Bei den meisten Flügen von Shuttles ging es zu wie beim Reiter über den Bodensee: "Es stocket sein Herz, es sträubt sich sein Haar / Dicht hinter ihm grinst noch die grause Gefahr."
Die grause Gefahr, welcher, im Rückblick gesehen, alle Shuttle- Flüge ausgesetzt gewesen waren, bestand in der Möglichkeit einer Katastrophe, wie sie 2003 die "Columbia" traf. Es hätte bei jedem der vorausgehenden Flüge passieren können.
Bei der "Columbia" war ein Teil der Hitze- Verkleidung durch Hartschaum beschädigt worden, der beim Start herabgefallen war. Durch dieses Loch konnte bei der Rückkehr zur Erde die gewaltige Reibungshitze, die beim Wiedereintritt in die Atmosphäre entsteht, die Außenhaut des Shuttle erreichen, sie an dieser Stelle zerstören und schließlich den Absturz des Shuttle bewirken.
Es stellte sich sehr bald heraus, daß dieses Herabfallen eines Stücks Hartschaum nicht eine einmalige Panne gewesen war, sondern daß dergleichen alle früheren Shuttle-Flüge begleitet hatte. Nur war der Schaden eben, wie es das Glück gewollt hatte, zuvor immer so ausgefallen, daß es nicht zu einer Katastrophe gekommen war.
Im Nachhinein grinste die grause Gefahr; aber es war gut gegangen, wie der Ritt über den zugefrorenen Bodensee bei Gustav Schwab. Man hatte die Gefahr nicht gesehen; so wie Schwabs Reiter nicht ahnte, daß er über den See ritt.
In den vier Jahren, die seit dem Absturz der "Columbia" vergangen sind, hat die NASA alles Erdenkliche getan, diese Gefahr zu beseitigen. Vergebens. Das stellte sich beim Flug der "Atlantis" im vergangenen Juni heraus.
Und jetzt ist es der "Endeavour" wiederum zugestoßen: Wieder klafft ein Loch in der Hitze- Beschichtung. Diesmal anscheinend ein besonders tiefes, das bis zur Außenhaut des Shuttle zu reichen scheint. Diesmal, wie es scheint, nicht durch herabfallenden Hartschaum geschlagen, sondern durch einen Eisbrocken. Eis entsteht an der Außenhaut des Tanks, weil Wasserstoff als Antriebsmittel auf sehr tiefe Temperaturen heruntergekühlt werden muß; nur dann ist er flüssig.
Wie kommt es, daß die Ingenieure der NASA und ihrer Kontraktoren, die dieses technisch brillante Fluggerät konstruiert haben, die die "Endeavour" gerade von Grund auf überholt und modernisiert haben, dieses simple Problem nicht in den Griff bekommen?
Weil es nicht lösbar ist.
Es ist deshalb nicht lösbar, weil es aus dem konstruktiven Konzept des Shuttle folgt. Vor gut einem Jahr, als nach der langen, durch die "Columbia"- Katastrophe erzwungenen Pause die "Discovery" wieder flog, habe ich das im einzelnen zu erläutern versucht.
Kurz gesagt: Alle anderen bemannten Raumfahrzeuge - von den frühen "Mercury"- und "Wostok"- Kapseln bis zu den "Apollo"- Kapseln und den heute noch von den Russen und (in abgewandelter Form) von den Chinesen verwendeten "Sojus"- Kapseln - sitzen oben auf einer Rakete, so wie das jeder Satellit beim Abschuß tut.
Nicht aber das Shuttle.
Die Idee beim Shuttle (die ursprünglich auf das Projekt "Dyna Soar" des deutschen Ingenieurs Sänger zurückgeht) ist, daß nicht das Raumschiff auf einer Rakete sitzt, sondern daß das Raumschiff selbst das Fluggerät ist, dem beim Start lediglich Tanks seitlich angehängt werden, es zum Teil überragend: Ein sehr großer Tank mit Flüssigbrennstoff und zwei Feststoffraketen ("Boosters").
Und nun ist es so, daß bei jedem Start einer Rakete Teile sich lösen und herunterfallen. Stücke des Eises, das durch die Kühlung des Flüssigwasserstoffs und Flüssigsauerstoffs gebildet wird. Teile der Schaumstoff- Isolierung. Das ist so gut wie unvermeidlich, weil beim Start gewaltige Vibrationen entstehen.
Sitzt die Raumkapsel oben auf der Rakete, dann ist sie dadurch logischerweise nicht gefährdet. Hängt aber der Tank seitlich an einem Shuttle, dann wird dieses getroffen.
Und zwar auf der dem Tank zugewandten Seite. Das ist just die, wo sich die hochempfindlichen Hitzeschutz- Kacheln und Hitzeschutz- Matten befinden.
Es ist schon eine Ironie: Dieses brillante Konzept des Shuttle, das wie eine Rakete startet, wie ein Satellit fliegt und wie ein Flugzeug landet, scheiterte am Ende unter anderem an diesem simplen, trivialen Problem.
Für die nächst Generation bemannter Raumschiffe gibt die NASA dieses Konzept auf und kehrt wieder zur Raumkapsel zurück, die oben auf der Rakete hockt und die nach beendeter Mission an Fallschirmen herunterplumpst. Apollo 2.0 hat man das bereits genannt.
Die grause Gefahr, welcher, im Rückblick gesehen, alle Shuttle- Flüge ausgesetzt gewesen waren, bestand in der Möglichkeit einer Katastrophe, wie sie 2003 die "Columbia" traf. Es hätte bei jedem der vorausgehenden Flüge passieren können.
Bei der "Columbia" war ein Teil der Hitze- Verkleidung durch Hartschaum beschädigt worden, der beim Start herabgefallen war. Durch dieses Loch konnte bei der Rückkehr zur Erde die gewaltige Reibungshitze, die beim Wiedereintritt in die Atmosphäre entsteht, die Außenhaut des Shuttle erreichen, sie an dieser Stelle zerstören und schließlich den Absturz des Shuttle bewirken.
Es stellte sich sehr bald heraus, daß dieses Herabfallen eines Stücks Hartschaum nicht eine einmalige Panne gewesen war, sondern daß dergleichen alle früheren Shuttle-Flüge begleitet hatte. Nur war der Schaden eben, wie es das Glück gewollt hatte, zuvor immer so ausgefallen, daß es nicht zu einer Katastrophe gekommen war.
Im Nachhinein grinste die grause Gefahr; aber es war gut gegangen, wie der Ritt über den zugefrorenen Bodensee bei Gustav Schwab. Man hatte die Gefahr nicht gesehen; so wie Schwabs Reiter nicht ahnte, daß er über den See ritt.
In den vier Jahren, die seit dem Absturz der "Columbia" vergangen sind, hat die NASA alles Erdenkliche getan, diese Gefahr zu beseitigen. Vergebens. Das stellte sich beim Flug der "Atlantis" im vergangenen Juni heraus.
Und jetzt ist es der "Endeavour" wiederum zugestoßen: Wieder klafft ein Loch in der Hitze- Beschichtung. Diesmal anscheinend ein besonders tiefes, das bis zur Außenhaut des Shuttle zu reichen scheint. Diesmal, wie es scheint, nicht durch herabfallenden Hartschaum geschlagen, sondern durch einen Eisbrocken. Eis entsteht an der Außenhaut des Tanks, weil Wasserstoff als Antriebsmittel auf sehr tiefe Temperaturen heruntergekühlt werden muß; nur dann ist er flüssig.
Wie kommt es, daß die Ingenieure der NASA und ihrer Kontraktoren, die dieses technisch brillante Fluggerät konstruiert haben, die die "Endeavour" gerade von Grund auf überholt und modernisiert haben, dieses simple Problem nicht in den Griff bekommen?
Weil es nicht lösbar ist.
Es ist deshalb nicht lösbar, weil es aus dem konstruktiven Konzept des Shuttle folgt. Vor gut einem Jahr, als nach der langen, durch die "Columbia"- Katastrophe erzwungenen Pause die "Discovery" wieder flog, habe ich das im einzelnen zu erläutern versucht.
Kurz gesagt: Alle anderen bemannten Raumfahrzeuge - von den frühen "Mercury"- und "Wostok"- Kapseln bis zu den "Apollo"- Kapseln und den heute noch von den Russen und (in abgewandelter Form) von den Chinesen verwendeten "Sojus"- Kapseln - sitzen oben auf einer Rakete, so wie das jeder Satellit beim Abschuß tut.
Nicht aber das Shuttle.
Die Idee beim Shuttle (die ursprünglich auf das Projekt "Dyna Soar" des deutschen Ingenieurs Sänger zurückgeht) ist, daß nicht das Raumschiff auf einer Rakete sitzt, sondern daß das Raumschiff selbst das Fluggerät ist, dem beim Start lediglich Tanks seitlich angehängt werden, es zum Teil überragend: Ein sehr großer Tank mit Flüssigbrennstoff und zwei Feststoffraketen ("Boosters").
Und nun ist es so, daß bei jedem Start einer Rakete Teile sich lösen und herunterfallen. Stücke des Eises, das durch die Kühlung des Flüssigwasserstoffs und Flüssigsauerstoffs gebildet wird. Teile der Schaumstoff- Isolierung. Das ist so gut wie unvermeidlich, weil beim Start gewaltige Vibrationen entstehen.
Sitzt die Raumkapsel oben auf der Rakete, dann ist sie dadurch logischerweise nicht gefährdet. Hängt aber der Tank seitlich an einem Shuttle, dann wird dieses getroffen.
Und zwar auf der dem Tank zugewandten Seite. Das ist just die, wo sich die hochempfindlichen Hitzeschutz- Kacheln und Hitzeschutz- Matten befinden.
Es ist schon eine Ironie: Dieses brillante Konzept des Shuttle, das wie eine Rakete startet, wie ein Satellit fliegt und wie ein Flugzeug landet, scheiterte am Ende unter anderem an diesem simplen, trivialen Problem.
Für die nächst Generation bemannter Raumschiffe gibt die NASA dieses Konzept auf und kehrt wieder zur Raumkapsel zurück, die oben auf der Rakete hockt und die nach beendeter Mission an Fallschirmen herunterplumpst. Apollo 2.0 hat man das bereits genannt.
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