31. Dezember 2018

Der Jahresrückblick mit Mesut und Claas

Der Silvestertag bietet traditionellerweise die Gelegenheit, einen Jahresrückblick anzustellen. Die enzyklopädischen Retrospektiven überlasse ich den Freunden von den Qualitätsmedien. Im Folgenden möchte ich vielmehr zwei in den vergangenen 365 Tagen an die Oberfläche getretene Ereignisse herausgreifen, die meines Erachtens symptomatisch für das Debattenklima in diesem Lande waren und sind und denen deshalb exemplarische, über den bloßen Einzelfall hinausgehende Bedeutung zukommt.

Der erste zu besprechende Themenkomplex ist die Erklärung Mesut Özils zu dem vielkritisierten Fototermin mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan und die Reaktion der deutschen Presselandschaft darauf.

27. Dezember 2018

Streiflicht: Frank Underwood wehrt sich!

Die meisten Meldungen zu Weihnachten sind recht langweilig, bzw. nicht unbedingt zum Schmunzeln geeignet: Der Papst verkündet das wir uns um arme Menschen kümmern sollen (da die Kirche das nicht so recht hin bekommt), die Gegenstelle von protestantischer Seite verkündet das alles gut wird, wenn wir uns nur alle lieb haben ("beten mit den Taliban") und die deutsche Politik blüht in ihren kleinen Grabenkriegen auf (Merkel 2 versucht sich Merz vom Hals zu halten, Überraschung!). 

Originell dagegen war das kleine Weihnachtsvideo von Frank Underwood. Sie kennen Frank Underwood nicht? Dann wirds aber Zeit. Frank Underwood war immerhin Präsident der USA. Okay, zumindest wenn man der Serie "House of Cards" folgt, die seit 2013 von Netflix produziert wurde. 

24. Dezember 2018

Frohe Weihnachten!

Liebe Leserinnen und liebe Leser,

nein, es ist kein Jahresendfest, es ist kein Lichterfest, es sind auch keine "frohen Feiertage" oder "frohe Festtage". Im Namen meiner Kollegen und mir selber, wünsche ich Ihnen:

Frohe Weihnachten!

Llarian

© Llarian. Für Kommentare bitte hier klicken.

23. Dezember 2018

Der Fall Relotius - eine journalistische Köpenickiade

Es fiele leicht, über den Fall Claas Relotius mit der dem SPIEGEL gern nachgesagten Häme zu schreiben. Denn es ist mehr als peinlich, dass das Leitorgan der deutschen Presselandschaft in Sachen Überprüfung der bei ihm eingereichten Artikel gerade bei den zum Teil wirklich plumpen Erfindungen des Überführten so schmählich versagt hat. Für den Spott über die nunmehr arg beschädigte Selbststilisierung der hauptberuflichen Welterklärer als bessere Alternative zu den Fake-News-Höllen der sozialen Netzwerke ist gesorgt.

Gerade auch in den klassischen Medien ist von einem Einzelfall die Rede, was im Hinblick auf Ausmaß und Dreistigkeit der Manipulationen des 33-Jährigen zweifellos richtig ist. Man fühlt sich gleichwohl an den Hauptmann von Köpenick erinnert, der mit seiner Rathausbesetzung zwar ebenfalls etwas Singuläres getan, dabei aber auch die Schwächen eines Systems, das der von einer Uniform ausgestrahlten Autorität bedenkenlos auf den Leim ging, ausgenutzt und offengelegt hat. In Deutschland wurde der Handstreich des Wilhelm Voigt überwiegend belustigt zur Kenntnis genommen. Die nachdenklichen Stimmen, die von einem - modern gewendet - bug und eben nicht von einem feature sprachen, waren in der Minderzahl.

16. Dezember 2018

Der Arbeitgeberpräsident schafft das

Es ist schon eine lustige Allianz, die sich da durch die letzten vier Jahre gebildet hat, angefangen von Angela Merkel, ihrer Partei, der versammelten deutschen Linken und ..... den Arbeitgebern. Zumindest den organisierten Arbeitgebern, oder besser noch, denjenigen Arbeitgebern die groß genug sind und sich im BDA organisieren. Der Präsident eben jener Organisation hat in einem viel zitierten Interview, dass die Augsburger Allgemeine am 14.12. veröffentlichte, ein paar sehr schöne Standpunkte zusammengetragen, die doch der Diskussion wert sind.

11. Dezember 2018

Muss Israel noch einen Krieg führen?

Allein der eine Satz „In Auschwitz ist nicht das Judentum gestorben, sondern das Christentum" (1946 im Bericht „Die Nacht") könnte Elie Wiesel unsterblich machen. Man möchte mehr von ihm wissen und lesen. 1986 bekam er den Friedensnobelpreis und 2016 ist sein Todesjahr.

Siebter von links in der zweiten Reihe von unten (links vom Pfosten): Wiesel im KZ Buchenwald, 16. April 1945, 5 Tage nach der Befreiung.

1982 veröffentlichte Wiesel fünf Porträts jüdischer Propheten: Josua, Elias, Saul, Jeremias und Jona. Ich wähle das erste und kriegerischste vom Eroberer: „Josua oder die Tragik des Siegers". Warum? Weil ich zeigen will, wie er mit dem biblischen Bericht, den er so nimmt, wie er da steht, ringen muss, um zu seinem Ziel zu kommen: Manchmal könne ein Krieg unvermeidlich sein und gerechtfertigt als Verteidigungskrieg. Aber hier war es anders: „Josua irritiert uns."

10. Dezember 2018

Wahrheit. Häresie. Glashaus. Geisterfahrt. Eine kurze Meta-Reflexion

Wer im Glashaus sitzt, sollte bekanntlich nicht mit Steinen werfen. Aber wie kann man denjenigen, der seine Situation aufgrund der Größe des Gebäudes oder der Eigenschaften des Baumaterials nicht erkennt, von der Schadensneigung seiner handartilleristischen Ambitionen überzeugen? Dem unbefangenen Betrachter stellt sich das Glashaus vielleicht sogar als Echokammer dar, seinen Bewohnern häufig nicht. Wie die Bibel schon lehrt, ist es leichter, den Splitter im Auge des anderen als den Balken im eigenen Sehorgan wahrzunehmen.

9. Dezember 2018

Ist es eine Verschwörung, wenn es offen passiert? Ein Gedankensplitter.

Morgen soll dann also "endlich" der globale Migrationspakt in Marrakesch unterschrieben werden. Oder besser: Er wird von vielen Ländern unterschrieben werden, die ersten "klassischen" Länder an die man denkt, wenn es um Auswanderung geht, sind nicht dabei. Sowohl die USA als auch Australien haben sich aus dem Pakt verabschiedet. 

8. Dezember 2018

Die vertane Chance. Die gewahrte Chance. Gedanken zur Wahl des CDU-Parteivorsitzenden

Und ernüchtert seh ich den grauen Tag.
Wo ist der November geblieben?
Wo ist das Volk, das einst unten lag,
Von Sehnsucht nach oben getrieben?
Stille. Vorbei. Es war nicht viel.
Ein Spiel. Ein Spiel.
So lautet die letzte Strophe von Kurt Tucholskys wunderbarem Gedicht "Dantons Tod". Und so ließe sich wohl auch (in poetischer Sprache) das Gefühl beschreiben, das viele Konservative gestern Abend ergriff, als sie die Nachricht von Annegret Kramp-Karrenbauers Sieg bei der Wahl zum CDU-Vorsitzenden vernahmen. Kollege Llarian hat diese Enttäuschung in unserem Blog in umschweifslos klare Worte gefasst. Unter dem Eindruck der Ereignisse hätte ich (fast) jeden Satz in Llarians Text unterschrieben. Heute bin ich anderer Auffassung. Vielleicht war es, auch und gerade aus konservativer Sicht, ein großer Segen, dass Friedrich Merz gestern nicht zum Präsidenten seiner Partei erkoren wurde.

7. Dezember 2018

Auf wiedersehen CDU. Gute Nacht, Deutschland.

Es war eine Hoffnung. Eine kleine Hoffnung von vorneherein. Aber wie kleine Hoffnungen eben so sind, sie tun einem trotzdem weh, wenn sie im Wind der Realität zerplatzen.

Friedrich Merz war eine solche Hoffnung. Sicher kein Traumkandidat, aber doch wenigstens ein Aussenseiter auf die Möglichkeit die verheerende Politik der letzten Jahre wenigstens in den Folgen zu begrenzen. Es wäre eine Augias-Aufgabe gewesen, doch selbst wenn der Stall am Ende nicht an allen Ecken geglänzt hätte, so wäre es wenigstens ein Schritt in die richtige Richtung gewesen.

1. Dezember 2018

Liebe SPD, ich wünsche Dir viel Spaß beim Untergehen

Die SPD hat sich das Schicksal einer Partei, die in absehbarer Zukunft an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern könnte, redlich verdient. Denn ihre führenden Vertreter haben offensichtlich nicht verstanden, welches Geschenk das Thema Dieselfahrverbote für eine Verjüngungskur der Alten Tante recht eigentlich wäre.

Holger Steltzner fand jüngst in der FAZ die richtigen Gedanken und eigentlich noch zu wenig drastische Worte: Dieselfahrverbote sind Klassenkampf von oben, und zwar des grünen Bobo-Milieus, das sich Altbauwohnungen in den Innenstädten gönnen kann, gegen schlechter remunerierte Arbeitnehmer, die der günstigeren Mieten und Grundstückspreise wegen in der Peripherie wohnen, und denen ein schnippisches "Dann sollen sie halt mit der Bahn fahren" wie das berühmte, Marie Antoinette zugeschriebene Zitat mit dem Kuchen vorkommen muss.