12. Juni 2007

Fachleute diskutieren. Staun!

Ist das Universum homogen und isotrop? Gibt es also keinen Ort im Universum, der gegenüber anderen ausgezeichnet wäre (etwa als "Ort des Urknalls") und ist das Universum nicht fraktal, sondern gleichförmig ("smooth")? Was spricht für diese Annahmen, was dagegen?

Über diese Fragen diskutierten gestern in einem privaten TV-Sender:
  • ein abgebrochener Soziologiestudent, der auch sonst keinen wissenschaftlichen Abschluß hat und der sich als "Zukunftsforscher" bezeichnet,

  • eine Kabarettistin, Schauspielerin und Sängerin,

  • ein Diplom-Sozialwirt,

  • eine Wirtschaftswissenschaftlerin

  • und ein promovierter Wissenschaftler aus der betreffenden Disziplin, der allerdings zum Thema keine international beachteten Publikationen vorgelegt zu haben zu haben scheint.

  • Absurd? Nein. Diese Diskussion fand gestern in RTL statt. Allerdings ging es nicht - da habe ich ein wenig geschummelt, haha! - um die vergleichsweise einfache Frage, ob das Universum homogen und isotrop ist.

    Sondern es ging darum, wie sich das Klima der Erde - ein so hochkomplexes System, daß es sich auch mit den leistungsfähigsten Computern nicht befriedigend simulieren läßt - entwickeln wird. Eine weitaus schwierigere Frage also.

    Sie hatten eine Meinung dazu, alle, die da diskutierten. Der abgebrochene Soziologiestudent, die Kabarettistin, der Diplom- Sozialwirt, die Wirtschafts- Wissenschaftlerin. Auch der stellvertretende Chefredakteur des "Stern" natürlich, der im Publikum saß und auch seine Meinung sagen durfte.



    Ich habe keine Meinung zur Frage des Klimawandels, anders als die Kabarettistin, der abgebrochene Soziologiestudent, der Diplom- Sozialwirt.

    Mir scheinen, soweit ich das beurteilen kann, die Modelle sehr wackelig, weil die Zahl der Parameter zu groß und ihre Interaktionen zu komplex sind. Man kann vorhandenene Daten zwar mit konnektionistischen Modellen gut simulieren; aber zukünftige vorhersagen - daran hapert es.

    Mir scheinen allerdings viele konvergierende Daten aus vielen Disziplinen - der Glaziologie, der Ozeanographie, der Biologie, der Meteorologie - darauf hinzudeuten, daß wir gegenwärtig in einer Zeit globaler Erwärmung leben.

    Was die Ursachen angeht, kenne ich sie so wenig wie - nach allem, was ich weiß - die betreffenden Wissenschaftler. Die im Augenblick wahrscheinlichste Hypothese ist, soweit ich sehe, daß das von Menschen produzierte CO2 einen Anteil an dieser Erwärmung hat, vielleicht den größten. Wie jede wissenschaftliche Hypothese kann das stimmen oder auch nicht.

    Niemand weiß es. Außer Sozialwirten, abgebrochenen Soziologie- Studenten, Journalisten, ÖkonomInnen; wie es scheint.

    Ach ja, und natürlich außer dem deutschen Umwelt- Bundesamt.