11. Juni 2007

Marginalie: Utopie, Ideologie und die Attraktivität der PDS

Fünf junge SPD-Politiker aus Niedersachsen, so zitiert die "Tagesschau" einen Zeitungsbericht, wollen von der SPD zur Linkspartei wechseln.

An sich nicht überraschend - die niedersächsischen Jusos haben traditionell einen zum Kommunismus tendieren Flügel; zur Zeit Gerhard Schröders als Juso- Chef nannte man sich "Antirevisionisten".

Aber die Begründung, die eine der Abtrünnigen gegeben hat, sollte man doch mit Verstand lesen. Es handelt sich um
(...) Elaine Hamilton, die bis Juli 2006 als niedersächsische Juso-Landesvorsitzende fungierte. Die 28-Jährige habe ihren Schritt mit "perspektivischen Fehlentwicklungen in der SPD" begründet. Die Partei sei inzwischen "ideologie- und utopielos" und habe mit ihrem Bremer Entwurf für ein neues Grundsatzprogramm endgültig mit dem Prinzip des demokratischen Sozialismus gebrochen, sagte sie der Zeitung.
"Ideologie- und utopielos" sei sie, die SPD. Nun, Ideologie wird Frau Hamilton in ihrer neuen Partei finden. Utopie nicht. Schließlich ist die PDS eine marxistisch- leninistische Partei und nicht ein Verein von Utopisten. Keiner hat sich mehr über utopische Ideen lustig gemacht als Karl Marx.



Immerhin - es ist schon interessant, wie attraktiv Vielen offenbar heutzutage die deutschen Kommunisten erscheinen. Während ihre französische Schwesterpartei, einst die größte Partei Frankreichs, bei den gestrigen Wahlen noch nicht einmal mehr fünf Prozent bekommen hat, sind die deutschen Kommunisten kräftig im Aufwind.

Warum? Ich glaube, weil es uns wieder gut geht in Deutschland.

In schlechten Zeiten, wie sie in Frankreich herrschen, wählt man vernünftig.

Geht es gut, geht es erkennbar mit der Wirtschaft aufwärts - dann leistet man sich den Luxus der, nein nicht Utopie, aber doch Ideologie.