(DART-Sonde)
(DART, Flugbahn)
Die Stimmung im Kontrollzentrum war angespannt. Wenn es in der nächsten Stunde Entscheidendes auf dem Spiel steht, breitet sich Stille und Konzentration aus. In weniger als einer Stunde würde die Raumsonde DART den Asteroiden Didymos erreichen, und ihre ganz Mühe und Arbeit würde in einem Lichtblitz enden.
Priya Joshi und ihr Spießgeselle – und Lebenspartner – Mark Anderson teilten sich einen Bildschirm in einer der hinteren Reihen. Sie gehörten nicht zum Einsatzteam, aber als Astronauten, die eingehend Training für Weltraumspaziergänge und die Navigation von Raumfahrzeugen mitbrachten, waren sie vor Ort, um dies direkt zu verfolgen und bei Bedarf Ratschläge zu geben. Außerdem gehörte Priya zum Asteroiden-Erkundungsteam der NASA, das möglicherweise eines Tages tatsächlich zu einem der fliegenden Felsbrocken des Sonnensystems aufbrechen könnte – und hier gab es die Chance, einen davon aus der Nähe zu sehen. Aus allernächster Nähe.
Es kam nicht oft vor, daß die NASA einem Asteroiden mit einer Raumsonde, die eine halbe Tonne wog, einen Tritt versetzte. DART verfolgte das Ziel, herauszufinden, welche Auswirkung ein solcher Einschlag auf die Umlaufbahn des Asteroiden haben würde – aber es war auch ein Testlauf für spätere, wesentlich anspruchsvollere Missionen. Von denen einige sogar bemannt sein könnten, je nachdem, was die heutige Nacht an Entdeckungen bereithielt. Didymos war ein Erdbahnkreuzer mit einer Umlaufzeit von zwei Jahren, relativ einfach zu erreichen, von dem die Rückkehr nach einem längerem Aufenthalt ebenso einfach wäre. Sollte sich die NASA je dazu entschließen, eine bemannte Mission dorthin zu schicken, dann hatte Priya vor, mit an Bord zu sein.
Die Missionsuhr sprang auf 6:30. 45 Minuten bis zum Einschlag. Didymos war ein heller Lichtpunkt in der Mitte des Bildschirms, noch zu weit entfernt, um eine Scheibe zu zeigen. Aber die Sonde näherte sich mit vier Meilen pro Sekunde, und während sie hinsahen, trennte sich ein schwächer leuchtender Punkt von dem hellen: Dimorphos, der winzige Mond von Didymos. Das war das eigentliche Ziel. DART würde ihn zentral treffen, während er seine Bahn durchlief, und seine Geschwindigkeit um einen winzigen Bruchteil abbremsen – genug, daß nach ein paar Umläufen der Unterschied von Teleskopen auf der Erde registriert werden konnte. Und diese winzige Veränderung würde die Umlaufbahn des Mutterkörper um einen noch geringeren Bruchteil ändern. Es würde keinen wirksamen, nur einen meßbaren Unterschied machen – aber hier ging es um die Demonstration eines Prinzips: daß wir die Umlaufbahn eines Asteroiden ändern können, wenn es jemals notwendig werden sollte.