Dies ist mein vorletzter Beitrag in der Serie "Der 44. Präsident der USA". Die Wahl ist entschieden. Im letzten Beitrag werde ich mich mit der Auszählung der Stimmen und der Höhe des Siegs von Obama befassen.
Barack Obama wird am Dienstag, sieht man sich die verschiedenen Zusammenfassungen der Daten aller wichtiger Umfragen (Polls of Polls) an, zwischen 50 und 53 Prozent der Stimmen bekommen, John McCain zwischen 44 und 47 Prozent. Das wird Obama bei den Elektoren eine komfortable Mehrheit geben - ungefähr 350 der 538 werden für ihn stimmen.
Die Unsicherheit bei den Elektoren ist größer als beim Popular Vote, weil einige Staaten noch auf der Kippe stehen. Daß McCain das Blatt noch wenden kann, ist aber so gut wie ausgeschlossen
Warum kann man sich trauen, das jetzt schon zu sagen? Erstens, weil es die Werte sind, auf die die Umfragen konvergieren. Zweitens, weil drei, vier Tage vor einer Wahl ein so großer Vorsprung wie derjenige Obamas nur dann noch kippen kann, wenn Außergewöhnliches passiert.
Und drittens und hauptsächlich, weil viele Wähler längst ihre Stimme abgeben haben und bekannt ist, wen sie gewählt haben.
Wie vieles, was man in Europa am liebsten vereinheitlichen möchte, ist in den USA auch das Wahlrecht von Staat zu Staat verschieden.
Die meisten - 34 der 50 - Staaten erlauben Early Voting, das "frühe Wählen". In einigen kann es als Briefwahl stattfinden; verbreiteter aber ist, daß ein Teil der Wahllokale bereits vor dem eigentlichen Wahltermin geöffnet sind. Wer "früh wählen" will, braucht dafür in einigen Staaten eine Entschuldigung; in anderen ist es ein Recht, von dem jeder Wähler Gebrauch machen kann.
Dieses Early Voting ist in den USA viel weiter verbreitet als bei uns die Briefwahl (die ja eigentlich nur bei Krankheit oder Abwesenheit aus wichtigem Grund erlaubt ist). Es ist so weit verbreitet, daß die frühen Wähler teilweise einen erheblichen Teil der Wählerschaft ausmachen. So viele, daß sie von den Demoskopen gesondert berücksichtigt werden können.
Warum sind eigentlich die sogenannten "ersten Projektionen" am Wahlabend regelmäßig viel genauer als die letzten Umfragen? Weil sie auf Nachfragen basieren, den sogenannten Exit Polls. Die Institute stellen Interviewer vor ausgewählte Wahllokale und bitten die herauskommenden Wähler, zu sagen, wie sie abgestimmt haben. Am besten macht man das so, daß sie verdeckt ihre Entscheidung in ein Gerät eintippen können oder einen "Wahlzettel" in eine "Urne" werfen.
Das hat gegenüber den Umfragen vor den Wahlen zwei Vorteile.
Erstens kann man sehr viel größere Stichproben wählen, weil die Erhebung weniger aufwendig ist als bei den heute üblichen Telefon- Umfragen. Die zu Befragenden laufen ja den Interviewern sozusagen in die Arme.
Zweitens fragt man nicht nach einer Absicht, sondern nach einem Verhalten. Meinungsänderungen in letzter Minute oder irgendwelche sonstige Diskrepanzen zwischen geäußerter Absicht und tatsächlichem Verhalten (wie der angebliche "Bradley -Effekt) sind also als Fehlerquelle eliminiert.
In Staaten mit Early Voting kann man nun die frühen Wähler bereits vor dem eigentlichen Wahltermin entweder nach dieser Methode befragen oder aber - was häufiger gemacht wird, weil es billiger ist - bei Telefonumfragen die Frage stellen, ob der Betreffende schon gewählt hat und dann nicht nach seiner Absicht, sondern nach seinem tatsächlichen Verhalten fragen.
Die Auswertungen solcher Umfragen liegen jetzt vor. Ein Beispiel ist der Bundesstaat Colorada.
Er ist einer der Swing States, der Staaten mit unsicherem Wahlausgang. 2000 und 2004 gewann George W. Bush bei seinen knappen Siegen Colorado. Diesmal aber hat Barack Obama dort gute Chancen.
Nein, er hat dort nicht gute Chancen, sondern er hat Colorado gewonnen. In einer Umfrage von PublicPolicyPolling, die gestern publiziert wurde, liegt Obama in Colorado nicht nur mit 54 zu 44 Prozent vorn. Wichtiger ist, daß nicht weniger als 65 Prozent der 2023 Befragten bereits gewählt hatten. Das sind 1315 Personen; mehr, als in vielen anderen Umfragen die gesamte Stichprobe umfaßt. Von ihnen gaben 58 Prozent an, sie hätten Obama gewählt; 41 Prozent nannten McCain.
Wenn McCain in Colorado noch gewinnen, also mindestens 51 Prozent holen will, dann müßten, wie eine einfache Rechnung zeigt, 69 Prozent derer, die noch nicht zur Wahl gegangen sind, aber wählen wollen, für ihn stimmen. Das ist ausgeschlossen.
Obama ist also schon jetzt der Wahlsieger in Colorado. Ähnlich sieht es in New Mexico aus, wo Obama bei den Early Voters mit 64 zu 36 Prozent vor McCain liegt. Wie Colorado war auch New Mexico ein Staat, den George W. Bush gewonnen hatte. Auch in den anderen kritischen Staaten - beispielsweise Florida, Ohio und Virginia - liegt Obama deutlich in Führung.
Gibt es überhaupt noch irgend etwas, was den Wahlsieg Obamas gefährden könnte?
Könnten sich die Demoskopen nicht irren? Nein. Wenn man hinreichend viele Daten hat und wenn man methodisch sauber arbeitet, dann ist die Demoskopie ebenso zuverlässig wie jeder andere Schluß von Stichproben auf die Grundgesamtheit.
Jede Umfrage ist fehlerbehaftet, das ist wahr. Das liegt im Wesen eines solchen Schlusses. Aber Dutzende von Stichproben in der Größenordnung von jeweils 1000 bis 2000 Befragten zeigen einhellig einen Vorsprung Obamas; in der Zusammenstellung von PollingReport zum Beispiel alle seit dem 21. bis 25. September. Das sind 57 Umfragen zahlreicher, unabhängig voneinander arbeitender Institute, teils neutral, teils mehr den Republikanern oder mehr den Demokraten zuneigend. Die Wahrscheinlichkeit, daß 57 mal die Werte in den Stichproben massiv und in dieselbe Richtung vom wahren Wert abwichen, ist verschwindend gering.
Könnte es nicht noch im letzten Moment einen gewaltigen Umschwung geben? Am Ende doch einen Bradley-Effekt, aufgrund dessen sich Wähler, die sich bisher zu Obama bekannt haben, in der Einsamkeit der Wahlkabine für McCain entscheiden? Oder ein massenschaftes Umschwenken zu McCain aufgrund irgendeines Faktors oder einer Kombination von Faktoren?
Ganz auszuschließen ist ein Umschwung in letzter Minute nicht. Aber diesmal gibt es keine Anzeichen dafür. Die Daten der Early Voters zeigen eine sogar noch stärkere Bevorzugung Obamas als die der vorausgehenden Umfragen.
Gibt es also am 4. November noch ein Moment der Spannung? Ja. Ob Frau Ypsilanti gewählt wird.
Barack Obama wird am Dienstag, sieht man sich die verschiedenen Zusammenfassungen der Daten aller wichtiger Umfragen (Polls of Polls) an, zwischen 50 und 53 Prozent der Stimmen bekommen, John McCain zwischen 44 und 47 Prozent. Das wird Obama bei den Elektoren eine komfortable Mehrheit geben - ungefähr 350 der 538 werden für ihn stimmen.
Die Unsicherheit bei den Elektoren ist größer als beim Popular Vote, weil einige Staaten noch auf der Kippe stehen. Daß McCain das Blatt noch wenden kann, ist aber so gut wie ausgeschlossen
Warum kann man sich trauen, das jetzt schon zu sagen? Erstens, weil es die Werte sind, auf die die Umfragen konvergieren. Zweitens, weil drei, vier Tage vor einer Wahl ein so großer Vorsprung wie derjenige Obamas nur dann noch kippen kann, wenn Außergewöhnliches passiert.
Und drittens und hauptsächlich, weil viele Wähler längst ihre Stimme abgeben haben und bekannt ist, wen sie gewählt haben.
Wie vieles, was man in Europa am liebsten vereinheitlichen möchte, ist in den USA auch das Wahlrecht von Staat zu Staat verschieden.
Die meisten - 34 der 50 - Staaten erlauben Early Voting, das "frühe Wählen". In einigen kann es als Briefwahl stattfinden; verbreiteter aber ist, daß ein Teil der Wahllokale bereits vor dem eigentlichen Wahltermin geöffnet sind. Wer "früh wählen" will, braucht dafür in einigen Staaten eine Entschuldigung; in anderen ist es ein Recht, von dem jeder Wähler Gebrauch machen kann.
Dieses Early Voting ist in den USA viel weiter verbreitet als bei uns die Briefwahl (die ja eigentlich nur bei Krankheit oder Abwesenheit aus wichtigem Grund erlaubt ist). Es ist so weit verbreitet, daß die frühen Wähler teilweise einen erheblichen Teil der Wählerschaft ausmachen. So viele, daß sie von den Demoskopen gesondert berücksichtigt werden können.
Warum sind eigentlich die sogenannten "ersten Projektionen" am Wahlabend regelmäßig viel genauer als die letzten Umfragen? Weil sie auf Nachfragen basieren, den sogenannten Exit Polls. Die Institute stellen Interviewer vor ausgewählte Wahllokale und bitten die herauskommenden Wähler, zu sagen, wie sie abgestimmt haben. Am besten macht man das so, daß sie verdeckt ihre Entscheidung in ein Gerät eintippen können oder einen "Wahlzettel" in eine "Urne" werfen.
Das hat gegenüber den Umfragen vor den Wahlen zwei Vorteile.
Erstens kann man sehr viel größere Stichproben wählen, weil die Erhebung weniger aufwendig ist als bei den heute üblichen Telefon- Umfragen. Die zu Befragenden laufen ja den Interviewern sozusagen in die Arme.
Zweitens fragt man nicht nach einer Absicht, sondern nach einem Verhalten. Meinungsänderungen in letzter Minute oder irgendwelche sonstige Diskrepanzen zwischen geäußerter Absicht und tatsächlichem Verhalten (wie der angebliche "Bradley -Effekt) sind also als Fehlerquelle eliminiert.
In Staaten mit Early Voting kann man nun die frühen Wähler bereits vor dem eigentlichen Wahltermin entweder nach dieser Methode befragen oder aber - was häufiger gemacht wird, weil es billiger ist - bei Telefonumfragen die Frage stellen, ob der Betreffende schon gewählt hat und dann nicht nach seiner Absicht, sondern nach seinem tatsächlichen Verhalten fragen.
Die Auswertungen solcher Umfragen liegen jetzt vor. Ein Beispiel ist der Bundesstaat Colorada.
Er ist einer der Swing States, der Staaten mit unsicherem Wahlausgang. 2000 und 2004 gewann George W. Bush bei seinen knappen Siegen Colorado. Diesmal aber hat Barack Obama dort gute Chancen.
Nein, er hat dort nicht gute Chancen, sondern er hat Colorado gewonnen. In einer Umfrage von PublicPolicyPolling, die gestern publiziert wurde, liegt Obama in Colorado nicht nur mit 54 zu 44 Prozent vorn. Wichtiger ist, daß nicht weniger als 65 Prozent der 2023 Befragten bereits gewählt hatten. Das sind 1315 Personen; mehr, als in vielen anderen Umfragen die gesamte Stichprobe umfaßt. Von ihnen gaben 58 Prozent an, sie hätten Obama gewählt; 41 Prozent nannten McCain.
Wenn McCain in Colorado noch gewinnen, also mindestens 51 Prozent holen will, dann müßten, wie eine einfache Rechnung zeigt, 69 Prozent derer, die noch nicht zur Wahl gegangen sind, aber wählen wollen, für ihn stimmen. Das ist ausgeschlossen.
Obama ist also schon jetzt der Wahlsieger in Colorado. Ähnlich sieht es in New Mexico aus, wo Obama bei den Early Voters mit 64 zu 36 Prozent vor McCain liegt. Wie Colorado war auch New Mexico ein Staat, den George W. Bush gewonnen hatte. Auch in den anderen kritischen Staaten - beispielsweise Florida, Ohio und Virginia - liegt Obama deutlich in Führung.
Gibt es überhaupt noch irgend etwas, was den Wahlsieg Obamas gefährden könnte?
Könnten sich die Demoskopen nicht irren? Nein. Wenn man hinreichend viele Daten hat und wenn man methodisch sauber arbeitet, dann ist die Demoskopie ebenso zuverlässig wie jeder andere Schluß von Stichproben auf die Grundgesamtheit.
Jede Umfrage ist fehlerbehaftet, das ist wahr. Das liegt im Wesen eines solchen Schlusses. Aber Dutzende von Stichproben in der Größenordnung von jeweils 1000 bis 2000 Befragten zeigen einhellig einen Vorsprung Obamas; in der Zusammenstellung von PollingReport zum Beispiel alle seit dem 21. bis 25. September. Das sind 57 Umfragen zahlreicher, unabhängig voneinander arbeitender Institute, teils neutral, teils mehr den Republikanern oder mehr den Demokraten zuneigend. Die Wahrscheinlichkeit, daß 57 mal die Werte in den Stichproben massiv und in dieselbe Richtung vom wahren Wert abwichen, ist verschwindend gering.
Könnte es nicht noch im letzten Moment einen gewaltigen Umschwung geben? Am Ende doch einen Bradley-Effekt, aufgrund dessen sich Wähler, die sich bisher zu Obama bekannt haben, in der Einsamkeit der Wahlkabine für McCain entscheiden? Oder ein massenschaftes Umschwenken zu McCain aufgrund irgendeines Faktors oder einer Kombination von Faktoren?
Ganz auszuschließen ist ein Umschwung in letzter Minute nicht. Aber diesmal gibt es keine Anzeichen dafür. Die Daten der Early Voters zeigen eine sogar noch stärkere Bevorzugung Obamas als die der vorausgehenden Umfragen.
Gibt es also am 4. November noch ein Moment der Spannung? Ja. Ob Frau Ypsilanti gewählt wird.
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