Eskapismus, ruft ihr mir zu,
vorwurfsvoll.
Was denn sonst, antworte ich,
bei diesem Sauwetter! –,
spanne den Regenschirm auf
und erhebe mich in die Lüfte.
Von euch aus gesehen,
werde ich immer kleiner und kleiner,
bis ich verschwunden bin.
Ich hinterlasse nichts weiter
als eine Legende,
mit der ihr Neidhammel,
wenn es draußen stürmt,
euern Kindern in den Ohren liegt,
damit sie euch nicht davonfliegen.
(Hans Magnus Enzensberger, "Der fliegende Robert")
(Bruno Schulz im Jahr 1922)
Im Lauf dieses langen, leeren Winters fuhr die Dunkelheit in unserer Stadt eine gewaltige, eine hundertfache Ernte ein. Viel zu lange war auf den Dachböden und Abstellkammern nicht aufgeräumt worden. Töpfe und Flaschen waren dort abgestellt und gestapelt worden, bis ihre Zahl ins Unermeßliche gestiegen war.
Dort, auf den Dachböden, in diesen verkohlten Urwäldern voller Dachbalken, geriet die Dunkelheit in heftige Gärung und veränderte sich. Dort begannen die schwarzen Verschwörungen der Töpfe, ihre nichtssagenden Ratsversammlungen, das Geschwätz der Flaschen, das Blubbern der Buddeln und Bottiche. Bis zu der Nacht, in der es unter den Schindeln zu gären begann, sich die Schlachtreihen formierten und als Heerstrom in Richtung Stadt flossen.
Die Speicher, die aus den Speichern ausgelagert waren, schoben sich auseinander, schossen als schwarze Spaliere in die Höhe, und die Echos liefen durch die Kavalkaden der Pfosten und Balken, durch die Lancaden der Böcke, die auf ihre Knie aus Tannenholz fielen und dann, als sie in die Weite der Nacht hinausgestürmt waren, das Dunkel mit dem Galoppieren der Dachsparren und dem Lärm der Querbalken erfüllten.
Dann ergossen sich diese schwarzen Ströme, der Fluß der Fässer und Kannen, durch die Nacht. Ihre schwarze, glänzende Menge belagerte die Stadt. Nachts klirrte und wogte dieses dunkle Getümmel wie ein Heer plappernder Fische, ein unablässiger Ansturm knurrender Kübel und rumpelnder Bottiche.