29. Juni 2018

Aus der Schwalbenperspektive (17): Ein Sommer ohne Märchen - Noch etwas zum Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft

Vermutlich ist zum peinlichen Vorrunden-Aus der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft schon alles geschrieben worden (auch in diesem Medium war dieser Betriebsunfall bereits Thema), doch erheischt ein solches mit Kometenwiederkehr-Seltenheit gesegnetes Ereignis zweifellos eine umfassende blogikalische Behandlung.

Aus Sicht des Verfassers hat das Scheitern der Löw-Truppe in (beziehungsweise: an) der Gruppenphase mehrere Ursachen, und wenn der endunterfertigte Autor einige davon in der Folge näher erörtert, möchte er vorab dem Eindruck entgegenwirken, dass er es ja schon immer besser gewusst habe als der Bundestrainer. Vielmehr beruht die nachstehende Analyse auf einer Beobachtung dessen, was in den letzten Monaten und Wochen geschehen ist, und nicht auf prophetischer Begabung.

28. Juni 2018

Aus der Schwalbenperspektive: In hoc signo...



Nach dem doch recht abrupten Ende der deutschen Teilnahme an der Fußballweltmeisterschaft in Rußland, nach dem Wegfall eines Sommermärchens vermittelst der 'Schaft für Schland, nach einem, man kann es nicht völlig abstreiten, nicht ganz glücklichen Tourneeverlauf, bietet es sich an, zum Abschluß auf diesem Netztagebuch doch eine kleine Miszelle dieser Facette des Daseins "in unserem Juniversum" (©Arno Schmidt) zu widmen. Vor allem gilt es, die Verantwortlichen für dieses kleine Mißgeschick zu benennen, das "Die Welt" als "Die historische Schmach der deutschen Nationalmannschaft" nannte und das Geschehen damit rhetorisch neben das an der Westfront vor einhundert Jahren, im Frühsommer 1918 einreihte. Eigentlich gehörte zur Komplettierung noch "...im Felde unbesiegt" dazu - aber das wäre selbst dort wohl zu sehr mit der optischen Evidenz in Widerspruch geraten. Fragen wir also, wer hier den Dolch im Gewande führte. Spaßig ists, daß, nachdem zuerst das "deutsch" wie vor 3 Jahren auf Betreiben von Frau Merkel persönlich das "national" entsorgt wurde und nur Die Mannschaft übrigblieb, im Augenblick der Niederlage diese entsorgten Gespenster wieder ihren Modergruften entsteigen.

27. Juni 2018

Fragen an den Papst

Wer bringt es übers Herz, den Film von Wim Wenders anzusehen? Wer könnte „einen Mann, der Paläste und Limousinen ablehnt“, kritisieren?

25. Juni 2018

Erdung

Laut aktuellen Umfragen wird der Kurs der CSU auch in Bayern unter dem Strich nicht honoriert. Könnte man dies für sich alleine noch als Folge des Streites in der Union interpretieren (schließlich weiß bei so einem parteiinternen Konflikt - und der Streit zwischen den Schwesterparteien ist dem äquivalent - niemand, welcher der konträren Positionen eine Stimme für die Streithäne zugute käme und folglich befürchten beide Seiten das schlimmste, nämlich wie ihre Stimme dem Gegenteil ihrer eigenen Vorlieben zugute kommen könnten, und wählen eine Partei mit eindeutiger Positionierung), so ist die höhere Zustimmungsrate für Merkel im Vergleich zu Seehofer oder Söder selbst in der CSU zusammen mit einer Zweidrittelmehrheit für Merkels „Europäische Lösung“ bundesweit als auch auch in Bayern eindeutig.

­
Techniknörgler

© Techniknörgler. Für Kommentare bitte hier klicken.

24. Juni 2018

John Ames Mitchell, "Drowsy" (1917)

Южный полюс Луны задремал, он уснул между гор величавых,
Поражающих правильной формой своей. 
Это — мысль, заключенная в стройных октавах, 
Эти горы живут без воды, в полосе неподвижных лучей,—

Ослепительно ярких, как ум, и ложащихся отблеском странным
На долины, что спят у подножия гор, 
Между кратеров мертвых, всегда светлотканных, 
Вечно тихих, нетронутых тьмой, и ничей не ласкающих взор.

Эти страшные горы горят неподвижностью вечного света,
Над холодным пространством безжизненных снов, 
Это ужас мечты, это дума веков,
Запредельная жизнь Красоты, беспощадная ясность Поэта.

Константин Бальмонт - Южный полюс Луны (1899)

Der Südpol des Monds. er schläft zwischen majestätischen Bergen
Besiegt von ihren starren kristallenen Formen.
Er ist ein Gedanke - in schlanke Oktaven gebannt..
Diese Berge leben wasserlos, in einem Streifen ewigen Lichts. 

Gleißend hell wie der Verstand, senden sie
einen Lichtstrahl ins ewige Dunkel der Täler
am Fuß der toten Krater, ins ewige Schweigen
das nie von einem sterblichen Auge berührt wurde.

Diese furchtbaren Berge brennen in der Stille des ewigen Lichts
Unter den toten Träumen des eisigen Alls
Dies ist der Schrecken der Träume, der Gedanke der Ewigkeit -
Die ewige tote Schönheit, gnadenlose Klarheit - Dichter: dein Ziel.

- Konstantin Balmont (1867-1942), "Der Südpol des Monds" (1899)



Zu den Verlusten im Bereich der populären Bildkunst, weitab von den ätherischen Gefilden der Hohen Kunst, sondern im Bereich des praktisch-faktisch Anschaulichen, zu Genießenden, der illustrierenden Gebrauchskunst, zählt, mit einer gewissen Paradoxität, die "astronomische Kunst" - jene Bilder, die ferne Welten, andere Planeten, Monde, interstellare Weiten in anschauliche Bildfindungen umsetzten und die die Entdeckungen der Astronomie der letzten zwei Jahrhunderte in eine direkt sinnliche Erfahrung transponierten. Zwar wird auch dieses Metier immer noch gepflegt, aber die außerirdischen Landschaften, die Ansichten von den Oberflächen der Planeten und Monde unseres Sonnensystems und fremder Sterne hat in den letzten zwei Jahrzehnten keine namhaften Künstlerpersönlichkeiten mehr hervorgebracht, mit deren Namen bestimmte Tönungen, Bildgebungen, eben ein unverwechslicher Stil (wie immer man ihn definieren will) verbunden ist.

22. Juni 2018

Der Preis der Arroganz

Seit Donald Trump antrat um Präsident der USA zu werden, bekam er aus Deutschland vor allem eines: Häme. Dabei sowohl lustige, geschmacklose, intelligente, dämliche, pointierte, widerliche, passende wie unpassende, aber vor allem immer wieder eins: Häme.

19. Juni 2018

Aus der Schwalbenperspektive: Böse Menschen haben keine Lieder

Jetzt aber, nach der schmählichen Niederlage, gilt die Gegenstimmung des Kummers und der Wut zuvörderst der eigenen Mannschaft, die das hehre Gefühl durch eine Art nationaler Indolenz verleugnet und buchstäblich zu Grabe gebracht hat. Sie ist von der Fahne gegangen, sie hat ihre Geschichte verloren. Aber das sind sie eben, die Herren mit den vielen Pässen, Selbstdarsteller ohne bodenverwurzelten, ehrsamen Mannschaftsgeist - hoch dotierte Stars ihrer eigenen Erlebniswelt. (Herbert Kremp in der WELT*). 

Nun ist also das erste Spiel der deutschen Nationalmannschaft absolviert, und Jogis Buben haben sich überzeugend sowohl in die Reihe der versagenden Titelverteidiger (Frankreich 2002, Italien 2010 und Spanien 2014 in der Vorrunde ausgeschieden) als auch in das allgemein in der ersten Runde nicht überzeugende Auftreten der Top-Teams eingefügt. Frankreich hat mit viel Dusel gegen Australien gewonnen, Argentinien Unentschieden gegen Island, Brasilien das Gleiche gegen die Schweiz, und England ließ gegen Tunesien in der ersten Halbzeit Chancen liegen, die schon mindestens bis zum Halbfinaleinzug gereicht hätten, um anschließend durch ein Brechstangentor von Kane in der Nachspielzeit noch ein mühsames 2:1 zu erreichen.

Ideenlos, unkonzentriert, mit schlechter Abstimmung und auch irgendwie satt wirkend  (bezeichnend das gemütliche Zurücktraben vom Dreimal-in-Folge-Champions-League-Gewinner Toni Kroos beim Gegentor) schleppte sich der Titelverteidiger durch das Spiel, hatte Pech bei den wenigen Abschlüssen und Glück, dass die Mexikaner auch recht leichtfertig mit ihren Chancen umgingen und dass der Schiedsrichter bei Hummels' Foul in der zweiten Halbzeit nicht auf den Punkt zeigen wollte. So gab es eine insgesamt nicht unverdiente 0:1-Niederlage gegen einen zwar auf dem Papier deutlich schwächeren, aber beherzt auftretenden Gegner, der von seinen Fans so nach vorne gepusht wurde, dass es angeblich in Mexiko zu einem Erdbeben kam (ob das in Moskau auch noch spürbar war?).

Nun, beherztes Auftreten kann man zumindest der Anfangsformation nicht unterstellen, und selbst wenn Kimmich sehr offensiv unterwegs war, fehlte er hinten, so dass Hernandez für das schnelle Umschaltspiel der Mexikaner immer eine freie Anspielstation bot und die deutsche Innenverteidigung mit Mats und Jerome "Wir waren hinten immer allein" Hummels und Boateng in Bedrängnis bringen konnte. 

Und wie sah es mit der Unterstützung der Fans aus? Nun sind ja trotz aller Sommermärchen-Legenden die 80 Millionen deutschen Bundestrainer in der Regel so kritisch, dass die Anhänger der Bayern geradezu als You'll-never-walk-alone-Gemeinschaft durchgehen könnten. Und diesmal hatte das ganze noch eine politische Komponente - durch die Özil-Gündogan-Erdogan-Affäre. Diese hatte nämlich zur Folge, dass die normalerweise verlässlichste Gruppierung der deutschen Fans - die von Claudia Roth und Schuldkult gebeutelten "Nur-alle-vier-Jahre-dürfen-wie-mal-stolz-sein"-Patrioten der (laut Bildzeitung natürlich nur von Merkel persönlich) entnationalisierten "Mannschaft" die kalte Schulter zeigten und die Passdeutschen mit Pfiffen auf das Spielfeld begleiteten. Dazu findet ja das wahre "Endspiel" (gerade in Verlängerung) in Berlin statt, und die Angst, ein Erfolg der Deutschen bei der WM könnte die Unsägliche im Amt halten, ist mit Händen zu greifen. 

18. Juni 2018

Schneeflöckchens Brautschau

Wenn "man" keine echten Probleme hat - oder man sich um die echten Probleme der Welt nicht kümmern will, dann bieten "First World Problems" willkommene Ablenkung. Z. B. beschäftigt man sich dann in der ehemals liberalen ZEIT mit der Frage, ob das eigene Beischlaf-Verhalten auch politisch korrekt ist: "Warum liebe ich nur weiße Frauen?"

Wenn die ZEIT bei ihrer Nachwuchsauswahl auf ein bißchen mehr Allgemeinwissen und Praxisnähe achten würde, dann wüßte der Autor, daß "gleich und gleich gesellt sich gern" schon immer ein Grundprinzip bei der menschlichen Partnerwahl ist. Daß auch Heiratsvermittler oder Partneragenturen persönliche Umstände, Hobbies und Hintergrund abfragen, um möglichst viele Übereinstimmungen zu finden - das gibt nämlich die beste Chance, daß es paßt.

17. Juni 2018

Georges Simenon, auteur du "Lolita"



"Lolita, light of my life, fire of my loins. My sin, my soul. Lo-lee-ta: the tip of the tongue taking a trip of three steps down the palate to tap, at three, on the teeth. Lo. Lee. Ta. She was Lo, plain Lo, in the morning, standing four feet ten in one sock. She was Lola in slacks. She was Dolly at school. She was Dolores on the dotted line. But in my arms she was always Lolita. Did she have a precursor? She did, indeed she did."
- Vladimir Nabokov, Lolita (1955), Kap. 1

Vor nunmehr vierzehn Jahren, im März 2004, war es für die kleine Welt der belles lettres eine kleine Sensation, zumindest ein weltweit vermerktes divertimento, als der Germanist und Schriftsteller Michael Maar in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung den Nachweis erbrachte - soweit sich dergleichen in einem so volatilen Gebiet wie den Geheimissen des künstlerischen Kreativität eben dingfest machen läßt - daß Nabokovs Nymphet, seine Kindfrau, die die pädophile Obsession seines Ich-Erzählers aus den Sphären des neurotischen Verbrechens an einem Kind und der der Libertinage erotischer Literatur in ihrer dunklen Ausprägung, die seit den Tagen des Marquis de Sade kalkuliert und ebenso obsessiv immer wieder mit ultimativen Tabubrüchen spielt, in die Sphäre der Literatur, der Weltliteratur transformierte - daß Dolores Haze, genannt Lolita, in der Tat eine Vorläuferin besaß. Nicht nur im Kosmos des Romans ("In point of fact, there might have been no Lolita at all had I not loved, one summer, an initial girl-child. In a princedom by the sea," lautet der nächste Satz, mit dem Humbert Humbert seine fatale sexuelle Fixierung auf präpubertäre Mädchen in einem Anklang an Edgar Allen Poes "Annabel Lee" - und dessen Kindbraut Virginia Clemm, die dieser heiratete, als sie 13 war - erklärt), und auch nicht im Oeuvre seines exilrussischen Autors, sondern in einem bis dahin völlig vergessenen Text eines ebenso verschollenen Autors: in der Erzählung "Lolita" von Heinz von Lichberg, die 1916 in dem Band Die verfluchte Gioconda, im Darmstädter Falken-Verlag in einer Auflage von 1000 Exemplaren verlegt, als neunte von insgesamt fünfzehn kleinen Erzählungen erschienen ist. (Michael Maar, "Was wußte Nabokov?" FAZ vom 19. März 2004, S. 37; und ders., "Den Mann, der 'Lolita erfand,'" FAZ vom 26. März 2004, S. 46)

14. Juni 2018

Blut im Wasser?

Wenn man die heutige Presse verfolgt hat, insbesondere die Springersche Welt, dann kriegt man umhin den Eindruck, dass sich etwas tut in Berlin. Es scheint das erste mal richtiges Blut im Wasser zu sein und der eiserne Griff, mit dem Merkel die CDU seit Jahren hält, scheint ungewöhnlich locker.

12. Juni 2018

"Only Trump could go to North Korea"

"Only Nixon could go to China." Vor 46 Jahren, im Februar 1972, stand dieser politische Slogan für ein Ereignis, das die politische Landkarte in Ostasien, und in langfristiger Hinsicht: der ganzen Welt, veränderte: den einwöchigen Staatsbesuch des amerikanischen Präsidenten Richard Nixon im China des Großen Steuermann Mao Tse-tung, im sechsten Jahr der unseligen Kulturrevolution, beim Versuch, die alte Gesellschaft, die alte Kultur Chinas endgültig zu vernichten und an ihre Stelle den geschichtslosen Neuen Menschen zu setzen, jener letzte utopische Paroxysmus, der drei Millionen Menschen das Leben kostete, in jenem China, das die Vereinigten Staaten von Amerika seit 1949, seit die "roteste aller roten Sonnen" das neue Reich der Mitte auf dem Tiananmenplatz ausgerufen hatte, zu seinem größten Feind erklärt hatte. Zum einen wegen des militärischen und strategischen Bündnisses mit der nationalchinesischen (Exil)Regierung Tschiang Kai-cheks auf Taiwan, den die USA während des Zweiten Weltkriegs als Bündnispartner im Kampf gegen Japan unterstützt hatten (diesem Bündnis verdankt China übrigens den Sitz im Sicherheitsrat der nach Kriegsende gegründeten Vereinten Nationen) - sondern als Inbegriff des Kapitalismus, der Marktwirtschaft, des Gewinnstrebens und vor allem des Individualismus. Vorausgegangen war dem von Außenminister Henry Kissinger arrangierten Treffen die sogenannte "Pingpong-Diplomatie" - die gegenseitigen Besuche der National-Tischtennismannschaften im Jahr zuvor, die eine allererste Bresche in die Mauer zwischen den seit Jahrzehnten gekappten Beziehungen schlugen. Das war noch nicht das Ende des Kalten Krieges zwischen den beiden "Systemen", es war nicht das Ende der Kulturrevolution, des Gefängnisses für alles, was ein menschliches Wesen ausmacht, den der Maoismus darstellte. Dazu brauchte es den Tod Maos vier Jahre später, den Rückbau des Zwangs, die ökonomischen Reformen von Mao Nachfolger Deng Xiaoping ab 1978, der davon unabhängigen wachsenden Tuchfühlung zwischen den beiden chinesischen Staaten und den Modus vivendi, der nicht mehr auf die Zerstörung und bedingungslose Vernichtung des Gegenübers zielte. Aber es war der erste Riß in der Mauer. Heute ist die Volksrepublik China eine wirtschaftliche Supermacht, ein Staat, der seine industrielle Revolution, die ihn ins Herz des 21. Jahrhunderts befördert, in einem atemverschlagenden Tempo nachholt - etwas, das der Sozialismus niemals eingelöst hat, der nur eine verheerte Natur und verheerte Menschen zurückließ - es ist, bei allen Defiziten und gebliebenen Einengungen, die wohlhabenste und, man kann es nicht genug betonen: die freieste Gesellschaft, die China - wohlgemerkt: das Reich der Mitte, nicht die umgebende Diaspora von Taiwan, Hongkong oder Singapur - in den zweieinhalb Jahrtausenden seiner Geschichte je erlebt hat. Zum ersten Mal nimmt China nicht nur am wachsenden Fortschritt teil, jenem Prozeß, der im Europa der Renaissance erfunden wurde, an der wissenschaftlichen permanenten Revolution des Weltwissens: zum ersten Mal steht es auch der Welt offen.

11. Juni 2018

The boy who cried Nazi

­
Nahezu jeder kennt die Geschichte vom Hirtenjungen und dem Wolf, eine uralte Fabel, die noch auf Äsop vor mehr als 2500 Jahren zurückgeführt werden kann. Die Geschichte wird seit eben jener Zeit in tausenden von Abwandlungen erzählt, doch im Wesentlichen ist die Moral immer die selbe: Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er die Wahrheit spricht. Es ist eine gute Geschichte für Kinder, wenn man ihnen erklärt, warum Lügen allenfalls einen kurzfristigen Nutzen bringen kann, auf die lange Bank aber recht unerwünschte Folgen nach sich zieht.

7. Juni 2018

Halt die Taube fest!

Seit hunderten von Jahren stehen sich im Park zwei Statuen gegenüber: Ein junger Römer und eine Göttin, beide nackt. Da erscheint eines Tages eine gute Fee und erfüllt den beiden ihren größten Wunsch - sie dürfen für einige Stunden ihre Sockel verlassen. Die beiden verschwinden im Gebüsch. Rascheln, flüstern, kichern. "Wir haben noch zehn Minuten", japst er schließlich. "Gut. Dann hältst du jetzt die Tauben fest, und ich scheiße drauf!"

Dieser zugegeben mit einem meterlangen Bart ausgestattete Witz erklärt aus meiner Sicht wunderschön den eigentlichen Hintergrund rund um Gaulands Vogelschiss-Äußerung. 

5. Juni 2018

Dr. Llarian: Und die AfD wird von Vollidioten geführt

Irgendwie war es klar. Es konnte ja nicht anders kommen. Die Regierung erntet was sie gesäht hat und ist sowas von in der Ecke wie es nicht feierlich ist. Man drängt sich gegenseitig in die Verantwortung für das was man angerichtet hat. Pöbel-Stegner versucht verzweifelt wie vergeblich die Folgen der eigenen Politik dem ungeliebten Koaltionspartner in die Schuhe zu schieben, Nahles wird von den Jusos und den eigenen Landesverbänden demontiert, bevor sie überhaupt irgendeinen Pflock eingeschlagen bekommt. Derweil zerlegt sich die SED bei der Frage ob man sich eher dem internationalen als dem nationalen Sozialismus verpflichtet fühlt. Und die FDP? Die fällt vor allem dadurch auf, dass sie gar nicht auffällt. Die "Besseropposition" mag zwar bei dem einen oder anderen Intellektuellen gut ankommen, Aufmerksamkeit von Presse und Wählern gewinnt man damit aber scheinbar nicht. Von den Grünen fängt man besser gar nicht erst an.

1. Juni 2018

Eine Kultur der Angst

­Es war ein Tweet. Eine kleine Nachricht von weniger als 160 Zeichen, meist nicht allzu reflektiert, in diesem speziellen Fall gerade einmal 53 Zeichen lang (Leerzeichen mitgezählt). 53 Zeichen reichen heute bereits aus, um Existenzen zu vernichten, um eine Hundertschaft von völlig Unbeteiligten arbeitslos zu machen, um einen aberwitzigen Sturm an Distanzierungen und Verurteilungen auszulösen.