10. September 2008

Kurioses, kurz kommentiert: Zweimal politisch korrekt

Also versuchen wir es mit einer Minderheitsregierung ... Minderheitenregierung.

Andrea Ypsilanti gestern Abend bei Kerner; sie war zu dieser Show zugeschaltet worden.

In dieser Sendung war auch Claus Kleber zu Gast, der aus den USA die Angewohnheit mitgebracht hat, klare Fragen zu stellen und sich nicht mit unklaren Antworten zufrieden zu geben. Er erinnerte Frau Ypsilanti daran, daß sie (auch beispielsweise im "heute- Journal", merkte er genüßlich an) nach dem Verhalten der SPD genau in einer Situation wie jetzt in Hessen - keine eigene Mehrheit für Rotgrün, aber auch keine für Roland Koch - gefragt worden sei.

Und für just diese Situation hätte sie doch jede Zusammenarbeit mit "Die Linke" ausgeschlossen. Was sich denn jetzt geändert habe? Darauf hatte Frau Ypsilanti eine entwaffnende Antwort: Damals hätte sie gedacht, "Die Linke" käme nicht ins Parlament.

Kommentar: Da hat sie sich einen Augenblick verplappert, die Andrea Ypsilanti. Denn was sie damit sagte, das war ja: Ich habe jede Zusammenarbeit mit "Die Linke" ausgeschlossen, weil ich dachte, daß sie gar nicht möglich sein würde. Ich habe ein Versprechen gegeben, weil ich annahm, es käme sowieso nicht zu der Situation, in der ich es hätte einhalten müssen.

Aber nun zum Zitat: "Minderheitsregierung" hatte Ypsilanti richtig gesagt und sich dann in "Minderheitenregierung" verbessert.

Man könnte das als Freud'schen Versprecher interpretieren: In Ypsilantis Hinterkopf habe der Gedanke herumgespukt, daß die Umfragen ja inzwischen in der Tat die SPD als eine Minderheit zeigen. Diese abgesackte Partei plus Kommunisten plus Grüne - das wäre in der Tat eine Regierung von "Minderheiten".

Ich glaube aber nicht an eine Freud'sche Fehlleistung. Schon deshalb nicht, weil solche Fehlleistungen kaum jemals in Korrekturen vorkommen, sondern eher ihrerseits der Gegenstand von Korrekturen sind. Ypsilanti hat sich korrigiert. Sie hatte erst richtig "Minderheitsregierung" gesagt und das dann zu "Minderheitenregierung" verbessert.

Was wollte also Frau Ypsilanti da korrigieren, und warum?

Sie hatte, vermute ich, so etwas im Kopf wie den "politisch korrekten Vielfalts- Plural". Man sagt nicht mehr "Soldaten", sondern "Soldatinnen und Soldaten". Man spricht nicht mehr von "Deutschen" sondern von "den in Deutschland lebenden Menschen". Aus dem Wort "Energie" hat man den Plural "Energien" hervorgezogen.

Wessen Gehirn voll ist mit solchen Pluralen, für den klingt "Minderheit" irgendwie nicht richtig. "Minderheiten", so ist es politisch korrekt.



Das zweite kuriose Zitat stammt von dem amerikanischen Standup Comedian Bill Maher, einer Art amerikanischem Harald Schmidt. Er äußerte sich gestern Abend in CNN über Sarah Palin, wer tut das nicht in diesen Tagen. Und er tat das in der Weise, daß er Gründe dafür aufzählte, warum er sie nicht wählen würde. Darunter war dieser Grund:

Because she doesn't believe in Global Warming.

Kommentar: Ist das nicht schön? Früher einmal verfiel jemand der sozialen Mißachtung, wenn er nicht an Gott glaubte, oder nicht an den Dialektischen Materialismus. Und heutzutage wird man - jedenfalls für Leute wie Bill Maher - unwählbar, wenn man nicht an die Globale Erwärmung glaubt.

Zumindest sollte man als Politiker also seinen Wählern vor der Wahl versprechen, daß man an die Globale Erwärmung glaubt.

Nach der Wahl, das wird man dann sehen.



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