29. Juni 2016

Aus der Schwalbenperspektive (10): Lob des Party-Patriotismus. Eine Provokation

Dem überkommenen Klischee gemäß ist der durchschnittliche deutsche Fußballfan männlich, weiß und - zurückhaltend formuliert - nicht gerade der raffinierteste aller Schöngeister. Genau der Typ also, der bei der Weltmeisterschaft 2010 die bunte südafrikanische Tradition des Vuvuzela-Blasens als nervtötend empfand. Lassen wir hier mal großzügig außer Acht, dass die akustische Umweltbeeinträchtigung mittels Trötenkakophonie am Kap der guten Hoffnung ein rezentes Phänomen ist. Außerokzidentale Usancen sind in der maasgerechten Welt unabhängig von ihrem Alter keiner Kritik zugänglich.

28. Juni 2016

Eklatante Verachtung der Demokratie

Zugegeben: Von der deutschen Presse erwartet man nicht mehr allzuviel. Wenn es um die "richtige Sache" geht, dann sind journalistische Prinzipien zweitrangig, wenn nicht gleich total unwichtig. Grundsätze wie Neutralität, kritisches Nachfragen, Recherche oder Reflektion sind sicher nett, wenn man über Rudolph Sharpings Urlaub schreibt, sollten aber nicht im Weg stehen, wenn man gewichtige Forderungen erheben will. 

27. Juni 2016

Antisemitische "Querfront(en)"

Dieser Tage kommt mir öfters dieses Gedicht von Ernst Jandl in den Sinn:
lechts und rinks
kann man nicht
velwechsern
werch ein illtum!  
Wolfgang Gedeon, Arzt, ehemaliger bekennender Marxist und, so seine Selbstbeschreibung laut Wikipedia, als junger Mann „praktizierender Kommunist“ ist heute dem rechten AfD-Flügel zuzurechnen, und hat ein offensichtliches Problem mit dem Judentum, sowie der moderate Jörg Meuthen wiederum ein Problem mit ihm. Von ganz links nach weit rechts; der Weg scheint nur auf den ersten Blick ein weiter zu sein. Der mehrfach vorbestrafte Holocaustleugner Horst Mahler (NPD), von Gedeon gelegentlich empathisch als „Dissident“ bezeichnet, war Gründungsmitglied der Rote Armee Fraktion. Gemeinsame Klammer der Extremen war und blieb der Antisemitismus. Der Weg von ganz links nach ganz rechts; er bedeutet am Ende wohl nur ein paar begriffliche Korrekturen; statt der "Juden" sind es dann die "Zionisten"; dergleichen. 

26. Juni 2016

Das hässliche Gesicht von Europa

Den bisher intelligentesten Satz zum Brexit hat Donald Tusk vorgestern von sich gegeben: Man solle jetzt nicht hysterisch werden. Eigentlich ein sehr vernünftiger Satz, der nach kurzem Nachdenken gar nicht unbedingt zu seinem Urheber passen möchte, nichtsdestotrotz wäre er sicher eine gute Leitlinie für den Tag gewesen. Nur wäre es eben auch nicht genau jene EU, die die Briten nun gerne verlassen würden, wenn sie der Vernunft ein besonderes Vorrecht einräumen würde. Eher im Gegenteil muss man den Eindruck bekommen, dass vorgestern ein inoffizieller Wettbewerb abgelaufen ist, wer sich am schrillsten zum Thema zu äussern wusste.

25. Juni 2016

Das unentdeckte Land oder: Präzedenzfall Brexit?

„We’re out“, titelte der Internet-Auftritt der Daily Mail bereits vor Beendigung des Auszählvorganges zum Referendum über den Verbleib des Vereinigten Königreichs in der Europäischen Union. Ungeachtet des nun vorliegenden Endergebnisses und der in den Medien teilweise verbreiteten Weltuntergangsstimmung ist diese Aussage natürlich grundfalsch. Der Inselstaat ist nach wie vor Mitglied des supranationalen Verbundes und wird das auch noch einige Zeit bleiben.

24. Juni 2016

Der "Brexit" -aus deutscher Sicht kein Grund zur Freude

Nun ist er also da, der „Brexit“, der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union, mit einem Ergebnis von 51,9% der abgegebenen Stimmen zugunsten der Befürworter. Allein, ist dies ein Grund zu Freude aus deutscher Sicht? Vermutlich eher nicht. Abseits von dem vielleicht befriedigendem Gefühl, daß man es der abgehobenen  Brüsseler Bürokratenkaste mal so richtig gezeigt hat, erscheinen zwei Szenarien für die Zukunft Deutschlands in der EU möglich. Die weniger wahrscheinliche: der Brexit ist der Beginn eines langfristigen Erosionsprozesses, an dessen Ende eine weitgehende oder komplette Rückabwicklung der EU steht. Diese wiederum kann geordnet oder chaotisch erfolgen, wobei zumindest letzteres nicht wünschenswert erscheint.

22. Juni 2016

Die Lust am Bösen, das Paradies der Verbote

Ein Racheakt aus Verzweiflung, der das Scheitern in Beruf oder Liebe kompensiert, oder aus politischer Verblendung, auch der krankheitsbedingte Tötungsakt eines Einzeltäters liefern wenig Einsicht zum Verstehen des falschen Lebens einer ganzen Gesellschaft. Man kann dagegen auch keine Mauern bauen wie dort, wo sie nicht nur in die Höhe, sondern wegen der Tunnel auch noch 20 Meter in die Tiefe zu bauen sind. Der Selbstmord-Attentäter, der mit einer spektakulären Tat seinem glanzlosen Leben einen Wert geben will, ist eine Ausnahme. Der „wertkonservative Rebell“, der eine Politikerin tötet, deckt schon mehr auf, dass das Böse die Regel wäre, wenn es keine Richter und Gefängnisse gäbe.

19. Juni 2016

Fünf Jahre Energiewende. Zwischenbilanz zu einem deutschen Alptraum

Am 30. Juni  um 12.18 Uhr jährt sich der Bundestagsbeschluß zu „Atomausstieg und Energiewende“ zum fünften Mal. Fünf Jahre, das ist nach gängigem Sprachgebrauch der Zeitraum, nach dem „mittelfristig“ in „langfristig“ übergeht; es handelte sich um den endgültigen Sieg jener Bewegung, die unfreiwillig ironisch einen gigantischen thermonuklearen Fusionsreaktor, unsere Sonne, in ihrem Zeichen trägt. Aus der Trittinschen Kugel Eis, die die Energiewende einen durchschnittlichen Haushalt monatlich kosten sollte, sind bis August 2015 bereits jährlich 250 Kugeln geworden; immerhin hat sich Herr Trittin somit auf den Monat und einen Durchschnittshaushalt gerechnet um den Faktor 23 verschätzt. Dabei sind die Kosten durch verteuerte Produkte, Investitionszurückhaltungen von Unternehmen oder das Abwandern ganzer Industrien nicht berücksichtigt. Ein Ende der Kostensteigerungen für Bürger und Industrie ist indes nicht abzusehen.

17. Juni 2016

Villa Diodati, Genfer See, 16. Juni 1816. "Der Wachtraum der Vernunft gebiert Ungeheuer"




In jener Nacht - es ist die Nacht von Sonntag auf Montag, nach Mitternacht, "past the witching hour," liegt eine junge Engländerin, die das Jahr nach dem Sturz des Großen Napoleon, nach dem Ende der Kontinentalblockade, mit ihrem Mann (ihrem baldigen Ehemann, denn noch besteht die Ehe mit seiner Frau, von der er sich getrennt hat) und einigen Bekannten in Frankreich, in Oberitalien und während des kalten, unwirtlichen Frühsommers in der Schweiz verbringt, im halb traumversunkenen, halb nachdenklichen Zustand, Ihre Gedanken kreisen um eine spielerische Herausforderung, die am Vorabend in der geselligen Runde aufgekommen ist, nachdem man sich angesichts des naßkalten Wetters, die Zeit mit dem Vorlesen von Gespenstererzählungen vertrieben hat. Ihr späterer Ehemann und sein adliger Freund, die sich beide durch schriftstellerische Ambitionen auszeichnen, befinden, daß sie in der Lage sein sollten, selber ein schauderöses Garn, voller Geister, verfemten Adelsgeschlechtern, düsteren Omen, ganz nach dem Muster des Gehörten, niederschreiben zu können. Die große Zeit der "gothic novel", des Gotischen Schauerromans  ist vorbei; aber seine Motive werden gerne in seichter Unterhaltungslektüre verwendet. Die junge Frau, die als einzige dieses Spiel ernst nehmen wird, ärgert sich, daß ihr keinerlei Aufhänger einfällt, von dem der literarische Schrecken seinen Ausgang nehmen könnte. Erinnerungen an Gespräche der vergangenen Abende fallen ihr ein, in denen es um das gegangen war, was noch "natural philosophy", "Naturphilosophie" genannt wurde (der Ausdruck "scientist" wird im Englischen erst 1833 von William Whewell geprägt werden): die Frage nach der Natur des Lebens, nach seinem Ursprung - und ob solche Fragen jemals durch klare, nüchterne, eben wissenschaftliche Analyse ergründet werden würden.

14. Juni 2016

Qualitätsgeprüfter Haß

Deutschlands "Verbraucherschützer" sind ja beständig auf Suche nach neuen Betätigungsfeldern. Die Stiftung Warentest ist nun wieder einmal fündig geworden:
Ewige Hasstiraden über Flüchtlinge, Politiker oder alle anderen, die so manchem kleinen Licht hinter dem Computer gegen den Strich gehen.

Haßbeiträge in Internet-Foren sind bekanntlich ein rasch wachsender Markt und es ist naheliegend, daß die Stiftung ihre Schutzbefohlenen beim Konsum dieser Beiträge berät.

Wobei die ersten Ansätze noch recht dürftig sind. Aktuell veröffentlicht die Stiftung im wesentlichen nur eine Preisliste, an der man sich orientieren kann. Auf die eigentliche Qualität der Beiträge gehen die Verbraucherschützer noch nicht ein. Vermutlich müssen dafür erst noch entsprechende Steuergelder aquiriert werden.

Es dürfte aber klar sein, wohin die weitere Entwicklung geht. Wie gewohnt werden die Haßbeiträge nach Kategorien bewertet: Inhalt, Orthographie, Zeichensetzung, Haßgehalt, Originalität. Mit einem speziellen Bonus für Antisemitismus und Regierungskritik. Besonders herausragende Haßbeiträge erhalten dann den goldenen Maas der Woche. Auf die Unterscheidung nach links- bzw. rechtsextremen Beiträgen muß wahrscheinlich verzichtet werden - diese sind sich inhaltlich meist viel zu ähnlich.

Ein Ende des Booms in der "Verbraucherschutz"-Branche scheint jedenfalls abgewendet.


R.A.

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12. Juni 2016

Political correctness 2.0 oder wie der Gefühlsfetisch uns die Freiheit raubt

Waren Sie, geneigter Leser, in letzter Zeit einmal in einer Buchhandlung? Falls ja, dann ist Ihnen womöglich aufgefallen, was kaum zu übersehen ist: buchstäbliche Schrankwände gefüllt mit Ratgebern, Selbsthilfebüchern, Büchern zu Spiritualität; dergleichen, während etwa naturwissenschaftliche Publikationen ein Nischendasein zu fristen scheinen. Die meisten dieser Ratgeberbücher dienen letztlich einem Zweck, der Huldigung der Emotion; der Lobpreisung des Gefühls. Dabei wird das Gefühl in der Regel als eine Art höhere Instanz zelebriert; Gefühle sind "wahr" und gespeist von tiefer Weisheit. "Hör auf deinen Bauch" ist allenthalben zu lesen. Dabei tritt man jener zerebralen Struktur, die man Limbisches System nennt und die für die emotionale Einfärbung des menschlichen Bewußtseins zuständig ist, sicherlich nicht zu nahe, wenn man sie als strunzdumm bezeichnet. 

Schluß mit Schland!

Es muß schon ein Kreuz sein für den gemeinen Linken, solch ein großes, internationales Fußballturnier wie das zur Zeit in Frankreich stattfindende. Ist es nicht ein fürchterlich antiquiertes procedere, wenn 22 Männer(!) (wenigstens nicht mehr durchgehend weiß und heterosexuell) in National(!)-Trikots, bejubelt und angefeuert von ihren Landsleuten in den jeweiligen National(!)-Farben in einem Wettbewerb (igitt, Neoliberalismus!), in dem die leistungsfähigsten sich auf Kosten der schwächeren durchsetzen und am Ende dafür auch noch besonders geehrt werden? Ist es nicht gar die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln?

11. Juni 2016

Herrlich!



Ulrich Elkmann

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10. Juni 2016

Eskalation

Wer wissen möchte, wie früher Kriege entstanden sind - der findet in den letzten Wochen reichlich Anschauungsmaterial.
Innerhalb relativ kurzer Zeit ist das über Jahre sehr gute deutsch-türkische Verhältnis völlig zerrüttet worden. Führende Politiker beider Seiten ziehen über die Gegenseite her - meist in der deutlichen Absicht, sich selber innenpolitisch zu profilieren. In den Zeitungen gibt es de facto jeweils nur eine Meinung: Die eigene Seite ist völlig im Recht, die andere Seite macht alles falsch.

Und das eigentlich aus nichtigsten Anlässen: Die Sendung eines zweitklassigen Fernseh-Komikers und eine inhaltlich richtige, aber politisch grottendumme Resolution im deutschen Bundestag.

Nicht daß es nicht schon seit Jahren Punkte gegeben hätte, um Kritik anzubringen. Seit Jahren entfernt sich das Erdogan-Regime von demokratischen Standards, entrechtet nationale und religiöse Minderheiten und betreibt auf eigene Faust eine fragwürdige Außenpolitik. Und umgekehrt hält die deutsche Regierung die Türkei seit Jahren mit leeren Versprechen auf mehr Zugang nach Europa hin.
Aber das hat beide Seiten nicht davon abgehalten, oberflächlich Freundschaft zu zelebrieren und fragwürdige Flüchtlings-Deals zu schließen.

Und jetzt plötzlich wird beidseitig auf Konfrontation umgeschaltet. Alle Gemeinsamkeiten und die langjährig stabile Partnerschaft scheinen vergessen, Hysterie und Übertreibung dominieren.

Man kann wahrscheinlich auch objektiv und neutral feststellen, daß Erdogan der Hauptschuldige an dieser Eskalation ist. Aber auf deutscher Seite fühlen sich jetzt auch Politiker wie EP-Chef Schulz und diverse Leitmedien bemüßigt, möglichst viel Öl ins Feuer zu gießen.
Und wie es sich für eine außenpolitische Krise gehört, ist der hauptverantwortliche Minister abgetaucht. Nicht daß man von einer Bürokraten-Karikatur wie Steinmeier einen konstruktiven Beitrag hätte erwarten können - er versucht es nicht einmal. Wieder einmal erweist sich die außenpolitische Inkompetenz der deutschen Politik.

Man kann derzeit nur froh sein, daß Deutschland weiterhin nur eine impotente Mittelmacht ist. Ohne Sitz im Sicherheitsrat, ohne nennenswerte militärische Kapazität, eingebunden in eine Allianz, deren führende Mitglieder etwas mehr Ahnung von Diplomatie haben und es nicht zu einer echten Krise kommen lassen werden.

R.A.

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9. Juni 2016

Wenn die Investition sich nicht mehr lohnt. Ein Gedankensplitter. Und eine Möhre.

Eine Schlagzeile in der heutigen Presse war ein Urteil über die Durchsetzung des "Zweckentfremdungsverbotes" für Mietwohnungen in Berlin. Kurz zusammengefasst hat das Verwaltungsgericht Berlin die Rechtmäßigkeit des Zweckentfremdungsverbotes bestätigt, was soviel bedeutet, dass Vermieter in Berlin wieder ein ordentliches Stück Freiheit verlieren. Nicht nur das sie eben keine Ferienwohnungen mehr anbieten können, sie sind auch gezwungen (!) ihren Wohnraum zu vermieten und riskieren empfindliche Strafen, wenn sie sich in den Augen der Verwaltung nicht ausreichend bemühen.

8. Juni 2016

Kurioses kurz kommentiert: Entzaubernder Gini oder von der Armut und vom Waldsterben

„Das Märchen von der wachsenden Ungleichheit“ betitelt die WELT einen Artikel, in dem eine Gegenstudie des Ifo-Instituts zu der vom DIW-Chef Marcel Fratzscher aufgestellten These der wachsenden sozialen Ungleichheit in Deutschland erörtert wird. Der Hat Tip für die Entdeckung dieses Beitrages geht an Politplatschquatsch.

5. Juni 2016

Weibliches Recht ? Um Himmelswillen.

Ein nicht ganz uninteressanter Gastbeitrag von Renate Künast findet sich in der online Ausage der FAZ. Interessant deswegen, weil er ziemlich gut die Problematik ausdrückt, wenn grüne Wertvorstellungen und Ideen mit der Realität kollidieren und wie dieser Konflikt im Zweifelsfall aufzulösen ist. Und es ist erschreckend, dass die Möglichkeit besteht, dass diese Denkweise mehr und mehr der deutschen Staatsräson entspricht. Doch der Reihe nach.

4. Juni 2016

Wenn man zwischen allen Stühlen sitzt – Zehn Jahre Zettels Raum

Mit zunehmendem Alter begreift man immer mehr, dass das Leben zu einem großen Teil aus Zufällen besteht. Und so war es eine wohl eher unwahrscheinliche glückliche Fügung, dass ein liberal-konservativer Hochschullehrer einer Naturwissenschaft, nennen wir ihn Zettel, vor circa sechzehn Jahren auf eine überwiegend von – mutmaßlich jungen – Linken bevölkerte Diskussionsplattform namens „Schrippes Polit-Forum“ stieß. Den Rest der Geschichte hat Zettel in einem Beitrag aufgeschrieben und mit jenem Text sein Blog am 4. Juni 2006 aus der Taufe gehoben.

2. Juni 2016

Meckerecke: Der unglaublich schlechte Journalismus des Joachim Müller-Jung

Der wohl schlechteste Artikel, den ich im laufenden Jahr 2016 zu lesen bekommen habe, ist momentan unter dem Titel "Der unglaubliche Eiertanz der Meteorologen" auf faz.net zu bestaunen. Hier beschwert sich Joachim Müller-Jung, immerhin Feuilleton-Ressortchef für die Themen Natur und Wissenschaft, ausführlich und reich an Redundanzen darüber, daß Wissenschaftler sich weigerten, anläßlich der gegenwärtigen Unwetter mit Schwerpunkt in Süddeutschland, diese ohne wenn und aber als Ausdruck des Klimawandels zu bezeichnen, sowie darüber, daß man in Forscherkreisen überhaupt noch beispielsweise zwischen Wetter und Klima unterscheide, was für Müller-Jung lediglich eine "akademische Spitzfindigkeit" darstellt.

1. Juni 2016

Neighborgate oder: Wer schweigt, scheint zuzustimmen

Neighborgate hat in den letzten Tagen viel Tinte fließen lassen und auch in der Blogosphäre so einige buchstabenförmige Pixel auf den Bildschirm gezaubert. Unter anderem haben sich Politplatschquatsch und Bettina Röhl mit der von den Leitmedien als rassistischer Beleidigung qualifizierten Äußerung des AfD-Funktionärs Alexander Gauland beschäftigt.

Wie so oft bei derartigen Stürmen im Wasserglas ist die Aufarbeitung interessanter als der eigentliche Stein des Anstoßes. Damit ist nicht das lehrbuchmäßige Crescendo und Decrescendo der Erregungskurve gemeint. Jeder, der sein Zweiglein auf den medialen Scheiterhaufen legen wollte, hat dies mit größtmöglicher Öffentlichkeitswirkung getan; Gaulands Stellungnahme an prominenter Stelle in Deutschlands kanonischer Nachrichtensendung war in ihrer Unbestimmtheit – gelinde formuliert – suboptimal; gleichwohl kehrt jetzt langsam wieder die Ruhe nach dem Shitstorm ein.