31. Mai 2013

Einheit ohne Basis

Die zunehmend kritisierte EU-Kommission möchte sich etwas beliebter machen. Und billigeres Handy-Telephonieren würde natürlich vielen EU-Bürgern gefallen. Also fordert EU-Kommissarin Kroes, daß die Roaming-Gebühren EU-weit wegfallen sollen. Mobiles Telephonieren soll immer gleich viel kosten, egal wo sich der Bürger in Europa aufhält.

Einmal abgesehen davon, daß staatliche Preisfestsetzungen dieser Art mitnichten die Bürger entlasten können. Planwirtschaft führt immer nur zu mehr Ineffizienz und mehr Ungerechtigkeit. Im konkreten Fall hieße das, daß die Roaming-Kosten dann nicht mehr von den Verursachern getragen werden, sondern von den Providern auf alle Handy-Nutzer umgelegt werden müssen.

Darüber hinaus übersieht die Kommissarin, daß für ihre Vorstellung vom gemeinsamen Binnenmarkt für Handy-Gespräche die Basis fehlt.

Menschenklon – Nicht die Naturwissenschaft ist zu fürchten, sondern das Versagen der Kirchen. Ein lehrreicher Blick auf eine vergleichbare historische Stunde. Gastbeitrag von Ludwig Weimer

Niemand will Menschen klonen. Ziel des Projekts ist nicht das Kopieren kompletter Menschen, sondern die Zucht von Ersatz-Organen für kranke Kinder. Aber allein die Möglichkeit, dass man es jetzt tatsächlich machen könnte, jagt vielen Schauder ein. Sie wünschen, die Ehrfurcht vor dem Schöpfer würde nicht angetastet. Aber die Wissenschaft wünscht, den Kindern zu helfen. Meine These ist: Wenn die Sicht des Menschen als eines je einmaligen Ebenbilds Gottes – so die Christen – fällt, wenn die Würde der Person – so die Agnostiker und die Humanisten – einstürzen wird, dann nicht wegen des Triumphs der Naturwissenschaft, sondern durch die Saft- und Kraftlosigkeit der Kirchen im ehemaligen christlichen Abendland. Wie ist diese These begründet?

30. Mai 2013

Zitat des Tages: Die Einigung zur Stärkung des Schengenraums zeigt, dass wir in Europa auch hier in der Lage sind, Fehlentwicklungen entgegenzuwirken.


Dieses Zitat stammt vom Bundesinnenminister Friedrich und bezieht sich auf die Reform des Schengenraumes. Jedenfalls wird das von ihm so genannt, wenn Deutschland wieder Grenzkontrollen einführen will und das bisher nicht konnte, sondern die Kontrollen auf die Autobahn verlagern musste. 
Zur Politik gibt es mit "Achtung Kontrolle!" schon lange die passende Aufklärungssendung. 
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. 

29. Mai 2013

Von letzten Dingen. Und von Vorletzten.

Am vergangenen Sonntag habe ich einen Friedhof besucht. Genauer gesagt die letzte Ruhestätte eines Bekannten. Es war eine sehr schöne Friedhofsanlage, eigentlich mehr ein Park.  Der Ruhe solcher Orte kann ich mich nur schwer entziehen; eine gewisse Entschleunigung innerer Prozesse stellt sich dann bei mir fast automatisch ein. Und manchmal stellt sich dann die Frage nach den letzten (und den vorletzten) Dingen.
Ich habe beruflich bisweilen mit Menschen zu tun, deren zeitliche Lebensperspektive nach vorne hin begrenzt ist. Alte Menschen, kranke Menschen.

Wenn ich diesen Menschen zuhöre, wenn sie über ihr Leben sprechen oder gar Bilanz ziehen, dann fällt mir oft ein Bedauern, manchmal sogar Reue, in ihren Schilderungen auf.

Was aber bedauern Menschen, die nicht mehr lange zu leben haben?

28. Mai 2013

(Nicht) Kurioses, kurz kommentiert: Ein Lebensweg. Ein ungewöhnlicher?


Regelmäßige Tatort-Zuschauer mögen sich noch an den saarländischen Kommissar Stefan Deininger erinnern, der zunächst als Assistent von Max Palu und schließlich bis 2012 neben dem bayerischen Neuzugang Franz Kappl auf Mörderjagd ging. Gespielt wurde Deininger von Gregor Weber, der einem breiten Publikum zweifellos auch noch als Sohn der Familie Heinz Becker in Erinnerung ist.

26. Mai 2013

Fußballpazifismus

Ich sehe selten fern, noch seltener Sport. Und schon gar nicht die Eröffnungsshows vor großen Sportereignissen. Die sind oft nur Kitsch mit Massenszenen, irgendeine Inszenierung von Frieden, Freude, Eierkuchen. Dann doch lieber ein gutes Buch lesen.

Es sei die Eröffnungsshow wird von Engländern gemacht. Dann wird das durch guten britischen Humor aufgelockert, das ist immer sehr kreativ. Man denke da nur an die Olympia-Eröffnung 2012 mit der Kurzdarstellung der britischen Geschichte, hervorragend choreographiert, mit den Auftritten von Mister Bean und James Bond.

Auch die Eröffnung des Champions-League-Finale gestern war originell. Da ließen die Briten zwei mittelalterliche Heere gegeneinander antreten. Erst die Langbogenschützen, dann die Fußkämpfer mit Axt und Schwert. Gekleidet in den Farben der beiden Mannschaften des Abends, Dortmund gegen München.

Da sind Weihnachtswünsche geboren worden. Die 80.000 Fans im Stadion und viele mehr vor den Fernsehen werden sich gesagt haben: So einen Schild mit dem Wappen meines Vereins, den will ich zu Weihnachten.

Und dann noch der Auftritt des alten Recken Paul Breitner im silbernen Harnisch, der mit einem englischen Kollegen zusammen die große Trophäe auf dem Ehrentisch platzierte - wie die Siegesprämie eines Ritterturniers.

Gut, Rüstungen und Waffen sahen deutlich nach Plastik und Kindergeburtstag aus. Der Harnisch Breitners hätte eher zu napoleonischen Zeit gepaßt als ins Mittelalter. Und wenn die englischen Truppen im Mittelalter eine so lausige Schlachtformation geboten hätten wie ihre Nachfahren im Stadion - da hätten sie wohl keine Schlacht gewonnen.
Aber was solls, es geht um den Spaß.

Aber Spaß darf natürlich nicht sein. Jedenfalls nicht für deutsche "Qualitätsmedien". Igitt, Waffen - wenn auch aus Plastik. Es wird nicht mit Wattebäuschchen geworfen. Das kann doch nur die Jugend verderben.
Und wie gemein etwas kriegerisches zu inszenieren, nur weil die Deutschen im Finale sind.

Was natürlich Unsinn ist: Die Inszenierung wird schon seit vielen Wochen geplant, da waren die Finalisten noch völlig unbekannt. Nur die Farben auf den Schilden sind erst in den letzten Tagen aktualisiert worden.

Und auch sonst ein lächerlicher Kommentar. Fußball und ähnliche Sportarten sind domestizierter Krieg, auch das macht ihren Reiz aus und deswegen fiebern die Fans mit ihrer Mannschaft.
Das in der Eröffnungsfeier ironisch darzustellen mag zwar für Gutmenschen nicht ertragbar sein - aber wer Humor hat, wird es schätzen.

R.A.

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25. Mai 2013

Werden die Eltern immer ehrgeiziger?

In Diskussionen höre ich immer wieder mal die Behauptung, Eltern wären heute in Bezug auf ihre Kinder ehrgeiziger als früher und würden ihre Kinder mehr antreiben und einspannen. Meine Kinder sind hohem Druck ausgesetzt und zeitlich stark eingespannt. Aber liegt das an an meiner Frau und mir? Oder gibt es da ganz andere Faktoren, die den elterlichen Einfluss übersteuern?
Zunächst sollten wir uns verdeutlichen, dass zu diesem Thema gutes Zahlenmaterial rar ist. Wir können uns dem Thema nur argumentativ annähern. Was für Fakten haben wir überhaupt?

  1. Wir wissen, dass sich die Art der Familien geändert hat. Ein-Kind-Familien haben stark zugenommen und sind inzwischen der Normalfall. Nur noch etwas mehr als ein Viertel der Familien haben drei oder mehr Kinder
  2. Wir wissen, dass die Anzahl der Schüler im Ganztagsunterricht zugenommen hat
  3. Wir wissen, dass die Anteile der Schulformen sich verschoben haben. Die Hauptschule hat deutlich Anteile verloren.
  4. Wir wissen, dass sich die Anzahl der Schuljahre bis zum Abitur (in vielen Fällen) durch G8 verkürzt hat

24. Mai 2013

Investitionen in Infrastruktur: Gedanken zum politischen Gefangenendilemma

Fast jeder Mensch besitzt etwas, was man als "Anlagevermögen" bezeichnet: langfristig eingesetzte Wirtschaftsgüter. Also Dinge, die man a) nicht um ihrer selbst willen hat, sondern als Mittel zum Zweck und b) die deutlich länger durchhalten als zwei Jahre. Solches Anlagevermögen wäre zum Beispiel ein Auto. Oder ein Kühlschrank, ein Herd und so weiter. Anlagevermögen haben die unangenehme Eigenschaft, dass sie durch die Nutzung verschleißen und in vielen Fällen sogar allein durch Ablauf der Zeit im Nutzwert abnehmen (also sogar bei Nichtgebrauch). Deswegen muss man diese Anlagevermögen regelmäßig warten. Und irgendwann muss man die Anlagegüter ersetzen. 
Jeder weiß, dass es so ist. Irgendwann gibt der Herd den Geist auf; dann ist ein Neuer fällig. Trotzdem kenne ich eigentlich niemanden, der für solche absolut unvermeidlichen Ausgaben gesondert vorsorgt; man geht davon aus, dass das nötige Kleingeld da ist, wenn einen wie ein Blitz aus heiterem Himmel das Unglück trifft. Das war nicht etwa ein jahrelanger, schleichender Prozess; nein: das war einfach Pech. So ein Mist! Von jetzt auf gleich Totalschaden! Warum muss immer ausgerechnet mir so etwas passieren? Trösten Sie sich: das passiert jedem. Weil es unvermeidlich ist. 
Anlagegüter müssen gewartet und irgendwann ersetzt werden. 

23. Mai 2013

Man wird nichts über uns wissen. Über die Zukunft der historischen Forschung in Zeiten des Datenschutzes

Meinen Großvater habe ich nie kennengelernt. Meine Mutter und selbst meine Großmutter hatten als Folge von Krieg, Vertreibung und Neuanfang den Kontakt zu ihm verloren, und er starb, als ich ein Kleinkind war. Als ich mich dann dafür interessierte, wer mein Großvater war, welche Berufe er hatte, wie und wo er gelebt hatte, war niemand da, der mir von ihm hätte erzählen können.

So habe ich mich daran gegeben und habe nach und nach sicher ein Dutzend Eiwohnermeldeämter und Stadtarchive in Deutschland bemüht, um wenigstens die Eckdaten seines unsteten Lebens zu ermitteln. Es war nicht einfach, aber jetzt weiß ich doch einiges über das Leben meines unbekannten Großvaters - und dank eines freundlichen Beamten eines Einwohnermeldeamts in Bayern habe ich sogar seine fünfte und letzte Ehefrau gefunden, die mir Fotos und Schriftstücke überlassen hat.

Unsere Nachkommen hingegen werden nicht mehr in der Lage sein, auch nur einfachste Informationen über uns Heutige zu erfahren.

Die Mordtat von London und die plötzliche Vorsicht der Medien bei der Verwendung des Begriffes "Terrorismus"

Gestern gegen 14.20 Uhr wurde im Stadtteil Woolwich im Osten Londons, 400 Meter von der Kaserne "Royal Artillery barracks" entfernt, ein britischer Soldat auf offener Straße brutal ermordet. Hierbei riefen die beiden Täter nach übereinstimmenden Medienberichten "Alahu Akbar" (Allah ist groß). Unmittelbar nach der Tat forderte einer der beiden Täter Passanten auf, dies auf Video zu dokumentieren. In diesem, gleichsam Bekennervideo, äußerte sich der Täter, noch das blutverschmierte Beil in der Hand:
I apologize that women had to witness this today. But in our land women have to see the same. You people will never be safe! Remove your governments, they don´t care about you!
Ich bedaure, daß Frauen dies heute mit ansehen mußten. Aber in unserem Land müssen Frauen dasselbe sehen. Ihr werdet niemals sicher sein! Stürzt eure Regierungen, sie scheren sich nicht um euch!
Die jeglicher reaktionärer politischer Tendenzen gänzlich unverdächtige deutsche Wikipedia definiert "Terrorismus" folgendermaßen:
Unter Terrorismus (lat. terror „Furcht, Schrecken“) sind Gewalt und Gewaltaktionen (wie z. B. Entführungen, Attentate, Sprengstoffanschläge etc.) gegen eine politische Ordnung zu verstehen, um einen politischen Wandel herbeizuführen. Der Terror dient als Druckmittel und soll vor allem Unsicherheit und Schrecken verbreiten oder Sympathie und Unterstützungsbereitschaft erzeugen. Terrorismus ist keine militärische Strategie, sondern primär eine Kommunikationsstrategie. Terroristen streben zwar nach Veränderungen der bestehenden Ordnung, doch greifen sie nicht militärisch nach Raum (wie z. B. der Guerillero), sondern wollen das Denken besetzen und dadurch Veränderungsprozesse erzwingen. 
Vor diesem Hintergrund scheint die erkennbare Zurückhaltung der deutschen Medien, anläßlich dieses Anschlages offen von "Terror" zu sprechen, doch auffällig. So titelt Spiegel online lediglich einen Soldatenmord, der nur möglicherweise ein Terrorakt sei. Auch SZ-Online spricht in der Überschrift des entsprechenden Artikels lediglich von einer "Bluttat" und "Soldatenmord".

Ebenfalls begrifflich distanzierend berichtet die "Zeit", daß die "Tötung eines jungen Mannes" (lediglich, soll man wohl denken?) vom britischen Premier Cameron als Terrorakt eingestuft würde. Auch die "Taz" spricht von "Mord" und "Hinrichtung". Einen gänzlich anderen Schwerpunkt setzt die Frankfurter Rundschau mit der Überschrift "Mord provoziert anti-islamistische Ausschreitungen". Schließlich sprechen auch die Tagesschau und die Bild lieber von brutalem Mord. Deutlicher in Richtung Terrorismus titeln dagegen die Welt und die Neue Osnabrücker Zeitung.

Zwar ist in den Berichten deutscher Medien jenseits der Überschriften von "Terror-Angst", insbesondere mit Blick auf das Champions league-Endspiel am Wochenende, die Rede und davon, daß die britische Regierung die Bluttat als Terroranschlag betrachte, aber der offensichtlich islamistisch-terroristische Hintergrund findet sich in Berichten und Kommentaren nur am Rande wieder. Dabei scheint dies doch das zentrale Moment, im Sinne der obigen Definition der Wikipedia, zu sein.

Hier wurde in der Tat "kommuniziert". Westlichen Gesellschaften wurde, wieder einmal, der Kampf angesagt. Schrecken soll verbreitet werden, wie immer wenn es sich um Terror handelt. Es geht den Terroristen dabei nicht um den oder die Ermordeten, seien es Einer oder 3000. Es geht darum, bei den nicht Getöteten Angst und Schrecken zu verbreiten und so politischen Einfluß zu gewinnen. Die Ziele sind hierbei evident: die globale Ausbreitung, des radikalen, politischen Islam sowie die offene Bekämpfung westlicher Werte und freiheitlich-demokratischer Gesellschaften. Wie viel Zurückhaltung in der Benutzung des Begriffes "Terror" ist hier angebracht?

Wie viel weniger zurückhaltend sind deutsche Medien dagegen mit den Begriffen "Terror" und "Terrorismus" in der Bewertung des mutmaßlichen rassistisch motivierten Serienmordes des NSU vorgegangen, obgleich, zumindest im Sinne obiger Definition, von einer deutlichen Überdehnung des Begriffes in diesem Fall wohl die Rede sein muß?

Aber, bitte, nicht schon wieder das Thema...
 

Andreas Döding


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22. Mai 2013

Zitat des Tages: "Berufskriminelle als V-Leute"

Was nicht sein kann, ist, dass wir Berufskriminelle als V-Leute einsetzen, die womöglich auch noch selber im großen Stil Straftaten begehen oder sich quasi ihren Lebensunterhalt von der V-Leute-Tätigkeit bestreiten.
Boris Pistorius (SPD), Innenminister von Niedersachsen

Kommentar: Die Innenministerkonferenz entwickelt zur Zeit neue "Qualitätsstandards" für V-Leute. Dazu gehört die zitierte Forderung des Ministers Pistorius, der auch der Bundesinnenminister zustimmt. Wohlgemerkt, es geht dabei, wie man wohl annehmen kann, nicht um die Anstiftung zu Straftaten zum Nutzen des Staates, sondern um solche, die sie auch begehen würden, wären sie keine V-Leute.

Vermutlich sind solche V-Leute die nützlichsten, die ergiebigsten Informanten. Die sollen also nicht mehr befragt werden. Das wird die Rechtsextremisten freuen.

Der Vergleich mit dem Ankauf von Steuerdaten-CDs drängt sich auf. Hier beteiligt sich der Staat finanziell an kriminellen Handlungen. Dabei soll es bleiben.

Zweierlei Maß? Nicht doch. Die Priorität wird klargestellt. Bei den V-Leuten in der Extremistenszene geht es nur darum, Bürger vor Schaden an Leib und Leben zu bewahren. Bei den Steuer-CDs geht es um die Staatseinnahmen.

Kallias

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Mal wieder ein kleines Quiz: Für wessen Höllenfahrt ohne Rückfahrtschein wird hier gebetet?


In ihrem Artikel "U.S. military should put religious freedom at the front" auf der Website der Washington Post berichtet die Journalistin Sally Quinn von zunehmenden Versuchen seitens Militärgeistlicher und militärischer Vorgesetzter im amerikanischen Militär Soldaten anderer Religionen, Konfessionen oder religiöser Überzeugungen zu missionieren. Dabei kommt es auch zu Nachstellungen, persönlichen Abwertungen (wie Beleidigungen), Drohungen oder gar gewalttätigen Übergriffen. Es werden in dem Artikel einige von der Military Religious Freedom Foundation, eine von Michael Weinstein im Jahr 2005 gegründete Bürgerrechtsorganisation, die sich auf Grund der Erfahrungen ihres Gründers und seiner Mitstreiter für eine stärkere Trennung von Religion und Staat auch im Militär einsetzt, vorgetragene Fallbeispiele aufgelistet. 

20. Mai 2013

Das Wesen von Politik

Kollege Noricus hat mit seinem Beitrag auf interessante Aspekte der Selbstkorrektur in modernen Demokratien hingewiesen.

Ein Zitat aus dem zugrunde liegenden Interview mit Michael Ignatieff hat mich dagegen nicht überzeugt:
Es ist ein sehr schmutziges Spiel, sicher. Der Aspekt an der Politik, der mich am meisten stört, ist dass es fast nie um politische Inhalte geht. Alle Kämpfe in der modernen Politik gehen um Standing.
Das ist eine sehr gängige Klage. Die "schmutzige" Politik, in der es nicht um Lösungen geht, sondern "nur" um Machtkämpfe. Oft hört man auch die Vorstellung, man solle die Parteien und Politiker ersetzen durch Experten, die würden dann nur von Sachüberlegungen geleitet die jeweils beste Lösung finden.

Diesen Vorstellungen liegt ein ganz grundsätzliches Verständnisproblem zugrunde.
Denn es geht in der Politik nicht um Lösungen!

Werte in einer Revolution



Die 68er sind sehr stolz auf ihren gesellschaftlichen Einfluss, den zu betonen sie nicht müde werden. Ohne sie rängen wir immer noch in einem prüden, patriarchalen, postdiktatorischen Staat um Bürgerrechte. Freiheit und Emanzipation als Grundlage der deutschen Bürgergesellschaft verdanken wir angeblich den Trägern des „kleinen roten Buches“.

Bestehende Werte wurden dafür in Frage gestellt und angegriffen. Manche nannten dies eine Revolution. Ein Teil davon war die Sexuellen Revolution welche auch für einen Kindesmissbrauch jenseits der Pädophilie zu stehen scheint.

18. Mai 2013

Papst Franz

Die Tschechen nennen ihn Frantisek.
Die Dänen nennen ihn Frans.
Die Engländer nennen ihn Francis.
Die Spanier nennen ihn Francisco.
Die Basken nennen ihn Frantzisko.
Die Franzosen nennen ihn Francois.
Die Ungarn nennen ihn Franjo.
Die Italiener nennen ihn Francesco.
Die Polen nennen ihn Franciszek.

Wo immer es überhaupt eine lokale Variante des Namens gibt, nennt jedes Volk den Papst mit dem Namen in seiner Sprache.

Warum nur benutzen die Deutschen, und offenbar nur die, die lateinische Form?
R.A.

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16. Mai 2013

Zitat des Tages: Wie moderne Politik und der Rechtsstaat funktionieren

Wer den Verfall der politischen Kultur in unserem Lande beklagt, kann sich immerhin damit trösten (oder aber seine Verzweiflung vertiefen), dass die Verhältnisse andernorts auch nicht besser sind:
Der Aspekt an der Politik, der mich am meisten stört, ist dass es fast nie um politische Inhalte geht. Alle Kämpfe in der modernen Politik gehen um Standing. Man attackiert nicht, was Leute sagen, sondern wer sie sind. Oder genauer, man attackiert ihr Recht, überhaupt etwas zu sagen.
Dies äußert Michael Ignatieff, Politikwissenschaftler und ehemaliger Kandidat der Liberal Party of Canada / Parti Libéral du Canada für das Amt des Premierministers, in einem lesenswerten Interview mit dem Verfassungsblog.

14. Mai 2013

Werden wir immer gestörter? Skeptische Gedanken zur vermeintlichen Zunahme psychischer Erkrankungen

Allenthalben ist von einer bedeutsamen Zunahme psychischer Erkrankungen in unserer Gesellschaft zu lesen, die bisweilen auch deutliche Wellen in den Medien schlägt. In der Tat muß man feststellen, daß in den letzten 20 Jahren die Fälle, etwa der vorzeitigen Berentungen, aufgrund diagnostizierter psychischer Erkrankungen, deutlich zugenommen haben und inzwischen den Spitzenplatz einnehmen, was zu erheblichen volkswirtschaftlichen Folgekosten führt. Auch die Anzahl krankheitsbedingter Fehltage am Arbeitsplatz, aufgrund diagnostizierter psychischer Störungen, hat rasant zugenommen.

Es läge nun nahe anzunehmen, daß dies mit einer "echten" Zunahme psychischer Erkrankungen in der Gesamtbevölkerung korrespondiert, wir also in der Tendenz psychisch immer "gestörter" werden. Diese Interpretation ist im politischen Diskurs gang und gäbe. Auch mit Ursachenzuschreibungen ist man schnell dabei. Schon wird gewerkschaftsseitig gefordert, Arbeitnehmer durch eine Antistreß-Verordnung zu entlasten, und die Politik scheint durchaus nicht abgeneigt.

13. Mai 2013

Westjordanland (israelische Siedlungen)

Wie heute der Bundestag mitteilt, hat die Fraktion "Bündnis90/Die Grünen" eine Kleine Anfrage an die Bundesregierung gerichtet, bezüglich der Kennzeichnung von Importwaren. Israel unterscheidet nämlich nicht zwischen Gütern, die in Produktionsstätten innerhalb der Grenzen von 1967 hergestellt werden und solchen, die in Siedlungen der Westbank entstehen. Überall steht "Made in Israel" drauf.

Es kommt sogar vor, dass Firmen, die ihren Sitz im israelischen Kernland haben, Waren in Siedlungen herstellen lassen, und auf diese Weise deren "tatsächliche Herkunft verschleiern", wie die Grünen sagen.

12. Mai 2013

Zitat des Tages: Mein Ziel ist immer noch, die Welt zu verbessern

So die Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen, Hannelore Kraft, in einem heute auf Welt Online veröffentlichten Interview. Im weiteren verdeutlicht die SPD-Regierungschefin, was sie konkret unter Weltverbesserung versteht:
Wir halten, wie die Mehrheit der Bürger, Steuersenkungen für falsch. Wir brauchen einen handlungsfähigen Staat. Der muss gut finanziert sein, und das ist er zurzeit nicht. Wir müssen dringend in die Zukunft Deutschlands investieren. Auch ich würde gerne Geschenke verteilen, aber Ländern und Kommunen fehlen dafür die notwendigen Finanzmittel.
Man liest und staunt. Steuersenkungen als Geschenke zu betrachten war schon immer ein ganz besonders reizendes Stück sozialistischer Sprachkultur. Denn es besagt nichts weiter als das, was Sozialisten mutmaßlich wirklich denken: eigentlich gehört alles privat erwirtschaftete Geld dem Staat. Und was dem Bürger bleibt, ist als Geschenk des Staates an den Bürger zu betrachten. Ich danke ergebenst im Namen der Mehrheit der Bürger.

11. Mai 2013

Aufmerksamkeitsökonomie: Der Boykottaufruf als Geschäftsmodell?

Jede Darstellung des Menschen in der Kunst kann das Publikum polarisieren. Wir können das Werk mit Begeisterung, Gleichgültigkeit oder Ablehnung aufnehmen. Wir können die Intention des Künstlers verstehen oder missverstehen. Manche Menschen behaupten, dass man Kunst grundsätzlich nur missverstehen kann.

Jede Darstellung des Menschen in der Kunst kann und wird bei mindestens einem Menschen Ablehnung hervorrufen: Er kann sich verletzt, ausgegrenzt oder gar diskriminiert fühlen. Die Übergänge sind fließend.



Tatsächlich müssen Sie meist nicht lange nach solchen Reaktionen suchen. Wenn Sie aber behaupten, dass Sie niemanden finden können, der sich durch ein spezielles Kunstwerk diskriminiert fühlt, dann übernehme ich diese Rolle.





Jede Darstellung des Menschen in der Kunst kann also mindestens einen Betrachter diskriminieren; meist finden sich kleine oder größere Gruppen von Diskriminierten. Wer sich dieser Tatsache nicht bewusst ist, muss an der Rezeption von Kunst scheitern.

Wer diese Tatsache allerdings kennt und sich zunutze macht, hat ein sehr gefährliches Werkzeug gegen die Kunst in der Hand. Er muss nur einen Aspekt des Kunstwerks finden, von dem sich subjektiv jemand diskriminiert fühlen könnte. Und er muss eine aktive Gruppe organisieren, die öffentlichkeitswirksam gegen das Kunstwerk vorgeht:

10. Mai 2013

Über die Schwierigkeit den Anderen zu ertragen. Gedankensplitter zu einem mir wichtigen Thema. Ein Gastbeitrag von Llarian

In der westlichen Zivilisation gilt – mit wenigen Ausnahmen – seit langer Zeit die Meinungsfreiheit als ein ehernes und zentrales Grundrecht. Das Bundesverfassungsgericht fasste es in einem Urteil von 1958 mal treffend: Das Grundrecht auf Meinungsfreiheit ist als unmittelbarster Ausdruck der menschlichen Persönlichkeit in der Gesellschaft eines der vornehmsten Menschenrechte überhaupt. Für eine freiheitlich-demokratische Staatsordnung ist es schlechthin konstituierend.

9. Mai 2013

Meckerecke: Die Schuldvermutung

­ Durch die Befangenheitsanträge der Verteidigung ist eine Zwangspause eingekehrt - nicht nur für die NSU-Prozessbeteiligten, sondern auch für die Medien. Diese haben sich nach nur einem Prozesstag neben den Geschehnissen im und vor dem Gerichtssaal vor allem für das Privat- und Seelenleben und auch für die äußere Erscheinung der Angeklagten interessiert und sich dabei mit Spekulationen gegenseitig übertroffen.

8. Mai 2013

Gauck. Eine Zwischenbilanz

Am Tag, an dem Joachim Gauck zum deutschen Bundespräsidenten gewählt wurde, schrieb Zettel in diesem seinem Blog:
Wohl nie ist ein Bundespräsident mit so vielen Vorschußlorbeeren, mit so vielen positiven Erwartungen in sein Amt gestartet.
In der Tat: Nachdem ein ins Schloss Bellevue weggelobter Merkel-Konkurrent nicht viel mehr übrig gelassen hatte als den ungeschickten Umgang mit einem Skandälchen und eine applaussichere Äußerung, in der – für die Integrationsdebatte in diesem Land symptomatisch – einer Religion und nicht deren Anhängern das Heimatrecht verliehen worden war, nach jenem Wulff’schen Intermezzo schien der ehemalige Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen genau der richtige Mann zu sein, um dem Amt des Bundespräsidenten wieder die angemessene gravitas zu verleihen. Viele Bürger mochten auch hoffen, dass der Querdenker trotz aller Zugeständnisse an die ausgleichende Rolle, die er zu übernehmen im Begriffe war, mit der Freiheit eines Christenmenschen bestimmte tabuisierte Themen ansprechen und in den von Dauerempörung und maximaler Erregung völlig entstellten öffentlichen Diskursen als Stimme der Vernunft auftreten würde.

7. Mai 2013

Grenzen des Wachstums - über den Saatgutstreit in der EU


Ich habe das Privileg, ein kleines Reihenhäuschen zu besitzen. Im Vorgarten steht eine Kirsche, im Garten ein Apfelbaum und eine Felsenbirne. Außerdem besitze ich Tomaten, Erdbeeren und manchmal Salat. Diese Nutzpflanzen stammen alle entweder von Züchtern (Gärtnereien) oder von Samenhändlern. Damit bin ich schon mittendrin. Im Saatgutstreit. Manche würden sagen: SaatgutkriegOb nun Streit oder Krieg: die Emotionen schlagen hoch und es geht um viel Geld. 
Saatgut: das ist zunächst mal im weitesten Sinn alles, woraus man die nächste Generation der Produkte erzeugt, die später in unserem Mund landen. Ups, Stop: Produkte. Was war das für ein böses Wort? Geht es nicht um Lebewesen, um das Leben selbst, um das Natürlichste überhaupt? Lebensmittel? Steckt das Wort "Leben" doch schon drin. Ist es nicht bereits ein Fehlschritt, diesen Bereich so kommerzialisieren zu wollen, dass man statt von "Lebensmitteln" von "Produkten" spricht? Um eins bereits vorweg zu nehmen: die Antwort wird nicht leicht. Weder für die Befürworter der... äh, jetzt wollte ich irgendwas mit "Seite" schreiben so was wie "liberal-marktwirtschaftliche Seite gegen...". Dann merke ich, dass ich nicht mal in der Lage bin, Namen für die beiden verfeindeten Lager zu finden. Also halten wir fest: es wird nicht einfach. 

6. Mai 2013

Zitat des Tages: Ich hoffe, dass es am Ende ausreicht, um die Schuldigen auch zu bestrafen.

So der gelernte Jurist und Bundesminister des Innern, Hans-Peter Friedrich, am vergangenen Wochenende laut Welt Online auf dem Hamburger Kirchentag. Eine etwas kryptisch anmutende Bemerkung, die zu einer kurzen Betrachtung einlädt.

Mal wieder ein kleines Quiz: Wer gibt dem Geld ein Vaterland?


In der Ausgabe des Ciceros vom Mai 2013 wird in einem Beitrag unter der Überschrift "Opiate sind keine Lösung" die Position dargestellt, auch Geld habe ein Vaterland und die in einem Land erwirtschafteten Gewinne in ein anderes Land zu bringen, sei etwas verwerfliches. Von wem stammt diese Ansicht?

5. Mai 2013

Die großen Missverständnisse über Kierkegaard. Ein Gastbeitrag von Ludwig Weimer

Sören Kierkegaard war einer der schöpferischsten Philosophen und Kirchenkritiker. Er blieb vielfach missverstanden oder wurde verkürzt auf einen psychologischen Entdecker der modernen Angst, der Masse und der Macht der Presse. Sein 200. Geburtstag im Mai 2013 bietet den Anlass, die Hauptpunkte der Irrtümer über diesen Dichter und Propheten aufzulisten und richtigzustellen.

Zitat des Tages: Die Schmiererei ist eine unsägliche Aktion, für die es keine Begründung gibt.



Doch, es gibt eine Begründung.
Berlins Regierender Bürgermeister kennt sie mit Sicherheit auch. Und das Beunruhigende an der Begründung ist wohl wiederum der Grund warum Klaus Wowereit ihre Existenz bestreitet.

Vor 80 Jahren gab es das, was im Zitat als "Aktion" bezeichnet wird, auch. Nur im Rückblick würde man dies wohl kaum so nennen, es sei denn man will sich der Nähe zum rechtsradikalen Spektrum verdächtig machen. 

Das "Kauft nicht bei Juden" wurde zu einem Synonym für den Beginn der Judenverfolgung und der späteren Vernichtung.
Doch es begann mit der Einschüchterung und Vertreibung von Ladenbesitzern.

Das heutige "Kauft nicht bei Schwaben" steht für ein Gefühl der Überfremdung das in dem Begriff Gentrifizierung aufgeht. Im Grunde geht es um Sozialneid, wie damals. Es geht um Missgunst gegenüber Gewerbetreibenden die etwas anders sprechen, auch das gab es damals schon. Und es geht um Fremdenfeindlichkeit gegenüber anderen Deutschen.

4. Mai 2013

NörgelEi: Kampagne mit Doppelstandard - fair und transparent müssen die Anderen sein

Gerne hört man aus Kreisen organisierter Netzaktivisten die Forderung nach Transparenz in der Werbung der Internetzugangsanbieter. Das Fahren einer Kampagne sei darin begründet, die Internetunternehmen mögen doch bitte nur richtige, netzneutrale Datenanschlüsse als Internetanschlüsse vertreiben, alles andere sei kein richtiges Internet. So wurde die Kampagne gegen Vodafone begründet,  da ihre, als mobile Internetanschlüsse angebotenen, Tarife nicht Netzneutral sind.

3. Mai 2013

Ehrlich essen

Es ist wieder Kirchentag, diesmal in Hamburg, und über 100 000 Teilnehmer wollen kulinarisch versorgt werden. Nach christlichen Maßstäben selbstverständlich.

Wobei sich diese Maßstäbe erstaunlich verändert haben. Christus setzte laut Bibel vor allem auf Brot, Fische und Wein. Das ginge heute gar nicht. Vegetarische Ernährung wird gefordert, Alkohol ist verpönt.

Die moderne Maxime lautet: "Gekocht wird nur mit saisonalen, regionalen, ökologisch angebauten und fair gehandelten Lebensmitteln."

2. Mai 2013

Von Vulkanen, Demenzen und Denunzianten: eine Meckerecke

Der "Vesuv von Neuss", so die griffige Namensgebung durch die Medien, will weiter qualmen. Dies war in den letzten Tagen verschiedenen Medienberichten zu entnehmen. Gemeint ist der 66jährige Bürgermeister der Stadt Neuss, Herbert Napp. Er ist beliebt, dieser Bürgermeister, und offenbar erfolgreich. Seit 1998 und noch bis 2015 im Amt, ist er der dienstälteste Bürgermeister in der Geschichte der Stadt.   Aber dergleichen ist uninteressant, wenn die Tugend- und Gesundheitswächter sich auf den Plan gerufen fühlen. Napp weigert sich nämlich hartnäckig, das Rauchen in seinem Dienstzimmer zu unterlassen. Hierdurch fühlt sich die Nichtraucher-Lobbyorganisation ProRauchfrei e. V. derart provoziert, daß sie eine Fachaufsichtsbeschwerde beim örtlichen Landratsamt eingeleitet hat.

1. Mai 2013

Eine Minderheitenposition


Minderheitenpositionen zu vertreten hat einen gewissen Reiz. Für manche ist er sogar unwiderstehlich. Das führte Mitte der 80er bei einigen politisch interessierten Bürgern zu einer sehr skeptischen Betrachtung der Nutzung von Kernenergie und, etwas zeitversetzt, zur gleichen Betrachtungsweise hinsichtlich der Abkehr von dieser Art der Bereitstellung von Elektroenergie. Durchaus auch in ein und demselben Leben.
Bei der Suche nach einem Grund für diesen Reiz stellt sich die Frage, wie sich  Minderheitenpositionen zu Mehrheitspositionen entwickeln. Wie es eine Minderheit schafft bei der Mehrheit einen Einfluss zu erzeugen, der stark genug ist um eine Akzeptanz dieser Position dauerhaft zu etablieren.