8. Juli 2008

Zitat des Tages: "Für den Tank und nicht für den Teller". Über das Rotieren rotgrüner Wendehälse

Wir setzen uns dafür ein, dass die Industrieländer endlich Schluss machen mit der Methode der Agrar- Export- Subventionen (...) Und dazu gehört außerdem, dass die Agrarkraftstoffe auf den Prüfstand gestellt werden - auch von Seiten der USA. Denn die bisherige Praxis wirkt in den Entwicklungsländern wie ein Staubsauger - Nahrungsmittel werden für den Tank produziert und nicht für den Teller.

Die Ministerin für Entwicklungshilfe Heidemarie Wieczorek- Zeul heute im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung".

Kommentar: Sie ist schon bemerkenswert, die Chuzpe der rotgrünen Wendehälse. Bis vor kurzem wurden die "nachwachsenden Rohstoffe" propagiert. Jetzt hat man gemerkt, daß dort, wo man sie nachwachsen läßt, nicht zugleich Nahrungsmittel angebaut werden können. Und nun ist auf einmal das des Teufels, was zuvor die Rettung sein sollte.

Wie vermittelt man der Öffentlichkeit, die man jahrelang düpiert hat, die neue Einsicht, die den Rotgrünen offenbar über Nacht gekommen ist? Elementary, my dear Watson: Man assoziiert das, was jetzt nicht mehr mit dem schönen Wort "nachwachsende Rohstoffe" belegt wird, sondern auf einmal "Biodiesel" heißt, mit den bösen USA. Und flugs setzt man sich wieder an die Spitze der Bewegung. Der moralische Zeigefinger ist wieder oben, nur hat sich die Richtung, in die er weist, um 180 Grad gedreht.

Das macht die Ministerin so, die einst als die "rote Heidi" zu den Anführern der SPD-Linken gehörte. Das machen die Grünen so. Aus dem "Tagesspiegel" vom vergangenen Samstag, 5.7. 2008:
Am kommenden Montag spielen die Agrartreibstoffe auch im Europäischen Parlament in Straßburg eine Rolle. Im Umweltausschuss soll ein Antrag der Grünen diskutiert werden, die EU solle ihr Ziel, bis zum Jahr 2020 herkömmlichen Treibstoffen zehn Prozent Biosprit beimischen, zurücknehmen. Grund: unter anderem die globale Nahrungsmittelkrise sowie die enttäuschende Klimabilanz.
Wie schnell die rotgrünen Hälse da wendemäßig rotieren, kann man einem zweiten Zitat entnehmen:
Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung auf,

1. neue Strategien zur Schaffung nachhaltiger Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen und deren stoffliche Nutzung in Deutschland zu erarbeiten. (...)

2. sich innerhalb der Europäischen Union für einen gemeinsamen abgestimmten Handlungsrahmen auf dem Gebiet der biologisch basierten Produkte einzusetzen. (...)

5. in Deutschland gemeinsam mit Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung einen nationalen Fahrplan für die schrittweise Umstellung auf eine biologische Rohstoffbasis zu erarbeiten (...)

Insgesamt soll die Bundesregierung im Rahmen der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie eine Konzeption für den verstärkten Einsatz nachwachsender Rohstoffe erarbeiten und in diesem Zusammenhang

–die Potenziale nachwachsender Rohstoffe und ihre Chancen für eine zukunftsgerichtete und auch ökonomisch vertretbare Nutzung darstellen,

–aussichtsreiche Einsatzbereiche definieren, bei denen die Vorzüge besonders zur Geltung kommen,

–Prioritäten innerhalb einer umfassenden Grundlagenforschung festlegen und

–Vorschläge unterbreiten, wie eventuell weitere Hemmnisse für den Einsatz nachwachsender Rohstoffe beseitigt werden können.

Berlin, den 23. Februar 2005

Franz Müntefering und Fraktion
Katrin Göring-Eckardt, Krista Sager und Fraktion
Und wenn Ihnen dieser gemeinsame Antrag der Fraktionen der SPD und der Grünen noch nicht reicht, dann lesen Sie vielleicht, was am 14. April 2005 dazu die "Grünen"-Abgeordnete Antje Vogel-Sperl sagte.

Den Schlußsatz dieser Rede im Bundestag sollte man sich auf der Zunge zergehen lassen: "Im Übrigen gibt es für den Ersatz von fossilen Rohstoffen in der chemischen Industrie praktisch keine andere Alternative als die Nutzung der Biomasse."



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