(Die Zitadelle von Carcassonne im Languedoc)
« Je me fais vieux, j’ai soixante ans,
J’ai travaillé toute ma vie,
Sans avoir, durant tout ce temps.
Pu satisfaire mon envie.
Je vois bien qu’il n’est ici-bas
De bonheur complet pour personne.
Mon vœu ne s’accomplira pas :
Je n’ai jamais vu Carcassonne !
« On voit la ville de là-haut,
Derrière les montagnes bleues ;
Mais, pour y parvenir, il faut,
Il faut faire cinq grandes lieues ;
En faire autant pour revenir !
Ah ! si la vendange était bonne !
Le raisin ne veut pas jaunir :
Je ne verrai pas Carcassonne !
« On dit qu’on y voit tous les jours,
Ni plus ni moins que les dimanches,
Des gens s’en aller sur le cours,
En habits neufs, en robes blanches.
On dit qu’on y voit des châteaux
Grands comme ceux de Babylone,
Un évèque et deux généraux !
Je ne connais pas Carcassonne !
« Le vicaire a cent fois raison :
C’est des imprudents que nous sommes.
Il disait dans son oraison
Que l’ambition perd les hommes.
Si je pouvais trouver pourtant
Deux jours sur la fin de l’automne…
Mon Dieu ! que je mourrais content
Après avoir vu Carcassonne !
- Gustave Nadaud (1820-1893)
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(In a letter from a friend whom I have never seen, one of those that read
my books, this line was quoted—"But he, he never came to Carcassonne." I
do not know the origin of the line, but I made this tale about it. - L.D.)
Im Brief eines Freundes, den ich persönlich nie kennengelernt habe - er zählt zu meinen Lesern - zitierte er diese Zeile: "doch er kam nie bis Carcassonne." Ich weiß nicht, woher dieses Zitat stammt, aber ich habe diese Erzählung darüber geschrieben.
* * *
Zu jener Zeit, als Camorak in Arn herrschte, und als die Welt schöner war als in unseren Tagen, gab er ein Fest für alles Volk im Weiten Land, um den Glanz seiner Jugendzeit zu feiern.
Man erzählt sich, daß sein Palast in Arn weite hohe Säle besaß, deren Decken blau bemalt waren. Abends stiegen die Bediensteten auf Leitern und zündeten die unzähligen Kerzen in den Kandelabern an, die an Ketten darunter hingen. Manchmal sollen Wolken durch die Erkerfenster hoch oben an den Wänden hereingeschwebt sein, und über die steinernen Fensterstreben geflossen sein wie der Meernebel, den der Wind über bis Klippen in der Brandung treibt (er hat Tausende von toten Blättern und tausende von verflossenen Jahren davongeweht, sie sind ihm alle eins; er schuldet der Zeit nichts). Und die Wolken ballten sich hoch oben in den hohen Sälen zu neuer Form und segelten langsam dahin, bis sie durch ein anderes Fenster wieder davonschwebten. Und die Ritter in Camoraks Festsaal konnten aus ihren Formen den Ausgang der Schlachten und Belagerungen vorhersagen, die ihnen bevorstanden. Der Palast Camoraks zu Arn hatte nie seinesgleichen im Land gehabt, und es heißt, er werde es niemals wieder haben.
Dorthin zogen also die Bewohner des Freien Landes, von ihren Weiden und vom Wald her, während ihre Gedanken um Essen, Obdach und Liebe kreisten, und sie nahmen in der sagenumwobenen Halle Platz, neben den Bürgern von Arn, der Stadt, die sich um den Palast den Königs drängte und deren Dächer allesamt von roter, schützender Erde bedeckt waren.
Und wenn es stimmt, was in den alten Lieder erzählt wird, war dieser Festsaal ein Wunderwerk.