Mit zunehmendem Staunen habe ich erst bei CNN, dann im französischen Nachrichtenkanal France 24 Ingrid Betancourt erlebt. Eben, um 1.20 Uhr ist dieser lange Auftritt, diese Pressekonferenz in zwei Sprachen, zu Ende gegangen.
Erlebt, das ist der richtige Ausdruck. Was für eine Frau! Wie anders hat man sie sich aufgrund der wenigen Bilder, die aus der Gefangenschaft heraus an die Öffentlichkeit gelangt waren, vorgestellt!
Eine vitale, eine vor Vitalität vibrierende Frau, die da in ihrer Militärjacke, in ihren Gummistiefeln vor der Presse stand, den Zopf um den Kopf geschlungen. Kein befreites Opfer, sondern eine Frau mit einer Präsenz, als sei sie bereits wieder Politikerin und hätte sich auf diese Pressekonferenz sorgsam vorbereitet.
Emotional, aber beherrscht. Intelligent und erstaunlich gut informiert; sie weiß genau Bescheid über das, was Sarkozy für ihre Freilassung unternommen hat, zuvor Chirac und de Villepin. Selbst zu den Aktivitäten von Chávez zu ihrer Befreiung äußerste sie sich (gebremst positiv). Ebenso über die politische Situation in Columbien.
Und keine Spur von Stockholm-Syndrom. Mehr als sechs Jahre, seit Februar 2002, war sie von der FARC festgehalten worden. Es gibt die Theorie - mehr ist es ja nicht -, daß Geiseln dazu neigen, sich mit ihren Entführern anzufreunden, zumindest Verständnis für sie zu entwickeln. Nach einer so langen Zeit hätte man so etwas erwarten können. Aber es war nicht so.
Ingrid Betancourt hat gesagt, ihre Befreiung sei ein schwerer Schlag für die FARC. Diese habe gehofft, daß bei den letzten Wahlen ein anderer Kandidat als Uribe siegen würde, der der FARC einen weniger entschlossenen Widerstand entgegengesetzt hätte.
Sie stellte sich hinter den Präsidenten Alvaro Uribe, dessen Wahl ein Glücksfall für Columbien sei (auch wenn sie - schon wieder ganz Politikerin - natürlich nicht mit jedem Detail seiner Politik übereinstimme). Sie lobte das columbianische Militär in den höchsten Tönen.
Und sagte, sie sei bereit, ihrem Land weiter zu dienen. Das wird sie wohl tun, diese erstaunliche Frau.
Nachtrag am 4. Juli, 19 Uhr: Inzwischen ist Ingrid Betancourt in Paris und hat dort zunächst an einer Art Feier mit Präsident Sarkozy teilgenommen und dann eine Pressekonferenz abgehalten, die soeben zu Ende gegangen ist.
Der Nachrichtensender France 24 hat das alles übertragen - den emotionalen, freilich doch auch politisch unterfütterten Auftritt auf der Feier; den Auftritt einer sympathischen, warmherzigen und humorvollen Frau. Und dann die Pressekonferenz - souverän gehalten von einer professional antwortenden, sorgfältig und diplomatisch formulierenden Politikerin.
Zwei Seiten einer Frau, die (davon bin ich jetzt noch mehr als vorgestern überzeugt, als der erste Teil dieses Artikels entstand) alle Voraussetzungen dafür hat, die Rolle einer Evita Perón oder einer Benazir Bhutto zu spielen.
Ich habe, während ich die beiden Sendungen verfolgte, einen Bericht geschrieben, der hier in "Zettels kleinem Zimmer" zu lesen ist.
Am Interessantesten vielleicht die Stellungnahme von Frau Betancourt zu den vom Sender Radio de la Suisse Romande verbreiteten Gerücht, für ihre Freilassung seien zwanzig Millionen Dollar Lösegeld gezahlt worden, und die angebliche Befreiung sei nur eine Show gewesen.
Erlebt, das ist der richtige Ausdruck. Was für eine Frau! Wie anders hat man sie sich aufgrund der wenigen Bilder, die aus der Gefangenschaft heraus an die Öffentlichkeit gelangt waren, vorgestellt!
Eine vitale, eine vor Vitalität vibrierende Frau, die da in ihrer Militärjacke, in ihren Gummistiefeln vor der Presse stand, den Zopf um den Kopf geschlungen. Kein befreites Opfer, sondern eine Frau mit einer Präsenz, als sei sie bereits wieder Politikerin und hätte sich auf diese Pressekonferenz sorgsam vorbereitet.
Emotional, aber beherrscht. Intelligent und erstaunlich gut informiert; sie weiß genau Bescheid über das, was Sarkozy für ihre Freilassung unternommen hat, zuvor Chirac und de Villepin. Selbst zu den Aktivitäten von Chávez zu ihrer Befreiung äußerste sie sich (gebremst positiv). Ebenso über die politische Situation in Columbien.
Und keine Spur von Stockholm-Syndrom. Mehr als sechs Jahre, seit Februar 2002, war sie von der FARC festgehalten worden. Es gibt die Theorie - mehr ist es ja nicht -, daß Geiseln dazu neigen, sich mit ihren Entführern anzufreunden, zumindest Verständnis für sie zu entwickeln. Nach einer so langen Zeit hätte man so etwas erwarten können. Aber es war nicht so.
Ingrid Betancourt hat gesagt, ihre Befreiung sei ein schwerer Schlag für die FARC. Diese habe gehofft, daß bei den letzten Wahlen ein anderer Kandidat als Uribe siegen würde, der der FARC einen weniger entschlossenen Widerstand entgegengesetzt hätte.
Sie stellte sich hinter den Präsidenten Alvaro Uribe, dessen Wahl ein Glücksfall für Columbien sei (auch wenn sie - schon wieder ganz Politikerin - natürlich nicht mit jedem Detail seiner Politik übereinstimme). Sie lobte das columbianische Militär in den höchsten Tönen.
Und sagte, sie sei bereit, ihrem Land weiter zu dienen. Das wird sie wohl tun, diese erstaunliche Frau.
Nachtrag am 4. Juli, 19 Uhr: Inzwischen ist Ingrid Betancourt in Paris und hat dort zunächst an einer Art Feier mit Präsident Sarkozy teilgenommen und dann eine Pressekonferenz abgehalten, die soeben zu Ende gegangen ist.
Der Nachrichtensender France 24 hat das alles übertragen - den emotionalen, freilich doch auch politisch unterfütterten Auftritt auf der Feier; den Auftritt einer sympathischen, warmherzigen und humorvollen Frau. Und dann die Pressekonferenz - souverän gehalten von einer professional antwortenden, sorgfältig und diplomatisch formulierenden Politikerin.
Zwei Seiten einer Frau, die (davon bin ich jetzt noch mehr als vorgestern überzeugt, als der erste Teil dieses Artikels entstand) alle Voraussetzungen dafür hat, die Rolle einer Evita Perón oder einer Benazir Bhutto zu spielen.
Ich habe, während ich die beiden Sendungen verfolgte, einen Bericht geschrieben, der hier in "Zettels kleinem Zimmer" zu lesen ist.
Am Interessantesten vielleicht die Stellungnahme von Frau Betancourt zu den vom Sender Radio de la Suisse Romande verbreiteten Gerücht, für ihre Freilassung seien zwanzig Millionen Dollar Lösegeld gezahlt worden, und die angebliche Befreiung sei nur eine Show gewesen.
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