Vor
knapp drei Jahren, im Dezember 2015, war es eine zukünftige Erderwärmung von zwei Grad Celsius, die deutlich unterschritten werden musste, um einen Übergang in eine "Heisszeit"
- was immer das bedeutet - sicher zu verhindern.
Heute veröffentlichte das
IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) in einem Sonderbericht die Kunde,
dass eine Begrenzung der zukünftigen Erderwärmung auf lediglich 1,5 Grad Celsius immer noch möglich ist.
Zumindest dann, wenn man zu "beispiellosen Veränderungen" in
unserer Gesellschaft bereit ist. Wer es ein bisschen weniger sachlich möchte als in der "Süddeutschen",
kann das Ganze auch im Qualitätsmedium "Die Zeit", unter der Rubrik "Wissen",
nachlesen: Es weht ein Hauch biblischer Apokalypse durch die Neuzeit, die sich
der sündige Mensch - mal wieder - selbst einbrockt. So weit also nichts Neues,
außer vielleicht, dass es heuer die ehemals progressiven, linken Kräfte der jungen Bundesrepublik sind, welche den christlichen "Schuld und Sühne" Gedanken
für sich entdeckt haben und nicht die ewig gestrigen, verstaubten und naiv bibeltreuen.
Das IPCC also weiß, wie
man die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius beschränkt. Eben jenes IPCC, welches wahrheitsgemäß
zu den Methoden der Klimawissenschaft in seinem dritten Sachstandsbericht von
2001 noch festhielt (Seite 774, Ende Absatz 14.2.2.2):
"In climate research and modelling, we should recognise
that we are dealing with a coupled non-linear chaotic system, and therefore
that the long-term prediction of future climate states is not possible. The most
we can expect to achieve is the prediction of the probability distribution of
the system’s future possible states by the generation of ensembles of model
solutions. This reduces climate change to the discernment of significant
differences in the statistics of such ensembles."
"Betreffend Klimawissenschaft und Modellierung sollte man berücksichtigen,
dass es sich um ein nicht-lineares, gekoppeltes, chaotisches Gleichungssystem
handelt. Aus diesem Grund ist eine langfristige Vorhersage über die Zustände
des zukünftigen Klimas unmöglich. Im besten Falle kann man erwarten, eine
Wahrscheinlichkeitsverteilung für mögliche zukünftige Klimazustände der Erde zu
erhalten, in dem man verschiedene Datensätze der Modelllösungen generiert.
Dieser Umstand reduziert die mögliche Erkenntnis über “Klimawandel” auf signifikante
Unterschiede innerhalb der Statistik dieser Datensätze."
Im
besten Falle – sprich, wenn man viel mehr über die Zusammenhänge der klimatischen
Entwicklungen auf der Erde weiß, als man heute tut –, kann man also etwas über
statistische Abweichungen von Datensätzen aus Modellsimulationen untereinander aussagen.
Diese (richtige) Feststellung stammt vom IPCC, der gleichen Organisation,
welche nun die zukünftige Erderwärmung gegenüber heute auf 1.5 Grad genau,
mit den notwendigen Bedingungen benennen kann.
Sie
wundern sich? Ich auch.
Auch
wundere ich mich, wie selbstverständlich von "beispiellosen, gesellschaftlichen Eingriffen" gesprochen wird. Was macht
man denn mit den Individuen, die diese Eingriffe nicht wollen? Eine Beschulung
der besonderen Art? Könnte das Vorgehen der Weltenretter im Hambacher Forst ein
Hinweis darauf sein, wie eine solche auszusehen hätte?
Übrigens: Eine politische
Partei, welche sich derzeit großer Beliebtheit in der Bundesrepublik erfreut, bei
bundesweiten Umfragen über 15% liegt, sich selbst als liberale, rechtsstaatliche,
demokratische Kraft versteht und in einigen Landesregierungen der FDP als
Koalitionspartner dient, hat anscheinend kein allzu großes Problem mit mangelnder Abgrenzung zu solcher Art von Gewalt. Es ist ja für einen guten Zweck und unbegründete Ängste haben nur die anderen.
Die anderen, das sind gerne diejenigen, gegen die man das verteidigt, worauf man selbst keinen allzugroßen Wert legt.
Die anderen, das sind gerne diejenigen, gegen die man das verteidigt, worauf man selbst keinen allzugroßen Wert legt.
nachdenken_schmerzt_nicht
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