22. März 2011

Kurzberichte zu Fukushima Daiichi (6): Die positiven Nachrichten überwiegen wieder (Stand: Dienstag, 15.00 Uhr)

Es gibt eine sehr gute Nachricht: Die gestern wegen des Rauchs (oder Dampfs?), der von zwei Blöcken aufstieg, unterbrochenen Arbeiten sind jetzt in vollem Umfang wieder aufgenommen worden. Der weiße Rauch über Block 2 ist nahezu verschwunden, die Rauchentwicklung über Block 3 ebenfalls zurückgegangen. Parallel dazu sank auch die Strahlung. Sie lag am Hauptmeßpunkt am Eingang in der Nacht zu heute um 2.00 Uhr (MEZ) nur noch bei 0,26 mSv/h.

Das erlaubte es, die vorübergehend unterbrochenen Arbeiten (siehe Die Arbeiten sind vorläufig unterbrochen; ZR vom 22. 3. 2011) wieder uneingeschränkt fortzusetzen.

Wie NHK heute um 8.54 Uhr (MEZ) meldete, sind jetzt alle sechs Reaktoren an das externe Stromnetz angeschlossen. Das heißt allerdings nicht, daß damit überall auch bereits Strom zur Verfügung steht, denn nun müssen zunächst einmal alle Systeme überprüft werden. NHK formuliert es so, daß alle Reaktoren "ready for power supply" seien: Die Voraussetzungen sind geschaffen, aber der Strom kann jetzt erst schrittweise für die einzelnen Systeme auch eingeschaltet werden.

Vorrangig wird an Block 2 gearbeitet, dem neben Block 3 derzeit die besondere Aufmerksamkeit gilt. Dort soll der wieder verfügbare Strom vor allem zum Betreiben des internen Kühlsystems eingesetzt werden, so daß man dann weniger auf die externe Kühlung über Löschfahrzeuge angewiesen sein wird.

Was diese angeht, ist jetzt nach der Betonpumpe, über deren Einsatz ich bereits berichtet habe, ein weiteres Spezialgerät auf dem Weg nach Fukushima Daiichi: Ein Löschgerät aus Australien, das 150 Liter Wasser pro Sekunde abgeben kann; und zwar mit einem solchen Druck, daß auch ein Objekt in 150 m Entfernung noch erreicht wird. Das Gerät kann zwei bis drei Tage unbemannt arbeiten; ist also ideal vor allem dort, wo die Strahlenbelastung noch hoch ist.

Der Wiederanschluß an das Stromnetz erlaubt es jetzt auch, in allen sechs Reaktoren die Kontrollräume wieder in Betrieb zu nehmen. Das wird derzeit überall vorbereitet. Sobald diese Arbeiten abgeschlossen sind, können alle Systeme des KKW wieder vollständig überwacht werden.



So weit ist alles auf einem guten Weg. Die bedenklichen Nachrichten beziehen sich auf die ausgetretene Radioaktivität; sowohl, was die radioaktive Belastung von Wasser angeht, als auch bei der gemessenen ionisierenden Strahlung (siehe dazu Welche Formen ionisierender Strahlung können in Fukushima aus den Reaktoren austreten?; ZR vom 13. 3. 2011).

Wie NHK heute um 10.13 Uhr (MEZ) meldete, wurden gestern um 6.30 (MEZ) in Meerwasser-Proben erhöhte Konzentrationen radioaktiver Substanzen gefunden. 330 Meter südlich der Stelle, an der Wasser aus dem KKW ins Meer geleitet wird, wurden Jod-131, Cäsium-134 und Cäsium-137 in Konzentrationen gemessen, die weit über den als unbedenklich geltenden Grenzwerten lagen. Die Konzentration von Cäsium-131 betrug das 127fache des Grenzwertes; bei Cäsium-134 war es das 25fache, bei Cäsium-137 das 17fache.

Allerdings gingen diese Werte schnell wieder zurück. Eine Probe, die an derselben Stelle gestern um 22.30 (MEZ) entnommen wurde, ergab bei Cäsium-134 und bei Cäsium-137 noch rund das Doppelte, bei Jod-131 das 30fache des Grenzwerts.

Bei NHK wies der Chemiker Yoshihiro Ikeuchi darauf hin, daß trotz seiner sehr hohen momentanen Konzentration das Jod-131 keinen Anlaß zur Besorgnis gibt; denn es hat eine Halbwertszeit von nur 8 Tagen, zerfällt also schnell wieder. Problematischer ist das Cäsium, das nun in die Nahrungskette gelangt. Man werde deshalb in nächster Zeit Speisefische und Meeresfrüchte vor dem Verzehr auf eine mögliche radioaktive Belastung hin untersuchen müssen.

In insgesamt fünf Kommunen in der Provinz Fukushima wurde des weiteren eine erhöhte Radioaktivität im Trinkwasser gemessen.

Die Werte werden hier nicht als Strahlung angegeben, gemessen in mSv, sondern als Radioaktivität pro kg, gemessen in Becquerel (Bq). Ermittelt wurden zwischen 120 und 200 Bq/kg.

Ist das besorgniserregend? Nein, denn diese Werte liegen weit unter den zulässigen Grenzwerten. In Deutschland liegt der Grenzwert bei 600 Bq/kg; für Milch und Babynahrung bei 370 Bq/kg. Dennoch haben die japanischen Behörden den Einwohnern der betroffenen Gemeinden geraten, bei der Zubereitung der Nahrung für Säuglinge und Kleinkindern derzeit kein Leitungswasser zu verwenden.

Das zeigt, wie sehr man um den Schutz der Bevölkerung bemüht ist und sich im Zweifelsfall zu einer Warnung entschließt. Aber solche Vorsichtsmaßnahmen werden natürlich von unseren Panikmedien ausgeschlachtet. In "Spiegel-Online" heißt es dazu beispielsweise:
Es ist eine schleichende, unheimliche Gefahr: Nahe des Katastrophenreaktors Fukushima und in Japans Hauptstadt Tokio sind radioaktive Stoffe im Trinkwasser nachgewiesen worden.
Ja, natürlich gibt es radioaktive Stoffe im Trinkwasser; auch in dem Leitungswasser, das der nichtsahnende Redakteur von "Spiegel-Online" zum Aufbrühen seines Espresso benutzt. Nur kommt es ja auf die Konzentration an.

Erhöhte Becquerel-Werte wurden auch in Bodenproben 40 km von Fukushima gemessen; sie lagen um das 430fache (Jod-131) und das 47fache (Cäsium-137) höher als die normalen Werte. Das ist viel, aber es bedeutet dennoch keine starke Belastung: Würde man sich ein volles Jahr an einem Ort aufhalten, an dem diese Werte gemessen wurden, dann würde man zwar das Vierfache der normalen Jahresdosis aufnehmen; aber noch immer nur einen Bruchteil dessen, was zum Beispiel ein Röntgenarzt jährlich an Strahlung aufnimmt. Hinzu kommt, daß wegen der kurzen Halbwertzeit von Jod-131 die durch dieses verursachte Strahlung schnell wieder zurückgehen wird.



Gegenwärtig überwiegen damit die positiven Nachrichten. Es kann jetzt damit gerechnet werden, daß das KKW in den nächsten Tagen wieder vollständig unter Kontrolle sein wird. Die erhöhte Radioaktivität in der Umgebung und im Wasser ist zwar nicht unbedenklich, erreicht aber bei weitem nicht die Gefährlichkeit, welche uns die hiesigen Panikmacher einreden wollen.
Zettel



© Zettel. Für Kommentare bitte hier klicken. Die Titelvignette zeigt ein von Tungsten in die Public Domain gestelltes Schema der fünf "Verteidigungslinien", die einen Reaktor schützen. Näheres finden Sie hier.