26. September 2022

DART





(DART-Sonde)



(DART, Flugbahn)

Die Stimmung im Kontrollzentrum war angespannt. Wenn es in der nächsten Stunde Entscheidendes auf dem Spiel steht, breitet sich Stille und Konzentration aus. In weniger als einer Stunde würde die Raumsonde DART den Asteroiden Didymos erreichen, und ihre ganz Mühe und Arbeit würde in einem Lichtblitz enden.

Priya Joshi und ihr Spießgeselle – und Lebenspartner – Mark Anderson teilten sich einen Bildschirm in einer der hinteren Reihen. Sie gehörten nicht zum Einsatzteam, aber als Astronauten, die eingehend Training für Weltraumspaziergänge und die Navigation von Raumfahrzeugen mitbrachten, waren sie vor Ort, um dies direkt zu verfolgen und bei Bedarf Ratschläge zu geben. Außerdem gehörte Priya zum Asteroiden-Erkundungsteam der NASA, das möglicherweise eines Tages tatsächlich zu einem der fliegenden Felsbrocken des Sonnensystems aufbrechen könnte – und hier gab es die Chance, einen davon aus der Nähe zu sehen. Aus allernächster Nähe.

Es kam nicht oft vor, daß die NASA einem Asteroiden mit einer Raumsonde, die eine halbe Tonne wog, einen Tritt versetzte. DART verfolgte das Ziel, herauszufinden, welche Auswirkung ein solcher Einschlag auf die Umlaufbahn des Asteroiden haben würde – aber es war auch ein Testlauf für spätere, wesentlich anspruchsvollere Missionen. Von denen einige sogar bemannt sein könnten, je nachdem, was die heutige Nacht an Entdeckungen bereithielt. Didymos war ein Erdbahnkreuzer mit einer Umlaufzeit von zwei Jahren, relativ einfach zu erreichen, von dem die Rückkehr nach einem längerem Aufenthalt ebenso einfach wäre. Sollte sich die NASA je dazu entschließen, eine bemannte Mission dorthin zu schicken, dann hatte Priya vor, mit an Bord zu sein.

Die Missionsuhr sprang auf 6:30. 45 Minuten bis zum Einschlag. Didymos war ein heller Lichtpunkt in der Mitte des Bildschirms, noch zu weit entfernt, um eine Scheibe zu zeigen. Aber die Sonde näherte sich mit vier Meilen pro Sekunde, und während sie hinsahen, trennte sich ein schwächer leuchtender Punkt von dem hellen: Dimorphos, der winzige Mond von Didymos. Das war das eigentliche Ziel. DART würde ihn zentral treffen, während er seine Bahn durchlief, und seine Geschwindigkeit um einen winzigen Bruchteil abbremsen – genug, daß nach ein paar Umläufen der Unterschied von Teleskopen auf der Erde registriert werden konnte. Und diese winzige Veränderung würde die Umlaufbahn des Mutterkörper um einen noch geringeren Bruchteil ändern. Es würde keinen wirksamen, nur einen meßbaren Unterschied machen – aber hier ging es um die Demonstration eines Prinzips: daß wir die Umlaufbahn eines Asteroiden ändern können, wenn es jemals notwendig werden sollte.

22. September 2022

Virus oder nicht Virus. Eine Coronei und ein Gedankensplitter.

Vor einigen Wochen las ich in der Achse des Guten einen Link auf einen Artikel, der sich damit auseinandersetzt, warum die radikale Linke nicht in der Lage ist, sich mit dem Corona-Staat auseinander zu setzen, ein recht spannender Artikel, der durchaus seine Viertelstunde Lesezeit wert ist, wenn es einem nicht zuviel ist sich in die Gedankenmuster der etwas linkeren Republik hinein zu versetzen.

Wer möchte kann ihn selbstredend alleine lesen, doch an dieser Stelle hat es mir ein spezieller Gedanke angetan, der sich im dritten Absatz verbirgt und sich in Claude Bernards Satz zusammenfassen lässt: Die Mikrobe ist nichts, dass Terrain ist alles. Ob Bernard zu seiner Zeit es so gemeint hat sei dahingestellt, aber man kann den Satz durchaus auch so verstehen: Das Virus ist nichts, der Wirtskörper ist alles. 

20. September 2022

Anmerkungen zur Energiewende (4): Der kleine Wurf

Nachdem wir die Energiewende an sich, die Stromerzeugung und die Speicherung angesprochen haben, ist es nun Zeit dafür die ersten Rechnungen vorzulegen. Das will ich mit diesem Beitrag tun. Diese Rechnung ist extrem vereinfacht, sie geht von konstantem Stromverbrauch aus (was nicht ganz richtig ist, aber eine zulässige und durchaus auch begründbare Annahme), sie geht von unendlichen Ressourcen aus (vor allem Land- und Gasspeicher), sie geht von irren finanziellen Möglichkeiten aus und vor allem davon, dass sich Wind- und Solarkraftwerke linear skalieren lassen. Letzteres ist die schwächste Annahme, da man nicht einfach fünfmal so viele Windräder bauen kann und dann fünfmal soviel Strom hat. Standorte sind bei Windkraft von essentieller Bedeutung. Da wir aber eine untere Abschätzung machen, nehmen wir diese Annahme hier mithin auf.

18. September 2022

G. K. Chesterton, "Über öffentliche Aufbahrung" (1936)





Vor dem Begräbnis des guten und frommen Dieners, der die Krone des Bekenners und der Eroberers geerbt hatte, lag sein Körper, wie es in der offiziellen Formulierung heißt, „im Staat,“ an jener historischen Stätte, die der Sohn des Eroberers erbauen ließ, und in dem einst der Prozeß um das Leben eines englischen Königs geführt wurde. Die Tatsache, daß der erste Monarch ermordet und der zweite hingerichtet wurde, während der dritte im Tod so geehrt wurde wie im Leben, sollte denen, die in der Geschichte nichts erblicken wollen als den Widerstreit zwischen Mächten und Ständen, zu denken geben. Aber schon diese offizielle Formulierung („lying in state“) soll uns hier interessieren, und zwar deshalb, weil solche Vereinfacher dies gerne „nur ein Zeremoniell“ nennen. In neuerer Zeit, besonders am Ende des 18. Jahrhunderts, als das höfische Ritual und die Etikette ihren Höhepunkt erreichten – wie stets vor ihrem folgenden Zusammenbruch – kam es zu einer weitverbreiteten Ablehnung solcher Zeremonien; und zwar nicht nur unter den Anhängern der Aufklärung, sondern auch unter vernünftigen Leuten. Infolge dieser Ablehnung geriet die wahre Bedeutung solcher Rituale weitgehend in Vergessenheit. Der öffentliche Ärger wandte sich gegen ebendie Festlichkeiten, die einst eingeführt worden waren, weil sie beim Volk beliebt waren.

Streiflicht: Die Tagesschau hats doch erzählt

" Lass die Leute reden und lächle einfach mild. Die meisten Leute haben ihre Bildung aus der Bild. Und die besteht nun mal, wer wüsste das nicht: Aus Angst, Hass, Titten und dem Wetterbericht."
                                            -- Die Ärzte: Lass die Leute reden (Liedtext)

Es ist eine kleine Randnotiz, die sich auf der Achse des Guten vor einigen Tagen finden lies. Unter Berufung auf die dts-Nachrichtenagentur berichtet die Achse vom ZDF-Politbarometer, dass per Umfrage heraus gefunden hat, dass 54 Prozent der Deutschen für eine Laufzeitverlängerung der AKWs ist. Das ist soweit die Hauptnachricht. Interessant ist der Nebensatz: 32 Prozent der Deutschen sind dafür, die AKWs bis zum April "in Reserve" zu halten, wie sich Robert Habeck das vorstellt. 

7. September 2022

Randnotiz: Die .... E-Räder

Der natürliche Feind des Radfahrers ist normalerweise der Autofahrer (und umgekehrt). Wer viel als Radfahrer unterwegs ist, kennt das zur Genüge: Die anderthalb Meter Überholabstand kann man bei einigen Autofahrern mit einem größeren Geodreieck nachmessen, Vorfahrt eventuell beim Linksabbiegen ist erst ab 200 Kilogramm Gegnergewicht von Relevanz und die Tür kann man jederzeit zur Seite aufstoßen, der Radfahrer wird schon sehen, was er davon hat. Das ist leider oftmals Alltag. (Da ich auch Autofahrer bin, kenne ich die Sprüche in die andere Richtung genauso, und sie sind auch genauso wahr.)

2. September 2022

Die grüne OPEC, Merit Order Effect und die dreisteste Klientelpolitik seit Ballisto Keksriegel

Ich gebe zu, ich bin mir dessen auch nur am Rande bewusst gewesen, aber nachdem Strompreisankündigungen von teilweise mehreren Faktoren die Runde machen, macht es doch Sinn sich mal Gedanken zu machen, warum dem denn so ist. Eine gute Zusammenfassung findet sich in diesem Video Video von Julian Reichelt (dessen Youtube Kanal definitiv ein Abo lohnt), doch das Thema erscheint so wichtig, dass ich es hier nicht nur bei einem Link belassen will.