8. Juni 2007

Randbemerkung: Kann man "Greenpeace" vertrauen?

Bis 1995 gehörte ich zu denen, die eine gute Meinung von "Greenpeace" haben. Dann gab es die "Brent Spar"- Affäre.

Zunächst war ich, wie die meisten, entsetzt über die - so schien es - Skrupellosigkeit von Shell, eine mit Schadstoffen vollgepackte Plattform einfach im Ozean zu entsorgen. So, als würde jemand - derartige Vergleiche waren damals an der Tagesordnung - seine alte Rostlaube, komplett mit Benzin und Schmieröl, im nächsten Teich versenken.

Nur war alles anders gewesen, als Greenpeace es dargestellt hatte. Nicht 5000 Tonnen Altöl, mit Schadstoffen und Radioaktivität kontaminiert, waren in der "Brent Spar" gewesen, sondern 100 Tonnen eines Ölschlamm- Rückstands aus 90 Prozent Sand und zehn Prozent Öl. Die Radioaktivät überstieg nicht die natürliche Radioaktivität. Die von Shell vorgesehene Entsorgung wäre die unter Umwelt- Gesichtspunkten vernünftigste gewesen.



Von den wahren Sachverhalten habe ich damals das erste Mal aus einem ausführlichen Artikel in der "Zeit" erfahren, der sich u.a. auf einen Brief von Ozeanographen an die "Times" und ein Editorial in der Wissenschafts- Zeitschrift "Nature" stützte. Greenpeace hat später eingeräumt, mit falschen Zahlen gearbeitet zu haben.

Was mich wirklich empörte, war aber nicht der Sachverhalt als solcher - ob Irrtum, ob bewußte Verwendung falscher Werte -, sondern die Rechtfertigung, die damals ein Greenpeace- Verantwortlicher gab: Entscheidend sei doch, daß das Umwelt- Bewußtsein durch die Aktion geschärft worden sei.



Damals habe ich meine Meinung über "Greenpeace" geändert; und ich habe seither immer wieder bestätigt gefunden: Keiner Verlautbarung dieser Organisation ist zu trauen.

Das jüngste Beispiel ist der Versuch, mit Schlauchbooten in die Sperrzone an der Küste vor Heiligendamm einzudringen - mit der Begründung, man wolle "eine Petition überreichen".

Diese "Begründung" ist so dünn, daß man sie eigentlich nur als Unverschämtheit bezeichnen kann. Wie Georg Paul Hefty in der FAZ schreibt:
Die Rechtfertigung der Greenpeace-Aktivisten, sie hätten eine Petition an die Gipfelteilnehmer überreichen wollen, ist scheinheilig. Da sie wie die meisten Bürger seit Wochen wussten, dass nicht nur die Straßen, sondern auch die Seewege nach Heiligendamm gesperrt sind, hätten sie ihre Petition rechtzeitig zur Post bringen können, falls es ihnen auf die Ankunft beim Empfänger ankam. Doch für Greenpeace ist der Weg das eigentliche Ziel, und auch diesmal lag ihr eher daran, die Polizei zu narren, als die Bundeskanzlerin und deren Gäste über den besten Klimaschutz aufzuklären.
So ist es. Und es ist der Stil von "Greenpeace". Man hat damals über die "Brent Spar" die Unwahrheit gesagt. Man erfindet jetzt fadenscheinige Rechtfertigungen für Aktionen, die allein dazu dienen, in die TV-Berichterstattung zu kommen.

Ich erinnere mich an eine Umfrage aus den neunziger Jahren, in der ein hoher Prozentsatz der befragten Deutschen "Greenpeace" besonderes Vertrauen entgegenbrachten. Mehr als den Politikern.

Welch ein Irrtum! Wer irgendeiner Behauptung von "Greenpeace" vertraut, der ist entweder nicht informiert oder ein unverbesserlich Naiver.