7. Juli 2008

Zitat des Tages: Unbemerkte Streiks in Frankreich. Sarkozys unbemerkte Leistungen

Désormais, quand il y a une grève en France, plus personne ne s'en aperçoit.

(Wenn es künftig in Frankreich einen Streik gibt, wird es niemand mehr merken.)

Staatspräsident Sarkozy am Samstag in einer Rede vor dem Nationalrat seiner Partei, der UMP.

Kommentar: Sarkozy übertreibt zwar ein wenig, wie es seine Art ist. Aber im Kern hat er Recht:

Mit dem Gesetz vom 21. August 2007 (Loi sur le dialogue social et la continuité du Service Public dans les transports terrestres réguliers de voyageurs - Gesetz über den sozialen Dialog und die Aufrechterhaltung des Öffentlichen Dienstes im regelmäßigen terrestrischen Personenverkehr) hat er dem notorischen Mißstand in Frankreich ein Ende gemacht, daß die kommunistisch beherrschten Gewerkschaften des Öffentlichen Dienstes, vor allem die Eisenbahner, jederzeit das Land mit einem unangekündigten Streik lahmlegen konnten.

Dieses Gesetz ist Sarkozy persönlich zu verdanken, dessen erstes Jahr im Amt überhaupt durchaus erfolgreich gewesen ist, was die politischen Leistungen angeht. Nur verpufft das bei den Franzosen, die ihm miserable Umfragewerte geben.

Es gibt Politiker, die mit wenig Leistungen eine hohe Beliebtheit erreichen; so wie zeitweise Gerhard Schröder, der geniale Verkäufer heißer Luft, oder jetzt Walter Steinmeier, von dessen Leistungen als Minister den meisten Deutschen nicht mehr bekannt sein dürfte, als daß er oft im TV ist und immer seriös aussieht.

Und es gibt die anderen, wie Sarkozy, die machen können, was sie wollen - sie kommen beim Publikum auf keinen grünen Zweig mehr. Sarkozy nervt die Franzosen inzwischen selbst dann, wenn es nur um eine Lappalie geht wie eine Unfreundlichkeit gegenüber einem Tontechniker.

Das Publikum behandelt Sarkozy so wie einen Schulklasse ihren Primus, der immer die richtige Antwort weiß und der, wenn er sie wieder einmal schneller gegeben hat, als der Lehrer überhaupt die Frage zu Ende bringen konnte, sich triumphierend umsieht, ob auch alle ihn gebührend bewundern.

So jemand gewinnt, wenn sich dieses Bild von ihm erst einmal verfestigt hat, kein Vertrauen mehr. Der Gegentypus ist die Bundeskanzlerin Merkel, die auf eine solche Art aufdringlicher Selbstdarstellung verzichtet und durch ihre Arbeit überzeugt.

Sie wird regelmäßig besser beurteilt als die Koalition, der sie vorsteht. Sarkozy dagegen liegt in den Umfragen sogar noch hinter seinem Premier Fillon.

Im Frankreich der Fünften Republik ist das ganz ungewöhnlich, weil dort der Staatspräsident eine Würde ähnlich unserem Bundespräsidenten genießt, während der Premierminister dafür da ist, sich in der Tagespolitik die Hände schmutzig zu machen.



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