30. Juli 2015

Hitzewellenlektüre: Heinrich Nowak, "Die Sonnenseuche"

Obwohl der turnusgemäß zu den Großen Ferien ausgebrochene Sommer sich mittlerweile etwas verkühlt hat - kein Wunder bei der feuchten Witterung und Mittagstemperaturen von 15° C - und "Rekordwerte" von mehr als 40 Grad wie am 5. Juli vorerst Schnee von gestern sind (zu diesem "Temperaturrekord" sh. diesen Beitrag auf dem Blog des Europäischen Zentrums für Klima und Energie [EIKE]) - oder vielleicht gerade als Kontrastprogramm dazu - bietet sich der Blick in einen literarischen Text an, der den Sommer in Höchstpotenz nicht nur als Hintergrund des Geschehens, als lähmende, glühende Kulisse einer stauberstickten Metropole wie beispielsweise das mörderische Kammerdramaspiel von Alfred Hitchocks "Rope" von 1948, Albert Camus' "L'Entranger" oder das phantasmagorische Kalkutta in Dan Simmons erstem Roman "Song of Kali" (1985) hat, sondern dessen einziger Fokus auf der Präsentation der blendenden, erblindenden Hitze liegt. Und der vor genau* 100 Jahren erschien.

19. Juli 2015

Und sie rufen nicht mal morgens an und sagen Danke dafür. Ein Gedankensplitter zu Anspruch und Dankbarkeit.


In einem heute fast vergessenen Film fällt das obige Zitat: Und sie rufen nicht mal morgens an und sagen Danke. Gemeint in diesem Kontext ist die Regierung der vereinigten Staaten, die eine Menge Geld – Steuergeld – für einen fragwürdigen Zweck ausgibt. Eine solche Regierung hat die Bundesrepublik ebenso. Und Narrhallamarsch, es ist eine Menge Geld. 

17. Juli 2015

Die Dicke singt nicht

"It ain't over till the fat lady sings" wird gerne einmal zitiert, wenn eine Sache sich lange hinzieht und jemand die Hoffnung äußert, nun wäre es aber gleich vorbei. Mit der dicken Dame ist wahrscheinlich die stimmgewaltige Walküre gemeint, deren Einsatz bei Wagner den Weltuntergang ankündigt. Mit dem Weltuntergang ist die Oper dann auch zuverlässig aus. Und egal wie gut der Zuschauer die Oper anfangs vielleicht fand - irgendwann hat er doch genug und wartet ungeduldig auf die dicke Dame.

Das gilt um so mehr bei Vorführungen, die man schon von Anfang an nicht wirklich gut fand. Z. B. die Griechenlandkrise.
Immer noch ein Krisengipfel, immer noch eine letzte Frist, eine allerletzte Nachverhandlung, immer wieder Bedingungen, immer wieder Zahlungen - und dann wieder ein Krisengipfel mit Sitzungsende spät in der Nacht.
Begleitend dann eine Kakophonie von Meinungsäußerungen, von Politikern, "Experten" und Kommentatoren. Man kann gar nicht so unwichtig sein, daß man mit einer schrägen Position nicht eine Tickermeldung spendiert bekommen würde.

Nein, keine schöne Show. Und der Wunsch wächst, daß endlich der Auftritt der Dicken kommen würde. Egal ob dann der Weltuntergang kommt, oder der Grexit, oder der Banken-Crash, oder der Zusammenbruch der Demokratie, oder die völlige Entwertung des Geldes, oder, oder, oder ...
An Katastrophenszenarien wäre kein Mangel. Wenn nur endlich die Schlußarie käme.

Aber die Dicke singt nicht.

16. Juli 2015

Gedanken zum Kulturpessimismus. Ein Gastbeitrag von nachdenken_schmerzt_nicht


Wenn man sich fragt, was Kulturpessimismus ist, und ob er angebracht sei, sollte man ihn auf keinen Fall mit einem allgemeinen „Zukunftspessimismus“ verwechseln. Diese Forderung nach einer Unterscheidung mag zunächst verwunderlich erscheinen, weil doch beide Formen der negativen Erwartungshaltung auf das Gleiche hinauslaufen: Eine düstere Zukunft.

Der Unterschied liegt allerdings in der jeweiligen Begründung, warum man eine düstere Zukunft zu erwarten hat, und in welchem Rahmen sich diese auswirkt.

Der Zukunftspessimist erwartet allgemein nur das Schlechteste vom Menschen: Der Mensch ist ein hoffnungsloser Egoist, zerstört seine Umwelt, beutet seine Mitmenschen aus, ist nur auf seinen Vorteil bedacht und nimmt das Leid anderer bei vollem Bewusstsein für einen eigenen Vorteil billigend in Kauf. Der Untergang des Menschen ist daher nur eine Frage der Zeit. Es ist das zeitgeistige, grüne Bild des „Virus Mensch“, welches unseren Planeten befallen hat, bis es schlussendlich seinen Wirt und damit auch sich selbst zerstört. Der Zukunftspessimist denkt global.

Der Kulturpessimist erwartet im Gegensatz dazu, dass sich lediglich die Bedingungen seines direkten gesellschaftlichen Umfelds nachteilig verändern, da die Generationen, die dieses prägen, sich nachteilig entwickeln.

13. Juli 2015

Miszelle: Ein Götterliebling

Es ist natürlich tragisch, keine Frage, wenn ein Mensch in einem Alter, in dem es niemand erwartet, noch bevor er "seine besten Jahre" erreicht hat, "plötzlich und unerwartet" stirbt, so wie man es heute in dieser Meldung auf "Spiegel Online" nachlesen kann:

Noch vor wenigen Tagen saß Philipp Mißfelder im CNN-Studio in London. Der Außenpolitiker der Unionsfraktion gab der Starreporterin des US-Senders, Christiane Amanpour, ein Interview. Es ging um die Lage in Griechenland, um die Politik der Kanzlerin. Mißfelder sprach Englisch, er wirkte ruhig und gelassen. Er machte seine Sache gut.


In der Nacht von Sonntag auf Montag ist der 35-Jährige völlig überraschend gestorben. Eine Lungenembolie ist eine tückische Krankheit, die jeden treffen kann, in jedem Alter. Wer Glück hat, kann noch durch eine Infusion gerettet werden. Mißfelder hatte es nicht, obwohl er noch ins Krankenhaus gebracht wurde.

12. Juli 2015

Eine Bemerkung zu einer googlefreien Filterblase


­Vor ein paar Tagen ist ein Interview mit Frauke Petry in der Zeit erschienen. Von einer Menge inhaltlicher Fragezeichen abgesehen, fand dieser Autor eine Antwort als besonders hervorstechend, so hervorstechend, dass sich eine kurze Reflektion darüber anbietet. So antwortete sie auf eine Frage nach Mehrheitsfähigkeiten:
Wir haben mehr Stimmenpotenzial. Unser Ziel muss die eigene Mehrheit sein. 

(Zitat muss aus rechtlichen Gründen eingekürzt sein, um den ganzen Absatz nachzulesen, bitte hier klicken)

9. Juli 2015

„Wer bist du denn?“ Nora Gomringer

So fragt die Gewinnerin des Ingeborg-Bachmann-Preises den Lektor und sich in ihrem Beitrag „Recherche“. Darin geht es um die Schuldfrage am Sturz eines dreizehnjährigen schwulen Jungen aus dem Fenster. Für die Polizei ein Unfall, für die recherchierende Dichterin ein Verbrechen. Sie will nicht nur das fünfstöckige Mehrfamilienhaus entlarven, sondern unsere ganze Gesellschaft.

3. Juli 2015

Sieben griechische Wahrheiten

Die Krise eskaliert wieder einmal, die üblichen Verdächtigen in Politik und Medien geben ihren Senf dazu und alle haben schon immer gewußt, wie man es hätte besser machen können.
Und es werden - wie seit Jahren - diverse Falschaussagen wiederholt.

Deswegen einige Klarstellungen:

1.) Die Milliardenkredite sind den Griechen zugute gekommen, nicht den Banken.

2.) Die griechische Regierung will etwas von der EU, nicht umgekehrt.

3.) Die Sparmaßnahmen seit 2010 haben nicht zu einem Rückgang der Wirtschaftsleistung geführt.

4.) Die Sparmaßnahmen seit 2010 sind nicht schuld an sozialen Problemen in Griechenland.

5.) Die EU respektiert die demokratischen Entscheidungen in Griechenland.

6.) Die Syriza-Regierung ist verantwortlich für die griechische Überschuldung.

7.) Eine Rückkehr zur Drachme würde Griechenland nichts bringen.

Im Detail: