Zu den klassischen Mitteln linksextremer Agitation gehört es, die "Gefahr von Rechts" zu übertreiben. Die Linksextremen brauchen die Rechtsextremen. Sie wachsen an ihnen, sie wachsen mit ihnen. Diese sind ihre Partner, die ihnen ideologisch so nah stehen und zugleich als Feindbild so wertvoll sind.
Nein, "Spiegel Online" ist nicht linksextrem. Brutus ist ein ehrenwerter Mann.
Im Augenblick lesen wir in "Spiegel Online" einen Artikel, der so beginnt:
Dieser Einzelfall wird liebevoll ausgemalt und detailliert geschildert; auch das gehört zu diesem rhetorischen Trick.
Wer seinen Zuhörern einreden möchte, schwere Verbrechen hätten zugenommen, schildert zuerst einmal in allen Einzelheiten einen Mord oder einen Überfall. Das sagt zwar nichts über die Statistik, aber es soll den Zuhörer in eine Haltung versetzen, in der er vor lauter Angst und Empörtheit gar nicht mehr auf die Daten achtet; in der er jedenfalls bereit ist, sie im Sinn der These des Redners zu interpretieren.
In Reinhardtsdorf- Schöna haben gestern 749 Bürger an der Wahl teilgenommen. Sie haben keineswegs den Gemeinderat von Reinhardtsdorf- Schöna gewählt, denn bei diesen Wahlen wurden überhaupt keine Gemeinderäte gewählt, sondern nur Kreistage, Landräte und Bürgermeister. Daß "Spiegel Online" diese kleine Gemeinde herausgreift und ihr den gesamten ersten Teil seiner Berichterstattung über diese Wahlen widmet, ist also die pure Willkür.
Eine Willkür freilich, die den Effekt hat, daß der Leser das Weitere mit dem Gedanken im Hinterkopf liest: "Die NPD hat in Sachsen gefährlich zugenommen".
Hat sie? In einem seriösen Blatt, der "Leipziger Volkszeitung" (LVZ), kann man in einer dpa- Meldung lesen, wie diese Wahlen tatsächlich ausgegangen sind:
Und die Kommunisten? Weiter LVZ:
Ja, aber sie hat doch ihre Ergebnis vom Frühsommer 2004 verfünffacht? Ja, das hat sie. Aber bei Kommunalwahlen geht es auch darum, wo eine Partei überhaupt antritt. Gegenüber den Landtagswahlen im Herbst 2004 hat die NPD ihr Ergebnis jetzt fast halbiert. Damals erreichte sie 9,2 Prozent.
Lohnt es sich noch, "Spiegel Online" schlechten Journalismus nachzuweisen? Viele Blogger- Kollegen verzichten inzwischen darauf. Auch ich tue es nur noch selten.
Aber "Spiegel Online" ist halt nach wie vor das größte deutsche Nachrichten- Portal. Man liest es, weil es aktuell ist und viele Informationen bringt. Da ist es vielleicht gut, sich von Zeit zu Zeit vor Augen zu führen, daß man mit jedem Klick auf "Spiegel Online" zugleich Adressat von politischer Agitation wird.
Nein, "Spiegel Online" ist nicht linksextrem. Brutus ist ein ehrenwerter Mann.
Im Augenblick lesen wir in "Spiegel Online" einen Artikel, der so beginnt:
KOMMUNALWAHLEN IN SACHSENEs ist die klassische Methode unfairer Rhetorik: Man greift zu Beginn einen Einzelfall auf, der zu dem paßt, wovon man den Adressaten überzeugen möchte. Dieser wird damit für diese These gewonnen, bevor er überhaupt die Gesamtheit der Fakten kennt.
Jeder Vierte wählte in Reinhardtsdorf-Schöna NPD
Rechtsruck in Sachsen: Die NPD hat ihr Ergebnis bei den Kommunalwahlen im Vergleich zu 2004 vervierfacht. In der Gemeinde Reinhardtsdorf- Schöna stimmten sogar mehr als 25 Prozent für die Rechtsextremen.
Kamenz - Reinhardtsdorf- Schöna, ein Örtchen in der sächsischen Schweiz, gilt ohnehin schon als Hochburg der NPD - doch auch hier, wie vielerorts im Land, legte die rechtsextreme Partei bei den Kommunalwahlen kräftig zu. Bei der Kreistagswahl am Sonntag ging mit 25,2 Prozent jede vierte Stimme aus der Gemeinde in der Sächsischen Schweiz an die NPD, wie aus dem vom Statistischen Landesamt in Kamenz veröffentlichten vorläufigen Ergebnis hervorgeht.
Besser schnitten lediglich die Freien Wähler mit 26,8 Prozent ab. Schlechter weg kam hingegen selbst die CDU (21,7 Prozent). Linke (15,6 Prozent), FDP (4,2 Prozent), SPD (3,7 Prozent) und Grüne (2,8 Prozent) liegen zusammen nur 1,1 Prozentpunkte besser als die NPD.
Dieser Einzelfall wird liebevoll ausgemalt und detailliert geschildert; auch das gehört zu diesem rhetorischen Trick.
Wer seinen Zuhörern einreden möchte, schwere Verbrechen hätten zugenommen, schildert zuerst einmal in allen Einzelheiten einen Mord oder einen Überfall. Das sagt zwar nichts über die Statistik, aber es soll den Zuhörer in eine Haltung versetzen, in der er vor lauter Angst und Empörtheit gar nicht mehr auf die Daten achtet; in der er jedenfalls bereit ist, sie im Sinn der These des Redners zu interpretieren.
In Reinhardtsdorf- Schöna haben gestern 749 Bürger an der Wahl teilgenommen. Sie haben keineswegs den Gemeinderat von Reinhardtsdorf- Schöna gewählt, denn bei diesen Wahlen wurden überhaupt keine Gemeinderäte gewählt, sondern nur Kreistage, Landräte und Bürgermeister. Daß "Spiegel Online" diese kleine Gemeinde herausgreift und ihr den gesamten ersten Teil seiner Berichterstattung über diese Wahlen widmet, ist also die pure Willkür.
Eine Willkür freilich, die den Effekt hat, daß der Leser das Weitere mit dem Gedanken im Hinterkopf liest: "Die NPD hat in Sachsen gefährlich zugenommen".
Hat sie? In einem seriösen Blatt, der "Leipziger Volkszeitung" (LVZ), kann man in einer dpa- Meldung lesen, wie diese Wahlen tatsächlich ausgegangen sind:
Klarer CDU-Sieg bei den Kommunalwahlen in Sachsen: Sowohl bei der Wahl der zehn neuen Kreistage, der zehn Landräte sowie der Bürgermeister dominierte die Union am Sonntag. Sie brachte auf Anhieb in sechs von zehn Kreisen ihre Landratskandidaten durch. Zudem stellt sie 123 von 282 gewählten Bürgermeistern. Das Ergebnis der Kreistagswahl wird erst im Laufe des Montags feststehen, die Auszählung wurde in der Nacht unterbrochen. Nach Auszählung in 507 von 509 Gemeinden kam die CDU auf 39,5 Prozent der Stimmen und übertraf damit ihr Ergebnis der Wahl in den alten Kreisen und kreisfreien Städten von 2004 (38,4).Die NPD hat also in der Tat ihre Stimmenzahl erheblich erhöht. Aber auf gerade mal 5,1 Prozent.
Im Vergleich zur Kreistagswahl 2004 konnte vor allem die rechtsextreme NPD zulegen. Sie lag am frühen Morgen bei 5,1 Prozent (2004: 0,9 Prozent) und dürfte damit künftig in allen Kreistagen vertreten sein. Bei den Landratswahlen lag die NPD in zwei Kreisen sogar knapp vor der SPD: Im Landkreis Görlitz mit 7,3 Prozent sowie im Kreis Sächsische Schweiz- Osterzgebirge mit 7,8 Prozent.
Und die Kommunisten? Weiter LVZ:
Die Linke fuhr bei den Landratswahlen in neun von zehn Kreisen das jeweils zweitbeste Ergebnis ein. Nur im Landkreis Leipzig, wo die bislang einzige SPD-Landrätin antrat, konnten die Sozialdemokraten vor den Linken den zweiten Platz belegen. Bei den Wahlen zu den Kreistagen lagen die Linken kurz vor Ende der Auszählung bei 18,7 Prozent und dürfte damit im Vergleich zu 2004 - damals noch PDS - (21,6) eingebüßt haben. Die Wählervereinigungen wurden bei 12,1 Prozent (10,1) gesehen. Rang vier belegte die SPD mit 11,5 Prozent (13,6). Die FDP kam auf 8,3 Prozent (7,2).Die NPD kam also bei diesen Wahlen hinter CDU, Kommunisten, Freien Wählern, SPD und FDP auf den sechsten Platz, mit etwas mehr als fünf Prozent der Stimmen.
Ja, aber sie hat doch ihre Ergebnis vom Frühsommer 2004 verfünffacht? Ja, das hat sie. Aber bei Kommunalwahlen geht es auch darum, wo eine Partei überhaupt antritt. Gegenüber den Landtagswahlen im Herbst 2004 hat die NPD ihr Ergebnis jetzt fast halbiert. Damals erreichte sie 9,2 Prozent.
Lohnt es sich noch, "Spiegel Online" schlechten Journalismus nachzuweisen? Viele Blogger- Kollegen verzichten inzwischen darauf. Auch ich tue es nur noch selten.
Aber "Spiegel Online" ist halt nach wie vor das größte deutsche Nachrichten- Portal. Man liest es, weil es aktuell ist und viele Informationen bringt. Da ist es vielleicht gut, sich von Zeit zu Zeit vor Augen zu führen, daß man mit jedem Klick auf "Spiegel Online" zugleich Adressat von politischer Agitation wird.
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