"Was für ein Wahlkampf!" sagte gestern in einer Diskussion bei CNN einer der Teilnehmer.
Fürwahr. Was ist Hollywood gegen dieses Spektakel. Das reicht schon an Shakespeare heran.
Die beiden, zwischen denen es am Ende ausgeschossen werden wird, sind sehr wahrscheinlich Barack Obama und John McCain. Der junge Hoffnungsträger, der sich nach oben gearbeitet hat. Der alte Haudegen, der es noch einmal wissen will. Irgendwann mußten sie aufeinandertreffen, irgendwann mußte es zwischen ihnen entschieden werden.
Wie oft haben wir das im Western gesehen! Am schönsten vielleicht in Howard Hawks' "Red River", mit John Wayne als John McCaine und Montgomery Clift als Barack Obama.
Dort findet das finale Showdown in Form einer gewaltigen Prügelei statt. In der Wirklichkeit wird es, wenn der plot nicht noch eine ganz überraschende Wendung vorsieht, am 4. November 2008 zu einer weniger archaischen, dafür aber eindeutigeren Entscheidung zwischen dem alten Kämpen und dem jugendlichen Helden kommen. Noch acht Monate also. Acht Monate, die noch jede Menge twists and turns, Drehungen und Wendungen bringen können; vielleicht auch Irrungen und Wirrungen, wer weiß.
Wie in jedem guten plot spitzt es sich jedenfalls auf diese zwei Protagonisten zu. Die anderen fallen im Lauf des Geschehens aus, auf die eine oder andere Art, treten mindestens in den Hintergrund.
So wird es sehr wahrscheinlich am kommenden Dienstag Hillary Clinton ergehen. Jetzt liegt sie auch in Texas zurück, das noch vor ein paar Wochen als einer ihrer sicheren Staaten galt, wegen der vielen Hispanics. In Ohio, ihrer allerletzten firewall, sitzt ihr Obama auch schon im Nacken. Das Ende ist abzusehen.
Auch da spielt sich ein Drama ab, das wir aus dem Western kennen. Clinton, das ist Joan Crawford in Nicholas Rays "Johnny Guitar". Die Domina, die Powerfrau, die den Hass der Schwachen auf sich zieht, die gejagt wird und flüchten muß. Jetzt reitet sie gen Texas, der letzten Schießerei entgegen.
Sie reitet immer einsamer. Es ist - um das Genre zu wechseln, aber nicht die Archaik - wie im "König Lear". Da verliert jemand an Macht, und mit der Macht seine Getreuen. Nichts war so erfolgreich wie der Erfolg. Nichts läßt Hillary Clinton nun so einsam werden wie der sich abzeichnende Mißerfolg.
Senator Ted Kennedy, der alte Freund und mit allen Wassern gewaschene Politiker, hat sie als einer der ersten im Stich gelassen; er hatte gemerkt, wohin die Reise ging. Fast hätte, wie am Freitag bekannt wurde, sogar die traditionell Clinton- treue "New York Times" sich schon Ende Januar auf die Seite Obamas gestellt. Auch dort hatte man schon früh geahnt, wie sich die Dinge entwickeln würden.
Das jüngste Beispiel ist der Abfall des Senators John Lewis aus Georgia, eines der angesehendsten schwarzen Politiker in den USA, auch er ein langjähriger Freund der Familie Clinton. "It's a movement. It's a spiritual event. It's amazing what's happening," sagte er zur Begründung seines Seitenwechsels. Obama - das sei eine Bewegung, ein spirituelles Ereignis. Was da passiere, sei unfaßbar.
Ja dann. Lewis ist einer der superdelegates, der "geborenen" Delegierten zum Parteitag der Demokraten, die ungewählt, kraft ihres Mandats oder Amtes, aber mit vollem Stimmrecht über den demokratischen Kandidaten mitentscheiden werden. Anfangs waren von denen, die sich erklärt hatten, die meisten für Clinton gewesen. Sie galt als die Kandidatin des Partei- Establishments. Jetzt gehen sie mit fliegenden Fahnen zu Obama über. Die es noch nicht getan haben, stehen unter wachsendem Druck von Parteimitgliedern, sich der Obama- Bewegung nicht länger zu verweigern.
Hillary Clinton wird mir allmählich - nun ja, vielleicht nicht gerade sympathisch. Aber doch interessant, anrührend vielleicht in ihrer Tragik.
Wie der König Lear, wenn er durch die kalte Nacht irrt, erträgt sie ihr Schicksal. Sie macht weiter, ignoriert ihre Niederlagen, wirkt manchmal fast schon dieser schnödern Welt entrückt, die ihr das jetzt verweigert, was ihr noch vor einem halben Jahr in den Schoß geworfen zu werden schien.
Sie sieht älter aus, blasser; das Lächeln, das Kopfnicken erscheinen und verschwinden wie durch Knopfdruck ein- und ausgeschaltet. Etwas marionettenhaft wirkte sie immer; aber jetzt erscheint sie wie eine Marionette, die man im Computer generiert hat.
Zum zweiten Mal in ihrem öffentlichen Leben widerfährt Hillary Clinton ein solcher Absturz von den Höhen der Macht. Das erste Mal, in der Lewinsky- Affäre, hat sie das alles durchgestanden, weil - so geht jedenfalls die Fama - Bill ihr versprach, zum Lohn werde er ihre politische Karriere mit allen Mitteln unterstützen, wenn er erst einmal ehrenvoll aus dem Amt geschieden sei.
Das tut er jetzt, mit allen seinen Mitteln. Sie scheinen nicht mehr zu reichen.
Fürwahr. Was ist Hollywood gegen dieses Spektakel. Das reicht schon an Shakespeare heran.
Die beiden, zwischen denen es am Ende ausgeschossen werden wird, sind sehr wahrscheinlich Barack Obama und John McCain. Der junge Hoffnungsträger, der sich nach oben gearbeitet hat. Der alte Haudegen, der es noch einmal wissen will. Irgendwann mußten sie aufeinandertreffen, irgendwann mußte es zwischen ihnen entschieden werden.
Wie oft haben wir das im Western gesehen! Am schönsten vielleicht in Howard Hawks' "Red River", mit John Wayne als John McCaine und Montgomery Clift als Barack Obama.
Dort findet das finale Showdown in Form einer gewaltigen Prügelei statt. In der Wirklichkeit wird es, wenn der plot nicht noch eine ganz überraschende Wendung vorsieht, am 4. November 2008 zu einer weniger archaischen, dafür aber eindeutigeren Entscheidung zwischen dem alten Kämpen und dem jugendlichen Helden kommen. Noch acht Monate also. Acht Monate, die noch jede Menge twists and turns, Drehungen und Wendungen bringen können; vielleicht auch Irrungen und Wirrungen, wer weiß.
Wie in jedem guten plot spitzt es sich jedenfalls auf diese zwei Protagonisten zu. Die anderen fallen im Lauf des Geschehens aus, auf die eine oder andere Art, treten mindestens in den Hintergrund.
So wird es sehr wahrscheinlich am kommenden Dienstag Hillary Clinton ergehen. Jetzt liegt sie auch in Texas zurück, das noch vor ein paar Wochen als einer ihrer sicheren Staaten galt, wegen der vielen Hispanics. In Ohio, ihrer allerletzten firewall, sitzt ihr Obama auch schon im Nacken. Das Ende ist abzusehen.
Auch da spielt sich ein Drama ab, das wir aus dem Western kennen. Clinton, das ist Joan Crawford in Nicholas Rays "Johnny Guitar". Die Domina, die Powerfrau, die den Hass der Schwachen auf sich zieht, die gejagt wird und flüchten muß. Jetzt reitet sie gen Texas, der letzten Schießerei entgegen.
Sie reitet immer einsamer. Es ist - um das Genre zu wechseln, aber nicht die Archaik - wie im "König Lear". Da verliert jemand an Macht, und mit der Macht seine Getreuen. Nichts war so erfolgreich wie der Erfolg. Nichts läßt Hillary Clinton nun so einsam werden wie der sich abzeichnende Mißerfolg.
Senator Ted Kennedy, der alte Freund und mit allen Wassern gewaschene Politiker, hat sie als einer der ersten im Stich gelassen; er hatte gemerkt, wohin die Reise ging. Fast hätte, wie am Freitag bekannt wurde, sogar die traditionell Clinton- treue "New York Times" sich schon Ende Januar auf die Seite Obamas gestellt. Auch dort hatte man schon früh geahnt, wie sich die Dinge entwickeln würden.
Das jüngste Beispiel ist der Abfall des Senators John Lewis aus Georgia, eines der angesehendsten schwarzen Politiker in den USA, auch er ein langjähriger Freund der Familie Clinton. "It's a movement. It's a spiritual event. It's amazing what's happening," sagte er zur Begründung seines Seitenwechsels. Obama - das sei eine Bewegung, ein spirituelles Ereignis. Was da passiere, sei unfaßbar.
Ja dann. Lewis ist einer der superdelegates, der "geborenen" Delegierten zum Parteitag der Demokraten, die ungewählt, kraft ihres Mandats oder Amtes, aber mit vollem Stimmrecht über den demokratischen Kandidaten mitentscheiden werden. Anfangs waren von denen, die sich erklärt hatten, die meisten für Clinton gewesen. Sie galt als die Kandidatin des Partei- Establishments. Jetzt gehen sie mit fliegenden Fahnen zu Obama über. Die es noch nicht getan haben, stehen unter wachsendem Druck von Parteimitgliedern, sich der Obama- Bewegung nicht länger zu verweigern.
Hillary Clinton wird mir allmählich - nun ja, vielleicht nicht gerade sympathisch. Aber doch interessant, anrührend vielleicht in ihrer Tragik.
Wie der König Lear, wenn er durch die kalte Nacht irrt, erträgt sie ihr Schicksal. Sie macht weiter, ignoriert ihre Niederlagen, wirkt manchmal fast schon dieser schnödern Welt entrückt, die ihr das jetzt verweigert, was ihr noch vor einem halben Jahr in den Schoß geworfen zu werden schien.
Sie sieht älter aus, blasser; das Lächeln, das Kopfnicken erscheinen und verschwinden wie durch Knopfdruck ein- und ausgeschaltet. Etwas marionettenhaft wirkte sie immer; aber jetzt erscheint sie wie eine Marionette, die man im Computer generiert hat.
Zum zweiten Mal in ihrem öffentlichen Leben widerfährt Hillary Clinton ein solcher Absturz von den Höhen der Macht. Das erste Mal, in der Lewinsky- Affäre, hat sie das alles durchgestanden, weil - so geht jedenfalls die Fama - Bill ihr versprach, zum Lohn werde er ihre politische Karriere mit allen Mitteln unterstützen, wenn er erst einmal ehrenvoll aus dem Amt geschieden sei.
Das tut er jetzt, mit allen seinen Mitteln. Sie scheinen nicht mehr zu reichen.
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