Der natürliche Feind des Radfahrers ist normalerweise der Autofahrer (und umgekehrt). Wer viel als Radfahrer unterwegs ist, kennt das zur Genüge: Die anderthalb Meter Überholabstand kann man bei einigen Autofahrern mit einem größeren Geodreieck nachmessen, Vorfahrt eventuell beim Linksabbiegen ist erst ab 200 Kilogramm Gegnergewicht von Relevanz und die Tür kann man jederzeit zur Seite aufstoßen, der Radfahrer wird schon sehen, was er davon hat. Das ist leider oftmals Alltag. (Da ich auch Autofahrer bin, kenne ich die Sprüche in die andere Richtung genauso, und sie sind auch genauso wahr.)
Aber in den letzten Jahren kommt es zunehmend zu einem neuen Protagonisten auf der Straße und den Radwegen: Der E-Fahrrad-Fahrer, bzw. schlimmer noch, die E-Fahrrad-Fahrerin. Das unverkennbare Kennzeichen solcher Fahrer, aber auch gerade ihrer weiblichen Pendants, ist ihre lustige Tendenz so viel Gas zu geben wie der Akku hergibt. Und das ist eine ganze Menge. Und plötzlich haben wir so lustige Lastentransporträder mit Elektroantrieb (der Schicki-Micki-Artikel für die Mama von heute), die mit wenigen Millimetern Abstand auf einem Radweg oder an einer Kreuzug an einem vorbei heizen.
Auch der Wald ist vor Ihnen nicht sicher, und da die Begrenzung nicht auf Kraft sondern auf Geschwindigkeit ausgelegt wird, kann es schon mal sein, dass sich von hinten auf einem ganz unschuldigen Weg so ein dickes Rad mit 25 Stundenkilometern nähert. Was man dann im allerletzten Moment per Klingel mitbekommt, weil so ein Elektromotor auch ziemlich leise ist. Von Einbahnstraßen, die für Radfahrer in beide Richtungen freigegeben sind, noch nicht einmal angefangen.
Das Problem ist, in meinem bescheidenen Augen, dass viele E-Bike Fahrer die Geschwindigkeit ihres Fahrzeuges zum einen falsch einschätzen, zum anderen es schlecht beherrschen. 25 Stundenkilometer klingt nicht nach viel, aber wenn man dabei stürzt, bzw. in einen Fußgänger prallt, dann sind das ganz gewaltige Kräfte, die auch gerne mal tödlich groß sind. Die meisten normalen Fahrradfahrer erreichen die 25 Stundenkilometer in der Stadt eher nicht. Klar ist es möglich, aber es ist anstregend und es braucht schon eine gewisse körperliche Fähigkeit dazu, vor allem das länger durchzuhalten.
Aber die E-Bikes egalisieren das Spielfeld und mit 95% Verstärkung schafft es selbst so mancher Opa die Endgeschwindigkeit zu erreichen. Obwohl er das nicht sollte. Genausowenig wie die Mama im Berufsverkehr, die mal eben schnell ihren "Urban-Arrow" am Rand über den Zebrastreifen bringen will, weil sie die Kinder gerade zum Kindergarten gebracht hat und nun dringend zur Arbeit muss.
Die meisten von uns haben sich schon einmal über Kurierfahrer geärgert. Das sind diese "Spinner", die auf Teufel kommt raus mit ihren Rennrädern durch den engsten Verkehr und über Bürgersteige heizen, weil sie nach der Zeit bezahlt werden. Und das wäre sicher auch ein Problem, wenn es nicht übersichtlich wenige wären. Sie sind selten. Aber mit der zunehmenden Verbreitung der E-Bikes hat man es plötzlich mit Dutzenden verhinderten Radrennfahrern zu tun, die über Wege donnern, die eigentlich dafür nie gedacht waren. Im Wald sind Radfahrer vielfach geduldet, weil die eh nicht schnell fahren können. Wenn sie es dagegen können wird das unlustig. Das selbe gilt für integrierte Rad- und Fußgängerwege. Die ganze Auslegung stimmt nicht mehr.
Das bedeutet nicht die Forderung jetzt die ganzen Radfahrer auf die Straße zu zwingen. Prinzipiell ist es gut, dass es Radwege gibt. Aber vielleicht sollte man mal mehr über Qualifikation nachdenken, was dazu berechtigt ein solches Ding zu fahren. Und vielleicht die Möglichkeit vorsehen dem einen oder anderen sein Spielzeug wegzunehmen. Nur so ein Gedanke.
So. Das musste mal raus.
Llarian
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