Eine bittere Pille für "Team Gina-Lisa", das Amtsgericht Berlin-Tiergarten verurteilte die C-Prominente Gina-Lisa Lohfink zu einer Strafe von 80 Tagessätzen wegen falscher Verdächtigung. Damit geht ein eigentlich vom Ergebnis her ziemlich irrelevanter Prozess (80 Tagessätze entsprechen nicht einmal einer Vorstrafe) in der ersten Runde vorerst zuende. Das Gericht lies am Ende wenig Zweifel an seiner Überzeugung daran, das nicht nur keine Vergewaltigung stattgefunden hat, sondern auch das Frau Lohfink bewusst gelogen hat, um eine falsche Verurteilung ihrer früheren Liebhaber zu erreichen.
Vernünftige Gedanken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen, auch allen Dingen überhaupt
30. August 2016
Und beim nächsten mal sinds Steine. Ein Kommentar zu einer weiteren Torte.
Eigentlich war es zu erwarten. Da Torten ja in der politischen Auseinandersetzung der Bundesrepublik inzwischen eine anerkannte Methode des Kommentars geworden sind, war es eigentlich nur eine Frage der Zeit bis sich wieder jemand für unglaublich kreativ hält mit einer solchen seinen Respekt vor der Demokratie zu unterstreichen. Genaugenommen ist es nach Torte Nummer eins auf Beatrix von Stroch (die Torte auf Bill Gates lassen wir mal weg, da er mit deutscher Politik ja nun nix zu tun hat), Torte Nummer zwei auf Sarah Wagenknecht und dem gescheiterten Tortenwurf auf Thilo Sarrazin (Nummer drei) nach bisheriger Zählung Nummer vier. Und wie es leider ebenso zu erwarten war, bei jedem "Gag" ist irgendwann so die Luft raus, so dass der Tortenwerfer meint etwas oben drauf packen zu müssen. Diese Packung oben drauf war diesmal die kleine Eigenschaft, dass die Torte gefroren war. Und selbst wenn man bei einem Hang zum Slapstick und derbem Humor das Werfen von Torten auf Politiker für witzig empfindet: Hier ist Schluss mit lustig.
29. August 2016
Marginalie: Der Ruck
Wenn Sie sich, liebe Leser, angesichts der Nennung des Urhebers und
der Fundstelle des nachstehenden Zitats verwundert die Augen reiben,
kann Ihnen das der Verfasser dieses Beitrages nicht verdenken.
Der Ausweis allein ist noch kein Ausweis für Integration. Aber das Festhalten an einer migrantischen Sonderidentität ist ihr Gegenteil. [...] die Einwanderungsgesellschaft wird auf Dauer nur erfolgreich sein, wenn sie sich die Assimilation als Ziel setzt.(Jakob Augstein, "Debatte über Doppelpass: Wer sind wir ...", Kolumne Im Zweifel links vom 25.08.2016, SPIEGEL-Online)
26. August 2016
Marginalie: Der gekränkte Journalist und das Beliebtheitsranking
Wie mag man es bezeichnen, wenn ein Journalist bei der Beantwortung einer vergleichsweise einfachen Frage völlig scheitert, im (unbeabsichtigten) Subtext ebenjene Frage jedoch auf das präziseste beantwortet? Ein Wunder?
Aber der Reihe nach.
Unter dem Titel "Die AfD-Hetze zeigt erste zersetzende Wirkung" beklagt sich WELT-Autor Uwe Schmitt zunächst darüber, daß Journalisten in berufsbezogenen Beliebtheitsrankings (genau genommen wird bei diesem Ranking nach Vertrauenswürdigkeit gefragt) stets die letzten Plätze (zusammen mit Politikern) belegten.
25. August 2016
Digitale Erbschaft
Eine traurige Geschichte, eine grausame Krankheit, ein totes Kind.
Trauernde Eltern, die noch möglichst viele Erinnerungen aufbewahren wollen.
Und ein mitfühlender Reporter, der leider mit dem Neuland nicht zurecht kommt.
Es geht um die Frage, wie man an die verschlüsselten Daten auf einem iPhone kommt, wenn man die Zugangsdaten nicht kennt. Das beschriebene Beispiel mit den Eltern, die das Zugangspaßwort zum iPhone des verstorbenen Kindes nicht kennen, ist ja nur ein Sonderfall - es gibt viel mehr Konstellationen zu diesem Problem.
Der Journalist merkt noch, daß es schon sehr schwierig ist festzustellen, wer überhaupt berechtigt sein könnte an die gesperrten Daten heranzukommen. Ein eifersüchtiger Ehepartner, ein Geheimdienst, ein Handy-Dieb sind ja genau die Leute, gegen die eine Verschlüsselung überhaupt benutzt wird.
Und im konkreten Fall: Aus Sicht des trauernden Vaters mag es logisch erscheinen, daß er an die Daten des verstorbenen Sohns kommt. Es ist aber völlig offen, ob der Sohn das umgekehrt genauso gesehen hat. Pubertierende Kinder möchten nicht unbedingt, daß ihre Eltern Zugriff auf ihre Emails, Tagebucheinträge oder Photos haben.
Es gehört auch nicht zu den mitbezahlten Dienstleistungen eines Handy-Verkäufers, Entschlüsselungswünsche zu bedienen und die dafür nötigen aufwendigen Berechtigungsprüfungen vorzunehmen. Schließlich ist es alleine Kundenentscheidung, die Verschlüsselung überhaupt zu verwenden - man kann das Handy problemlos auch ohne Zugangscode verwenden.
Trauernde Eltern, die noch möglichst viele Erinnerungen aufbewahren wollen.
Und ein mitfühlender Reporter, der leider mit dem Neuland nicht zurecht kommt.
Es geht um die Frage, wie man an die verschlüsselten Daten auf einem iPhone kommt, wenn man die Zugangsdaten nicht kennt. Das beschriebene Beispiel mit den Eltern, die das Zugangspaßwort zum iPhone des verstorbenen Kindes nicht kennen, ist ja nur ein Sonderfall - es gibt viel mehr Konstellationen zu diesem Problem.
Der Journalist merkt noch, daß es schon sehr schwierig ist festzustellen, wer überhaupt berechtigt sein könnte an die gesperrten Daten heranzukommen. Ein eifersüchtiger Ehepartner, ein Geheimdienst, ein Handy-Dieb sind ja genau die Leute, gegen die eine Verschlüsselung überhaupt benutzt wird.
Und im konkreten Fall: Aus Sicht des trauernden Vaters mag es logisch erscheinen, daß er an die Daten des verstorbenen Sohns kommt. Es ist aber völlig offen, ob der Sohn das umgekehrt genauso gesehen hat. Pubertierende Kinder möchten nicht unbedingt, daß ihre Eltern Zugriff auf ihre Emails, Tagebucheinträge oder Photos haben.
Es gehört auch nicht zu den mitbezahlten Dienstleistungen eines Handy-Verkäufers, Entschlüsselungswünsche zu bedienen und die dafür nötigen aufwendigen Berechtigungsprüfungen vorzunehmen. Schließlich ist es alleine Kundenentscheidung, die Verschlüsselung überhaupt zu verwenden - man kann das Handy problemlos auch ohne Zugangscode verwenden.
24. August 2016
Die Vertwitterung der Gesellschaft
"Tragisch und wir hoffen für die Verletzten. Wieso konnte der Angreifer nicht angriffsunfähig geschossen werden???? Fragen!" --- Renate Künast, Twitter, 19.06.16
Dieses, mitunter recht dumme, Zitat wurde nur wenige Stunden nach dem Anschlag von Würzburg auf Twitter gepostet und drückt recht unverblümt die Probleme aus, die Frau Künast generell mit der Polizei hat. Generell? Nun, in diesem Fall vermutlich schon, zumindest wenn man Frau Künasts andere Empfehlungen an die Polizei (beispielsweise Schuhe ausziehen bei Hausdurchsuchungen) so liest. Allerdings, bei aller Beißlust, muss man auch zugestehen, dass das prinzipiell eine Meinung ist, die man haben darf. Man darf Probleme mit der Polizei haben. Man "muss" es halt nur differenzierter ausdrücken. Mithin steckt das problematische an dem Twitter-Posting in seiner Undifferenziertheit, in seiner Knappheit und der mangelden Möglichkeit sich in 140 Zeichen so auszurücken, dass nicht irgendjemand etwas anderes daraus herausliest. Zur Verteidigung von Frau Künst (schreibe ich das wirklich gerade?) muss man zudem zwei Dinge anführen: Zum einen, gegen 0:22, als Frau Künast das ganze schrieb, sind die meisten Leute schon recht müde und vielleicht auch nicht mehr ganz so nüchtern, zum anderen kommt es auch vor, dass Leute auch ab und zu mal recht dumme Sachen von sich geben. Und genau um letzteres soll es an dieser Stelle gehen.
之後郝景芳 《北京折疊》 再獲雨果獎
Literaturpreise haben ja etwas gemäßigt Mißliches an sich (das gilt freilich nicht für die Empfänger noch für die Institutionen, die sie verleihen). Oder vielleicht sollte es besser heißen: etwas Janusköpfiges. Sie sind entweder allgemein bekannt oder von ebensolcher Unbekanntheit. Zur ersten Kategorie zählen Auszeichnungen wie etwa der Nobelpreis, der Literaturpreis des Nordischen Rates, der Goethepreis der Stadt Frankfurt oder der Ingeborg-Bachmann-Preis. Sie alle gelten als Ritterschlag für die damit Bekränzten und entheben das Publikum stracks von jeder näheren Kenntnisnahme des damit verbundenen Werkes. Auf der anderen Seite finden sich die mannigfachen Pokale für Genre- und Spartenliteratur, die Jahr für Jahr für Publikationen auf einem thematisch eng umzirkten Bereich vergeben werden. Damit verbindet sich, vor allem die für Leser auf diesen Gebieten, aber auch für orientierungslose Außenstehende, in aller Regel eine Leseempfehlung, ein Qualitätssiegel. (Zwischen den beiden Polen stehen im deutschsprachigen Literaturbetrieb die zahllosen Stadtschreiber- und Förderpreise, die zumeist die Namen verschollener Literaten tragen und die an schon zu Lebzeiten gleichermaßen verschollene Literaten vergeben werden. Der Daseinszweck dieser Wanderpokale ist es bekanntlich, armen Dichtern, die nicht mehr als zwanzig Büchern pro Jahr unter das pp. Publikum bringen, alle fünf Jahre einmal eine milde Gabe ohne den Anschein des Almosens zukommen zu lassen. Es handelt sich hier mithin um nichts, das die République les Lettres in irgendeiner Weise tangiert).
23. August 2016
Die Kollateralschäden des guten Gewissens
Der Juchtenkäfer hat es zu einiger Berühmtheit gebracht: Als Symbol dafür, wie hierzulande vieles, was da kreucht und fleucht, eine im menschlichen Interesse gelegene Infrastrukturmaßnahme behindern kann, ist er zu einem der meisterwähnten Tiere im bundesrepublikanischen Blätterwald geworden. Im Deutschland des 21. Jahrhunderts wird Karl, der Käfer, eben doch gefragt.
Für den Paternalismus der um ihn besorgten Zweibeiner kann der Eremit natürlich nichts. Er ist auch daran schuldlos, dass er nicht nur finstere kapitalistische Untergrundbahnhöfe in ihrer Verwirklichung bedroht, sondern auch Gefahr läuft, zum Wappentier der Alternative für Deutschland vorgeschlagen zu werden.
Als ob das nicht schon genug Störfeuer aus dem Reich der Animalia wäre, müssen wir nun auch noch lesen, dass die Rotmilane und Mäusebussarde zu ungeschickt sind, die Leuchttürme bundesrepublikanischer Hochmoral zu umschiffen. Aber was sind schon ein paar Vögel gegen unser unheimlich gutes Gewissen?
Noricus
© Noricus. Für Kommentare bitte hier klicken.
20. August 2016
Marginalie: Der Beifang der Inklusion
In der sehr interessanten, auf ZEIT-Online publizierten Reihe Jung und links ist ein Text von Nele Pollatschek erschienen, den diese zuerst auf ihrem Blog Oxford Dphile, dort in englischer Sprache,
gepostet hat. Die deutsche Fassung ist keine wortwörtliche Übersetzung
des Originals, was allein schon daran ersichtlich ist, dass der Titel
auf ZEIT-Online im TAZ-Duktus gehalten ist, während die englische
Überschrift die jedenfalls im Deutschen semantisch unmögliche
Kombination von curriculum (Lehrplan, Unterrichtsprogramm) mit den Adjektiven white, male and straight (weiß, männlich und hetero) herstellt.
15. August 2016
Marginalie: Bloss keinen Spass im Sport haben
Zugegeben: Dieser Autor ist kein besonderer Fan von Olympia. Das hat etwas damit zu tun, dass es, vermutlich mal ab von der FIFA, kaum einen Verein gibt, der derartig korrupt ist wie das IOC, aber auch etwas mit dem generellen Desinteresse an professionellem Sport.
Professioneller Sport hat den etwas unangenehmen Nachgeschmack, dass es irgendwann nur noch um Geld und Leistung geht, aber das eigentliche, was einen Sport erst einmal ausmachen sollte, immer mehr in der Hintergrund tritt oder fast unwichtig wird: Spaß. Sport sollte Spaß machen, Spaß am eigenen Körper, Spaß an der Bewegung, Spaß am Spielen, Spaß an Leistung, Spaß an Grenzerfahrungen. Gerade Olympia sollte ja eigentlich eine "Party" sein, bei der die Jugend der Welt mal schnuppern kann, was die anderen so können.
In diesem Kontext fiel mir dann eine Meldung aus der FAZ auf (ist wohl eine Agenturmeldung, findet sich in diversen Zeitungen), in der berichtet wird, dass der Sportdirektor der DLV, Thomas Kurschilgen, zwei seiner Läuferinnen massiv dafür kritisiert hat, weil sie Hand in Hand ins Ziel gelaufen sind.
Professioneller Sport hat den etwas unangenehmen Nachgeschmack, dass es irgendwann nur noch um Geld und Leistung geht, aber das eigentliche, was einen Sport erst einmal ausmachen sollte, immer mehr in der Hintergrund tritt oder fast unwichtig wird: Spaß. Sport sollte Spaß machen, Spaß am eigenen Körper, Spaß an der Bewegung, Spaß am Spielen, Spaß an Leistung, Spaß an Grenzerfahrungen. Gerade Olympia sollte ja eigentlich eine "Party" sein, bei der die Jugend der Welt mal schnuppern kann, was die anderen so können.
In diesem Kontext fiel mir dann eine Meldung aus der FAZ auf (ist wohl eine Agenturmeldung, findet sich in diversen Zeitungen), in der berichtet wird, dass der Sportdirektor der DLV, Thomas Kurschilgen, zwei seiner Läuferinnen massiv dafür kritisiert hat, weil sie Hand in Hand ins Ziel gelaufen sind.
14. August 2016
Welterschöpfungstag und neue Romantik
Es wird Angst gemacht: Schon am 8. August wurde dieses Jahr laut Global Footprint Network der Einschnitt erreicht, wo die Erde im Jahresrest nicht mehr regenerieren kann, was sie vom Januar bis August an Energie, Holz oder Nahrung verbrauchte.
Lässt jemand sein Auto deshalb stehen, außer im Stau? Aber es gibt eine andere große Reaktion, die „Romantik 2.0", die Natursehnsucht. Was bedeutet dieser Trend?
13. August 2016
Die Schwäche des Liberalismus oder warum Burkini und Bikini auf Dauer nicht nebeneinander existieren werden
Auf seinem Facebook-Profil postete WELT-Autor Alan Posener kürzlich ein Bild von einer Frau in einem Ganzkörper-Schwimmanzug, das um 1900 aufgenommen sein mag, zusammen mit dem Kommentar „Am besten nachträglich verbieten, was Oma da getragen hat“. Er bezieht sich offensichtlich auf das im französischen Cannes kürzlich erlassene Verbot so genannter Burkinis. Posener macht sich hier mit einem Beispiel für gesellschaftlichen Liberalismus stark, das aus mehreren Blickwinkeln schief ist. Schon der Domainname (victoriana.com), von der das Bild stammt, beleuchtet das Problem schlaglichtartig. Zur damaligen Zeit war man aus religiös-moralischen Gründen gezwungen, solche Schwimmanzüge zu tragen; wäre damals eine Frau bekleidet mit einem heutigen Bikini in einer öffentlichen Badeanstalt aufgetaucht, wäre sie zweifellos von der Sittenpolizei verhaftet worden. Ganz abgesehen davon, daß sie ein „öffentliches Ärgernis“ dargestellt hätte und mit deutlich aggressiver Ausgrenzung, möglicherweise sogar mit physischen Attacken durch die solcherart „überforderte“ Bevölkerung hätte rechnen müssen. Genau hier aber besteht die (sicherlich unfreiwillige) Parallele Poseners zur heutigen Situation.
12. August 2016
Kurioses kurz kommentiert: Bikini gegen Burka
Das deutsche Beachvolleyballerinnen-Doppel Laura Ludwig und Kira
Walkenhorst hat sein Auftaktmatch gegen die ägyptische Konkurrenz
gewonnen. Ein Favoritensieg - so weit, so unspektakulär. Aber sehen Sie sich das dem verlinkten FAZ-Artikel beigefügte Foto an. Es zeigt die Begegnung zweier Welten.
11. August 2016
Politische Nostalgie
Der Präsidentschaftswahlkampf in den USA verläuft ungewöhnlich. Üblich wären, gerade dort, große Zukunftsverheißungen. Wie sie mit "Yes, we can" vor acht Jahren geradezu prototypisch angewendet wurden und zum Wahlsieg führten.
Diesmal aber sind die Kandidaten in erster Linie damit beschäftigt, Fehlentwicklungen zu beklagen. Auch Trumps "Make America great again" ist ja nur zum Teil vorwärtsgewandt. Im wesentlichen verspricht er seinen Wählern eine "greatness", die schon einmal da war. Zurück in die Zukunft sozusagen. Clintons Wahlkampf ist diffuser, aber auch nicht viel optimistischer.
Der amerikanische Publizist Yuval Levin sieht die Ursache dafür in einem allgemeinen Trend zur politischen Nostalgie. Links wie rechts würde die aktuelle Unübersichtlichkeit dazu führen, daß man sich an angeblich goldenen Zeiten der Vergangenheit orientiert. Bei den Demokraten wären dies die 50er Jahre mit ihrer Wohlsortiertheit, starken Gewerkschaften und der Installation des modernen Sozialstaats. Bei den Republikern wäre die Nostalgie-Bezugsepoche die Reagan-Zeit, mit den USA als dominierender Weltmacht und einer Politik mit Steuersenkungen und starker Führung.
So viel anders ist das in Deutschland auch nicht.
Diesmal aber sind die Kandidaten in erster Linie damit beschäftigt, Fehlentwicklungen zu beklagen. Auch Trumps "Make America great again" ist ja nur zum Teil vorwärtsgewandt. Im wesentlichen verspricht er seinen Wählern eine "greatness", die schon einmal da war. Zurück in die Zukunft sozusagen. Clintons Wahlkampf ist diffuser, aber auch nicht viel optimistischer.
Der amerikanische Publizist Yuval Levin sieht die Ursache dafür in einem allgemeinen Trend zur politischen Nostalgie. Links wie rechts würde die aktuelle Unübersichtlichkeit dazu führen, daß man sich an angeblich goldenen Zeiten der Vergangenheit orientiert. Bei den Demokraten wären dies die 50er Jahre mit ihrer Wohlsortiertheit, starken Gewerkschaften und der Installation des modernen Sozialstaats. Bei den Republikern wäre die Nostalgie-Bezugsepoche die Reagan-Zeit, mit den USA als dominierender Weltmacht und einer Politik mit Steuersenkungen und starker Führung.
So viel anders ist das in Deutschland auch nicht.
10. August 2016
"Radikalislamisch": das merkwürdige Alleinstellungsmerkmal der Hamas
Seit Menschengedenken, soll heißen seit ihrer Gründung 1987, ist in deutschen Journalistenkreisen die Vokabel "radikalislamisch" zur Kennzeichnung der Terrororganisation Hamas gängig, die in ihrer bis heute unveränderten Gründungscharta zum Töten von Juden und zur Vernichtung des Staates Israel aufruft. Die seit 2006 in Gaza regierende Hamas, unter der Homosexuelle ermordet und angebliche Israel-Kollaborateure hingerichtet werden; die Raketen auf Israel von Schulen und Krankenhäusern aus abfeuert (in der offensichtlichen Hoffnung, möglichst viele tote Kinder beklagen zu können, sollte Israel zurückschießen) und Hilfsgelder zum Bau von Terrortunnel aufwendet, ist also "radikalislamisch". Klingt ein wenig wie "radikale Evangelikale": etwas spinnert aber harmlos, nicht wahr? Wenn irgendwo anders auf der Welt Terror in vergleichbarer Art verübt wird, wird dagegen nahezu durchgängig von "islamistischem Terrorismus" gesprochen.
7. August 2016
Kurioses, kurz kommentiert: Jod fürs Volk
Das Land Nordrhein-Westfalen stockt dieser Tage seine Bestände an Jodtabletten um weitere 21 Millionen Stück auf, meldet Welt online. Kostenpunkt: 800.000,-€. Damit ist NRW das einzige Bundesland, das eine flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Jodtabletten vorhält. Hintergrund ist die Furcht vor nuklearen Katastrophen, die von belgischen Kernkraftwerken ausgehen könnten. Hier hat es in den letzten Jahren verschiedentlich Berichte über Störfälle gegeben.
Kommentar: Man kann als Einwohner Nordrhein-Westfalens nur froh und dankbar sei, daß sich die rotgrüne Landesregierung von Ereignissen wie den Kölner Silvesterfeierlichkeiten, AKP-Massendemonstrationen oder marodierenden Einbrecherbanden nicht den Blick verstellen läßt für die wirklichen Gefährdungen, denen die Bevölkerung ausgesetzt ist.
Andreas Döding
© Andreas Döding. Für Kommentare bitte hier klicken.
Kommentar: Man kann als Einwohner Nordrhein-Westfalens nur froh und dankbar sei, daß sich die rotgrüne Landesregierung von Ereignissen wie den Kölner Silvesterfeierlichkeiten, AKP-Massendemonstrationen oder marodierenden Einbrecherbanden nicht den Blick verstellen läßt für die wirklichen Gefährdungen, denen die Bevölkerung ausgesetzt ist.
Andreas Döding
© Andreas Döding. Für Kommentare bitte hier klicken.
5. August 2016
Die jungen Totalitären und das Versagen der politischen Mitte
Erinnern wir uns noch einmal an die erste Runde der Wahl zum österreichischen Bundespräsidenten:
Der FPÖ-Kandidat Norbert Hofer lag mit weitem Abstand zum
parteiunabhängigen Grünen-Exponenten Alexander van der Bellen an der
Spitze. Die ehemalige OGH-Präsidentin Irmgard Griss landete auf einem
respektablen dritten Platz, während sich die Vertreter der Parteien der
mittelgroßen Koalition, Rudolf Hundstorfer (SPÖ) und Andreas Khol (ÖVP), allein damit trösten konnten, immerhin noch mehr Stimmen erhalten zu haben
als das Enfant terrible Richard Lugner.
In seinem vorstehend verlinkten Beitrag sprach der Verfasser dieser Zeilen davon, dass dieses Ergebnis "natürlich kein Zufall" gewesen sei, da nur noch die FPÖ und die Grünen "einen Gestaltungswillen und eine ideologische Tiefenschärfe" verkörperten, welche die sogenannten Altparteien nicht mehr besäßen. Dieser Befund ist zu korrigieren beziehungsweise zu präzisieren: Hofer gegen van der Bellen ist die zeitgeistkorrekte Paarung, während in den USA die eigentlich "richtige" Begegnung dadurch verhindert wurde, dass die Demokraten Hillary Clinton und nicht Bernie Sanders zu ihrem Bewerber um das Weiße Haus nominierten.
In seinem vorstehend verlinkten Beitrag sprach der Verfasser dieser Zeilen davon, dass dieses Ergebnis "natürlich kein Zufall" gewesen sei, da nur noch die FPÖ und die Grünen "einen Gestaltungswillen und eine ideologische Tiefenschärfe" verkörperten, welche die sogenannten Altparteien nicht mehr besäßen. Dieser Befund ist zu korrigieren beziehungsweise zu präzisieren: Hofer gegen van der Bellen ist die zeitgeistkorrekte Paarung, während in den USA die eigentlich "richtige" Begegnung dadurch verhindert wurde, dass die Demokraten Hillary Clinton und nicht Bernie Sanders zu ihrem Bewerber um das Weiße Haus nominierten.
4. August 2016
Irische Impressionen
Irland ist tatsächlich ein Land - wohl da einzige Land dieser Erde - in dem man wochenlang unterwegs sein kann, und an jedem Ort und jedem Abend ein Pub findet, in dem Live-Musik gespielt wird.
Es bietet auch dem Klischee entsprechend ausreichend regnerisches Wetter, obwohl dieser Autor es auch geschafft hat, sich dort einen leichten Sonnenbrand zu holen.
Aber es sind ihm noch ein paar andere, eher unerwartete Sachen aufgefallen:
Es bietet auch dem Klischee entsprechend ausreichend regnerisches Wetter, obwohl dieser Autor es auch geschafft hat, sich dort einen leichten Sonnenbrand zu holen.
Aber es sind ihm noch ein paar andere, eher unerwartete Sachen aufgefallen:
3. August 2016
Die neue Attraktivität autokratischer Herrscher
Das aus meiner Sicht erschreckende an der gegenwärtigen Vervollständigung der autokratischen Macht Erdogans in der Türkei ist nicht so sehr sein Handeln infolge des mißglückten Putsches vor zwei Wochen. Es ist vielmehr die offensichtliche und überwältigende Zustimmung, die er in seiner eigenen Bevölkerung dafür erhält. Wenn dann, wie am vergangenen Sonntag in Köln, 30.000 Deutschtürken das gegenwärtige Vorgehen ihres Staatschefs (als den sie ihn anscheinend mehrheitlich betrachten) als Sieg der Demokratie feiern, dann mag man das, wie Kollege Ulrich Elkmann, als ein Fanal der Machtergreifung betrachten. Analoges gilt für Putins Rußland, wo ebenfalls ein großer Teil der Bevölkerung hinter dem überhaupt nicht lupenreinen Demokraten steht. Man kann diese Entwicklungen jedoch auch als Ausdruck des Verlustes von Strahlkraft und Attraktivität der Demokratien westlicher Prägung begreifen, der sich hier zeigt.
Marginalie: Von Hinz und Kunz
Das moralinsaure Deutschland hat derzeit wieder einen großen Aufreger entdeckt: Eine Abgeordnete der SPD, Petra Hinz, hat ihren Lebenslauf gefälscht, Abitur und Studium erfunden und ist jetzt dabei ertappt worden. Dumm gelaufen. Noch schlimmer dagegen wiegt aus moralischer Empörung, dass Frau Hinz nicht, wie von diversen Granden ihrer Partei gefordert, ihr Mandat sofort niedergelegt hat und in Schimpf und Schande den Bundestag auf Knien verlassen hat. Böse Frau. Man muss den Eindruck bekommen, so diverse Vertreter von Politik und Medien, dass Frau Hinz absichtlich auf Zeit spielt und versucht noch möglichst viele Diäten zu erhalten.
2. August 2016
Fanal der Machtergreifung
Manchmal, so scheint es fast, entwickeln auch Zeitgenossen, denen man es zuletzt zutrauen würde, beim Blick in die verhangene Zukunft wahrhaft seherische Gaben. So in diesem Fall, von dem in der Welt am Sonntag vor mehr als 10 Jahren der Journalist Heimo Schwilk berichtete:
Bei einem Rundgang durch das türkisch dominierte Berlin-Kreuzberg überraschte die Politikerin Claudia Roth ihre Gesprächspartner mit einem Geistesblitz der besonderen Art. Man könne doch, meinte die Bundesvorsitzende der Grünen, am 3. Oktober nicht nur die deutsche Einheit, sondern auch den Beginn der EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei feiern. Ihre Vision: Am Nationalfeiertag der Deutschen ertrinken die Straßen in einem Meer aus roten Türkenflaggen und ein paar schwarzrotgoldenen Fahnen.
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