Türkisch müßte man können.
Am Freitag gab es hier im Blog ein "Zitat des Tages", gesprochen von dem türkischen Ministerpräsidenten Erdogan in Berlin, als er dort zusammen mit der Kanzlerin vor Schülern aufgetreten war. Dieses Zitat hatte ich "Spiegel Online" entnommen, und es lautete, in indirekter Rede formuliert: "Er sage aber Nein zu Assimilation. Menschen müssten in ihrer Unterschiedlichkeit akzeptiert werden".
Starker Tobak, dachte ich da, am Freitag. Das, was doch das erwünschte und auch unvermeidliche Ergebnis jeder Einwanderung ist, die Assimilation der Einwanderer an die Kultur ihrer neuen Heimat, das hat Erdogan abgelehnt. In dem kleinen Beitrag habe ich diskret darauf hingewiesen, daß Erdogan und seine Partei der Assimilation wohl weniger ablehnend gegenüberstehen, wenn es um die Kurden in der Türkei geht.
Am Samstag dann habe ich einen bemerkenswerten Artikel der türkischstämmigen deutschen Soziologin Necla Kelek in der FAZ kommentiert. Kelek schreibt darin über autoritäre Strukturen und über Gewalt in den Familien türkischer Einwanderer. In dem Kommentar habe ich darauf aufmerksam gemacht, daß an der Entstehung und Duldung dieser Situation die antiautoritäre Bewegung mit ihrem Multi- Kulturalismus ein gerütteltes Maß Schuld trägt.
Als Nachtrag zu diesem Beitrag habe ich auf einen weiteren Artikel von Necla Kelek hingewiesen. Dort berichtet sie über jenen Auftritt Erdogans in Berlin, in dem das Zitat über die Assimilation gefallen war.
Nur stand bei Kelek etwas anderes über Assimilation als das, was ich aus "Spiegel Online" zitiert hatte. Dort stand: "Erdogan sagte, dass Assimilation eine Schande für die Menschheit sei."
Eine Schande für die Menschheit.
Das also war am Samstag. Gestern nun erschienen Berichte über den Auftritt Erdogans in Köln. Und was stand da zu lesen? Überschrift des dpa-Berichts, wie ihn FAZ.Net brachte: "Assimilierung ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit".
Vermutlich hatte Erdogan bei beiden Auftritten dieselbe Formulierung auf Türkisch verwendet. Mal war sie als ein schlichtes Nein wiedergegeben worden, von Kelek als eine "Schande für die Menschheit" und von dpa nun gar als ein "Verbrechen gegen die Menschlichkeit". Ganz sicher bin ich nicht; denn ich kann kein Türkisch und kann deshalb mit der Aufzeichnung des Berliner Auftritts in dieser Hinsicht nichts anfangen.
Eine Schande für die Menschheit ist nun freilich nicht ganz dasselbe wie ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit (Crime Against Humanity); das schwerste überhaupt juristisch definierte Verbrechen. Aber was auch immer Erdogan genau sagte und welche Übersetzung es trifft - jedenfalls war es offenbar nicht nur ein lautes "Nein!" gewesen, wie ich es in meinem "Zitat des Tages" angenommen hatte. Es war eine Äußerung tiefen Abscheus gewesen.
Das wirft nun allerdings Fragen auf.
Wenn er einen solchen Abscheu vor Assimilation hat - wie stellt er sich, der Chef der türkischen Regierung, denn die Zukunft der Einwanderer aus der Türkei nach Deutschland vor?
Will er türkische Kolonien in Deutschland, ungefähr wie die Siedlungsgebiete der Wolgadeutschen im zaristischen Rußland? Will er einen deutschen Vielvölker- Staat, mindestens Zweivölker- Staat, in dem Angehörige verschiedener Nationen leben, verbunden allein durch den gemeinsamen Paß und eine gemeinsame Verkehrssprache? Mit einem Eintrag zur "Nationalität" im Paß, so wie das in der Sowjetunion vorgesehen war?
Falls das seine Vorstellung sein sollte, dann, so scheint mir, wird es hohe Zeit, daß die Bundesregierung, daß alle deutschen Parteien diesem Recep Tayyip Erdogan klarmachen, daß das nicht unsere Vorstellung von der Zukunft unseres Landes ist.
Und wir sollten uns verbitten, daß er sich in dieser impertinenten Weise in unsere Inneren Angelegenheiten einmischt.
Am Freitag gab es hier im Blog ein "Zitat des Tages", gesprochen von dem türkischen Ministerpräsidenten Erdogan in Berlin, als er dort zusammen mit der Kanzlerin vor Schülern aufgetreten war. Dieses Zitat hatte ich "Spiegel Online" entnommen, und es lautete, in indirekter Rede formuliert: "Er sage aber Nein zu Assimilation. Menschen müssten in ihrer Unterschiedlichkeit akzeptiert werden".
Starker Tobak, dachte ich da, am Freitag. Das, was doch das erwünschte und auch unvermeidliche Ergebnis jeder Einwanderung ist, die Assimilation der Einwanderer an die Kultur ihrer neuen Heimat, das hat Erdogan abgelehnt. In dem kleinen Beitrag habe ich diskret darauf hingewiesen, daß Erdogan und seine Partei der Assimilation wohl weniger ablehnend gegenüberstehen, wenn es um die Kurden in der Türkei geht.
Am Samstag dann habe ich einen bemerkenswerten Artikel der türkischstämmigen deutschen Soziologin Necla Kelek in der FAZ kommentiert. Kelek schreibt darin über autoritäre Strukturen und über Gewalt in den Familien türkischer Einwanderer. In dem Kommentar habe ich darauf aufmerksam gemacht, daß an der Entstehung und Duldung dieser Situation die antiautoritäre Bewegung mit ihrem Multi- Kulturalismus ein gerütteltes Maß Schuld trägt.
Als Nachtrag zu diesem Beitrag habe ich auf einen weiteren Artikel von Necla Kelek hingewiesen. Dort berichtet sie über jenen Auftritt Erdogans in Berlin, in dem das Zitat über die Assimilation gefallen war.
Nur stand bei Kelek etwas anderes über Assimilation als das, was ich aus "Spiegel Online" zitiert hatte. Dort stand: "Erdogan sagte, dass Assimilation eine Schande für die Menschheit sei."
Eine Schande für die Menschheit.
Das also war am Samstag. Gestern nun erschienen Berichte über den Auftritt Erdogans in Köln. Und was stand da zu lesen? Überschrift des dpa-Berichts, wie ihn FAZ.Net brachte: "Assimilierung ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit".
Vermutlich hatte Erdogan bei beiden Auftritten dieselbe Formulierung auf Türkisch verwendet. Mal war sie als ein schlichtes Nein wiedergegeben worden, von Kelek als eine "Schande für die Menschheit" und von dpa nun gar als ein "Verbrechen gegen die Menschlichkeit". Ganz sicher bin ich nicht; denn ich kann kein Türkisch und kann deshalb mit der Aufzeichnung des Berliner Auftritts in dieser Hinsicht nichts anfangen.
Eine Schande für die Menschheit ist nun freilich nicht ganz dasselbe wie ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit (Crime Against Humanity); das schwerste überhaupt juristisch definierte Verbrechen. Aber was auch immer Erdogan genau sagte und welche Übersetzung es trifft - jedenfalls war es offenbar nicht nur ein lautes "Nein!" gewesen, wie ich es in meinem "Zitat des Tages" angenommen hatte. Es war eine Äußerung tiefen Abscheus gewesen.
Das wirft nun allerdings Fragen auf.
Wenn er einen solchen Abscheu vor Assimilation hat - wie stellt er sich, der Chef der türkischen Regierung, denn die Zukunft der Einwanderer aus der Türkei nach Deutschland vor?
Will er türkische Kolonien in Deutschland, ungefähr wie die Siedlungsgebiete der Wolgadeutschen im zaristischen Rußland? Will er einen deutschen Vielvölker- Staat, mindestens Zweivölker- Staat, in dem Angehörige verschiedener Nationen leben, verbunden allein durch den gemeinsamen Paß und eine gemeinsame Verkehrssprache? Mit einem Eintrag zur "Nationalität" im Paß, so wie das in der Sowjetunion vorgesehen war?
Falls das seine Vorstellung sein sollte, dann, so scheint mir, wird es hohe Zeit, daß die Bundesregierung, daß alle deutschen Parteien diesem Recep Tayyip Erdogan klarmachen, daß das nicht unsere Vorstellung von der Zukunft unseres Landes ist.
Und wir sollten uns verbitten, daß er sich in dieser impertinenten Weise in unsere Inneren Angelegenheiten einmischt.
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