Erinnern Sie sich noch an Halo Saibold?
Ja, Halo. Ich muß zugeben, daß mir dieser schöne Vorname nicht mehr präsent war; auch nicht der Nachname; auch nicht das Jahr, in dem Halo Saibold bundesweit zu einer wenn auch kurzzeitigen Berühmtheit gelangte.
Ich erinnerte mich nur noch, daß da eine Grüne gewesen war, tourismuspolitische Sprecherin ihrer Partei oder Fraktion oder so etwas Ähnliches, die sich innerhalb und außerhalb ihrer Partei lächerlich gemacht hatte; die in ihrer Partei sogar in größte Schwierigkeiten gekommen war. Und zwar mit dem Vorschlag, die Deutschen sollten nur noch alle fünf Jahre eine Urlaubsreise mit dem Flugzeug machen. Wegen der Umweltbelastung durch's Fliegen.
Das, dachte ich, ist doch ein schönes Thema für meine Serie zum Öko- Würgegriff: Wie man noch vor einigen Jahren mit einer derartigen Anregung eine politische Bruchlandung hinlegen konnte; selbst bei den Grünen. Und wie heute diejenige, die das forderte, in eine Reihe mit dem Propheten der Ökodiktatur Wolfgang Harich zu stellen ist; wenn auch vielleicht nicht mit ganz demselben intellektuellen Rang.
Also, nach dem Namen dieser Politikerin suchte ich gestern, und nach Einzelheiten über die damalige Affäre. Und siehe - ein Journalist der taz hatte mir die Arbeit schon abgenommen, Philipp Gessler, der in einem langen Artikel, der auch die Lebensumstände von Halo Saibald erzählt, daran erinnert, wie das damals gewesen ist.
Es war im Jahr 1998; im Wahljahr also. Im Jahr jener Wahl zum Bundestag, bei der die Grünen so stark zu werden hofften, daß sie eine rotgrüne Koalition mit der SPD würden bilden können.
Ausgerechnet im Vorfeld dieser Wahlen erschien am 22. März die "Bild- Zeitung" mit der Schlagzeile: "Grüne: Urlaubs-Flüge müssen teurer werden!" Zitiert wurde Halo Saibold mit dem Vorschlag, weniger oft, aber dafür dann länger per Flieger zu verreisen. Und dann stand da der Satz, der in den Tagen danach den Grünen so viel Ärger machen sollte: "Es reicht vollkommen aus, wenn die Deutschen nicht jedes Jahr, sondern nur alle fünf Jahre eine Urlaubsreise mit dem Flugzeug machen."
Es erhob sich ein Sturm der Entrüstung. Flugs distanzierten sich die Granden der Grünen von Halo Saibold. "Bundestagsabgeordnete bekommen auch deshalb 18.000 Mark, damit sie mal die Klappe halten" wurde Joschka Fischer zitiert. In einem "Spiegel"- Gespräch sagte er: "Die Kollegin Halo Saibold - und sie trägt schwer daran - ist der individuellen Überzeugung, es wäre sinnvoll, Flugreisen seltener zu unternehmen". Jürgen Trittin sprach von einem "großen Schwachsinn": "Ich mach' schon kein Wochenende. Da will ich wenigstens zweimal im Jahr in Urlaub."
Und Kerstin Müller, damals Fraktionssprecherin der Grünen, sagte, wie es ist: "Furchtbar. Ein solcher ökodiktatorischer Ton ist sehr kontraproduktiv."
Ein ökodiktatorischer Ton. Wie wahr. Nur war er ein leises Säuseln gegen das, was inzwischen an ökodiktatorischen Tönen von allen Seiten auf uns eindringt.
Getern stand auf der Startseite der "taz" unter "Entscheidung des Tages" eine Umfrage mit folgendem Text:
Anlaß für die Abstimmung dürfte jedenfalls eine Meldung gewesen sein, die gestern durch die Medien ging. Dort, beispielsweise im "Tagesspiegel", las man von einer "Studie, die das Öko-Institut im Auftrag des Umweltverbands WWF erarbeitet hat".
Eine Studie - Sie ahnen es - darüber, wie viel Schaden wir Deutsche mit unseren Reisen der Umwelt zufügen. Das nicht unbedingt sehr überraschende Fazit: "Der WWF empfiehlt deshalb jedem Touristen, sich über die Folgen seiner Reisepläne bewusst zu werden. Je näher das Reiseziel, desto besser fürs Klima. Wenn auf Flugzeug oder Auto verzichtet werden kann, umso besser".
"WWF", was heißt das doch gleich? Richtig, World Wildlife Fund. Genauer, so hieß diese Organisation früher; inzwischen World Wide Fund for Nature, weltweiter Fonds für die Natur. Eine Organisation also, die sich um die Artenvielfalt kümmert. Braucht man da nicht auch den Ferntourismus, der Geld in die Länder Afrikas, Asiens, Ozeaniens bringt? Dazu der "Tagesspiegel":
Quod licet Jovi non licet bovi. Das war schon vor zehn Jahren so, als Halo Saibold touristische Askese predigte. In der Legislaturperiode, an deren Ende sie ihren Alle- fünf- Jahre- Vorschlag machte, hatte sie - so berichtet es damals genüßlich der "Spiegel" in Heft 14/1998 vom 30.3. 1998 - unter anderem, streng dienstlich natürlich, Flugreisen auf die Malediven, nach Japan, Brasilien und Lanzarote unternommen. Sogar nach London und Prag hatte sie den Flieger genommen.
Ja, Halo. Ich muß zugeben, daß mir dieser schöne Vorname nicht mehr präsent war; auch nicht der Nachname; auch nicht das Jahr, in dem Halo Saibold bundesweit zu einer wenn auch kurzzeitigen Berühmtheit gelangte.
Ich erinnerte mich nur noch, daß da eine Grüne gewesen war, tourismuspolitische Sprecherin ihrer Partei oder Fraktion oder so etwas Ähnliches, die sich innerhalb und außerhalb ihrer Partei lächerlich gemacht hatte; die in ihrer Partei sogar in größte Schwierigkeiten gekommen war. Und zwar mit dem Vorschlag, die Deutschen sollten nur noch alle fünf Jahre eine Urlaubsreise mit dem Flugzeug machen. Wegen der Umweltbelastung durch's Fliegen.
Das, dachte ich, ist doch ein schönes Thema für meine Serie zum Öko- Würgegriff: Wie man noch vor einigen Jahren mit einer derartigen Anregung eine politische Bruchlandung hinlegen konnte; selbst bei den Grünen. Und wie heute diejenige, die das forderte, in eine Reihe mit dem Propheten der Ökodiktatur Wolfgang Harich zu stellen ist; wenn auch vielleicht nicht mit ganz demselben intellektuellen Rang.
Also, nach dem Namen dieser Politikerin suchte ich gestern, und nach Einzelheiten über die damalige Affäre. Und siehe - ein Journalist der taz hatte mir die Arbeit schon abgenommen, Philipp Gessler, der in einem langen Artikel, der auch die Lebensumstände von Halo Saibald erzählt, daran erinnert, wie das damals gewesen ist.
Es war im Jahr 1998; im Wahljahr also. Im Jahr jener Wahl zum Bundestag, bei der die Grünen so stark zu werden hofften, daß sie eine rotgrüne Koalition mit der SPD würden bilden können.
Ausgerechnet im Vorfeld dieser Wahlen erschien am 22. März die "Bild- Zeitung" mit der Schlagzeile: "Grüne: Urlaubs-Flüge müssen teurer werden!" Zitiert wurde Halo Saibold mit dem Vorschlag, weniger oft, aber dafür dann länger per Flieger zu verreisen. Und dann stand da der Satz, der in den Tagen danach den Grünen so viel Ärger machen sollte: "Es reicht vollkommen aus, wenn die Deutschen nicht jedes Jahr, sondern nur alle fünf Jahre eine Urlaubsreise mit dem Flugzeug machen."
Es erhob sich ein Sturm der Entrüstung. Flugs distanzierten sich die Granden der Grünen von Halo Saibold. "Bundestagsabgeordnete bekommen auch deshalb 18.000 Mark, damit sie mal die Klappe halten" wurde Joschka Fischer zitiert. In einem "Spiegel"- Gespräch sagte er: "Die Kollegin Halo Saibold - und sie trägt schwer daran - ist der individuellen Überzeugung, es wäre sinnvoll, Flugreisen seltener zu unternehmen". Jürgen Trittin sprach von einem "großen Schwachsinn": "Ich mach' schon kein Wochenende. Da will ich wenigstens zweimal im Jahr in Urlaub."
Und Kerstin Müller, damals Fraktionssprecherin der Grünen, sagte, wie es ist: "Furchtbar. Ein solcher ökodiktatorischer Ton ist sehr kontraproduktiv."
Ein ökodiktatorischer Ton. Wie wahr. Nur war er ein leises Säuseln gegen das, was inzwischen an ökodiktatorischen Tönen von allen Seiten auf uns eindringt.
Getern stand auf der Startseite der "taz" unter "Entscheidung des Tages" eine Umfrage mit folgendem Text:
Schon ein Flug nach Mallorca belastet das Klima so stark wie ein Jahr Autofahren - von Flügen in die Karibik ganz zu schweigen. Darf man angesichts des Klimawandel noch in der Ferne Urlaub machen?Wie die Abstimmung ausgegangen ist, kann ich Ihnen leider nicht sagen, denn inzwischen ist sie durch eine andere ersetzt worden.Ja. Man kann es auch übertreiben. Der Tourismus hilft den armen Ländern. Na ja. Es muss ja nicht die Karibik sein. Aber einmal im Jahr Mallorca ist okay. Ostsee oder Alpen tun es auch. Bequemer kann man das Klima nicht schonen.
Anlaß für die Abstimmung dürfte jedenfalls eine Meldung gewesen sein, die gestern durch die Medien ging. Dort, beispielsweise im "Tagesspiegel", las man von einer "Studie, die das Öko-Institut im Auftrag des Umweltverbands WWF erarbeitet hat".
Eine Studie - Sie ahnen es - darüber, wie viel Schaden wir Deutsche mit unseren Reisen der Umwelt zufügen. Das nicht unbedingt sehr überraschende Fazit: "Der WWF empfiehlt deshalb jedem Touristen, sich über die Folgen seiner Reisepläne bewusst zu werden. Je näher das Reiseziel, desto besser fürs Klima. Wenn auf Flugzeug oder Auto verzichtet werden kann, umso besser".
"WWF", was heißt das doch gleich? Richtig, World Wildlife Fund. Genauer, so hieß diese Organisation früher; inzwischen World Wide Fund for Nature, weltweiter Fonds für die Natur. Eine Organisation also, die sich um die Artenvielfalt kümmert. Braucht man da nicht auch den Ferntourismus, der Geld in die Länder Afrikas, Asiens, Ozeaniens bringt? Dazu der "Tagesspiegel":
WWF-Sprecher Ralph Kampwirth sagt dazu: "Für uns ist das kein Widerspruch. Wir geben aber zu, dass auch wir keine endgültigen Antworten haben." Kampwirth weist zudem darauf hin, dass die "Reisen in WWF- Projektregionen ein kleines Marktsegment" seien. Diese Reisen könnten auch nicht "massenhaft" verkauft werden.Mit anderen Worten: Die Zielgruppe, der das Fernreisen vermiest werden soll, sind die TUI-Touristen, die All- Inclusive- Urlauber, die es in die Dominikanische Republik zieht oder an die Playa del Inglès auf Gran Canaria. Sie, die Massen - in der DDR nannte man sie "unsere Menschen" - sollen dazu erzogen werden, "sich über die Folgen [ihrer] Reisepläne bewußt zu werden". Nicht die Öko- Touristen, die schon mal in die Zentralafrikanische Republik jetten, um sich dort am Regenwald- Schutzgebiet Dzanga- Shanga zu erfreuen.
Quod licet Jovi non licet bovi. Das war schon vor zehn Jahren so, als Halo Saibold touristische Askese predigte. In der Legislaturperiode, an deren Ende sie ihren Alle- fünf- Jahre- Vorschlag machte, hatte sie - so berichtet es damals genüßlich der "Spiegel" in Heft 14/1998 vom 30.3. 1998 - unter anderem, streng dienstlich natürlich, Flugreisen auf die Malediven, nach Japan, Brasilien und Lanzarote unternommen. Sogar nach London und Prag hatte sie den Flieger genommen.
Links zu den früheren Folgen dieser Serie findet man hier. Für Kommentare zu diesem Artikel gibt es einen Thread in "Zettels kleinem Zimmer". Dort findet man auch eventuelle Aktualisierungen und Ergänzungen.