28. Mai 2013

(Nicht) Kurioses, kurz kommentiert: Ein Lebensweg. Ein ungewöhnlicher?


Regelmäßige Tatort-Zuschauer mögen sich noch an den saarländischen Kommissar Stefan Deininger erinnern, der zunächst als Assistent von Max Palu und schließlich bis 2012 neben dem bayerischen Neuzugang Franz Kappl auf Mörderjagd ging. Gespielt wurde Deininger von Gregor Weber, der einem breiten Publikum zweifellos auch noch als Sohn der Familie Heinz Becker in Erinnerung ist.
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Nach dem Ende seiner televisiven Ermittlertätigkeit wechselte Weber nicht in eine andere Bühnen- oder Fernsehrolle. In seiner Eigenschaft als Reservist bei der Gebirgsjägerbrigade 23 meldete er sich vielmehr als Presse-Feldwebel für den Einsatz in Afghanistan. Wie die BILD-Zeitung nun berichtet, trugen diesen Schritt durchaus nachvollziehbare Erwägungen: Weber hat immerhin eine Familie zu ernähren.
  
Blickt man ein bisschen weiter zurück in die Vita des Schauspielers und Soldaten, so entdeckt man noch einige besondere Stationen auf seinem Lebensweg: Als Jugendlicher war Weber mehrfach saarländischer Meister im Freistilringen. Während seiner Zeit als Darsteller in Deutschlands beliebtester Krimiserie absolvierte er in einem gehobenen Berliner Restaurant eine Kochlehre.
  
Kommentar: Die Versuchung, Gregor Webers Werdegang als ungewöhnlich zu bezeichnen, dürfte groß sein. Aber auf den zweiten Blick stellt sich dann die Frage: Warum ungewöhnlich? Ist es nicht gerade ein Zeichen der häufig geforderten Flexibilität, wenn jemand die Qualifikation verwertet, mit der er sich gerade am besten behauptet? Kennt man nicht auch in seinem persönlichen Umfeld etliche Menschen, die sich im nicht mehr ganz jungen Erwachsenenalter beruflich umorientieren, indem sie sich noch einmal in eine Ausbildung oder auf die Uni-Bank begeben? Durchgeplante, lineare Lebenswege mögen als Ideal erscheinen; doch allzu oft werden Biographien von der Realität auf verschlungene Pfade gelenkt. Die Gesellschaft täte gut daran, die Spätberufenen und zu neuen Horizonten Aufbrechenden als das zu sehen, was sie sind: Vorreiter in einer Welt, in der so etwas wie ein Karriere-Bestandschutz nicht mehr existiert.

Noricus


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