29. September 2018

Was wird da aufgedeckt in der Kirche?

Die Kräfte der Stille und der Mitte drohen Europa zu verlassen.
Gehen sie wirklich fort, dann muss das Abendland verdorren. (1933)

Romano Guardini, † 1. 10. vor 50 Jahren



Wie seltsam die alten Worte Stille und Mitte. Wir hören heute andere: Verstrickung, Vertuschung, Missbrauchstudie, Machtstrukturen, Risikofaktor, Frühwarnsysteme. Die Psychologen sind nicht erstaunt, dass die Anzahl der „Betroffenen“ in Deutschland genauso groß ist wie die in Irland, USA und Australien. Der Mensch ist überall derselbe. Aber von Christen und Amtsträgern erwartet man Vorbildlicheres.

25. September 2018

Ein Brief an Horst Seehofer

Lieber Horst Seehofer,

ich hoffe, Sie nehmen mir die vertrauliche Anrede nicht übel. Wir kennen uns ja nicht. Das heißt: Sie wissen nichts von mir (und das ist auch gut so) und ich lese, sehe und höre von Ihnen immer nur in den Medien. Was dort über Sie berichtet wird, ist jedenfalls seit drei Jahren meist nicht besonders wohlwollend. Von links wird Ihnen vorgeworfen, die Arbeit der Bundesregierung zu sabotieren; von rechts werden Sie des Maulheldentums geziehen. Wenn ich ehrlich sein darf: Beide Anschuldigungen sind, nachdem man sie ihrer polemischen Glasur entkleidet hat, nicht ganz unberechtigt. Und Sie haben mir oft genug Rätsel aufgegeben und mich zu verwundertem Kopfschütteln veranlasst.

Doch inzwischen glaube ich zu verstehen, was der Zweck Ihres Handelns ist. Als einer der letzten verbliebenen politischen Haudegen dieser Republik ist Ihnen natürlich klar, dass die CDU ein Kanzlerwahlverein ist, der ziemlich viele ideologische Kröten schluckt, wenn er sich mit der aktuellen Nummer Eins immer noch mehr Chancen ausrechnet als mit den designierten oder auch nur gemutmaßten Thronprätendenten. Und deshalb ist Ihr vordringliches Ziel, Merkel so weit zu schwächen, dass auch die Schwesterpartei einen Wechsel in der Führungsebene für geboten erachtet.

24. September 2018

Mooßn, du bleibst nee hiea!

"Es gab nur eine Hetzjagd", so tönt es allerorten in der konservativ-patriotisch-nationalen (Auf sich selbst nicht zutreffen wollendes bitte streichen) Filterbubble. Natürlich nicht vom "Hasen" gegen den "Kanacken", sondern von der Volksvernichterin Merkel im Verbund mit der Lügenpresse gegen Hans-Georg Maaßen. Ich spare mir einzelne Zitate und setze den Spin als bekannt voraus.

Der geschätzte Kollege Techniknörgler hat an dieser Stelle geschrieben, dass Merkel "inhaltlich" gewonnen habe, weil die Mehrheit der Bevölkerung Maaßen für untragbar hält. Nun war es Merkel ja offenkundig egal, ob Maaßen im Amt bleibt, und wenn ja, in welchem - Merkel handelt primär danach, was sie im Amt hält, und da wäre ein Rücktritt Seehofers gefährlicher geworden. Wenn nicht die SPD seinen Kopf gefordert hätte, würde er noch heute als Verfassungsschutzpräsident herumdilettieren - zumindest für ein paar Wochen. Und nach dieser kurzen Einleitung komme ich zum eigentlichen Thema. Auch wenn die jetzige Begründung an den Haaren herbeigezogen ist und mehr über die Entscheidenden aussagt als über den, über dessen Amt entschieden wurde - Maaßen war aus meiner Sicht tatsächlich entlassungsreif. Aber nicht wegen diesem unsäglichen Hype um das Zeckenbissvideo, sondern wegen seines Verhaltens rund um den Anschlag am Breitscheidplatz. 

23. September 2018

Merkels schwerste Sünde

Viel ist hier schon über die Fehler Angela Merkels geschrieben und geklagt wurden. Von der Energiewende, die Griechenland- und Eurorettung oder ihre Entscheidungen während der Flüchtlingskrise 2015/16.

Aber ihre schwerste Sünde hat Angela Merkel nach den Ausschreitungen in Chemnitz begangen. Genau genommen ist es eigentlich auch nur die bisher gravierendste Inkarnation ihrer Kernsünde. Schon in den vorherigen Fällen war es meiner Einschätzung nach der giftigste Aspekt ihrer Regentschaft, häufig aber überlagert durch ihre ganz praktischen Fehlentscheidungen. Auch hier wurde dieser Aspekt lediglich zeitweilig angekratzt.

Wohnen wird Chefsache. Rette sich wer kann.

­Die Frau Bundeskanzler hat um davon abzulenken, dass sie bei ihrem Märchen ertappt wurde und dem x.ten Messermord abzulenken um auch ein Thema zu beharken, dass sie bis dato im Wesentlichen ignoriert hat, einen "Wohn- und Mietgipfel" im Kanzleramt angesetzt.  Dazu wurde flugs das Thema Wohnungspolitik zur Chefsache erklärt. Der gelehrige deutsche Michel weiss dann auch: Jetzt wirds ernst. Und teuer.

21. September 2018

Aus nicht mehr ganz aktuellen Anlaß

Auch wenn es vielleicht nicht mehr der aktuellste aller Anlässe ist, so möchte ich doch im Kontext Trump darauf hinweisen, dass die amerikanische Botschaft, deren Umzug ja nun seit ewigen Jahren verschoben wurde, vor knappen vier Monaten in Jerusalem eröffnet wurde.

Vollkommen unabhängig davon möchte ich auf das Spendenkontro der Friedrich Naumann Stiftung  hinweisen:

Emfpänger:
Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit
Spendenkonto:
Commerzbank Berlin
BLZ: 100 400 00
Konto Nr.: 266 9661 04
IBAN: DE12 1004 0000 0266 9661 04
BIC: COBADEFFXXX 

Llarian

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12. September 2018

Chemnitz und die Macht der Phantasie

Es stimmt schon: Hans-Georg Maaßen hat nicht gesagt, dass er das seit Tagen heiß diskutierte Antifa-Zeckenbiss-Video für eine Fälschung halte. Der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz hat sich vielmehr wie folgt geäußert:
Es liegen keine Belege dafür vor, dass das im Internet kursierende Video zu diesem angeblichen Vorfall authentisch ist.
Und:
Nach meiner vorsichtigen Bewertung sprechen gute Gründe dafür, dass es sich um eine gezielte Falschinformation handelt, um möglicherweise die Öffentlichkeit von dem Mord in Chemnitz abzulenken.

11. September 2018

Politische Symmetrie

­

Die Diskussion um das Phänomen der AfD lässt mich oftmals ratlos zurück. Dies liegt vor allem daran, dass im Zusammenhang mit ihr monokausale Erklärungen samt monokausaler Schlüsse präferiert zu werden scheinen. Selbst wenn man versucht sie differenziert zu sehen, werden Argumente gerne monokausal missverstanden. Von Befürwortern, wie Gegnern der AfD. Woran liegt das? Ich vermute, dass dies mit einem Symmetriebruch der politischen Landschaft zu tun hat, durch welchen sehr starke Rückstellkräfte wirken und möchte im Folgenden versuchen, meine diesbezüglichen Gedanken zu erläutern.

Nur ein Herzinfarkt. Dann ist ja alles gut. Kleine Anmerkung.

Das Opfer von Köthen starb nach erster Untersuchung an einem Herzinfarkt. Na, dann ist ja alles gut. Wäre ja auch zu dumm gewesen, wenn der kleine Flächenbrand, der seit dem Mord von Chemnitz im Osten vor sich hinkokelt, noch etwas mehr Sprit bekommen hätte. Liest man die Presse, so muss man den Eindruck bekommen, dass ja eigentlich nichts passiert ist, das Opfer hatte ja eine Herzvorerkrankung und wäre daran ja ohnehin vermutlich irgendwann gestorben. Die Täter können ja nichts dafür, dass der junge Mann eben vorerkrankt war, als sie ihn verprügelten. Sie gingen davon aus, dass er gesund sein würde und das bisschen Prügel sicher gut wegstecken würde. Und immerhin haben sie ihm nicht den Schädel gebrochen.

9. September 2018

Politische Lyme-Borreliose nach Zeckenbiss: Noch etwas zu Chemnitz

Gestern habe ich mich in einem Blogartikel mit den derzeit der breiten Öffentlichkeit bekannten Videos zu den behaupteten "Hetzjagden" in Chemnitz befasst. Heute möchte ich die politische Dimension der Diskussion kommentierend beleuchten.

Die Bilanz des bisherigen einschlägigen Auftretens von Bundeskanzlerin Merkel kann eigentlich nur "peinliche Panne" lauten. Zum einen hat die Regierungschefin bei der Auswahl ihrer Quellen, aus denen sie die Grundlagen für ihre Einschätzung der Lage bezog, einen eklatanten Mangel an Sorgfalt walten lassen: Ein Film, der von einem bestens erkennbar der linksextremen Szene angehörigen User(kollektiv) ins Internet gestellt wurde, war wohl letztlich das einzige objektive Beweismittel, auf das die mächtigste Frau im Staat ihre Einlassungen stützte. Bei den Strafverfolgungs- und den Sicherheitsbehörden hatte sie offenkundig nicht nachgefragt, denn sowohl die Generalstaatsanwaltschaft Dresden als auch das Bundesamt für Verfassungsschutz können dem ihnen vorliegenden Material zu Chemnitz jedenfalls derzeit keinen Hinweis auf eine xenophobe Hetzjagd entnehmen.

8. September 2018

Noch einmal Chemnitz. Was man weiß, was man nicht weiß

Vielleicht ist zu Chemnitz, wie die Kanzlerin meint, tatsächlich schon alles gesagt worden. Denn wenn die mächtigste Frau im Staat, von der Presse gewöhnlich zum Gegenentwurf zum Twitter-Topuser Trump stilisiert, offenbar allein aufgrund eines in der Fake-News-Hölle der sozialen Medien veröffentlichten Videos mit - seien wir aufrichtig - doch eher geringer Schockwirkung von "Hetzjagden" spricht und ihr zahlreiche Medienvertreter auf derselben Grundlage dabei sekundieren, ist das so realsatirisch, wie es sich ein aufstrebender Drehbuchschreiber nicht besser hätte einfallen lassen können.

FakeNews aus dem Kanzleramt oder "Ein Fall für Pofalla"

Bei aller Kritik (wenn das Wort noch ausreichend ist) an Frau Bundeskanzler Merkel, kann man ihr normalerweise nur begrenzt vorwerfen, dass sie sich allzu vorschnell äußert. In aller Regel wartet sie ein paar Tage ab und schaut was die Presse so schreibt, bevor sie dann dem Bürger ihre ganz persönliche Meinung, die dann zufällig mit dem dem Narrativ der Presse übereinstimmt, mitzuteilen. Was in der Vergangenheit oft den großen Vorteil hatte, dass sie sich eigentlich nie im Gegenwind der zumindest veröffentlichten Meinung befand und ihr recht große Zustimmungsraten einbrachte, zumindest bei denen, die die Medienmeinung vorher konsumiert hatten.

4. September 2018

Ein verheerendes Urteil. Eine kurze Anmerkung zu Kandel.

Achteinhalb Jahre Gefängnis. Das ist das Urteil für den Messermord von Kandel, in dem ein afghanischer Flüchtling seine Ex-Freundin brutal mit einem Brotmesser überfiel und mit etlichen Stichen zu Tode brachte. Achteinhalb Jahre.

Effektiv gute fünf, von denen auch acht Monate bereits durch die Untersuchungshaft abgesessen sind. Am Ende wird der Täter noch gute vier Jahre in einem deutschen Gefängnis sitzen und wird, zumindest wenn es nach unserer Regierung geht, auch dann kaum abgeschoben werden. Oder kurz: Es spricht einiges dafür, dass er Ende 2022 wieder auf deutschen Strassen unterwegs sein dürfte.

2. September 2018

Chemnitz und die Plattentektonik der deutschen Politik

Für den Beobachter aus der Ferne ist es nahezu unmöglich, sich Gewissheit darüber zu verschaffen, was genau in Chemnitz im Laufe der letzten Woche vor sich gegangen ist, zu widersprüchlich und häufig auch zu tendenziös sind die Berichte von den Demonstrationen und den Geschehnissen am Rande dieser Kundgebungen. Politisch wirksam dürften aber ohnehin eher die mediale Aufbereitung der Ereignisse in der sächsischen Großstadt und die darauf bezogenen Reaktionen des Bürgers werden.

Es ist wohl nicht unangemessen hyperbolisch, wenn man die kommenden Landtagswahlen in Bayern (14. Oktober 2018) und in Sachsen (voraussichtlich 1. September 2019) als Schicksalswahlen bezeichnet. Zwischen Alpen und Main steht immerhin die zur Gewohnheit gewordene Alleinherrschaft der CSU auf dem Spiel. Im anderen Freistaat könnte sich die AfD zur stärksten Kraft mausern. Beide genannten Eventualitäten wären dazu geeignet, messbare bis erdbebenartige Erschütterungen in der Bundespolitik hervorzurufen.