Wie ein global tätiger Konzern kann die Kaida ihre Geschäfts- Aktivitäten je nach Standort- Bedingungen verlagern. Es spricht einiges dafür, daß sie das im Augenblick tut.
Spätestens mit der Nominierung des für den Surge verantwortlichen Bob Gates zum Verteidigungsminister ist klar, daß Barack Obama nicht daran denkt, sein Versprechen aus dem Wahlkampf wahrzumachen und die US-Truppen binnen 16 Monaten restlos aus dem Irak abzuziehen.
Alles spricht dafür, daß er im Gegenteil die Politik von Präsident Bush fortsetzen und Soldaten nur in dem Maß abziehen will, in dem sie durch irakische Truppen ersetzt werden können. Zu der Metamorphose, die Barack Obama im Augenblick durchmacht, gehört, daß er sich vom Kriegsgegner zum Kriegsherren mausert.
Die Kaida hat dann die Option, die ich vor vier Wochen skizziert habe: Obama auf die blutige Art zur Einhaltung seines Wahlversprechens zu zwingen.
Eine neue Welle von Anschlägen könnte die Öffentliche Meinung in den USA so weit mobilisieren, daß im Frühjahr 2009 eine ähnliche Stimmung entsteht wie vom Frühjahr 2007 bis zum Frühjahr 2008, als eine Mehrheit der Amerikaner nur heraus aus dem Irak wollte, koste es, was es wolle. Die jetzige nominierte Außenministerin Clinton hat sich im Februar 2008 bereits konkrete Gedanken darüber gemacht, was bei dem bedingungslosen Abzug der USA aus den irakischen Fahrern und Übersetzern werden würde, die für die USA gearbeitet hatten; und aus den US-Zivilisten im Irak.
Die Kaida hatte damals mit ihren von den Medien breit publizierten Anschlägen und mit dem Versuch, im Irak einen Bürgerkrieg in Gang zu bringen, in den USA eine massive defätistische Stimmung erzeugt. Sie könnte das jetzt noch einmal probieren.
Es ist freilich fraglich, ob sie zu einem solchen letzten, verzweifelten Versuch, den Sieg doch noch zu erzwingen, überhaupt noch in er Lage ist. Mit der parlamentarischen Verabschiedung des Truppenabkommens zwischen Bagdad und Washington ist der demokratische Irak so gestärkt worden, daß der Sieg jetzt in greifbare Nähe gerückt ist (siehe hier im Blog den Artikel vom 27. November und die damit übereinstimmende Analyse von Charles Krauthammer in der Washington Post vom vergangenen Freitag).
Angenommen, sie muß sich im Irak geschlagen geben - was kann dann die Kaida noch tun? Sie kann den Standort Irak aufgeben und sich auf ein anderes, weitaus erfolgreicheres Geschäftsfeld konzentrieren, nämlich den Raum Afghanistan - Pakistan - Indien.
Die Washington Post brachte gestern einen Artikel von Richard A. Clarke, der unter den Präsidenten Clinton und George W. Bush im Weißen Haus für die Koordination der Maßnahmen zur Bekämpfung des Terrorismus zuständig war. Unter der Überschrift "Plans of Attack" (Angriffspläne) untersucht Clarke die momentane Strategie der Kaida.
Clarke teilt die Analyse, daß die Anschläge von Mumbai letztlich auf das Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan zielten: Indien wird als Reaktion auf die Anschläge Truppen an die Grenze zu Pakistan entsenden. Pakistan muß reagieren und seinerseits dort Truppen aufmarschieren lassen. Diese muß es aus dem Grenzgebiet zu Afghanistan abziehen, also aus dem Gebiet, in dem die Kaida bekämpft wird. Das zu erreichen war das eigentliche Ziel der Anschläge in Mumbai.
Clarke entwirft ein Doppel- Szenario - ein Treffen von Führern der Terroristen (Kaida, Taliban, Laschkar-i-Taiba) in Pakistan und eine Sitzung im Weißen Haus, in dem dann Präsident Obama residiert. Beide befaßt mit der Strategie für das Jahr 2009.
Die Kaida, so geht der eine Teil des Szenarios, wird parallel zwei Ziele verfolgen:
In Afghanistan die US-Truppen zu Luftangriffen auf Dörfer zu zwingen, welche Terroristen beherbergen. Das werde dort die Stimmung so beeinflussen, daß Präsident Karsai keinen Wahl haben werde, als einen Abzug der US-Truppen zu verlangen.
Präsident Obama werde sich dem widersetzen. Also bedürfe es eines zweiten, parallelen Vorgehens: Die USA durch geeignete Operationen der Kaida weich machen: "... we may have to increase their pain level. We have done that before"; man werde den Schmerz steigern müssen, wie schon früher.
Und die Sitzung im Weißen Haus?
Clarke läßt sie zu im wesentlichen denselben Folgerungen kommen: Zu erwarten seien neue Anschläge der Kaida auf der arabischen Halbinsel, in Europa und auch in den USA selbst; vermutlich ausgeführt von Europäern oder Asiaten, die sich der Kaida angeschlossen haben. Ab April werde es in Afghanistan eine Offensive der Terroristen geben; und zwar erstmals mit gemeinsamen Verbänden der Taliban und der Kaida.
Darauf werde man halt reagieren müssen - durch die Entsendung von weiteren Truppen nach Afghanistan, durch zivile Wiederaufbau- Maßnahmen, durch Druck auf die europäischen Verbündeten, sich ihrerseits in Afghanistan stärker militärisch zu engagieren. Und vor allem durch diplomatisches Einwirken auf Pakistan.
Clarkes Fazit ist ernüchternd:
Spätestens mit der Nominierung des für den Surge verantwortlichen Bob Gates zum Verteidigungsminister ist klar, daß Barack Obama nicht daran denkt, sein Versprechen aus dem Wahlkampf wahrzumachen und die US-Truppen binnen 16 Monaten restlos aus dem Irak abzuziehen.
Alles spricht dafür, daß er im Gegenteil die Politik von Präsident Bush fortsetzen und Soldaten nur in dem Maß abziehen will, in dem sie durch irakische Truppen ersetzt werden können. Zu der Metamorphose, die Barack Obama im Augenblick durchmacht, gehört, daß er sich vom Kriegsgegner zum Kriegsherren mausert.
Die Kaida hat dann die Option, die ich vor vier Wochen skizziert habe: Obama auf die blutige Art zur Einhaltung seines Wahlversprechens zu zwingen.
Eine neue Welle von Anschlägen könnte die Öffentliche Meinung in den USA so weit mobilisieren, daß im Frühjahr 2009 eine ähnliche Stimmung entsteht wie vom Frühjahr 2007 bis zum Frühjahr 2008, als eine Mehrheit der Amerikaner nur heraus aus dem Irak wollte, koste es, was es wolle. Die jetzige nominierte Außenministerin Clinton hat sich im Februar 2008 bereits konkrete Gedanken darüber gemacht, was bei dem bedingungslosen Abzug der USA aus den irakischen Fahrern und Übersetzern werden würde, die für die USA gearbeitet hatten; und aus den US-Zivilisten im Irak.
Die Kaida hatte damals mit ihren von den Medien breit publizierten Anschlägen und mit dem Versuch, im Irak einen Bürgerkrieg in Gang zu bringen, in den USA eine massive defätistische Stimmung erzeugt. Sie könnte das jetzt noch einmal probieren.
Es ist freilich fraglich, ob sie zu einem solchen letzten, verzweifelten Versuch, den Sieg doch noch zu erzwingen, überhaupt noch in er Lage ist. Mit der parlamentarischen Verabschiedung des Truppenabkommens zwischen Bagdad und Washington ist der demokratische Irak so gestärkt worden, daß der Sieg jetzt in greifbare Nähe gerückt ist (siehe hier im Blog den Artikel vom 27. November und die damit übereinstimmende Analyse von Charles Krauthammer in der Washington Post vom vergangenen Freitag).
Angenommen, sie muß sich im Irak geschlagen geben - was kann dann die Kaida noch tun? Sie kann den Standort Irak aufgeben und sich auf ein anderes, weitaus erfolgreicheres Geschäftsfeld konzentrieren, nämlich den Raum Afghanistan - Pakistan - Indien.
Die Washington Post brachte gestern einen Artikel von Richard A. Clarke, der unter den Präsidenten Clinton und George W. Bush im Weißen Haus für die Koordination der Maßnahmen zur Bekämpfung des Terrorismus zuständig war. Unter der Überschrift "Plans of Attack" (Angriffspläne) untersucht Clarke die momentane Strategie der Kaida.
Clarke teilt die Analyse, daß die Anschläge von Mumbai letztlich auf das Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan zielten: Indien wird als Reaktion auf die Anschläge Truppen an die Grenze zu Pakistan entsenden. Pakistan muß reagieren und seinerseits dort Truppen aufmarschieren lassen. Diese muß es aus dem Grenzgebiet zu Afghanistan abziehen, also aus dem Gebiet, in dem die Kaida bekämpft wird. Das zu erreichen war das eigentliche Ziel der Anschläge in Mumbai.
Clarke entwirft ein Doppel- Szenario - ein Treffen von Führern der Terroristen (Kaida, Taliban, Laschkar-i-Taiba) in Pakistan und eine Sitzung im Weißen Haus, in dem dann Präsident Obama residiert. Beide befaßt mit der Strategie für das Jahr 2009.
Die Kaida, so geht der eine Teil des Szenarios, wird parallel zwei Ziele verfolgen:
In Afghanistan die US-Truppen zu Luftangriffen auf Dörfer zu zwingen, welche Terroristen beherbergen. Das werde dort die Stimmung so beeinflussen, daß Präsident Karsai keinen Wahl haben werde, als einen Abzug der US-Truppen zu verlangen.
Präsident Obama werde sich dem widersetzen. Also bedürfe es eines zweiten, parallelen Vorgehens: Die USA durch geeignete Operationen der Kaida weich machen: "... we may have to increase their pain level. We have done that before"; man werde den Schmerz steigern müssen, wie schon früher.
Und die Sitzung im Weißen Haus?
Clarke läßt sie zu im wesentlichen denselben Folgerungen kommen: Zu erwarten seien neue Anschläge der Kaida auf der arabischen Halbinsel, in Europa und auch in den USA selbst; vermutlich ausgeführt von Europäern oder Asiaten, die sich der Kaida angeschlossen haben. Ab April werde es in Afghanistan eine Offensive der Terroristen geben; und zwar erstmals mit gemeinsamen Verbänden der Taliban und der Kaida.
Darauf werde man halt reagieren müssen - durch die Entsendung von weiteren Truppen nach Afghanistan, durch zivile Wiederaufbau- Maßnahmen, durch Druck auf die europäischen Verbündeten, sich ihrerseits in Afghanistan stärker militärisch zu engagieren. Und vor allem durch diplomatisches Einwirken auf Pakistan.
Clarkes Fazit ist ernüchternd:
Seven years after 9/11, the United States has neither eliminated the threat from al-Qaeda nor secured Afghanistan, where bin Laden's terrorists were once headquartered. To accomplish these two tasks, we must now eliminate the new terrorist safe haven in Pakistan. But that will require effective action from a weak and riven Pakistani government. It might also depend upon dealing with the long- standing India- Pakistan rivalry.Es könnte sich als einer der größten außenpolitischen Fehler der Regierung Bush erweisen, daß man Musharraf fallengelassen hat. Als ich vor knapp einem Jahr die Auffassung vertreten habe, daß der Westen nach dem Mord an Benazir Bhutto keine Wahl hätte, als Mushrarraf zu unterstützen, hat mir das heftige Kritik eingebracht. So, wie sich seither die Lage in Pakistan entwickelt hat, dürften inzwischen viele nicht nur in den USA sich Musharraf zurückwünschen.
Sieben Jahre nach 9/11 haben die USA weder die Bedrohung durch die Kaida beseitigt noch Afghanistan gesichert, wo die Terroristen bin Ladens einst ihr Hauptquartier hatten. Um diese beiden Aufgaben zu bewältigen, müssen wir jetzt das neue sichere Rückzugsgebiet der Terroristen in Pakistan beseitigen. Dies aber wird wirksames Handeln seitens einer schwachen und gespaltenen pakistanischen Regierung erfordern. Es dürfte auch vom Umgang mit der alten Rivalität zwischen Indien und Pakistan abhängen.
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