3. Mai 2008

Zitat des Tages: Obamas Oma

"I can no more disown him [Jeremiah Wright] than I can disown my white grandmother."

- Barack Obama, Philadelphia, March 18

Guess it's time to disown Granny, if Obama's famous Philadelphia "race" speech is to be believed.


("Ich kann mich so wenig von ihm [Jeremiah Wright] lossagen, wie ich mich von meiner weißen Großmutter lossagen kann."

- Barack Obama, Philadelphia, 18. März

Jetzt dürfte es Zeit sein, sich von der Großmama loszusagen, wenn man Obamas berühmter "Rassen-" Rede in Philadelphia Glauben schenken soll.)

Beginn eines Kommentars von Charles Krauthammer in der Washington Post vom gestrigen Freitag.

Kommentar: Wieder einmal empfehle ich Krauthammer zur Lektüre, weil er es glänzend versteht, den Kern einer Sache in einfachen Worten offenzulegen.

Obama hatte sich am 18. März nicht von Wright distanziert, sondern dessen Äußerungen, wie Krauthammer schreibt, "kontextualisiert"; sie so dargestellt, als seien Weiße nur deshalb von ihnen "überrascht", weil ihnen die Welt der Schwarzen fremd sei

(Obama: "The fact that so many people are surprised to hear that anger in some of Reverend Wright's sermons simply reminds us of the old truism that the most segregated hour of American life occurs on Sunday morning." - Der Umstand, daß so viele Menschen überrascht sind, in einigen der Predigten von Pastor Wright diesen Zorn zu vernehmen, erinnert uns schlicht an die alte Binsenweisheit, daß im Leben der Amerikaner die Stunden mit der striktesten Rassentrennung am Sonntag Vormittag liegen).

Jetzt hat Wright noch einmal, diesmal freilich vor der Presse, diese Äußerungen wiederholt - und nun ist auch Obama, obwohl doch kein Weißer, überrascht, ja erzürnt. Jetzt tut er genau das, was er laut Rede von Philadelphia nicht kann: Er sagt sich von Wright los.

So, als hätte dieser etwas Neues gesagt. Er hat aber nur das gesagt, was auf den kursierenden Videos zu hören gewesen war. Freilich diesmal an einem Ort und vor einem Publikum, die es Obama nicht mehr erlauben, den Spieß umzudrehen und den Weißen vorzuwerfen, sie hätten kein Verständnis für diesen schwarzen "Zorn", wie er sich in den Predigten am Sonntag Vormittag manifestiert.

Das arbeitet Krauthammer heraus und zeigt damit, wie unehrlich diese Rede von Philadelphia war, die von vielen als eine der größten Reden in der Geschichte Amerikas bezeichnet, die gar für die Lesebücher in den amerikanischen Schulen empfohlen worden war.



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