Fünf Minuten im Studio
und schon steht für euch fest,
dass wir Verbrecher sind,
Ungeziefer, das die Erde
befallen hat.
(Hans Magnus Enzensberger, "Propheten im Studio". Aus "Wirrwarr", 2020)
Jetzt, elf Tage, also anderthalb Wochen nach dem verheerenden Überflutungen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz mit mehr als 200 Toten (allein in Deutschland sind aktuell 184 geborgen worden) und einem noch immer nicht abzuschätzenden Ausmaß an Zerstörungen, wird immerhin eines deutlich: diese Katastrophe ist das Zeichen, das Signum, das als Bild für das Ende der Ära Merkel stehen wird, das den Zustand des Landes, dem sie nun seit 16 Jahren vorsteht, in Bilder faßt. Nicht nur, weil diese Bilder der Schlammfluten, der zerstörten Gebäude, der grabenden Helfer im Schlick alle anderen Bilder des Jahres überlagern werden, sondern weil darin der katastrophale Zustand, in dem sich dieses Land mittlerweile befindet, unmittelbaren Ausdruck findet.
Und die Spaltung dieses Gemeinwesens wurde hier, zum ersten Mal, unmittelbar mit gewissenmaßen mit den Händen greifbar, deutlich. Während auf der Ebene der engagierten Helfer, der Feuerwehren, der THW (meistens jedenfalls), auch der im Katastrophengebiet aufgebrochen Bundeswehreinheiten die Rettungs- und Räumarbeiten unverzüglich und mit großen Engagement in Angriff genommen wurden, hat dieses Land, dieser Staat, auf seiner institutionellen Ebene in jeder Hinsicht versagt. Daß der WDR es in der Katastrophennacht nicht schaffte, sein Programm zu ändern, den Zuhörern Warnungen zu übermitteln und sie nach Möglichkeit über die Lage vor Ort aufzuklären, steht bespielhaft für dieses totale Versagen. Daß die Leitung des größten Sendehauses der ARD, jährlich mit einem Budget von 1,38 Milliarden Euro zwangsfinanziert, mit einem Stab von 4000 Mitarbeitern, nicht in der Lage ist, die Bürger vor der unmittelbaren Bedrohung für Leib und Leben zu waren, ist ja nur das eine. Daß im Rheinisch-Bergischen Kreis in NRW nach Aussage der Einsatzleitung die dort immerhin noch vorhandenen Sirenen bewußt nicht Alarm gaben, um „die Leute nicht in Panik zu versetzen,“ macht selbst hartgesottene Zyniker denn doch ein wenig sprachlos. Um die Leiterin der Pressestelle des Kreises, Birgit Bär, wörtlich zu zitieren: