29. Juli 2008

Der 44. Präsident der USA (7): Barack Obama auf dem Weg vom Erhabenen zum Lächerlichen, Teil 3

Wirklich lächerlich macht sich ein Erhabener noch nicht allein damit, daß er - durch sein Unwissen, durch Prahlerei, dergleichen - auch lächerliche Züge trägt. Mit Beispielen dafür hatten sich, was den erhabenen Barack Obama angeht, die ersten beiden Teile befaßt. Richtig lächerlich wird es aber erst, wenn die Erhabenheit selbst in solche Höhen steigt, daß sie ins Lächerliche kippt.

So weit ist es jetzt bei Barack Obama. Die Stilisierung zum Heiland, zum Retter der Nation und der Welt beginnt, statt Ergriffenheit Heiterkeit auszulösen. Obama ist in Gefahr, daß der Respekt in Auslachen umschlägt wie beim Professor Rat, aus dem der Professor Unrat wurde.

Daß diese Gefahr für Obama akut ist, dafür findet man in der Presse dieser Tage drei Beispiele.



Da ist erstens eine glänzende Satire von Gerald Baker, dem USA-Redakteur der London Times. Sie schildert im Stil der Biblischen Geschichte zuerst Obamas Biographie, zum Beispiel:
And it came to pass, in the eighth year of the reign of the evil Bush the Younger (The Ignorant), when the whole land from the Arabian desert to the shores of the Great Lakes had been laid barren, that a Child appeared in the wilderness.

Und es begab sich im achten Jahr, da der böse Bush der Jüngere (der Ignorant) regierte, als das ganze Land von den Wüsten Arabiens bis zu den Ufern der Großen Seen eine Ödnis war, daß in der Wildnis ein Kind erschien
und widmet sich dann der jetzigen Reise. Über den Abstecher in den Irak zum Beispiel lesen wir:
And lo, in Mesopotamia, a miracle occurred. Even though the Great Surge of Armour that the evil Bush had ordered had been a terrible mistake, a waste of vital military resources and doomed to end in disaster, the Child's very presence suddenly brought forth a great victory for the forces of the light.

Und siehe, in Mesopotamien geschah ein Wunder. Abwohl der Große Surge der Waffen, den der böse Bush befohlen hatte, ein furchtbarer Fehler gewesen war, eine Verschwendung militärischer Ressourcen und zum Scheitern in einem Desaster verdammt, brachte allein die Anwesenheit des Kindes einen großen Sieg für die Mächte des Lichts.
Und so fort. Über Berlin heißt es, "im Land der Königin Angela von Merkel" hätte sich viel Volkes versammelt, um Seine Stimme zu hören. Vom langen Warten aber sei das Volk hungrig geworden. Da hätte das Kind seine Jünger angewiesen, fünf Stücke Brot und ein Paar Frankfurter Würstchen zu nehmen und an die Menge zu verteilen. Und siehe, alle seien satt geworden.



Beispiel zwei ist keine Satire. Oder sagen wir, es ist Realsatire. Zuerst habe ich die Story am Samstag in einem Artikel von Rick Moran in der konservativen Internet- Zeitung American Thinker gelesen. Überschrift: "The Most Incredible Example of Obama Media Love Yet" - das bisher unglaublichste Beispiel für Obamas Affäre mit den Medien, frei übersetzt.

Es geht um etwas, von dessen Existenz ich gar nichts gewußt hatte - eine englische Internet- Ausgabe der "Bild- Zeitung"! Und darin findet sich der Artikel der (wie das Bild mit Obama zeigt) sehr jungen Judith Bonesky, die das Privileg hatte, Obama beim Fitness- Training zu beobachten und die darüber in diesem Stil berichtet:
Shortly after half past four and he actually arrives! Barack Obama is wearing a grey t-shirt, black tracksuit bottoms – and a great smile! "Hi, how’s it going?“ asks Obama in his deep voice. My heart beats. "Very good, and you?" I say. Obama replies: "Very good, thank you!" (...)

Quickly I ask: "Mr. Obama, could I take a photo?". "Of course!" he answers, before asking my name and coming over to stand next to me. "My name’s Judith" I reply. "I’m Barack Obama, nice to meet you!" he says, and puts his arm across my shoulder. I put my arm around his hip – wow, he didn’t even sweat! WHAT A MAN!

Kurz nach halb fünf, und er kommt wirklich! Barack Obama trägt ein graues T-Shirt, schwarze Trainingshosen - und ein breites Lächeln! "Hi, wie läuft's?" fragt Obama mit seiner tiefen Stimme. Mein Herz pocht. "Sehr gut, und Sie?", sage ich. Obama antwortet: "Danke, sehr gut!" (...)

Schnell frage ich: "Mr. Obama, dürfte ich ein Foto machen?". "Natürlich!", antwortet er, bevor er mich nach meinem Namen fragt und sich ganz nah zu mir stellt. "Ich heiße Judith", antworte ich. "Ich bin Barack Obama, sehr erfreut!" sagt er und legt seinen Arm um meine Schulter. Ich lege meinen Arm um seine Hüfte - wow, er schwitzte nicht einmal. WAS FÜR EIN MANN!"
WAS FÜR EIN SCHMUS!

Diese Begegnung - oder dieser Bericht? - ließ Obama offenbar nicht ruhen. Jedenfalls ging er in einem am Wochenende von der Kolumnistin Maureen Dowd in der New York Times publizierten Gespräch auf die "Bild"-Story ein. Lesen wir, was Frau Dowd berichtet:
Obama marveled: "I’m just realizing what I’ve got to become accustomed to. The fact that I was played like that at the gym. (...) We walk into the gym. She’s already on the treadmill. She looks like just an ordinary German girl. She smiles and sort of waves, shyly, but doesn’t go out of her way to say anything. As I’m walking out, she says: ‘Oh, can I have a picture? I’m a big fan.’ Reggie takes the picture."

I ask him if he found it a bit creepy that she described his T-shirt as smelling like "fabric softener with spring scent."

He looked nonplused: "Did she describe what my T-shirt smelled like?"

Obama staunte: "Ich merke jetzt erst, woran ich mich gewöhnen muß. Die Tatsache, daß ich beim Training in dieser Weise hereingelegt worden bin. (...) Wir gehen in den Fitnessraum. Sie ist schon auf dem Laufband. Sie sieht aus wie ein normales deutsches Mädchen. Sie lächelt und winkt, oder so ähnlich, schüchtern, aber macht keine Anstrengung, etwas zu sagen. Als ich hinausgehe, sagt sie: 'Oh, kann ich ein Bild haben? Ich bin ein großer Fan. Reggie [der Trainingspartner Obamas] macht das Bild."

Ich frage ihn, ob er es nicht ein wenig gruselig findet, daß sie den Geruch seines T-Shirts als "Weichspüler mit Frühlingsduft" beschrieben hätte.

Er guckte verlegen: "Hat sie beschrieben, wie mein T-Shirt roch?"
Na, ob dieser nachgeschobene Kommentar Obamas der Sache etwas von ihrer Peinlichkeit genommen hat? Ich würde ja sagen, er hat sie mit diesem Kommentar noch peinlicher gemacht, wenn das denn möglich war.

Vielleicht war der Gipfel der Peinlichkeit aber auch das, was Marc Pitzke in "Spiegel Online" dazu aus der Feder floß. Danach war das Geschichtlein sozusagen ein Sück Lernprozeß unseres naiven Parsifal Obama: "Die Lehre aus dieser Geschichte? Selbst Obama, der perfekte Menschenfänger, lernt noch dazu".



Und dann ist da drittens noch die Geschichte mit dem Präsidentensiegel. Die Geschichte, deren Kenntnis ich dem schon im zweiten Teil erwähnten Artikel von Matthias Rüb in der FAZ vom Wochende verdanke.

Schauen Sie sich bitte einmal dieses Bild an. Fällt Ihnen etwas auf? Daß Barack Obama ungewöhnlich nachdenklich aussieht? Ja, das auch. Aber sehen Sie sich einmal das Siegel an seinem Rednerpult an. Nicht wahr, das kommt Ihnen bekannt vor? In der Tat sieht es dem Siegel des Präsidenten der Vereinigten Staaten bemerkenswert ähnlich.

Daß Obama mit der Verwendung dieses Siegels - es wurde inzwischen zurückgezogen - versucht hatte, sich schon im Vorwahlkampf mit präsidialen Würden zu umkleiden, ist lächerlich genug.

Wirklich sehr, sehr lächerlich ist aber der Spruch, der darauf steht, auf diesem sozusagen nicht Presidential Seal, sondern Pretender's Seal. Beim Präsidenten steht E PLURIBUS UNUM, aus Verschiedenem das Eine. Als Motto festgelegt vom Kongreß im Jahr 1782. Und was steht bei Obama an der entsprechenden Stelle?

Sie ahnen es, oder Sie haben es gesehen: VERO POSSUMUS steht da. Wirklich und wahrhaftig. Also Yes we can auf lateinisch.

Geht es lächerlicher?



Mit Dank an Werner Stenzig. - Links zu allen Folgen dieser Serie findet man hier. - Für Kommentare zu diesem Artikel gibt es einen Thread in "Zettels kleinem Zimmer". Dort findet man auch eventuelle Aktualisierungen und Ergänzungen.