24. November 2022

Die Mannschaft und der Gratismut

Die "Mannschaft" (pardon, dieser Name ist auch nicht mehr aktuell, aber immer noch passend) konnte an ihren enormen Erfolg bei der Weltmeisterschaft 2018 nahtlos anknüpfen und hat es geschafft ihr Eröffnungsspiel gegen die große Fußballnation Japan mit 1:2 zu verlieren. Das ist immerhin schon eine Verbesserung gegenüber 2018, als man sich gegen die nicht weniger bekannte Fußballgröße Südkorea mit 2:0 geschlagen geben musste.

22. November 2022

Eine wirkliche Mondrakete - "...und endlich noch Erduntergang"





(Orion - Erde - Mond; 21.11.2022; MEZ 11:55)

„Start now on that farthest Western way which does not pause at the Mississippi or the Pacific, not conduct toward a wornout China or Japan, but leads on direct, a tangent to this sphere, summer and winter, day and night, sun down, moon down, and at last earth down too.”
(Henry David Thoreau, “Walden, or Life in the Woods,” 1854, “Conclusion”)



Offensichtlich hilft es, auf Holz zu klopfen – wie ich es an dieser Stelle vor fünf Tagen stellvertretend Dooley Wilson in seinem ersten Auftritt als Pianist San in „Casablanca“ vor 80 Jahren machen ließ. (Wilson, der von Profession Schlagzeuger war, spielt im Film nicht Klavier, sondern tut nur so.) Um 07 Uhr 47 Mitteleuropäischer Zeit, 43 Minuten nach der Öffnung des Startfensters, hat vor 5 Tagen das zweite Mondfahrtzeitalter tatsächlich begonnen, als die vier Haupttriebwerke des Space Launch System zusammen mit den beiden seitlich montierten Feststoffraketen die Raumkapsel Orion der Mission Artemis 1 erst in die niedrige Erdumlaufbahn und 75 Minuten später auf den Weg zum Erdtrabanten beförderten.

Heute Mittag, fast auf die Sekunde genau 126 Stunden nach Missionsbeginn, hat das Haupttriebwerk der Raumkapsel während der nächsten Annäherung an den Mond, in einer Entfernung von gut 80 Meilen (also gut 130 Kilometern) für zweieinhalb Minuten gezündet und das Raumschiff damit auf jenen Kurs gebracht, in dem es während der nächsten zwei Wochen den „Near Rectilinear Halo Orbit“ beschreiben wird, den auch die weiteren Missionen des Artemis-Programms in den nächsten Jahren durchlaufen werden – sowie die Raumstation Gateway, die in 5 oder 6 Jahren als Ausgangsbasis für die Abstiege der Astronauten zur Mondoberfläche dienen soll. Am Freitag, dem 25. November, wird mit einer weiteren Zündung die letzte Bahnkorrektur durchgeführt. Ebenfalls am Freitag, um 22 Uhr 53 Mitteleuropäischer Zeit, wird die Kapsel die größte Entfernung von der uns abgewandten Mondseite erreichen, mit 92.130 Kilometern – die weiteteste Entfernung, die je zwischen einem für eine menschliche Besatzung ausgelegten Raumfahrzeug und seinem Mutterplaneten gelegen hat. (Obwohl es sich bei Artemis 1 „nur“ um einen Testflug handelt, bei dem das Funktionieren der Systeme, des Flugablaufs und der Datenübertragungen geprobt wird, sollte nicht vergessen werden, daß es sich vom Ablauf her um einen „richtigen“ Raumflug handelt, der genauso verlaufen würden, wenn statt der drei „Mannequins,“ der mit Sensoren versehenen Raumanzüge, tatsächliche Astronauten an Bord wären. Vor der Zündung des Haupttriebwerks beschrieb die Umlaufbahn, in die die Schwerkraft des Mondes die Kapsel bei diesem „Swingby“-Manöver gezwungen hatte, eine Ellipse mit den Halbachsen von 143 km mal 16.075 Kilometern, deren Ebene um 74 Grad gegen den Mondäquator gekippt war; nach Brennschluß die ist „große Halbachse“ auf 134.175 Kilometer angewachsen; die Umlaufzeit beträgt jetzt 18,4 Tage.

16. November 2022

Eine wirkliche Mondrakete: "Knock on Wood!"





(Artemis 1 am Morgen des 15. November 2022; Photo: John Kraus)

Wenn alles gutgeht … wenn alles nach Plan abläuft … wenn die launischen Bewohner des Olymp ein Einsehen haben … - dann wird in wenigen Stunden tatsächlich, nach all den endlosen Verschiebungen und Zwischenfall, die Mondmission Artemis 1 von der Startrampe 39B in Cape Canaveral abheben – um wie vor mehr als einem halben Jahrhundert ihre Vorläufermission Apollo 4 und Apollo 6 einen Probelauf für die nachfolgenden bemannten Flüge zu absolvieren.

Das Startfenster öffnet sich, je nach der Zeitzone des Betrachters, um kurz nach dem Ende der Geisterstunde in dieser Nacht, um 1 Uhr und 4 Minuten nach Eastern Standard Time (EST) in Florida; oder pünktlich zum Morgenkaffee um 7:04 Mitteleuropäischer Zeit (MEZ) und bleibt für zwei Stunden geöffnet. Während dieser Zeit muß das SLS, das Space Launch System, die stärkste jemals gefertigte Rakete, die Orion-Kapsel an ihrer Spitze in die niedrige Erdumlaufbahn befördern, um sie gut zwei Stunden nach Beginn des Fluges durch eine weitere Zündung auf den Weg zum Erdtrabanten zu bringen. Die Knallgasreaktionen zwischen gut 530.000 Gallonen flüssigem Wasserstoff und 196.000 flüssigem Sauerstoff sorgen zusammen mit den beiden seitlich montierten Feststoff-Boostern für einen Gesamtschub von 8.8 Millionen Pfund (oder 14,6 Meganewton, MN) – 15 Prozent mehr als bei der Saturn V. - Zum Vergleich: die Startstufe der Falcon Heavy, die vor drei Tagen, ebenfalls von Cape Canaveral aus (allerdings auf der benachbarten Startrampe 40) zwei Kommunikationsatelliten mit einem Gewicht von fast 7 Tonnen in die geostationäre Umlaufbahn gebracht hat, entwickelt mit ihren beiden Feststoffraketen einen Gesamtschub von gut 5,5 Millionen Pfund; und die chinesische Schwerlastrakete vom Typ Langer Marsch 5B, die vor zwei Wochen, am 31. Oktober, das dritte und letzte Modul zur chinesischen Raumstation Tiangong gestartet hat, entwickelt auf Meereshöhe einen Schub von 2,4 Meganewton.

Jetzt, da ich diese Zeilen tippe, läuft die Uhr, die den Countdown bis zum Abheben anzeigt, wieder; drei Stunden lang war sie bei der Zeitmarke 6 Stunden und 40 Minuten planmäßig angehalten worden; eine weitere Pause von einer halben Stunde steht noch an.. Die NASA hat mit dem Vorgang des Betankens der Startstufe mit flüssigem Wasser- und Sauerstoff diesmal dreieinhalb Stunden vor den Fahrplänen der bisherigen Probebetankungen im April und Juni begonnen, um die Probleme mit austretendem Wasserstoff an den Zuleitungen zu minimieren; außerdem darf der Wasserstoffgehalt der Luft in der Nähe der Verbindungsstutzen, die unmittelbar vor dem Abheben die Zuleitungen von der Rakete trennen, kurzfristig den bislang geltenden Richtwert von 4 Prozent überschreiten.



14. November 2022

Ich hab nix zu verzeihen. Eine Nabelschau.

Von unserem vorletzten Gesundheitsminister, Jens Spahn, wird am Ende vermutlich wenig bleiben außer diversen Korruptionsvorwürfen und einem mehr oder minder prophetischen Zitat:
"Wir werden einander viel verzeihen müssen."
Das Spahn dieses Zitat, das er inzwischen auch als Buchtitel mit der selben Intention verwendet, im Wesentlichen gemeint hat um sich selber reinzuwaschen: Geschenkt. Aber es lohnt sich durchaus mal über die Idee selber zu reflektieren, zumal sie tatsächlich inzwischen das eine oder andere Feuilleton zu streifen scheint. Und dies wird eine persönliche Nabelschau, insofern braucht niemand weiter zu lesen, der nur große politische Analysen lesen möchte.

8. November 2022

Besser desinformiert mit der Welt: Hannes Stein für die Demokraten

Wer eine gute Zusammenfassung dafür sehen will, warum immer weniger Menschen im "Westen", gerade auch in den USA, den Medien trauen, der darf sich gerne mal diesen Artikel des Autors Hannes Stein ansehen, den die Welt heute veröffentlicht.

6. November 2022

Die Glaskugeln raus: Die amerikanische Wahl

Nun ist sie fast da: Die lange erwartete Zwischenwahl in den USA, die sogeschimpften "Midterm Elections". Die Amerikaner wählen dabei ihr komplettes Repräsentantenhaus neu, bestehend aus 435 Sitzen (kuriose Randnotiz: Die Amerikaner kommen mit 435 Abgeordneten für 332 Millionen Bürger aus, während der deutsche Bundestag sich bei jeder Wahl mehr aufbläht und inzwischen aus derzeit 736 Abgeordneten besteht für 82 Millionen Bürger) und ebenso ein Drittel des Senats mit 35 von 100 Sitzen.