31. Mai 2023

Aldous Huxley, "Candide, wiedergelesen" (1923)





(David Low, "Aldous Huxley," Kariketur für den New Statesman and Nation. Die Zeichnung ist auf den 25. Novemmber 1933 datiert.)

Die Möbelwagen hatten ihre Fracht in unserem neuen Heim ausgeladen. Wir waren jetzt eingezogen – oder mußten uns zumindest so gut wie möglich in den Chaos, dem Schmutz und der Unordnung behelfen, so gut es ging. Einer der präraffaelitischen Maler (dessen Name mir gerade nicht einfällt), hat einmal ein Bild mit dem Titel „Der letzte Tag im alten Heim“ gemalt. Es bedürfte eines gröberen, härter geführten Pinsels, um die Schrecken des „Ersten Tags im neuen Heim“ zu schildern. Als ich mich voller Verzweiflung zwischen dem zusammengewürfelten Mobiliar hingesetzt hatte, fiel mir in einer offenstehenden Bücherkiste ein kleines ledergebundenes Büchlein ins Auge, der unter einer Menge größerer Bände hervorstach. Es war der „Candide“ – meine heißgeliebte Erstausgabe von 1759 mit seiner dezent albernen Titelseite: „Candide ou L‘Optimisme, Traduit de L‘Allemand de Mr le Docteur Ralph.“

Ein wenig Optimismus hatte ich dringend nötig – und da der gute Doktor Ralph bekanntlich einer der besten Lehrer in dieser Disziplin ist, nahm ich das Buch her und fing an zu lesen: „Il y avait en Westphalie, dans le Château de Mr la Baron de Thunder-ten-tronkh….“ Und legte den Band nicht aus der Hand, bis ich zum Schlußsatz „Il faut cultiver notre jardin“ gekommen war. Ich fühlte mich durch den Zuspruch von Dr. Ralph angeregt und aufgeheiert.

30. Mai 2023

Aldous Huxley, "Jahrhundertfeiern" (1923)





(Zigarettensammelbild der Firma Will's auf dem Jahr 1937, aus der Serie "40 Famous British Authors." Das Formet der Bilder betrug 7,9 x 6,2 cm.)



Vom Bocca di Magra bis zur Bocca d‘Arno, der Mündung des Arno, erstreckt sich der Sandstrand ohne Unterbrechung. Weiter im Land, von einem Gürtel aus Kiefern geschützt, liegt ein ebener Streifen Küstenland, flach wie die Niederlande und von träge fließenden Bächen durchzogen. Hier wachsen Getreide und Wein, getrennt durch Pappelreihen und Feuchtwiesen. Da und dort münden die Bäche in flache Teiche, deren Ufer geflutete Reisfelder bilden. Und hinter diesem Streifen Küste, vier oder fünf Meilen vom Meer entfernt, steigen die Berge auf, unerwartet und steil: die Apuanischen Alpen. Ihre Gipfel bestehen auf nacktem Kalkstein, der stellenweise von dem weißen Marmor durchzogen ist, der den Kleinstädten an ihrem Fuß Wohlstand gebracht hat: Massa und Carrara, Serravazza, Pietrasanta. Die Hälfte der Grabsteine der ganzen Welt sind aus diesem edlen Gestein gehauen worden. Ihre unteren Hänge zeigen das Grau der Olivenbäume und das Grün der Kastanienwälder. Auf ihren Gipfeln ruhen die wie gemeißelt wirkenden Wolkenmassen:

Von Kap zu Kap schlage die Brück‘ ich und rage
gewölbt über strömendem Meer.
Bin fest vor den Pfeilen der Sonn' und zu Säulen
Nehm ich die Gebirge umher.

Die Landschaft zitiert geradezu Shelley. Dieses Meer, mit seiner schimmernden Windstille und plötzlichen Sturmböen, diese blassen blauen Inseln am Horizont, diese Berge mit ihren phantastischen Wolkengebilden, die Flüsse und Wälder – das ist die Essenz seiner Dichtung. Sobald man einige Zeit an dieser Küste verbracht hat, wird man beständig an diese wunderbare und merkwürdig kindliche Poesie, an diesen wunderbaren und kindlich-unschuldigen Mann erinnert. Vielleicht geht sein Geist an diesen Ufern um. Auf diesem Meer hat er mit seiner Nußschale von einem Boot gesegelt, in einer Hand das Ruder und in der anderen den kleinen Aischylos-Band. So stellen wir ihn uns bei schönem Wetter vor. Und wenn der Sturm unverhofft losbricht, fällt er uns ebenfalls ein. Die Blitze fahren über den Himmel, die Donnerschläge sind wie schreckliche Explosionen, die Böen toben. Und was ist mit dem kleinen Boot? Niemand weiß es – nur daß ein paar Tage später die Leiche eines jungen Mannes an den Strand getrieben wird, entstellt, nicht mehr wiederzuerkennen; nur der kleine Band Aischylos in der Westentasche verrät uns, daß dies einmal Shelley war.

Ich habe den letzten Sommer an dieser verwunschenen Küste verbracht. Das möchte ich als Entschuldigung anführen, daß ich in dieser Zeit, die so sehr mit sich selbst beschäftigt ist, hier einen Dichter erwähne, der seit hundert Jahren tot ist. Aber keine Bange: ich habe nicht vor, hier etwas über den machtlosen Engel, der in der Leere vergeblich mit seinen was-auch-auch-immer-Flügel schlägt. Ich werde mich hier nicht mit Gekrächze dem süßen Chor der übrigen Lobredner zu diesem Zentenar anschließen. Nein, der Geist von Shelley, der in Versilia und der Luniga wandelt, am Golf von La Spezia und bei Pisa an der Mündung des Arno, dieser Geist, dem ich die Hand geschüttelt und mit dem ich mich unterhalten habe, spornt mich nicht zu einer überheblichen und dummdreisten Laudatio an, sondern zu einem Protest gegen die Ergüsse dieser honigsüßen Lobhudler.

27. Mai 2023

Der große Sprung ins Nirgendwo


Eine der vermutlich vulgärsten philosophischen Weisheiten wird gerne verkürzt auf: "Wer aus der Geschichte nichts lernt ist gezwungen sie zu wiederholen." Gefühlt bekommt man den Satz in deutschen Feuilletons durchschnittlich dreimal die Woche um die Ohren gehauen, so sehr, dass man ihn tendenziell überliest und mit Sicherheit auch nicht mehr reflektiert. Nun, genau genommen ist das Zitat auch etwas entstellt, denn im Original lautet der Satz: "Those who cannot remember the past are condemned to repeat it" und er stammt von George Santayana, einem spanischen Philosophen des letzten und vorletzten Jahrhunderts. Und die Nuance ist ein bischen anders in der vulgären Version, denn es geht bei Santayana eher darum sich der Vergangenheit zu erinnern als darum daraus etwas zu lernen.

19. Mai 2023

Das Erbe Lauterbachs mit einem Gruß von Hans Filbinger

Anlass für diesen Beitrag ist eine kleine Anekdote, die diesem Autor vor einigen Wochen widerfahren ist. 

Ich musste vor besagten Wochen mal wieder einen Arzt besuchen (auch schlechte Menschen werden krank) und da musste man ja bekannterweise immer noch so ein Gesichtstuch tragen, was ich dummerweise vergessen hatte. Kein Problem: Inzwischen werden ja die meisten Ärztehäuser von irgendeinem Apotheker belagert und so ging ich in eben jene Apotheke vor Ort und verlangte wohl etwas zu salopp einen "Lauterbach-Lappen" (okay, ich mag noch ein deutsche Wort mit Sch... davor gesetzt haben, weil ich ziemlich spät dran war und mich gelegentlich ärgere die wirklich unverhältnismäßig teuren wie sinnlosen Tücher bezahlen zu müssen). Ich war dabei keinesfalls unhöflich sondern haben eben nur ausgedrückt, was ich von dem Tuch halte, ich habe selbstverständlich um die Ware höflich gebeten. Der gute Mann stutzte, änderte seinen Tonfall und betonte wie wenig Verständnis er dafür habe. Ich habe sicher keine politische Diskussion gesucht (erst recht nicht, wenn ich es eilig habe) und nur noch gesagt: "FFP2 bitte". Aber etwas war geschehen: Mein Gegenüber sah mich nur mit einer Mischung aus Feindseligkeit und Empörung an und verwies mich seines Geschäftes. Ich war erst einmal etwas verdattert, habe noch einmal nachgefragt, worauf er das bestätigte, dass er mir nichts mehr verkaufen wolle. Auch die ebenso höfliche Frage, ob er mich an seinen Wettbewerb verweisen könne, wurde verneint, er war wirklich sichtlich empört. Und er wurde seinerseits unhöflich. Was erlaube Kunde? Soweit, so schlecht. 

Joris-Karl Huysmans. "Auf Reede." Ein Mondspaziergang aus dem Jahr 1887





Meine Damen und Herren, die Gesundheit ist doch das Kostbarste, das wir besitzen. Und da können wir nicht dankbar genug sein, daß uns vor kurzem noch ein neues, fast unberührtes Erholungsgebiet erschlossen wurde - da haben wir für Sie eine Wanderroute ausgearbeitet, die für Alt und Jung die ideale Möglichkeit freizeitlicher Entspannung bietet. Nach zügiger Anfahrt von knapp 385.000 Kilometern parken wir unser Fahrzeug hier am südlichen Ausläufer des Mare Nectaris. Von dort wählen wir den gut gekennzeichneten Fußweg in Richtung nordwestlicher Richtung. Wir erreichen ein entzückendes Hochplateau, wo wir schon einen hübschen Blick auf die romantischen Ringgebirge Hortensius, Reinhold und Eddington genießen. Wir nutzen den Aufenthalt zu einer kleinen Rast, da die Temperaturen bei steigender Sonne 125 Grad übersteigen dürften. Vorsicht mit verderblichem Proviant! Frisch gestärkt nähern wir uns nun dem Gipfelgrat des Kraters Kopernikus, wobei ältere Herrschaften die leichtere Route am südlichen Rand des Mare Galilei wählen, oder einem leichten Bogen nach Osten gleich über eine gut geräumte Schotterhalde den Weg zurück zum Fahrzeug nehmen. Wanderfreudige Teilnehmer dagegen und die Jugend erreichen bei rüstigem Ausschreiten in gut drei Monaten die Zwillingsgipfel Castor und Pollux, von wo wir durch einen wundervollen und unvergesslichen Blick über das Mare Imbrium bis hin zum majestätischen Krater Plato belohnt werden. Vorsicht bei empfindlicher Haut, und bitte: Abfälle gehören in die Papierkörbe! Wenn Sie noch einen Urlaubstag zugeben können und den Umweg von 4000 Kilometern nicht scheuen, lohnt sich der Abstecher über die Mare Serenitatis und Tranquillitatis mit ihren reichlichen Vorkommen an kosmischem Staub. Es werden tiefe Eindrücke zurückbleiben!

- Loriot, "Die Mondwanderung" (gesendet in der Folge 8 der Reihe „Cartoon“ des Süddeutschen Rundfunks am 8. März 1969)


* * *

14. Mai 2023

Scriven Bolton und "Yuggoth". Zweimal Pluto im Jahr 1929





Star-Winds

It is a certain hour of twilight glooms,
Mostly in autumn, when the star-wind pours
Down hilltop streets, deserted out-of-doors,
But showing early lamplight from snug rooms.
The dead leaves rush in strange, fantastic twists,
And chimney smoke whirls round with alien grace,
Heeding geometries of outer space,
While Fomalhaut peers in through southward mists.

This is the hour when moonstruck poets know
What fungi sprout in Yuggoth, and what scents
And tints of flowers fill Nithon's continents,
Such as in no poor earthly garden blow.
Yet for each dream these winds to me convey,
A dozen more of ours they sweep away.

H. P. Lovecraft

Sternenwinde

Es gibt die Stunde, wenn die Dämmerung sinkt,
Zumeist im Herbst, wenn Sternenwinde wehen
Den Hügelweg herab und durchs verlassene Feld
Und früher Lampenschein die Zimmer sacht erhellt.
Wenn tote Blätter sich in wilden Kreisen drehen
Und Rauchfahnen in sachten Schwaden treiben
Und Bahnen, nicht von dieser Welt, beschreiben
Und Fomalhaut im Süden durch den Nebel blinkt.

Das ist die Zeit, wenn irre Dichter träumen
Von Pilzen auf dem Yuggoth, wenn sie die Farben sehn,
den Duft der Blumen riechen, die Nithons Gestade säumen,
Wie sie in keinem Garten hier auf Erden stehn.
Und doch: mit jedem Traum, den mir die Winde bringen
Lassen sie ein Dutzend von den unseren verklingen.



(Lovecraft, "Star-Winds," Manukript. Digitalisat der Lovecraft Colldection der Brown Univsersity.)

Die wahren Täter.

Ob es wirklich Edmund Burke war, der das erste mal den Satz formte "Für den Triumph des Bösen reicht es, wenn die Guten nichts tun." ist bis heute recht umstritten. Aber eigentlich ist es auch nicht wichtig, denn die Griffigkeit der Formel hat ja wenig mit dem Autor zu tun, der sie sich ausgedacht hat. Und so ist es dieser Satz, der mir dieser Tage durch den Kopf geht, wenn ich sehe welches Verbrechen an diesem Lande (ja, Verbrechen!) durch die Regierung begangen wird.

Okay, nach den (ebenso) Verbrechen der Regierung Merkel ist es schwer eine Steigerung zu erspähen, zu massiv sind die Schäden, die durch die ehemalige(?) FDJ-Sekretärin für Propaganda angerichtet wurden, vom Verlust der inneren Sicherheit über die irrwitzige Vernichtung von Vermögen zur Zerstörung der Energieversorgung bis zur deutlichen und schmerzhaften Beschädigung des Rechtsstaates auf wenigstens Jahre, eher Jahrzehnte hinaus. Und dennoch sind die aktuellen Entwicklungen für sich betrachtenswert, ein heutiger Mörder verliert ja auch nicht seinen Status, weil es früher auch schon Mörder gegeben hat.

6. Mai 2023

Danuri





Южный полюс Луны задремал, он уснул между гор величавых,
Поражающих правильной формой своей.
Это — мысль, заключенная в стройных октавах,
Эти горы живут без воды, в полосе неподвижных лучей,—

Ослепительно ярких, как ум, и ложащихся отблеском странным
На долины, что спят у подножия гор,
Между кратеров мертвых, всегда светлотканных,
Вечно тихих, нетронутых тьмой, и ничей не ласкающих взор.

Эти страшные горы горят неподвижностью вечного света,
Над холодным пространством безжизненных снов,
Это ужас мечты, это дума веков,
Запредельная жизнь Красоты, беспощадная ясность Поэта.

Константин Бальмонт - Южный полюс Луны (1899)

Der Südpol des Mondes: zwischen majestätische Berge gespannt
Schläft er, von ihren starren kristallinen Formen besiegt
Ein Gedanke, in schlanke Oktaven gebannt -
In einem steinernen Ring, der im ewigen Licht liegt.

Gleißend wie der Verstand, so senden sie
Einen Lichtstrahl, ins ewige Dunkel geführt
In die Täler und toten Krater, wo nie
Ein sterbliches Auge das ewige Schweigen berührt.

Dieses furchtbare Lodern im Schweigen des ewigen Lichts
Unter den toten Träumen im eisigen All
Zeitlose tote Schönheit, im unendlichen Nichts
Diese gnadenlose Klarheit, Dichter, sei dein Ideal.

Konstantin Balmont, „Der Südpol des Mondes“ (1899)

3. Mai 2023

Hakuto-R. Coda



So wie kalte Tränen ist der Regen
So wie außer Atem ist der Wind
So wie nasse Augen sind die Sterne
Wenn das überhaupt noch Sterne sind

Und so als ab dein Herz ein alter Seemann wär
Der das Fernrohr falsch rum hält und alles ist so sehr
Weit weg, dass es die müden Augen schont
So blass und kalt hängt über dir der Mond

- Element of Crime, „Über dir der Mond“ (2008)

I.

Daß die erste „Mondlandung“ eines Privatunternehmens, die Mission Hakuto-R M1, am vorigen Dienstag, den 25. April 2023, um 20:40 Mitteleuropäischer Sommerzeit mit einem Fehlschlag geendet ist, weil dem Lander gut zwei Minuten vor dem Aufsetzen im Meer der Kälte der Treibstoff ausging, hat keinen Nachrichtenwert mehr. Daß die japanische Firma ispace bereits an der Umsetzung für eine zweite Mission arbeitet, der „Serie 2,“ die im nächsten Jahr gestartet werden soll und mit 4,2 Metern Höhe doppelt so hoch ist wie der havarierte Lander, kann als Fußnote vermerkt werden, aber hier gilt der neudeutsche Satz „we’ll cross that bridge when we come to it“ – zumal noch unklar ist, welche Konstruktionsänderungen sich aus der Auswertung der gescheiterten Mission ergeben werden.

Natürlich ist es bitter, wenn man als Raumfahrtbegeisterter sehen muß, wie ein solches Unternehmen nach einer Dauer von 4 Monaten und einer zurückgelegten Flugstrecke von fast 2,5 Millionen Kilometern buchstäblich auf den letzten Metern scheitert – zumal keine Woche vorher in Florida der langerwartete erste Start des Starships von SpaceX in einem Feuerball geendet war. Aber unerwartet ist es nicht – vor allem dann nicht, wenn man diesen Flug in den Kontext der bisherigen unbemannten Sondenmissionen setzt, die seit mittlerweile 65 Jahren in Richtung des Erdtrabanten gestartet worden sind.

Im Allgemeinen gilt für die Satelliten, die zur Naherkundung des Sonnensystems eingesetzt werden werden, daß die Systeme ausreichend getestet und redundant genug ausgelegt sind, um zu einem vollen Erfolg zu führen. Das gilt für alle Flüge, die bislang zum Merkur, zur Venus, zu den Asteroiden und den vier äußeren Gasplaneten stattgefunden haben – einschließlich der Sonde New Horizons, die 2015 am französischen Nationalfeiertag, dem 14. Juli, den zum „Zwergplaneten“ degradierten Pluto in einer Entfernung von 13.000 Kilometern passiert hat. Die beiden Ausnahmen auf dieser Liste sind der Mars und eben der Mond – wobei im Fall des Mars die Erfolge recht ungleich verteilt sind. Während die 20 Missionen der NASA, seit der ersten durch Mariner 1 im November 1964 alle bis auf eine erfolgreich waren (der Mars Climate Orbiter stürzte im September 1999 ab, weil bei der Bremszündung für das Einschwenken in die Umlaufbahn das von Rolls-Royce gebaute Hauptriebwerk auf die britische Maßeinheit Fuß pro Pfund und Sekunde ausgelegt worden war, während die Planer der NASA für die Zündung in den Einheiten Newtonsekunden berechnet hatten – ein Unterschied um fast das Fünffache) – endeten die insgesamt 19 Missionen, die die Sowjetunion (und ihr Nachfolger, die Russische Föderation) bislang gestartet hat, ausnahmslos als Fehlschläge – einschließlich der ersten weichen Landung von Mars 3 im Dezember 1971, als 110 Sekunden nach dem erfolgreichen Aufsetzen im Krater Ptolemäus und 20 Sekunden nach dem Beginn der Übertragung des ersten Fernsehbildes der Funkkontakt abbrach. Da an der Landstelle zu dieser zeit auch noch ein Staubsturm herrschte war, auf den 70 B gesendeten Bildzeilen auch nichts als ein konturloser Nebel zu erkennen.