7. Dezember 2018

Auf wiedersehen CDU. Gute Nacht, Deutschland.

Es war eine Hoffnung. Eine kleine Hoffnung von vorneherein. Aber wie kleine Hoffnungen eben so sind, sie tun einem trotzdem weh, wenn sie im Wind der Realität zerplatzen.

Friedrich Merz war eine solche Hoffnung. Sicher kein Traumkandidat, aber doch wenigstens ein Aussenseiter auf die Möglichkeit die verheerende Politik der letzten Jahre wenigstens in den Folgen zu begrenzen. Es wäre eine Augias-Aufgabe gewesen, doch selbst wenn der Stall am Ende nicht an allen Ecken geglänzt hätte, so wäre es wenigstens ein Schritt in die richtige Richtung gewesen.


Aber die letzten Konservativen der CDU haben der Ergünung nicht mehr genug entgegensetzen können. Knapp war es am Ende, aber es hat eben nicht gereicht. ­Was aber in einer vorgeblich konservativen Partei auch genug aussagt. Selbst wenn Merz knapp gewonnen hätte, wäre das klägliche Bild, dass die CDU dieser Tage abgibt, damit wieder deutlich geworden. Das eine Kandidatin wie Kramp-Karrenbauer, ein Abziehbild ihrer Ziehmutter (was sie freilich permanent zu verleugnen suchte), auch nur unter die ernstzunehmenden Kandidaten gekommen ist, ist schon eine Blamage für sich.

Wer gedacht hat der Alptraum Merkel würde nun endlich ein Ende finden, sieht sich enttäuscht: Er wird fortgesetzt. Nicht nur die drei Jahre, die Merkel jetzt noch "durchregieren" kann, es ist mit einiger Sicherheit davon auszugehen, dass damit auch die Kanzlernachfolge recht gut gesichert ist. Und das System Merkel bleibt. Zwar versucht seit einigen Tagen noch ein farbloser NRW-Fürst klar zu machen, dass er auch gerne möchte, aber real ist das ziemlich witzlos (davon ab, dass er auch kein konservatives Profil hat). Und angesichts des Zustandes der SPD ist kaum davon  auszugehen, dass dort noch irgendetwas auf die Reihe kommt. 
Der große Gewinner des Abends (zumindest innerhalb von Deutschland, in Südeuropa dürften auch die Sektkorken knallen) dürfte neben Karrenbauer selbst dann eher die AfD sein, die sich, wenn sie sich nicht vorher selber zerlegt, nun realistisch in die Zwazigprozenter aufsteigen darf. Wenn nicht sogar höher. Was ihr freilich außer Mandaten wenig bringen wird, denn umso dichter dürfte sich der Rest des Spektrums aneinander drücken.
 Es mag nur eine Parteiführung sein, aber ich denke schon, dass diese Wahl eine der großen Richtungsentscheidungen der kommenden Jahre darstellen wird. Die CDU kann sich jetzt nur noch Richtung grün orientieren. Und damit ist das System Merkel auf Jahre etabliert. Und es wird noch etliche Jahre dauern bis eine alternative Bewegung (nicht zwangsnotwendig die AfD) stark genug wäre, um wirklich etwas zu ändern und konservative Ansichten neu zu etablieren. Bis dahin wird sich die Spaltung der Gesellschaft nur massiv verstärken können. Wer kann wird im Zweifelsfall das Land verlassen. Und wer es nicht kann, wird wenigstens die Faust (zunächst in der Tasche) ballen.

Tröstliches gibt es wenig am heutigen Abend. Naja, mit einer Einschränkung: Es wird wenigstens schön zu sehen, wenn diverse Delegierte, die heute gegen all das votiert haben, was eine konservative Partei ausmacht, ihre Pöstchen und Ämter an die AfD verlieren werden. Wohl bekomms wenigstens denen. Friedrich Merz hätte, auch wenn er vielleicht vieles nicht geschafft hätte, die AfD wieder in eine Randpartei verwandelt. Unter Karrenbauer ist ihr der zweite Platz nahezu garantiert.
 
Llarian

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