In der gestrigen New York Times war in der ständigen Rubrik "Corrections" über einen Artikel vom Dienstag, der sich mit dem Haftlager Guantánamo befaßt hatte, folgendes zu lesen:
Erstens ist es vorbildlich, daß es überhaupt die ständige Rubrik "Corrections" gibt, in der auch kleinste Irrtümer und Ungenauigkeiten korrigiert werden. (Gestern zum Beispiel unter anderem, daß das angegebene Datum der Publikation eines wissenschaftlichen Artikels nicht exakt gewesen war. Oder daß ein syrischer Kulturfunktionär nur Forscher an einem Institut in Damaskus ist und nicht, wie in einem Nebensatz eines anderen Artikels angegeben, dessen Direktor.)
Zweitens illustriert dieser Fall, wie akribisch die US- Spitzenmedien auf die Trennung von Bericht und Kommentar achten. Andy Worthington hatte an dem Artikel mitgearbeitet. Er war zuvor mehrfach - auch in einem Buch - als scharfer Kritiker dieses Gefängnisses aufgetreten. Das, so die NYT in ihrer Korrektur, hätte man den Lesern mitteilen müssen.
Und drittens ist die Sache auch wegen des Berichts selbst interessant. Er stammt vom Kabuler Büro der NYT; die Hauptautorin ist Carlotta Gall. Abdul Razzaq Hekmati war in Guantánamo an Krebs gestorben, bevor sein Prozeß dort hatte zu Ende gebracht werden können.
Was über diesen Prozeß in dem Artikel steht, das empfehle ich vor allem denjenigen zur Lektüre, die sich Guantánamo als eine Art Mischung aus KZ und Gulag- Lager vorstellen.
Kritiker meinen, daß bei den dortigen Prozessen vor einem Militärgericht die rechtsstaatlichen Garantien für einen fairen Prozeß nicht ausreichend seien. Vielleicht sind sie es, vielleicht nicht. Darüber wird demnächst das Oberste Bundesgericht der USA entscheiden, wie es sich in einem Rechtsstaat gehört.
Etwas anders ist es mit der Rechtsstaatlichkeit übrigens in einigen Kilometern Entfernung von dem US-Lager bestellt, im cubanischen Gefängnis Guantánamo.
A front-page article on Tuesday described the problems of the tribunals at the American military base in Guantánamo, as seen through the failure to resolve the case of Abdul Razzaq Hekmati, an Afghan war hero who died there Dec. 30 after a five-year-long detention. (...)Diese Notiz ist ein in mehrfacher Hinsicht illustratives Beispiel für den vorbildlichen Journalismus der führenden amerikanischen Zeitungen; der korrigierte Bericht ist auch selbst von Interesse.
Andy Worthington, a freelance journalist ... worked on the article under contract with The New York Times and was listed as its co-author. (...)
The editors were not aware of Mr. Worthington’s outspoken position on Guantánamo. They should have described his contribution to the reporting instead of listing him as co-author, and noted that he had a point of view.
Ein Artikel auf der Titelseite der Dienstags- Ausgabe beschrieb die Probleme der Gerichte auf der amerikanischen Militärbasis in Guantánamo, und zwar mit Blick darauf, daß es nicht gelungen ist, den Fall von Abdul Razzaq Hekmati zu lösen, eines afghanischen Kriegshelden, der dort nach fünfjähriger Haft am 30. Dezember verstorben war. (...)
Andy Worthington, ein Freier Journalist ... arbeitete gemäß seinem Vertrag mit der New York Times an dem Artikel mit und wurde als Koautor genannt. (...)
Der Redaktion war die ausgeprägte Position von Worthington zu Guantánamo nicht bekannt gewesen. Sie hätte seine Mitarbeit an dem Bericht beschreiben müssen, statt ihn als Koautor aufzuführen, und sie hätte mitteilen müssen, daß er eine bestimmte Sichtweise hat.
Erstens ist es vorbildlich, daß es überhaupt die ständige Rubrik "Corrections" gibt, in der auch kleinste Irrtümer und Ungenauigkeiten korrigiert werden. (Gestern zum Beispiel unter anderem, daß das angegebene Datum der Publikation eines wissenschaftlichen Artikels nicht exakt gewesen war. Oder daß ein syrischer Kulturfunktionär nur Forscher an einem Institut in Damaskus ist und nicht, wie in einem Nebensatz eines anderen Artikels angegeben, dessen Direktor.)
Zweitens illustriert dieser Fall, wie akribisch die US- Spitzenmedien auf die Trennung von Bericht und Kommentar achten. Andy Worthington hatte an dem Artikel mitgearbeitet. Er war zuvor mehrfach - auch in einem Buch - als scharfer Kritiker dieses Gefängnisses aufgetreten. Das, so die NYT in ihrer Korrektur, hätte man den Lesern mitteilen müssen.
Und drittens ist die Sache auch wegen des Berichts selbst interessant. Er stammt vom Kabuler Büro der NYT; die Hauptautorin ist Carlotta Gall. Abdul Razzaq Hekmati war in Guantánamo an Krebs gestorben, bevor sein Prozeß dort hatte zu Ende gebracht werden können.
Was über diesen Prozeß in dem Artikel steht, das empfehle ich vor allem denjenigen zur Lektüre, die sich Guantánamo als eine Art Mischung aus KZ und Gulag- Lager vorstellen.
Kritiker meinen, daß bei den dortigen Prozessen vor einem Militärgericht die rechtsstaatlichen Garantien für einen fairen Prozeß nicht ausreichend seien. Vielleicht sind sie es, vielleicht nicht. Darüber wird demnächst das Oberste Bundesgericht der USA entscheiden, wie es sich in einem Rechtsstaat gehört.
Etwas anders ist es mit der Rechtsstaatlichkeit übrigens in einigen Kilometern Entfernung von dem US-Lager bestellt, im cubanischen Gefängnis Guantánamo.
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