3. Mai 2013

Ehrlich essen

Es ist wieder Kirchentag, diesmal in Hamburg, und über 100 000 Teilnehmer wollen kulinarisch versorgt werden. Nach christlichen Maßstäben selbstverständlich.

Wobei sich diese Maßstäbe erstaunlich verändert haben. Christus setzte laut Bibel vor allem auf Brot, Fische und Wein. Das ginge heute gar nicht. Vegetarische Ernährung wird gefordert, Alkohol ist verpönt.

Die moderne Maxime lautet: "Gekocht wird nur mit saisonalen, regionalen, ökologisch angebauten und fair gehandelten Lebensmitteln."
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"Ökologischer Anbau" ist eigentlich eine ganz andere Religion und läßt sich christlich wohl kaum herleiten. Und ähnliches gilt für "fair gehandelt" - einem typisch gutmenschlichem Konzept, das Gutes will und Schlechtes erreicht.

Aber gegen saisonal und regional wäre erst einmal nichts zu sagen. Nur muß man das gar nicht explizit festlegen: Der Markt sorgt mit seinen normalen Verteilungsmechanismen dafür, daß beim Preis/Leistungsverhältnis kurze Transportwege und frische Erzeugnisse besser dastehen.

Aber gut. Den Kirchentagsköche reicht das also nicht, sie wollen explizit die Kirchentagsbesucher mit dem versorgen, was in Hamburg Anfang Mai geerntet werden kann.

Und sie bieten deswegen an:
"Curry-Kartoffeln und Posteleinsalat. Zum Nachtisch werden würzige Ananas mit Mascarpone angeboten."
"Orangen-Möhrensuppe, Linsencurry mit Bananen, Rosinen und frischem Koriander, dazu Joghurtsoße, Naturreis"

Ob das schon die Klimaerwärmung ist? Ananas, Bananen und Orangen aus Hamburger Produktion? Koriander und Reis frisch gepflückt neben den Osterglocken?

Oder ist das wieder nur die typisch grüne Heuchelei: Man simuliert Tugendhaftigkeit - nutzt aber ansonsten alle Vorteile des verteufelten globalisierten Kapitalismus?

R.A.

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