Der erste Teil endete damit, daß Barack Obama sich vergangenen Mittwoch in Jerusalem der Arbeit "meines Komitees", des Senate BankingCommittee brüstete, dessen Mitglied er gar nicht ist.
Schwer zu erklären, was da in seinem Kopf vorging.
Hatte er einen solchen Ausfall seines Gedächtnisses, daß er nicht mehr wußte, in welchen Ausschüssen des Senats er eigentlich sitzt?
Dachte er, es merkt keiner, wenn er wieder mal ein wenig aufschneidet?
Oder sollen wir das "my committee" in einem höheren Sinn verstehen - irgendwie kann man ja alles, was in der US-Politik Gutes passiert, dem künftigen Retter der Nation attribuieren. "My committee" wäre dann in dem selben Sinn zu verstehen, in dem die Queen von "my government" spricht.
Wie dem auch sei - solche Erfindungen, die seine Erhabenheit noch ein wenig erhöhen sollen, findet man bei Obama häufiger.
Beispielsweise behauptete er, sein Vater sei im Jahr 1959 überhaupt nur dank der Großzügigkeit der Familie Kennedy in die USA gekommen, die das betreffende Programm für afrikanische Studenten mitfinanziert habe. Tatsächlich wurden die Kennedys erstmals 1960 um eine Spende für ein anderes derartiges Programm gebeten. Obama wollte offenbar eine Verbindung zwischen sich und Präsident Kennedy herstellen.
Nicht nur die Biographie seines Vaters, sondern auch seine eigene Existenz versucht Obama in den Kontext der großen Geschichte zu stellen. Über das Zusammentreffen seiner Eltern sagte er:
Obama - oder seine Redenschreiber - benutzen offenbar sehr bewußt religiöse Klischees. Wenn ein Heiland geboren wird, dann nicht einfach, weil seine Eltern ihn zeugten. Sondern daß sie sich trafen, daß der Retter geboren wurde, ist Teil eines größeren Zusammenhangs.
Und wer geboren ist, sein Land und die Welt zu retten, den wird man nicht mit der schnöden Elle der Faktenhuberei messen.
Das folgende Beispiel entnehme ich der deutschen Presse. Denn es gibt jetzt den raren Fall, daß sich ein deutscher Journalist in einem Leitmedium kritisch mit Barack Obama befaßt. Auf das, was am vergangenen Wochenende Michael Rüb in der FAZ aus Washington berichtete, werde ich noch zurückkommen. Zunächst ein weiterer Ausrutscher von Obama, den Rüb erwähnt:
Am 13. Mai forderte er, nicht nur Kampftruppen aus dem Irak nach Afghanistan zu verlegen, sondern auch Übersetzer. Offenbar vermutete er, daß man in Afghanistan arabisch spricht.
Nun gut. Ich ahne, lieber Leser, was Sie jetzt denken: Das passiert doch jedem. Ein Politiker ist ein Politiker ist ein Politiker. Kein wandelndes Lexikon. Kein Superman, der es aushält, tagelang mit wenig Schlaf auszukommen und dann auf jede Frage immer mit perfektem Faktenwissen zu glänzen.
Recht haben Sie. Noch mehr Recht haben Sie, wenn Sie Präsident Bush dasselbe zubilligen, oder dem Senator McCain. Diesem passieren solche Ausrutscher ausgesprochen selten, aber auch der kleinste wird noch von der Presse an die große Glocke gehängt, und manchmal bimmelt das sogar bis nach Deutschland hinein, ja bis hinein in ein kleines Forum.
Also, soweit hält sich die Lächerlichkeit Obamas in den üblichen Grenzen. Sie wäre nicht erwähnenswert, wenn er nicht erstens in der Pose des Erhabenen aufträte; da ist die Fallhöhe nun einmal groß. Und wenn nicht eben zweitens anderen Politikern solche Aussetzer um die Ohren gehauen werden, während man sie bei Obama freundlich übersieht.
Was wirklich für Obama die Gefahr in sich birgt, daß er aus dieser seiner Erhabenheit in die Lächerlichkeit kippen könnte, das ist aber etwas anderes.
Es ist nicht, daß der Erlöser und Erretter sich als ein Mensch wie du und ich erweist, der nicht weiß, welche Sprachen man in Afghanistan spricht, der nicht immer weiß (oder glaubt, daß die anderen es nicht wissen), in welchem Ausschuß des Senats er Mitglied ist und dem, wie uns allen, der eine oder andere blöde Versprecher unterläuft.
Sondern es ist die Gefahr, daß die Erhabenheit derart erhaben wird, daß sie selbst es ist, die in Lächerlichkeit umschlägt. Dazu mehr im dritten Teil.
(Fortsetzung hier)
Schwer zu erklären, was da in seinem Kopf vorging.
Hatte er einen solchen Ausfall seines Gedächtnisses, daß er nicht mehr wußte, in welchen Ausschüssen des Senats er eigentlich sitzt?
Dachte er, es merkt keiner, wenn er wieder mal ein wenig aufschneidet?
Oder sollen wir das "my committee" in einem höheren Sinn verstehen - irgendwie kann man ja alles, was in der US-Politik Gutes passiert, dem künftigen Retter der Nation attribuieren. "My committee" wäre dann in dem selben Sinn zu verstehen, in dem die Queen von "my government" spricht.
Wie dem auch sei - solche Erfindungen, die seine Erhabenheit noch ein wenig erhöhen sollen, findet man bei Obama häufiger.
Beispielsweise behauptete er, sein Vater sei im Jahr 1959 überhaupt nur dank der Großzügigkeit der Familie Kennedy in die USA gekommen, die das betreffende Programm für afrikanische Studenten mitfinanziert habe. Tatsächlich wurden die Kennedys erstmals 1960 um eine Spende für ein anderes derartiges Programm gebeten. Obama wollte offenbar eine Verbindung zwischen sich und Präsident Kennedy herstellen.
Nicht nur die Biographie seines Vaters, sondern auch seine eigene Existenz versucht Obama in den Kontext der großen Geschichte zu stellen. Über das Zusammentreffen seiner Eltern sagte er:
There was something stirring across the country because of what happened in Selma, Ala., because some folks are willing to march across a bridge. So they got together and Barack Obama Jr. was born.Barack Obama jr. wurde 1961 geboren. Der Vorfall in Selma - ein Marsch von Bürgerrechtlern über eine Brücke nach Montgomery, der von der Polizei brutal gestoppt wurde und der als eines der historischen Ereignisse im Kampf gegen den Rassismus gilt - fand erst vier Jahre später statt, am 7. März 1965.
Es war etwas Mitreißendes im ganzen Land wegen dessen, was sich in Selma, Alabama zugetragen hatte, weil einige Leute bereit sind, über eine Brücke zu gehen. So kamen sie zusammen, und Barack Obama jr. wurde geboren.
Obama - oder seine Redenschreiber - benutzen offenbar sehr bewußt religiöse Klischees. Wenn ein Heiland geboren wird, dann nicht einfach, weil seine Eltern ihn zeugten. Sondern daß sie sich trafen, daß der Retter geboren wurde, ist Teil eines größeren Zusammenhangs.
Und wer geboren ist, sein Land und die Welt zu retten, den wird man nicht mit der schnöden Elle der Faktenhuberei messen.
Das folgende Beispiel entnehme ich der deutschen Presse. Denn es gibt jetzt den raren Fall, daß sich ein deutscher Journalist in einem Leitmedium kritisch mit Barack Obama befaßt. Auf das, was am vergangenen Wochenende Michael Rüb in der FAZ aus Washington berichtete, werde ich noch zurückkommen. Zunächst ein weiterer Ausrutscher von Obama, den Rüb erwähnt:
Am 13. Mai forderte er, nicht nur Kampftruppen aus dem Irak nach Afghanistan zu verlegen, sondern auch Übersetzer. Offenbar vermutete er, daß man in Afghanistan arabisch spricht.
Nun gut. Ich ahne, lieber Leser, was Sie jetzt denken: Das passiert doch jedem. Ein Politiker ist ein Politiker ist ein Politiker. Kein wandelndes Lexikon. Kein Superman, der es aushält, tagelang mit wenig Schlaf auszukommen und dann auf jede Frage immer mit perfektem Faktenwissen zu glänzen.
Recht haben Sie. Noch mehr Recht haben Sie, wenn Sie Präsident Bush dasselbe zubilligen, oder dem Senator McCain. Diesem passieren solche Ausrutscher ausgesprochen selten, aber auch der kleinste wird noch von der Presse an die große Glocke gehängt, und manchmal bimmelt das sogar bis nach Deutschland hinein, ja bis hinein in ein kleines Forum.
Also, soweit hält sich die Lächerlichkeit Obamas in den üblichen Grenzen. Sie wäre nicht erwähnenswert, wenn er nicht erstens in der Pose des Erhabenen aufträte; da ist die Fallhöhe nun einmal groß. Und wenn nicht eben zweitens anderen Politikern solche Aussetzer um die Ohren gehauen werden, während man sie bei Obama freundlich übersieht.
Was wirklich für Obama die Gefahr in sich birgt, daß er aus dieser seiner Erhabenheit in die Lächerlichkeit kippen könnte, das ist aber etwas anderes.
Es ist nicht, daß der Erlöser und Erretter sich als ein Mensch wie du und ich erweist, der nicht weiß, welche Sprachen man in Afghanistan spricht, der nicht immer weiß (oder glaubt, daß die anderen es nicht wissen), in welchem Ausschuß des Senats er Mitglied ist und dem, wie uns allen, der eine oder andere blöde Versprecher unterläuft.
Sondern es ist die Gefahr, daß die Erhabenheit derart erhaben wird, daß sie selbst es ist, die in Lächerlichkeit umschlägt. Dazu mehr im dritten Teil.
(Fortsetzung hier)
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