14. Juni 2007

Zettels Meckerecke: Kitsch

Die ARD sendet in dieser Nacht wieder einmal Rainer Werner Faßbinders "Lili Marleen".

Ich konnte mit Faßbinder nie etwas anfangen. Aber noch nie ist mir so deutlich geworden wie heute beim Wiedersehen dieses Films, warum das eigentlich so ist:

Es ist schlicht Kitsch, was Faßbinder produziert hat.

Ich weiß nicht, ob "Kitsch" auf der Liste der bedrohten Wörter steht. Wenn ja, überlebt es vielleicht im Englischen als Fremdwort.



Wenn jemand wissen will, was Kitsch ist, dann sollte er sich diesen Film, wie man heute sagt, reinziehen. Eine in diesem Fall treffliche Vokabel, denn wie ein sozusagen Bild gewordener Kokain- Rausch kommt dieser Film ja auch daher. Alles überzogen, affektiert, auf eine lächerleiche Weise dröhnend.

Dieses Bedeutsamkeits- Gehabe, diese süßlichen Farben, diese schmalzige Musik! Diese ständigen Schatten, Spiegelungen, die Kamera in der Voyeurs- Perspektive.

Jede Einstellung so arrangiert, daß man sehen soll: DAS IST KUNST!

Eine Verkitschung der Nazi-Diktatur. Schlimmer als jeder Film, der sie zu rechtfertigen versuchen würde.



So war er, dieser Faßbinder; Das dröhnende Nichts. "Überschätzt" ist eine sehr milde Kennzeichnung. Er war die Friederike Kempner des deutschen Kinos.