig Lagerbestände anlegen.
R.A.



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28. Oktober 2011

Marginalie: Griechenland - seit seiner Geburt ein Ziehkind Europas. Über den historischen Hintergrund der griechischen Schuldenmacherei

Wie konnte sich eigentlich Griechenland fröhlich und offenbar ohne Gewissensbisse bis über beide Ohren verschulden; wohl wissend, daß es seine Schulden niemals würde zurückzahlen können?

Eine Antwort findet man vielleicht in der griechischen Geschichte. Darauf macht heute Stratfor aufmerksam.

Aufruhr in Arabien (23): Eine Analyse des Wahlergebnisses in Tunesien. Unruhen in Sidi Bouzid

Zuerst war es für Montag oder Dienstag angekündigt worden, das vorläufige amtliche Endergebnis der Wahlen in Tunesien. Dann begann ein frustierendes Warten: Immer wieder setzte die Wahlkommission ISIE Pressekonferenzen an, die meist verschoben wurden und dann doch wieder nur Teilergebnisse brachten. Ergebnisse, die meist zuvor schon von der staatlichen Nachrichtenagentur TAP publik gemacht worden waren.

Gestern um 22 Uhr Ortszeit (23 Uhr MEZ) war es endlich so weit: Die ISIE (Instance supérieure indépendante pour les élections; Unabhängige Hohe Wahlbehörde) teilte das vorläufige amtliche Endergebnis mit. Mit Betonung auf "vorläufig", denn es sind noch zahlreiche Wahlanfechtungen zu prüfen. Diese Prüfung soll innerhalb von zwei Wochen abgeschlossen sein.

27. Oktober 2011

Zitat des Tages: "Es fehlt der Respekt für die Kanzlerin". Anmerkungen zu einem trefflichen Kommentar von Ulf Poschardt

Es hat sich ein raunziger Ton eingeschlichen in die Kritik an Angela Merkel und ihrer Regierung, der etwas Anmaßendes hat. Altmodisch formuliert könnte man sagen, es fehlt der Respekt für eine Kanzlerin, die Tag und Nacht ohne Schonung der eigenen Physis versucht, mit der Währung die Fundamente unseres Wohlstands zu retten.

In ihrer Regierungserklärung wählte Merkel einmal mehr den unpathetischen und sachlichen Ton. Er steht in scharfem Kontrast zu der Aufgeregtheit vieler selbsterklärter Experten und populistischer Kriegsgewinnler der Krise.
Ulf Poschardt gestern in einem Kommentar in "Welt-Online" zur Regierungserklärung der Kanzlerin.

Kommentar: Poschardts Artikel ist nicht lang. Ich empfehle Ihnen, ihn zu lesen. Er weist auf Selbstverständlichkeiten hin, die aber in der Diskussion dieser Tage oft übersehen werden: Die Kanzlerin tut mit Kompetenz und Standfestigkeit das, was sie tun kann, um ihrem Amtseid gerecht zu werden. Sie hat dafür Anerkennung verdient.

US-Präsidentschaftswahlen 2012 (5): Obamas Strategie für seine Wiederwahl. Vorbild George W. Bush?

Daß Barack Obama im November 2012 der Kandidat der Demokraten sein wird, ist so gut wie ausgemacht. Nur dann, wenn er physisch ausfallen sollte, könnte ein anderer an seine Stelle treten. Weil das so ist, richtet sich die allgemeine Aufmerksamkeit auf die Kandidaten der Republikaner. Auch diese Serie hat sich bis jetzt überwiegend mit dem Vorwahlkampf der Republikanischen Partei (GOP) befaßt.

Aber wenn Obama auch nicht in den Vorwahlkampf muß, so braucht er doch eine Strategie für den eigentlichen Wahlkampf; für einen Wahlkampf, der schon im Gang sein wird, wenn der Kandidat der GOP am 27. August in Tampa, Florida, formell auf den Schild gehoben wird. An dieser Strategie arbeiten Obamas Helfer jetzt.

26. Oktober 2011

Zitat des Tages: "Bionadebourgeoisie". Ein Politikwissenschaftler über die Partei "Die Grünen"

Die Grünen sind also eine Partei der Satten, Saturierten und Abgesicherten, die sich einen Lebensstil leisten können, der vorrangig auf Fragen des "guten Lebens" abzielt: Authentizität, Selbstverwirklichung, kulturelle Reichhaltigkeit, unbedingter Schutz der Natur und der Lebenswelt. (...)

Auf der Basis geregelter und gesättigter Lebensentwürfe wird die grüne Lebensweise zu einem Luxuslifestyle.
Der Politikwissenschaftler Matthias Zimmer über die Partei "Die Grünen", zitiert in der heutigen Frankfurter Lokalausgabe der FAZ.

Kommentar: Originell ist diese Einsicht nicht; aber Zimmer hat sie schön formuliert. Wie auch der Begriff "Bionadebourgeoisie" von griffiger Eleganz ist, den Zimmer verwendet.

Deutschland im Öko-Würgegriff (28): Die Energiepreise steigen drastisch. Die globale Temperatur steigt nicht mehr. Die Ersatzreligion bleibt stabil

Wenn etwas die Bezeichnung "Horror-Szenario" verdient, dann ist es das, worüber gestern die FAZ unter der Überschrift "Energiepreis - Klimaschutz verdoppelt Kosten für Haushalte" berichtete:
Die europäischen Verbraucher müssen sich in den kommenden Jahren auf deutlich höhere Energiepreise einstellen. Die Ausgaben der privaten Haushalte für Energie werden sich bis 2030 voraussichtlich verdoppeln. Dies geht aus einem internen Entwurf für ein Strategiepapier zur EU-Energiepolitik bis 2050 hervor, das der zuständige Kommissar Günther Oettinger bis Ende des Jahres offiziell vorstellen will. (...) Die EU-Kommission hat dazu sieben verschiedene Szenarien analysiert.
Am stärksten werden die Energiepreise steigen, wenn die EU es der Aussteigernation Deutschland nachmacht, "sich weitgehend aus der Kernenergie verabschiedet und keine neuen Atomkraftwerke mehr baut".

25. Oktober 2011

Marginalie: Wahlen in Tunesien - doch absolute Mehrheit für die Islamisten?

Je mehr Ergebnisse der Wahlen am Sonntag bekannt werden, als umso größer stellt sich der Wahlsieg der islamistischen Ennahda dar.

Wie tunesia-live.net heute Mittag meldete, hat das arabische Programm von Al Jazeera jetzt eine erste Projektion erstellt. Danach erhielt die Ennahda 45 Prozent der Stimmen, das CPR (die Menschenrechtspartei von Moncef Marzouki) 15 Prozent, die sozialdemokratische Ettakatol 10 Prozent. Der Rest entfällt auf kleine Parteien.

Marginalie: Mit wem werden die islamistischen Wahlsieger in Tunesien zusammenarbeiten? Wer sind die Verlierer?

Die ersten definitiven Wahlergebnisse aus Tunesien liegen jetzt vor. Es handelt sich um die Stimmen der Auslands-Tunesier. Sie haben in sechs Wahlbezirken abgestimmt: Nordfrankreich, Südfrankreich, Italien, Deutschland, Amerika und Rest Europas, Arabische Welt und Sonstige. Zu vergeben waren 18 der 217 Sitze in der Verfassungsgebenden Versammlung.

Auf die islamistische Ennahda entfielen 9 Sitze. ("Ennahda" scheint sich als Transkription durchzusetzen; in meinem Vorbericht hatte ich die Transkription "Al-Nahda" verwendet). Auch der einzige von den Tunesiern in Deutschland zu vergebende Sitz ging an die Islamisten.

24. Oktober 2011

Zitat des Tages: "Mehr als neunzig Prozent der Tunesier haben gewählt". Behauptet das ZDF. Und läßt damit eine Ente watscheln

Die Beteiligung war überwältigend. Mehr als neunzig Prozent der Tunesier folgten dem Aufruf, eine Verfassungsgebende Versammlung zu wählen.
Das ZDF soeben in der Sendung "heute" von 19 Uhr.

Kommentar: Mehr als neunzig Prozent Wahlbeteiligung in Tunesien?

Marginalie: Großer Sieg der Islamisten? Falls Sie die Auszählung der Stimmen in Tunesien live verfolgen wollen, hier zwei Adressen

Bei den Wahlen in Tunesien, den ersten demokratischen Wahlen in diesem Land überhaupt, gibt es keine Prognosen oder Hochrechnungen. Es sickern aber Ergebnisse aus den einzelnen Wahllokalen durch, in denen die Parteien und auch Medien ihre Wahlbeobachter haben.

Marginalie: Was Frauen sich wünschen, daß es Männer noch täten. Droht ein Rückfall in überkommene Rollenklischees?

"Nicht allzu glücklich" fühlt sich eine amerikanische Autorin damit, daß es vorbei ist mit dem einstigen "Überfluß an männlichen Männern"; daß es vorbei ist damit, daß diese die Frauen "als Damen behandelten".

Und die Autorin zählt sieben Punkte auf - sieben Dinge, von denen sie wünschte, daß Männer sie noch täten:

Scharia, Chuzpe, Sarkozy. Nachrichtensplitter zum freien Libyen

Libyen ist jetzt, so lesen wir es überall, frei. Oder auch "befreit". Die FAZ von heute:
Der Vize-Präsident des Nationalen Übergangsrats in Libyen, Abdel Hafis Ghoga, hat das nordafrikanische Land nach dem Tod des langjährigen Machthabers Muammar el Gaddafi am Sonntag offiziell für "frei" erklärt. Zu der Zeremonie in der nordöstlichen Stadt Benghasi hatten sich zuvor tausende Menschen versammelt.(...) Der Nationale Übergangsrat hatte angekündigt, mit dieser Feier formal den acht Monate dauernden Krieg gegen Gaddafi zu beenden und den Prozess für den Übergang in eine demokratisch legitimierte Ordnung einzuleiten.
Das klingt ein wenig wie die legendäre Formulierung von Präsident Bush am 1. Mai 2003 an Bord der "Abraham Lincoln":

23. Oktober 2011

Zettels Meckerecke: Ist die deutsche Linke kommunistisch? Anmerkung zu einer Sprachverwirrung

In jedem demokratischen System gibt es eine Linke und eine Rechte; meist auch kleinere oder größere Parteien der Mitte dazwischen.

In Frankreich zum Beispiel umfaßt die Linke die Sozialisten, die Kommunisten und die Linksliberalen (Parti Radical de Gauche).

Aufruhr in Arabien (22): Heute wählt Tunesien. Die wichtigsten Informationen zum Hintergrund und zur wahrscheinlichen kommenden Entwicklung

Heute wird in Tunesien eine Verfassungsgebende Versammlung gewählt. Ihre 217 Abgeordneten sollen eine neue Verfassung ausarbeiten und die Bildung einer Regierung in die Wege leiten.

Ende vergangenen und Anfang dieses Jahres war die Revolution in Tunesien wochenlang das medienbeherrschende Thema gewesen. Diese Serie sollte ursprünglich "Die tunesische Revolution" heißen. Ich habe sie dann in "Aufruhr in Arabien" umbenannt. Denn schon bald zeigte sich, daß der Funke der Revolution in andere Länder übersprang. Damit verschob sich der Fokus der Aufmerksamkeit; erst nach Ägypten, dann nach Syrien und vor allem Libyen.

Und wie ist es eigentlich in Tunesien weitergegangen? Darüber, wie sich die Lage dort seither entwickelt hat und unter welchen Voraussetzungen die heutigen Wahlen stattfinden, informierte gestern Stratfor. Auf diesen Artikel (nur Abonnenten zugänglich) stütze ich mich im Folgenden hauptsächlich.

22. Oktober 2011

Marginalie: Die Partei "Die Linke" und die Medien. "Gesellschaftliche Umgestaltung" von "revolutionärer Tiefe"

Lesen Sie einmal diese Passagen aus dem Entwurf für das Grundsatzprogramm der Partei "Die Linke" in der Fassung, in der er am 21./22. Mai 2011 vom Parteivorstand verabschiedet wurde:
DIE LINKE will demokratische Kontrolle und Mitbestimmung in der Wirtschaft und im Staat, in den Massenmedien, in Bildung, Wissenschaft und anderen Gesellschaftsbereichen ausbauen.

Demokratisch kontrollierte Medien

Medienmacht und Medienmanipulation sind eine Gefahr für die Demokratie.

Das Internet ist für DIE LINKE ein öffentliches Gut, die Netzinfrastruktur gehört unter gesellschaftliche Kontrolle und muss demokratisiert werden. Demokratische Medien erfordern demokratische Redaktionsstatuten, die Stärkung einer breiten Gegenöffentlichkeit sowie die Anwendung des Kartellrechts auf den Mediensektor.

Zitat des Tages: "Gaddafi hat den Zynismus des Westens unterschätzt". Ulrich Ladurner über Menschenrechtsrhetorik und Kumpanei

Die "humanitäre Intervention" hat durch die Intervention in Libyen einen bleibenden Schaden gekommen. (...) Es ist deshalb Zeit, sich von der Menschenrechtsrhetorik zu befreien. Sie vernebelt nur die Zusammenhänge. Gadhafi ist gestürzt worden, weil er die Zeichen der Zeit nicht erkannt hat, vor allem aber, weil er den Zynismus des Westens unterschätzt hat. (...) Mit Gadhafi ist ein Kumpan getötet worden, der nicht mehr im Spiel war.
Ulrich Ladurner gestern in "Zeit-Online".

Kommentar: Wenn Sie sich zum Stichwort "Kumpan" ein paar schöne Bilder ansehen wollen, dann empfehle ich Ihnen zwei Galerien: Diese, die Ihnen eine Wiederbegegnung mit unserem Altkanzler Schröder beschert; sowie diese, die Muamar al-Gaddafi im Kreise seiner Lieben zeigt, seiner lieben internationalen Freunde.

21. Oktober 2011

Libyen, der Irak und die Welt der Gutmenschen: Wie wird aus schwarz weiß und aus weiß schwarz?

Ich benutze das Wort "Gutmenschen" selten. Zum einen, weil es inzwischen abgegriffen ist. Zweitens, weil solche Kategorisierungen einigermaßen grob sind; unter den so Charaktisierten gibt es sehr unterschiedliche Meinungen und Überzeugungen.

Aber jetzt verwende ich den Begriff einmal, weil er mir zu dem, was ich anmerken möchte, exakt zu passen scheint: Der Neigung, politische Fragen unter den Kategorien "gut" und "böse" zu rubrizieren; sie gewissermaßen unter moralische Kuratel zu stellen.

Marginalie: Wie starb Muammar al-Gaddafi? (mit Links zu Videos)

Man kann darüber diskutieren, ob es wichtig ist, zu wissen, wie Gaddafi ums Leben kam. Es läßt sich zweitens darüber streiten, ob man die Videos verlinken, ob man sie sich ansehen sollte, die zeigen, wie gestern in Sirte mit dem noch lebenden Gaddafi, dann mit seinem Leichnam umgegangen wurde. Es sind brutale Bilder.

20. Oktober 2011

Marginalie: Probleme Libyens nach dem Tod Gaddafis

"Der Wolf ist tot, der Wolf ist tot, jetzt hat ein Ende alle Not" sangen wir als Kinder. Daran fühlte ich mich erinnert, als ich am Ende dieses Videos von "Spiegel-Online" den Kommentator sagen hörte:
Daß Gaddafi nicht aufgespürt werden konnte, hinderte den libyschen Übergangsrat daran, den Neubeginn in Libyen wirklich über die Bühne zu bringen.
Den Neubeginn einfach so einmal "über die Bühne bringen"? Eine schöne Vorstellung; eine realistische kaum.

Zettels Meckerecke: Die Klickschinder. Anmerkung zu einer wachsenden Unsitte bei Online-Zeitungen

Eben habe ich das Kreuzworträtsel der "Zeit" online gelöst. Das hat "Zeit-Online" mehr als 200 Klicks eingebracht.

Eine ganze Menge; aber in der Natur der Sache begründet: Man klickt auf eine Nummer, trägt die Lösung ein, klickt auf "Prüfen" und dann, wenn die Lösung stimmt, auf "Einfügen". Das für jede Nummer waagerecht und für jede senkrecht.

Dagegen ist nichts einzuwenden. Warum soll "Zeit-Online" nicht diese Zahl an (für die Anzeigenpreise maßgeblichen) Klicks einfahren, wenn man mir dafür kostenlos diese angenehme Art bietet, das Rätsel zu lösen?

Ganz anders liegen die Dinge dort, wo Klicks geernet, um nicht zu sagen geschunden werden, ohne daß es dafür einen sachlichen Grund gibt.

Stratfors Analysen: "Die Irankrise ist da. Ihre Auswirkungen werden von Kairo bis Islamabad reichen" (mit deutscher Zusammenfassung)

Zusammenfassung: In diesem Artikel beschreibt George Friedman, wie sich im Nahen und Mittleren Osten derzeit eine Dynamik aufbaut, durch welche die ganze Region in Bewegung gerät.

Er untersucht das anhand von vielen Einzelheiten. Sein Ausgangspunkt ist der amerikanische Rückzug aus dem Irak. Durch ihn gewinnt der Iran im Irak einen bestimmenden Einfluß. Er wird dort nicht unmittelbar regieren, aber niemand kann dort künftig gegen die Interessen und Wünsche des Iran regieren.

Dies wiederum eröffnet dem Iran die Möglichkeit, seine Macht über den Irak hinaus weiter auszudehnen:

Zitat des Tages: "Das ist ein sehr klares linkes Programm". Sahra Wagenknecht vor dem Erfurter Parteitag. Massenlinie, Kaderlinie

Welt Online: Jetzt steht erst mal der Programmparteitag in Erfurt an. Wie zufrieden sind Sie mit dem Programm?

Wagenknecht: Das ist ein sehr klares linkes Programm, das unser Profil sehr gut umschreibt. Ich freue mich, dass seine Grundaussagen, die ja schon vor anderthalb Jahren vorgelegt wurden, in der Basis auf große Zustimmung gestoßen sind.
Sahra Wagenknecht, laut "Financial Times Deutschland" der "neue Star am Himmel der von Wahlniederlagen frustrierten Linken", in einem Interview mit "Welt-Online".

Kommentar: Es ist an der Zeit, sich an dieses "klare linke Programm" zu erinnern und an dessen "Grundaussagen". Der Entwurf wurde, wie es Wagenknecht sagt, ja bereits im März 2010 vorgestellt. Ich habe damals mehrfach über ihn berichtet.

Eigentlich möchte ich Sie dazu einladen, alle vier damalige Artikel jetzt einmal nachzulesen. Um Sie dazu vielleicht ein wenig zu ermuntern, hier Zitate aus den beiden ersten:

19. Oktober 2011

Zettels Meckerecke: Die Lächerlichkeit der "Occupy"-Bewegung

Anne Applebaum ist eine - so könnte man sie vielleicht nennen - amerikanisch-europäische Journalistin. Gebürtige Amerikanerin, aber meist in Europa lebend; vor allem in Polen (sie ist mit dem polnischen Außenminister Radoslaw Sikorski verheiratet) und in England (sie ist Direktorin an einem Londoner Think Tank).

Als am Wochenende die Occupy-Bewegung auch in London ihre Demonstration veranstaltete, hat Anne Applebaum sich dieses Theater angesehen, diese Inszenierung. Sie berichtet darüber mit den Augen der Amerikanerin, gerichtet auf diese kuriosen Briten.

18. Oktober 2011

Zitat des Tages: "Den Buchhandlungen brechen die Umsätze weg". Und was bleibt vom Beruf des Schriftstellers?

Den klassischen Buchhandlungen brechen die Umsätze weg, selbst die großen Buchhandelsketten müssen ihre Verkaufsflächen verkleinern oder eben das Sortiment erweitern, und während einige renommierte Buchhandlungen schon konkret darüber nachdenken, Kaffee und Geschenke ins Sortiment aufzunehmen, um die Ladenmieten zahlen zu können, schlug auch auf der Buchmesse die große Stunde des Nichtbuchs, und das Ergebnis war eine betretene Stille. (...)

Der Vorsteher des Deutschen Börsenvereins, Gottfried Honnefelder, rief bei der Eröffnung der Buchmesse den Verlegern tapfer zu, sie seien nicht nur in zweiter, sondern in erster Linie Kaufleute - was im Kern darauf hinauswollte, dass auch die Buchmesse ein Problem hat, wenn ein Geschäftsmodell, das letzten Endes auf dem Verkauf von geistigem Eigentum basiert, nicht mehr funktioniert. Sechzig Prozent der genutzten elektronischen Bücher würden derzeit illegal heruntergeladen, sagte er.
Lena Bopp in der FAZ über die diesjährige Frankfurter Buchmesse.

Kommentar: Die Frage ist, was kommen wird, wenn geistiges Eigentum nicht mehr zu verkaufen ist, weil es sich jeder, der das will, illegal oder bald vielleicht legal (die Piratenpartei fordert die Aufhebung des Kopierschutzes) kostenlos besorgen kann.

Was nicht mehr verkäuflich ist, das wird erst zum Ladenhüter und dann bald gar nicht mehr angeboten.

Marginalie: Vor einer neuen Entwicklung zwischen Rußland und Georgien?

Vor gut drei Jahren, im August 2008, löste der Krieg in Georgien heftige Diskussionen aus. Damals war das Land täglich in den Schlagzeilen. Es könnte sein, daß es demnächst wieder in diese zurückkehrt.

17. Oktober 2011

Marginalie: Griechenland streikt. Beim Zeus, sind die Griechen gaga? Vielleicht eher schlau

Jetzt streiken sie auch noch, die Griechen. Eine "Streikwoche" hat begonnen. Bedroht sind der Schiffs- und der Luftverkehr, Mitte der Woche dann der öffentliche Nahverkehr. Die Müllmäner streiken bereits.

Es streiken Ärzte, die in der staatlichen Gesundheitsversicherung arbeiten. Es streiken Finanzbeamte und Zollbeamte; demnächst die Journalisten, so daß dann selbst die Berichterstattung über die Streiks bestreikt wird.

Beim Zeus, sind sie gaga, die Griechen? könnte man fragen.

Zitat des Tages: Gaucks goldene Worte. Lesen!

Joachim Gauck sagte bei der ZEIT MATINEE in den Hamburger Kammerspielen, dass er die Antikapitalismus-debatte für "unsäglich albern" halte: (...)

Die aktuellen Bürgerproteste gegen die Banken und das Finanzsystem würden sich nicht zu einer dauerhaften Protestbewegung entwickeln. "Das wird schnell verebben, so Gauck. "Ich habe in einem Land gelebt, in dem die Banken besetzt waren." Gauck fragte, ob es nicht zweifelhaft sei, zu glauben, dass unsere Einlagen sicherer wären, wenn die Politiker in der Finanzwirtschaft das Sagen hätten.
Aus einer gestrigen Pressemitteilung des Zeitverlags.

Kommentar: Ich hätte diese Pressemitteilung am liebsten komplett wiedergegeben, denn jedes dort zitierte Wort von Gauck ist lesenswert. Aber nach einem Urteil des Landgerichts Hamburg unterliegen selbst Pressemitteilungen dem Urheberrecht.

Marginalie: Welche Außenpolitik würde ein Präsident François Hollande machen? Eine Analyse von Vincent Jauvert

Nach der Verfassung der Fünften Republik trägt der Staatspräsident die Verantwortung für Frankreichs Außen- und Verteidigungspolitik. Wie würde sie aussehen, falls im kommenden Frühjahr François Hollande Nachfolger von Präsident Sarkozy werden würde?

16. Oktober 2011

Neues aus der Forschung (12): Physik-Nobelpreis an drei Astronomen. Was haben sie eigentlich entdeckt? Warum ist ihre Entdeckung so wichtig? (Teil 2)

Im ersten Teil habe ich versucht, in kompakter und anschaulicher Form das Wissen zusammenzufassen, das man haben muß, um verstehen zu können, mit welchem Thema sich die drei Nobelpreisträger Saul Perlmutter, Brian Schmidt und Adam Riess befaßt haben: Es geht um die Ausdehnung des Universums.

Am Ende des ersten Teils - den Sie vielleicht (noch einmal) lesen mögen, bevor Sie jetzt weiterlesen - habe ich auf ein Problem aufmerksam gemacht: Die Ausdehnung des Weltalls sollte eigentlich durch die Gravitation gebremst werden. Aber tut sie das auch?

Occupy Frankfurt: "Die Steuerzahler lassen Dampf ab"

Daß die europäischen Imitatoren der "Occupy Wall Street"-Bewegung von der deutschen Linken kräftigen Beifall erhalten, ist kaum verwunderlich; wohl hingegen, daß führende Politiker einer angeblich "bürgerlichen" Regierung es für richtig oder jedenfalls für zielführend halten, die altbekannten "Globalisierungskritiker" von attac oder die Bewegung um den 20-jährigen Schulabbrecher und Autodidakten Wolfram Siener ("Occupy Frankfurt") öffentlich zu unterstützen.

So begrüßt der finanzpolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Klaus-Peter Flosbach, die Proteste und teilt dem Handelsblatt mit: "Die Steuerzahler lassen Dampf ab, wenn Banken erneut auf ihre Kosten gerettet werden müssen." (Wie viele (Netto-)Steuerzahler in Frankfurt wirklich demonstriert haben, sei hier mal dahingestellt.)

Marginalie: Freilassung von Gilad Schalit - ein Schritt in Richtung Frieden? Keineswegs, meint die Sicherheitsexpertin Shoshana Bryen

Noch hat der Gefangenenaustausch nicht stattgefunden, doch er scheint bevorzustehen: Der von der Hamas vor fünf Jahren verschleppte israelische Soldat Gilad Schalit gegen rund tausend palästinensische Terroristen, die in israelischen Gefängnissen sitzen. Deutschland soll im Hintergrund geholfen haben, den Handel abzuschließen.

Was hat diese Entscheidung des israelischen Kabinetts zu bedeuten, sollte sie sich denn so bestätigen?

Marginalie: Wutbürger im Frankfurter Bankenviertel?

Da ist er wieder, der Wutbürger. Der Wutbürger, über den vor einem Jahr der "Spiegel"-Redakteur Dirk Kurbjuweit dies schrieb:
Der Wutbürger buht, schreit, hasst. (...) Der Wutbürger hat das Gefühl, Mehrheit zu sein und die Lage besser beurteilen zu können als die Politik. Er macht sich zur letzten Instanz und hebelt dabei das gesamte System aus.
Zu einer bemerkenswerten Tiefe der Analyse drang Kurbjuweit damals nicht vor; er beschrieb ja nur den guten alten zornigen Kleinbürger. Aber immerhin brachte er es mit seiner Wortneuschöpfung zum "Wort des Jahres 2010"

15. Oktober 2011

Literarische Randnotizen (4): Das Vergnügen beim Lesen von Lewis Carroll. Vermittelt durch Martin Gardner

Kennen Sie dieses beklemmende Gefühl, fast könnte man sagen: dieses Endzeit-Gefühl, wenn man ein wunderbares Buch liest und es nun schon fast ausgelesen hat - bald wird das Vergnügen zu Ende sein?

Ich neige dann dazu, das Lesen ein wenig zu verlangsamen; es auch einmal zu unterbrechen. Ich möchte noch etwas vor mir haben von dieser angenehmen, vergnüglichen, beschwingenden Lektüre, von der ich am liebsten hätte, daß sie nie enden würde.

So ging es mir mit einem in jeder Hinsicht schönen Buch:

Marginalie: Morgen wird François Hollande sehr wahrscheinlich zum Herausforderer Sarkozys gewählt. Montebourgs Strategie

Vor einer Woche habe ich den Artikel noch mit einem Fragezeichen versehen (François Hollande - der nächste Präsident Frankreichs?; ZR vom 9. 10. 2011). Seit gestern ist klar, daß Hollande mit großer Wahrscheinlichkeit jedenfalls der Kandidat der Linken sein wird; und damit angesichts der geringen Popularität Sarkozys ein starker Herausforderer.

14. Oktober 2011

US-Präsidentschaftswahlen 2012 (4): Perry? Vorbei. Cherchez la femme!

Rick Perry ist ein Mann, der eine glänzende Zukunft hinter sich hat. Der shooting star, der ebenso schnell heruntergefallen ist, wie er nach oben geschossen war.

Warum? Melinda Henneberger hat jetzt in der Washington Post eine plausible Erklärung vorgetragen: Der Mann wollte nie Präsident werden.

Zitat des Tages: Lesen Sie einmal, wie die Berliner Brandstifter ihre Taten rechtfertigen

Viele Nah- u. Fernzüge, aber auch S-Bahnen, fahren nicht oder unpünktlich. Kommunikationssysteme sind gestört. Sabotagehandlungen an mehreren Kabelschächten mit der Bahn zwingen die Hauptstadt Berlin in den Pausenmodus. Dazu haben wir Brandbeschleuniger und elektronische Zeitgeber verwendet.
Aus einer sogenannten Presseerklärung, deren Autoren sich "hekla" nennen.
Kommentar: Diese "Presseerklärung", in der Kriminelle ihre Gewalttaten rechtfertigen, steht seit dem 10.10.2011 um 8.11 Uhr im Netz.

13. Oktober 2011

Zettels Meckerecke: Der FAZ-Redakteur Lorenz Jäger schließt sich einem neuen Stamm an. Rechtes Ragout

Vermutlich steckt es in unseren Genen, daß wir Stämmen angehören wollen. Schließlich lebten unsere Vorfahren Hunderttausende von Jahren in Stammeskulturen. Heute ist man immerhin noch ein Borusse oder ein Herthaner, ein Karnevalist des MCC oder ein Veganer.

Oder ein Kamerad. Oder ein Gutmensch.

Der Kulturredakteur der FAZ Lorenz Jäger gibt heute bekannt, daß er ab sofort den Stamm wechselt: "Adieu, Kameraden, ich bin Gutmensch".

Zitat des Tages: "Widerstand, der aus der Wurzel kommt". Jakob Augstein, der Haßprediger

Es gebe keinerlei Ideologie, die solche Taten rechtfertigen könne, sagte Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit. Und der Grüne Volker Beck nannte die Täter "einen losen, wirren Haufen von Chaoten". Er sehe "weder Hinweise auf eine verfestigte Organisationsstruktur noch auf einen ideologischen Unterbau".

Das ist der Versuch, sich die Sache vom Leib zu halten: Keine Ideologie? Nicht satisfaktionsfähig! Weggetreten! Da sieht der Grüne Beck ziemlich grau aus. Kann er sich nicht vorstellen, dass Widerstand, der aus der Wurzel kommt, ohne "verfestigte Organisationsstruktur" und "ideologischen Unterbau" auskommt?
Jakob Augstein in seiner heutigen Kolumne in "Spiegel-Online". Überschrift: "Moralischer Notstand".

Kommentar: "Moralischer Notstand"? Ja, den könnte man in der Tat bei den Politkriminellen sehen, die Autos anzünden und Brandsätze auf Schienen hochgehen lassen.

Aber das meint Augstein natürlich nicht.

Marginalie: Waffen aus Libyen strömen in den Sinai

"Libyen ist von Waffen überschwemmt" schrieb Stratfor Ende August (ZR vom 28. 8. 2011). In dem Chaos, das dort nach der westlichen Intervention herrscht, werden diese Waffen logischerweise teils gehortet und teils verkauft.

Verkauft werden sie beispielsweise nach Ägypten, wo sie zur Aufrüstung von Terroristen dienen.

Anschlagspläne in Washington? Eine höchst mysteriöse Geheimdienststory. James Bond im Richtigen Leben

Der Regierung von George W. Bush hätte ich so etwas eher geglaubt. Obama und seinen Leuten traue ich nicht; und die Story ist ja auch arg wild.

Was sich zugetragen haben soll, das können Sie in allen Details in der FAZ lesen:

Zitat des Tages: "Putin plant eine Art neue Sowjetunion". Jetzt hat es auch die SZ gemerkt

Der bizarre Prozess gegen Julia Timoschenko entfremdet die Ukraine und die EU weiter voneinander. Die Politik der Union hat nicht zu einer Entscheidung pro Europa geführt. Gleichzeitig lockt Moskau mit Sirenengesang. Dort plant der Chauvinist Wladimir Putin eine Art neue Sowjetunion - und Brüssel ist ratlos.
Cathrin Kahlweit in sueddeutsche.de

Kommentar: Es ist schön, daß auch eines der "linksliberalen" Leitmedien jetzt das merkt, was Sie seit Jahren in ZR lesen konnten; zuletzt vor einer Woche (Der Hintergrund von Putins Plan einer "Eurasischen Föderation". Das Ende der "Selbstverstümmelung" des russischen Reichs; ZR vom 5. 10. 2011).

12. Oktober 2011

Marginalie: Links, linker, am linksten. Wer ist der Linkste im ganzen Land Frankreich?

Der Globalisierungsgegner, der Grüne im Gewand des Sozialisten, Arnaud Montebourg, ist in Frankreich zum Königsmacher geworden.

Wohin die 17 Prozent gehen, die ihm im ersten Wahlgang der primaires zufielen, das wird darüber entscheiden, wer Kandidat der Sozialisten und damit nach jetzigem Stand nächster Staatspräsident Frankreichs wird

Marginalie: Über geistiges und sonstiges Eigentum

Wer Arno Schmidt schätzt, der ist wahrscheinlich schon einmal in Bargfeld gewesen und hat sich von Susanne Fischer oder Bernd Rauschenbach durch Arno Schmidts Haus führen lassen. Wir waren mehrfach dort, weil es in dem daneben errichteten Pavillon der Stiftung aktuelle Ausstellungen zu sehen gibt. Jetzt schreibt Bernd Rauschenbach dies:

11. Oktober 2011

Stratfors Analysen: "Ungewöhnliche Komplexität". George Friedman über die Krise Europas (mit deutscher Zusammenfassung)

Zusammenfassung: George Friedman diskutiert in diesem Artikel drei Fragen: Erstens, können die jetzigen Maßnahmen in Europa funktionieren, wenn ihre Voraussetzungen stimmen? Zweitens, stimmen diese Voraussetzungen überhaupt? Drittens: Unterstellt, daß die Voraussetzungen stimmen und daß die Maßnahmen funktionieren - können sie die Europäische Union in ihrer jetzigen Form retten?

Die Situation sei extrem komplex, meint Friedman. So komplex, daß auch die Analysten von Stratfor Schwierigkeiten hätten, sie zu durchschauen. Ich kenne keinen Artikel von George Friedman, in dem er sich so vorsichtig geäußert hätte.

Frankreich hat einen neuen Politstar. Einige Informationen über das Weltbild des Arnaud Montebourg. Ein Grüner in der Maske des Sozialisten

Er wird entscheiden, wer - sehr wahrscheinlich - der nächste Präsident Frankreichs wird: Arnaud Montebourg, der seit gestern der Königsmacher ist.

Nach der ersten Runde der sozialistischen primaires, der Vorwahlen, liegt François Hollande, wie zuvor von den Umfragen prognostiziert, an der Spitze (39 Prozent); gefolgt von Martine Aubry mit 31 Prozent (siehe François Hollande - der nächste Präsident Frankreichs?; ZR vom 9. 10. 2011). Aber keiner der beiden kann ohne die Unterstützung der 17 Prozent gewinnen, die für Arnaud Montebourg gestimmt haben.

9. Oktober 2011

Marginalie: François Hollande - der nächste Präsident Frankreichs?

In diesen Minuten, um 19 Uhr, schließen in Frankreich die Wahllokale. Es fand dann etwas statt, das es in Deutschland nicht gibt: primaires, Vorwahlen, in denen über einen Kandidaten entschieden wird.

Es geht um die Kandidatur für das Amt des Staatspräsidenten. Am 22. April und am 6. Mai kommenden Jahres (der sehr wahrscheinliche zweite Wahlgang) wählen die Franzosen ihren Präsidenten.

Marginalie: Der Irak schwenkt ins Lager des Iran und Syriens. Präsident Obama kann jetzt die Folgen seiner Irakpolitik besichtigen

Leser dieses Blogs wissen, daß zu den größten außenpolitischen Fehlentscheidungen Präsident Obamas die Festlegung auf den bedingungslosen Rückzug aus dem Irak gehört; bedingungslos in einem ganz wörtlichen Sinn, nämlich unabhänging von den politischen Bedingungen, die im Irak und in den umgebenden Ländern herrschen (siehe "Wir geraten unter iranische Besatzung". Präsident Obama erhält die Quittung für seine Irakpolitik; ZR vom 19. 10. 2010).

Präsident Bush hatte es stets abgelehnt, einen bindenden time table, einen Zeitplan für den Abzug bekanntzugeben; aus einem trivialen Grund: Wer sich auf seinen Rückzug festlegt, der spielt dem Gegner alle Karten zu. Dieser braucht ja nur zu warten, bis der Zeitplan abgearbeitet ist; und er hat gewonnen.

8. Oktober 2011

Zitat des Tages: Die Paranoia der Piratenpartei. Sie fordern totale Transparenz, aber bitteschön unter strengster Anonymität

Die Piraten fordern von allen Beteiligten des politischen Systems größtmögliche Transparenz, leiden aber selbst unter extremer Paranoia vor Datenklau und Ausspähung, die es ihnen unmöglich macht, das Prinzip auf sich selbst anzuwenden.
Marie Katharina Wagner in der FAZ über die Piratenpartei.

Kommentar: Unter der Überschrift "Der Piraten Kern" hat Marie Katharina Wagner einen informativen Artikel über diese Partei geschrieben; und zwar informativ auf zwei Ebenen:

7. Oktober 2011

Marginalie: Friedensnobelpreis für drei Frauen

Soeben ist in Oslo vom Vorsitzenden des Komitees mitgeteilt worden, daß der Friedensnobelpreis dieses Jahres an drei Frauen verliehen worden ist; Leymah Roberta Gbowee, Ellen Johnson-Sirleaf und Tawakkul Karman.

Kommentar: Na, wenigstens ist es nicht WikiLeaks. Und mehr als Obama haben sie ihn vermutlich auch verdient.
Zettel



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Marginalie: Agitprop bei "Spiegel-Online". Donald Rumsfeld "fassungslos" und "wütend"? Keine Spur. Urteilen Sie selbst. Lektion in Zeitgeschichte

Von einem "Reporter-Schreck Rumsfeld" kann man seit gestern Mittag in "Spiegel-Online" lesen, und weiter:
Für seinen knallharten Politikstil war er gefürchtet, jetzt bekam ein Reporter den Furor von Donald Rumsfeld zu spüren: Der Journalist des arabischen Senders al-Dschasira stellte dem früheren US-Verteidigungs-minister unbequeme Fragen - und das Gespräch eskalierte vor laufender Kamera.
Ähnlich gestern die "Süddeutsche Zeitung" unter der Überschrift "Interview-Zoff mit früherem US-Verteidigungs-minister - Donald rumst bei al-Dschasira":

6. Oktober 2011

Marginalie: Literaturnobelpreis für Tomas Tranströmer. Ich kann das nicht nachvollziehen

Die Schwedische Akademie hat den diesjährigen Nobelpreis für Literatur an einen schwedischen Lyriker verliehen, Tomas Tranströmer. Ich kann das nicht nachvollziehen.

Ich kann es nicht nachvollziehen in einem ganz wörtlichen Sinn: Nicht nur habe ich bisher nie etwas von Tomas Tranströmer gehört, sondern seine Lyrik wird mir auch auf immer unzugänglich sein.

Same procedure ...

Wieder einmal reist die Kanzlerin nach Brüssel. Und wieder einmal können sich die europäischen "Partner" auf sie verlassen:
"Kanzlerin Angela Merkel sagte nach einem Treffen mit EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso am Mittwoch, dass die Bundesregierung für eine neuerliche Runde der Bankenkapitalisierung bereit sei."
Und selbstverständlich drängt wieder einmal die Zeit. Und wie üblich wird es Milliarden kosten und "alternativlos" sein. Aber natürlich wird es auch wieder das Versprechen geben, daß nun alle Probleme gelöst sind und Schluß wäre mit weiteren Zahlungen. Und wieder einmal wird der Bundestag die ungedeckten Schecks der Kanzlerin zähneknirschend mit "Kanzlermehrheit" einlösen.

Bleibt nur noch offen, wie krass die "bürgerliche" Regierung die nächste Bundestagswahl verlieren wird.
R.A.



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Neues aus der Forschung (12): Physik-Nobelpreis an drei Astronomen. Was haben sie eigentlich entdeckt? Warum ist ihre Entdeckung so wichtig? (Teil 1)

Den diesjährigen Nobelpreis für Physik haben drei Astronomen zuerkannt bekommen: Saul Perlmutter, Brian Schmidt und Adam Riess. Alle drei sind Amerikaner. Schmidt, der in Australien forscht, hat außerdem die australische Staatsbürgerschaft.

Die FAZ bezeichnet in ihrer Würdigung die drei als "Supernova-Forscher". Das ist formal richtig. Alle drei Wissenschaftler arbeiten in Forschungsgruppen, die "Supernova" in ihrem Namen führen. Aber es trifft doch nicht den Kern der Sache. Denn den Nobelpreis haben die drei nicht erhalten, weil sie bahnbrechend Neues über diese explodierenden Sterne herausgefunden hätten, die "Supernova" genannt werden; sondern weil ihre Forschungen unser Bild vom ganzen Universum verändert haben.

Steve Jobs ist tot


Steve Jobs ist in der Nacht auf heute an Krebs der Bauchspeicheldrüse gestorben. Er wurde 56 Jahre alt.



Für Kommentare bitte hier klicken. Foto vom Autor Mat Yohe unter Creative Commons Attribution 3.0 Unported license freigegeben.

Kurioses, kurz kommentiert: Wieso eigentlich jetzt eine rot-schwarze Koalition in Berlin?

Der jüngste Eindruck: Klaus Wowereit wollte gar keine rot-grüne Koalition in Berlin, er war und ist auf ein rot-schwarzes Bündnis aus, weil dieses für ihn viel bequemer ist.
Heribert Prantl in sueddeutsche.de

Kommentar: Kurioserweise ist dies der Tenor der gestrigen Berichterstattung über die Entwicklung in Berlin gewesen; ebenso wird es wohl derjenige der Printmedien am heutigen Donnerstag sein.

5. Oktober 2011

Marginalie: Der Hintergrund von Putins Plan einer "Eurasischen Union". Das Ende der "Selbstverstümmelung" des russischen Reichs

Präsident ist Wladimir Putin noch nicht wieder, aber er benimmt sich schon ganz präsidial. In der Iswestija, zu Sowjetzeiten Sprachrohr der Regierung, legte er gestern einen Plan für eine "Eurasische Union" vor, von dem der Moskauer Politologe Alexei Portansky sagte, er sei das "Manifest eines Präsidenten". So heute zu lesen in den Moscow News.

Zunächst sollen laut Putin dieser Eurasischen Union Rußland, Weißrußland und Kasachstan angehören; als nächste dann Kirgisistan und Tadschikistan.

Zitat des Tages: Wowereits Realsatire. Die Berliner Grünen, die FDP im Bund

Da wird keine Realpolitik gemacht, sondern Realsatire.
Der Chefredakteur des Berliner "Tagesspiegel", Lorenz Maroldt, vor genau einer Woche, am 28. 9., zu den Gesprächen zwischen der Berliner SPD und den Grünen über eine Regierungsbildung. Überschrift: "Einer muß verlieren"

Kommentar: In seiner hellsichtigen Analyse hat Maroldt vor einer Woche bereits das jetzt eingetretene Scheitern der Gespräche erwartet:

4. Oktober 2011

Zitat des Tages: "Autoritätshörigkeit, geringe frühkindliche Bildung". Schulprobleme von Kindern aus Moslem-Familien

Eine KAS-Studie nennt Gründe für das Schulversagen vieler Migrantenkinder: Autoritätshörigkeit der Eltern, harte Strafen, geringe frühkindliche Bildung.
Vorspann zu einem Artikel von Uta Rasche, der heute in der FAZ zu lesen ist. Überschrift: "Irritierendes Verhalten vieler Migrantenkinder".

Kommentar: Die KAS ist die Konrad-Adenauer-Stiftung. Die Forschungsarbeit, über die Uta Rasche berichtet, stammt von den Erziehungswissenschaftlern Ahmet Toprak und Aladin El Mafaalani. Es handelt sich um eine empirische Untersuchung; also keinen freischwebenden Vermutungen.

Marginalie: FAZ.NET in neuem Layout

Als ich gestern Vormittag den gewohnten Gang durch die Internetausgaben der Zeitungen machte, war FAZ.NET nicht erreichbar. Server zusammengebrochen? Nein. Man stellte auf das neue Layout um.

Und das ist wirklich ausnehmend gut gelungen.

3. Oktober 2011

Aufruhr in Arabien (21): Die Lage in Syrien. Eine Entwicklung wie in Libyen ist nicht zu erwarten

Wenn Sie diese Serie regelmäßig lesen, dann wissen Sie, wie irrig die Vorstellung von einem "Arabischen Frühling" ist, in dem in einem Land nach dem anderen das nach Freiheit strebende Volk die Tyrannis stürzt.

Die Verhältnisse in Arabien sind eben nicht wie diejenigen in Osteuropa 1989, als sich in der Tat überall Ähnliches abspielte; nämlich der (mit Ausnahme Rumäniens) friedliche Kollaps (die "Implosion" sagte man damals gern) des kommunistischen Herrschaftssystems.

Zum Tag der Deutschen Einheit: Warum eigentlich feiern? Ja, feiern wir denn überhaupt?


Warum feiern wir eigentlich heute? Was feiern wir denn?

Zu kurz gesprungen. Die erste Frage sollte sein: Feiern wir überhaupt?

Zum Tag der Deutschen Einheit: Der Fall "Gänseblümchen". Eine Erinnerung an den Unrechtsstaat DDR

Vor einem Jahr, zum Tag der Deutschen Einheit 2010, zitierte die Partei "Die Linke" auf ihrer WebSite aus dem Ergebnis einer Umfrage: "Es wurde nachgefragt: War die DDR ein Unrechtsstaat? 72 Prozent der Westdeutschen bejahen das – im Lichte der Schlagzeilen. Aber nur 40,8 Prozent der Ostdeutschen bestätigen das – darunter die über 75-Jährigen, die das am besten beurteilen können, nur zu 26,9 Prozent! Sie sehen in dieser Phrase eine Abwertung ihrer Lebensgeschichte."

Phrase? Und wird die Lebensgeschichte derer, die unter den Nazis leben mußten, denn dadurch "abgewertet", daß man den Nazistaat ebenfalls als Unrechtsstaat bezeichnet?

2. Oktober 2011

Marginalie: Wir waren ja nicht blöd, als wir bei Media Markt gekauft haben. Aber jetzt ...

Nein, nicht wegen der aggressiven Werbung habe ich bis vor wenigen Jahren Elektronik fast nur bei Media Markt gekauft.

Diese Werbung war mal lustig, mal nervig. Sie hätte mich, für sich genommen, aber eher abgeschreckt. Es lag ja auf der Hand, daß alle diese phantasiereichen Aktionen durch erhöhte Preise beim Standardangebot finanziert werden mußten. Aber es gab zwei andere Gründe, bei Media Markt zu kaufen:

Zitat des Tages: "Land ohne Frieden ist eine Einladung zum nationalen Selbstmord". Charles Krauthammer über Israel und Palästina

Israel is prepared to give up land, but never again without peace. A final peace. Which is exactly what every Palestinian leader from Haj Amin al-Husseini to Yasser Arafat to Mahmoud Abbas has refused to accept. Which is why, regardless of who is governing Israel, there has never been peace. Territorial disputes are solvable; existential conflicts are not.

Land for peace, yes. Land without peace is nothing but an invitation to national suicide.


(Israel ist bereit, Land aufzugeben, aber nie wieder ohne Frieden. Einen endgültigen Frieden. Genau das, was jeder palästinensische Führer von Hadsch Amin Al-Husseini über Yasser Arafat bis zu Mahmud Abbas abgelehnt hat. Aus diesem Grund hat es nie Frieden gegeben; unabhängig davon, wer Israel regierte. Territoriale Gegensätze sind lösbar, existentielle Konflikte nicht.

Land für Frieden, ja. Land ohne Frieden ist nichts anderes als eine Einladung zum nationalen Selbstmord).
Charles Krauthammer in seiner aktuellen Kolumne in der Washington Post über die von Mahmud Abbas angestrebte Zweistaatenlösung im Nahen Osten.

Kommentar: Ich schätze die Artikel von Krauthammer, weil seine Analysen häufig einen Sachverhalt in ein neues Licht rücken; weil er schlüssige Interpretationen darlegt, die man so anderswo nicht lesen kann.

1. Oktober 2011

Marginalie: Die Vorurteile der Vorurteilsforscher

Wir alle stecken voller Vorurteile. Niemand käme ohne Vorurteile im Leben zurecht.

Wer in ein Restaurant mit teurer Speisekarte geht, der hat das Vorurteil, daß er dort gutes Essen bekommt. Er weiß nicht, ob es in diesem Fall zutrifft, aber er hat das Klischee "Wenn ich viel bezahlen muß, dann bekomme ich dafür gutes Essen".

Marginalie: Noch einmal journalistische Wegelagerer. Die Dummdreistigkeit von TV-Journalisten. Beispiel "Panorama"

Vor eineinhalb Jahren konnten Sie in ZR eine Meckerecke über das Unwesen journalistischer Wegelagerei lesen: Zettels Meckerecke: Journalistische Wegelagerer. Zwei Minuten und achtundzwanzig Sekunden "Spiegel-Online"; ZR vom 20. 5. 2010. Ich habe dort beschrieben, mit welcher Unverfrorenheit TV-Journalisten - damals die von "Spiegel-TV" - Politiker unter Mißachtung der einfachsten Regeln der Höflichkeit anquatschen, sie mit inquisitorischen Fragen überfallen, neben ihnen herlaufen und nicht lockerlassen; ungefähr wie aggressive Bettler irgendwo in Asien oder Afrika.