21. August 2007

Marginalie: Kann man demoskopische Daten manipulieren? Ja gewiß. Aber ...

Eigentlich wollte ich die Quelle für die vom South Park Republican erwähnte Meldung darüber aufsuchen, wie glücklich die Amerikaner sind.

Eine Fundgrube für Umfragen aller Art in den USA ist der Polling Report. Als ich dort nach dieser Harris- Umfrage gesucht habe, bin ich über etwas gestolpert, das zwar nichts mit diesem Thema zu tun hat, das mir aber eine Marginalie wert zu sein scheint.



Studierende der Sozialwissenschaften lernen es im Grundstudium; aber so recht durchgesetzt hat sich die Erkenntnis noch nicht: Die Antworten auf Fragen, die von Demoskopen gestellt werden, hängen auf eine oft drastische Weise von deren genauem Wortlaut ab.

Anders gesagt, man kann - was seriöse Demoskopen nicht tun - die Ergebnisse erheblich manipulieren, indem man die Fragen geschickt formuliert.

Hier ist die Illustration, auf die ich gestoßen bin:

In einer Gallup- Umfrage für CNN/USA Today im Dezember 2003 wurde nach der Haltung zu dem damals aktuellen Thema gefragt, ob die USA wieder zur bemannten Mondfahrt zurückkehren sollten.

Die Frage wurde zwei Gruppen von Befragten in zwei leicht voneinander abweichenden Versionen gestellt.
  • In der ersten Version wurden 510 Personen gefragt: ""Would you favor or oppose a new U.S. space program that would send astronauts to the moon?" Also: "Wären Sie für oder gegen ein neues Raumfahrtprogramm der USA, das Astronauten zum Mond entsenden würde?"

    53 Prozent der Befragten waren dafür, 45 Prozent dagegen, 2 Prozent hatten keine Meinung.

  • In der zweiten Version wurde 494 anderen Personen die Frage in der folgenden Form vorgelegt: "Would you favor or oppose the U.S. government spending billions of dollars to send astronauts to the moon?" - "Wären Sie dafür oder dagegen, daß die Regierung der USA Milliarden Dollar dafür ausgibt, Astronauten zum Mond zu entsenden?"

    Von diesen Befragten waren 31 Prozent für und 67 Prozent gegen ein neues Mondprogramm; 2 Prozent hatten keine Meinung.


  • Jeder weiß, daß ein Progamm, in dem Astronauten zum Mond geschickt werden, Milliarden von Dollars kosten würde. Auch die erste Gruppe von Befragten wußte das. Aber sie wurden durch die Frage sozusagen nicht mit der Nase auf diesen finanziellen Aspekt der Sache gestoßen.

    Die zweite Gruppe wurde das - und statt einer absoluten Mehrheit für ein solches Programm ergab sich jetzt eine Zweidrittel- Mehrheit dagegen.



    Sollte man daraus schließen, daß Umfragen grundsätzlich nicht zu trauen ist?

    Nein, gewiß nicht.

    Man sollte nur erstens sich die Fragestellung immer genau ansehen.

    Und man sollte zweitens, wenn irgend möglich, sich nicht auf die Daten eines einzigen Instituts verlassen, sondern möglichst nach aggregierten Daten suchen oder, wenn es diese nicht fertig gibt, sich selbst ein Bild von den Trends verschaffen, die allen einschlägigen Umfragen gemeinsam sind.

    Wenn man das beachtet, dann kann man der Demoskopie sehr exakte Daten, ja sogar Prognosen entnehmen. Wie kürzlich bei der Wahl des französischen Präsidenten.

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