Ségolène Royal im Wahlkampf zu erleben - das hatte etwas vom Besuch eines Marionettentheaters.
Sie bewegt sich so, wie man sich eigentlich gar nicht bewegen kann. Den Körper irgendwie im Raum fixiert, und darunter eilen die Füße voran. "Schweben" trifft es nicht; es ist ein seltsames Schreiten. Es ist - so habe ich das damals wahrgenommen - so, als sei das Gehen bei ihr nicht automatisiert, sondern als steuere sie jeden Schritt bewußt.
Und wie sie spricht! Was das Inhaltliche angeht, diese monotone Botschaft der Frrreude und des Optiiimismus, habe ich das in dem verlinkten Beitrag zu beschreiben versucht. Wie sie artikuliert, das habe ich dort nicht geschrieben:
Sie zelebriert sozusagen die Artikulation, indem sie das leicht anklingen läßt, was am Wortende im Französischen eigentlich stumm ist. Das Wortende verschlucken, nein, das will sie nicht.
Also sagt spricht sie "France" nicht "Frangs" aus (wie man das halt so in deutsche Phonetik überträgt), sondern "Frangsö", mit einem winzigen, nachklingenden "ö". Also sagt spricht sie "politique" wie "politikö" aus. Das macht ihre Aussprache gravitätisch, auch irgendwie automatenhaft. Ich habe nie einen Politiker erlebt, dessen Auftreten so sehr an einen Avatar erinnerte.
Diese Erinnerungen an die Ségolène des Wahlkampfs sind mir durch den Kopf gegangen, als ich eine aktuelle Meldung im "Nouvel Observateur" gelesen habe.
In Frankreich steht die Zeit der rentrée bevor; die Urlauber kehren langsam nach Paris zurück.
Rückkehrende Politiker pflegen dann Pressekonferenzen zu geben, Interviews zu gewähren. Sie wollen ja wieder Präsenz zeigen. Besonders Geschickte beginnen damit schon, bevor sie wieder zurück sind.
So Ségolène, die noch auf den Antillen urlaubt und Ende der Woche zurückerwartet wird. Sie gab dem "Journal du Dimanche" ein Interview, über dessen Inhalt die Meldung im "Nouvel Observateur" berichtet.
Royal hat sich bekanntlich von ihrem Lebensgefährten François Hollande getrennt. Dazu wurde sie befragt. Und sie fand eine Formulierung, die so schön ist, die so bezeichnend ist für diese Frau, die der Hoffmann'schen "Automate" Olympia gleicht, daß mich das zu dieser kleinen Glosse veranlaßt hat.
Und vermutlich hat Ségolène das mit dem strahlenden, wenn auch etwas gefroren wirkenden Lächeln gesagt, mit dem sie auch am Abend ihrer Wahlniederlage die Journalisten verblüffte.
Sie bewegt sich so, wie man sich eigentlich gar nicht bewegen kann. Den Körper irgendwie im Raum fixiert, und darunter eilen die Füße voran. "Schweben" trifft es nicht; es ist ein seltsames Schreiten. Es ist - so habe ich das damals wahrgenommen - so, als sei das Gehen bei ihr nicht automatisiert, sondern als steuere sie jeden Schritt bewußt.
Und wie sie spricht! Was das Inhaltliche angeht, diese monotone Botschaft der Frrreude und des Optiiimismus, habe ich das in dem verlinkten Beitrag zu beschreiben versucht. Wie sie artikuliert, das habe ich dort nicht geschrieben:
Sie zelebriert sozusagen die Artikulation, indem sie das leicht anklingen läßt, was am Wortende im Französischen eigentlich stumm ist. Das Wortende verschlucken, nein, das will sie nicht.
Also sagt spricht sie "France" nicht "Frangs" aus (wie man das halt so in deutsche Phonetik überträgt), sondern "Frangsö", mit einem winzigen, nachklingenden "ö". Also sagt spricht sie "politique" wie "politikö" aus. Das macht ihre Aussprache gravitätisch, auch irgendwie automatenhaft. Ich habe nie einen Politiker erlebt, dessen Auftreten so sehr an einen Avatar erinnerte.
Diese Erinnerungen an die Ségolène des Wahlkampfs sind mir durch den Kopf gegangen, als ich eine aktuelle Meldung im "Nouvel Observateur" gelesen habe.
In Frankreich steht die Zeit der rentrée bevor; die Urlauber kehren langsam nach Paris zurück.
Rückkehrende Politiker pflegen dann Pressekonferenzen zu geben, Interviews zu gewähren. Sie wollen ja wieder Präsenz zeigen. Besonders Geschickte beginnen damit schon, bevor sie wieder zurück sind.
So Ségolène, die noch auf den Antillen urlaubt und Ende der Woche zurückerwartet wird. Sie gab dem "Journal du Dimanche" ein Interview, über dessen Inhalt die Meldung im "Nouvel Observateur" berichtet.
Royal hat sich bekanntlich von ihrem Lebensgefährten François Hollande getrennt. Dazu wurde sie befragt. Und sie fand eine Formulierung, die so schön ist, die so bezeichnend ist für diese Frau, die der Hoffmann'schen "Automate" Olympia gleicht, daß mich das zu dieser kleinen Glosse veranlaßt hat.
Concernant sa séparation avec François Hollande, père de ses quatre enfants, elle assure que "l'équilibre familial s'est réorganisé autrement".Tja, so kann man es auch formulieren, wenn eine Partnerschaft zerbrochen ist.
Hinsichtlich ihrer Trennung von François Hollande, dem Vater ihrer vier Kinder, versichert sie, daß "das familiäre Gleichgewicht sich anders reorganisiert hat"
Und vermutlich hat Ségolène das mit dem strahlenden, wenn auch etwas gefroren wirkenden Lächeln gesagt, mit dem sie auch am Abend ihrer Wahlniederlage die Journalisten verblüffte.
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