9. Oktober 2011

Marginalie: François Hollande - der nächste Präsident Frankreichs?

In diesen Minuten, um 19 Uhr, schließen in Frankreich die Wahllokale. Es fand dann etwas statt, das es in Deutschland nicht gibt: primaires, Vorwahlen, in denen über einen Kandidaten entschieden wird.

Es geht um die Kandidatur für das Amt des Staatspräsidenten. Am 22. April und am 6. Mai kommenden Jahres (der sehr wahrscheinliche zweite Wahlgang) wählen die Franzosen ihren Präsidenten.

Derzeit sieht es danach aus, daß Nicolas Sarkozy keine Chance hat. Nur rund ein Viertel der Franzosen wollen für ihn stimmen. Eine starke Kandidatin wird Marine Le Pen sein, die für den rechtsextremen Front National antritt. Aber wenn nicht noch etwas sehr Überraschendes passiert, dann wird siegen, wer für die Sozialisten kandidiert. Wer immer das sein wird.



Wer es sein wird, darüber wurde heute in diesen primaires (vor)entschieden, an denen nicht nur Mitglieder der Sozialisten teilnehmen konnten. Jeder Bürger durfte wählen, der die folgende Erklärung unterschrieb:
Je me reconnais dans les valeurs de la Gauche et de la République, dans le projet d’une société de liberté, d’égalité, de fraternité, de laïcité, de justice et de progrès solidaire.

Ich bekenne mich zu den Werten der Linken und der Republik, innerhalb des Projekts einer Gesellschaft der Freiheit, der Gleichheit, der Brüderlichkeit, des Laizismus, der Gerechtigkeit und des solidarischen Fortschritts.
Seit Wochen liegt der frühere Generalsekretär der Sozialistischen Partei François Hollande in den Umfragen in Führung. Vermutlich wird er nicht bereits im heutigen ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erreichen; dann gibt es in zwei Wochen einen zweiten Wahlgang. Es wäre eine große Überraschung, wenn er dann nicht siegen würde.

Man sollte sich also auf einen Präsidenten François Hollande einstellen, der vom kommenden Mai an Frankreich regieren wird. Das Gegenteil eines charismatischen Politikers. Ein dröger Mann ohne Konturen; der klassische Apparatschik. Kein Linker, kein Rechter; noch nicht einmal ein Mann der Mitte seiner Partei. Ein bienenfleißiger, beharrlicher Parteisoldat.

Einer, der nie eine Chance gehabt hätte, Staatspräsident zu werden - wenn nicht Sarkozy so unbeliebt wäre, und wenn seine Mitkandidaten bei den Sozialisten nicht ebenso dröge wären wie Hollande selbst.

Mit Ausnahme von Ségolène Royal, der aber der Makel anhaftet, eine Verliererin zu sein. Und mit Ausnahme von Dominique Strauss-Kahn, der sich mit seiner Leidenschaft für Frauen nun allerdings selbst aus dem Rennen geworfen hat.
Zettel



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